Nikolaus I. Joseph Fürst Esterházy von Galántha

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Nikolaus I. Joseph Fürst Esterházy.jpg

Nikolaus I. Joseph „der Prachtliebende“, Graf und ab 1762 Fürst Esterházy von Galántha (Lebensrune.png 18. Dezember 1714 in Wien; Todesrune.png 28. September 1790 ebenda) war der fünfte Fürst aus dem Hause Esterházy de Galantha. Er war Feldmarschall der Kaiserlichen Armee des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation und Wirklicher Geheimer Rat. Den nationalbewußten Ungarn galt er als reaktionärer, kaisertreuer Verräter.[1]

Werdegang

Nikolaus Josef studierte in Wien. 1744 wurde er Oberst und Regimentskommandant (Husaren-Regiment „Gyulay“) und kämpfte während des Österreichischen Erbfolgekrieges in Böhmen, Bayern (Striegau und Trautenau) und in den Niederlanden. Im Jahre 1746 wohnte er dem kursächsischen Landtag zu Dresden als Gesandter bei. 1747 wurde er Generalmajor, bereits 1753 Regimentsinhaber. Er nahm u. a. am Siebenjährigen und am Bayerischen Erbfolgekrieg teil. Bei der Schlacht von Kolin als Befehlshaber der Reiterei zeichnete er sich aus und wurde 1759 nach dem Gefecht von Maxen schließlich zum Feldmarschall-Leutnant befördert.

Nach dem Tod seines Bruders Paul II. 1762 war er Inhaber des fürstlichen Majorats der Magnatenfamilie Esterházy. Zum „Ersten Kurböhmischen Wahl- und Krönungsbotschafter“ für Kaiser Joseph II. in Frankfurt und zum Hauptmann der ungarischen Leibgarde wurde er 1764 ernannt. Zudem war er von 1762 bis 1787 Kapitän der ungarischen adeligen Leibgarde und avancierte 1763 zum Oberkämmerer des Königreiches Ungarn.

1763 begann er das Schloß Eszterházy am Neusiedler See zum „ungarischen Versailles“ auszubauen. Es wurde 1768/69 fertiggestellt. 1770 wurde Fürst Esterházy dann zum Feldmarschall erhoben. Ein Diplom des römisch-deutschen Kaisers Joseph vom 11. Juli 1783 verlieh die bisher nur auf den Erstgeborenen und Majoratsherrn beschränkte fürstliche Würde fortan allen männlichen und weiblichen Nachkommen des Fürsten Nikolaus.

Zuletzt verfügte der unvorstellbar verschwenderische Fürst Esterházy über 700.000 Gulden (17.500.000, Stand: 2007) jährlich, starb nichtsdestoweniger hochverschuldet.

Beiname

Der Beiname „der Prachtliebende“ leitet sich von der aufwendigen Hofhaltung, die der Fürst in seinen Residenzen pflegte, ab. So ernannte er den bereits von seinem Bruder angestellten Joseph Haydn zum obersten Kapellmeister am Hofe, den er fortan als Mäzen förderte. Der große deutsche Dichter Johann Wolfgang von Goethe, der als 15jähriger gemeinsam mit seinem Gretchen 1764 den Fürsten anläßlich der Krönung von Joseph II. in Frankfurt am Main traf, schrieb in seiner Autobiographie vom „Esterházyschen Feenreich“ und „Gefilden des Elysiums“.

Haydn und Fürst Nikolaus

Fürst Nikolaus I. Esterházys Lieblingsinstrument war das Baryton, das er selbst spielte, und so erwartete er von seinem Kapellmeister, daß dieser neue Musik für dieses Instrument schreibe. Das Baryton ist ein dem Cello ähnliches Instrument, das nicht nur Saiten zum Streichen, sondern auch hinter dem Griffbrett solche zum Zupfen hat. Haydn komponierte unter anderem 125 Divertimentos für Baryton, Viola und Cello, ebenso zahlreiche Solostücke, Duette und Ensemblemusik mit Soli für ein, manchmal für zwei Barytone. Nach dem Tod des Kapellmeisters Georg Joseph Werner im Jahre 1766 übernahm Haydn am 20. März die volle musikalische Verantwortung.

Nachdem Joseph Haydn nun Erster Kapellmeister geworden war, kaufte er in Eisenstadt ein hübsches kleines Haus nahe dem Franziskanerkloster, das er für etwa 1.000 Gulden erwarb. Leider brachte ihm das Haus nicht viel Glück, da es zweimal abbrannte. Fürst Nikolaus I. Esterházy ließ es beide Male auf seine Kosten wieder aufbauen – ein Beweis dafür, wie sehr er seinen Kapellmeister schätzte. Haydn seinerseits „schwor dem Fürsten, ihm so lange zu dienen, bis der Tod über dessen Leben oder über sein eigenes entscheiden würde ...“ 1778 verkaufte Haydn das Haus. Seit 1935 ist darin das Haydn-Museum untergebracht.

In der Nähe des südöstlichen Ufers des Neusiedlersees besaßen die Fürsten Esterházy ein kleines Jagdschloß, das nach dem nahegelegenen Ort Süttör benannt war. Fürst Nikolaus I. hatte eine besondere Vorliebe für diesen Ort, und so beschloß er, dieses Gebäude in ein prächtiges Schloß, das seit 1766 „Eszterháza“ genannt wurde, zu verwandeln. Es war eine außergewöhnliche Idee, inmitten eines sumpfigen Seewinkels ein „ungarisches Versailles“, dessen Anlage ein Opernhaus, ein Marionettentheater und zahlreiche Nebengebäude enthält, zu errichten – und diesen Ort zu einem Kulturzentrum zu machen, das europäischen Maßstäben gewachsen war. Seit ungefähr 1766/67 wurde Eszterháza in den Sommermonaten zum Zentrum der Tätigkeit Haydns.

Haydns erste für den Esterházyschen Hof geschriebene Oper „Acide“ wurde 1763 anläßlich der Hochzeit des ältesten Sohnes des Fürsten Nikolaus in Eisenstadt aufgeführt. Nach der Übersiedlung des Hofes nach Eszterháza wandte sich Haydn mit „La canterina“ (1766), „Lo speziale“ (1768) und „Le pescatrici“ (1769) erneut der Oper zu. Ab dem Jahr 1776 standen auf dem Spielplan des Fürsten täglich Opern- und Theateraufführungen: In der Zeit von 1780 bis 1790 leitete Haydn über 1.000 Opernvorstellungen. Von den insgesamt 78 bis zum Jahr 1784 gespielten Opern stammten 15 von Joseph Haydn. Dieser umfangreiche Opernbetrieb beanspruchte Haydn sehr. Von historischer Bedeutung war der Besuch der ungekrönten Kaiserin Maria Theresia in Eszterháza im September 1773, in dessen Verlauf sie die Marionettenoper Haydns „Philemon und Baucis“ genießen konnte. Während dieses Besuches wurde Haydn der Monarchin formell vorgestellt.

Familie

Nikolaus war seit 1737 mit Freiin bzw. Gräfin Maria Elisabeth Ungnad von Weissenwolff (1718–1790; Tochter des Reichsgrafen Ferdinand von Weißenwolff) verheiratet und hatte mit ihr sechs Kinder.

Auszeichnungen (Auszug)

Fußnoten

  1. Hans-Josef Irmen: Joseph Haydn – Leben und Werk, Böhlau Verlag, 2007, Seite 81