Kaiser-Wilhelm-Kanal

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Kaiser-Wilhelm-Kanal (KWK) bei Rendsburg

Der Kaiser-Wilhelm-Kanal (selten: Kieler Kanal; nach 1945: Nord-Ostsee-Kanal) zwischen Kiel und Brunsbüttel wurde von Otto Baensch geschaffen und 1895 eröffnet. Er verbindet auf rund 100 km Länge die Ostsee mit der Nordsee und ist eine der meistbefahrenen künstlichen Seeschiff-Fahrtsstraßen der Welt. Der Kanal erspart den Seeweg um das stürmische Skagerrak.

Geschichte

Die Festlichkeiten begannen am 19. Juni 1895 in Hamburg. Nach einem Festessen im Rathaus ging es zur Kaffeetafel auf die Alster. Dafür wurde eigens eine 6.000 Quadratmeter große Insel auf 760 Pfählen für 1.600 geladene Gäste errichtet. Anschließend ging es in Richtung Hafen, um mit der Staatsyacht SMY „Hohenzollern“ in Richtung Brunsbüttel aufzubrechen. Nach der Fahrt durch die neue Schleuse fuhr die „Hohenzollern“ weiter nach Kiel, gefolgt von einem Korso aus 23 Schiffen mit Prinzen, Fürsten und dem russischen Kaiser an Bord. Achteinhalb Stunden dauerte die Passage. Die eigentliche Eröffnung fand dann am 21. Juni 1895 in Kiel statt. Auf dem feierlich geschmückten Festplatz in Holtenau warteten auf zwei große Tribünen 5.000 Gäste. Soldaten in historischen Uniformen standen Spalier. Es gab außerdem eine eigens gebaute Anlegestelle, ein Hotelschiff, ein Podest, eine Gartenanlage und eine Gastwirtschaft in Form eines Segelschiffes. Nach der Schlußsteinlegung mit den obligatorischen Hammer- und Kanonenschlägen fand noch ein opulentes Festessen mit etwa 1.000 adligen Gästen an 100 Meter langen Tafeln statt, die mit über 120.000 Rosen geschmückt waren. Es folgte ein festlicher Umzug zu Wasser mit Staatsyachten, Kriegs- und Passagierschiffen. Einer der ersten Stummfilme der Geschichte fing das Spektakel ein.
Hafen und Schleusenanlage bei Brunsbüttel
Das Schlachtschiff „Bismarck“ im Kaiser-Wilhelm-Kanal am 8. März 1941

Bereits während des Deutsch-Dänischen Krieges gab es seitens Preußens Überlegungen über eine neue Verbindung zwischen Nord- und Ostsee, nicht zuletzt auch in Hinblick auf die Möglichkeit einer deutschen Flotte (→ Königlich Preußische Marine), in kurzer Zeit zwischen beiden Meeren passieren zu können. 1854 begann der Bau des preußischen Kriegshafens Wilhelmshafen. Großadmiral Alfred von Tirpitz plante nicht zuletzt im Hinblick auf die aufkommenden kolonialen Bestrebungen den Aufbau einer deutschen Kriegsflotte im Rahmen der beabsichtigten Seegeltung. Dies machte einen neuen Kanal um so dringlicher. Anders als beim Eiderkanal sollte der neue Kanal im Westen nicht in die Eider, sondern bei Brunsbüttel in die Elbe münden. Der Hamburger Reeder und Initiator des neuen Kanalprojektes Hermann Dahlström war in seinem Vorschlag von 1878 von einer Aktien­gesellschaft unter Beteiligung des Deutschen Reiches ausgegangen und hatte daher auch den ökonomischen Aspekt berücksichtigt. Ökonomisch wäre es günstiger gewesen, wäre der Kanal bei Eckernförde in die Ostsee gemündet. Da jedoch Kiel zum Haupthafen der Kaiserlichen Marine wurde, gab es stichhaltige Gründe für diesen Plan, auch wenn es finanziell günstiger geworden wäre, den Kanal bei Eckernförde statt in Kiel münden zu lassen.

Bereits nach den Revolutionsereignissen von 1848 erwog man für die deutsche Flotte einen ausreichenden, die Nord- und Ostsee verbindenden Wasserweg zu bauen. Es wurden vier verschiedene Möglichkeiten untersucht:
Ausbau des Eiderkanals
Bau eines Kanals von Kiel bis Glückstadt
Bau eines Kanals von Eckernförde bis in die Elbe
Bau eines Kanals von Brunsbüttel bis zum Kieler Hafen Aus diesen Möglichkeiten wurde letztere zur näheren Ausarbeitung gewählt.
Als sich 1864 Schleswig-Holstein von Dänemark löste, wurde die Kanalfrage wieder aktuell. Der preußische Handelsminister, Graf Itzenplitz, richtete am 29. Februar 1864 einen Brief an Bismarck, er möge sich doch für eine Verbesserung des Eiderkanals – oder noch besser - für eine neue Kanalverbindung von der Nord- zur Ostsee stark machen. Bismarck erklärte sich einverstanden und auch der damalige Kriegsminister von Roon betonte die Wichtigkeit eines neuen Wasserweges für die Kriegsmarine. König Wilhelm (von Preußen) stimmte zu (Kaiser wurde Wilhelm I erst nach der Gründung des Deutschen Reiches 1871) und der Geheime Oberbaurat Lentze erhielt den Auftrag, einen Plan für den Bau eines Kanals zu entwerfen, der zunächst eine Verbindung zwischen St. Margarethen und Eckernförde vorsah. Später plädierte man dann für Kiel und Brunsbüttel. Der deutsch-französische Krieg 1870/71 und die „vernichtende“ Reichstagsrede des Generalstabschefs von Moltke am 23. Juni 1873 verzögerten zunächst für einige Jahre den Bau. Später brachte der Hamburger Reeder und Kaufmann Herrmann Dahlström (später auch scherzhaft „Kanalström“ genannt) das Kanalprojekt wieder in Erinnerung. Er griff die Planungen des Oberbaurates Lentze von 1864 wieder auf und übergab der Regierung am 8. November 1878 eine Broschüre mit dem Titel „Die Ertragsfähigkeit eines schleswig-holsteinischen Schiffahrtskanals“. Hierin schlug Dahlström auch vor, sollte es zum Bau kommen, diesen doch „Kaiser-Wilhelm-Kanal“ zu benennen. Aber – er war seiner Zeit zu weit voraus. In einem weiteren Buch Dahlströms, „Erläuterungsberichte zu den generellen Vorarbeiten für den Bau des Nord-Ostsee-Kanals“, herausgegeben 1881, legt er nautischen Vereinen, Handelskammern etc. Erklärungen vor und unterstrich in dem Buch durch statistische Angaben, Verzeichnisse, Karten, Pläne,Tabellen und sonstige Schriftstücke die Wichtigkeit eines Kanalbaues. Nachdem Bismarck mit dem Bau eines Kanals beim Kaiser Gehör gefunden hatte, nahmen die Planungen von Lentze mit den entsprechenden Änderungen von Dahlström rasch Konturen an. Für den Bau wurde als oberste Behörde das Reichsamt des Inneren zuständig, unter Staatssekretär Arthur Adolf Graf von Posadowsky-Wehner. Als leitender Ingenieur wurde der „Wirkliche Geheimrat“ Friedrich Bernhard Otto Baensch aus Zeis eingesetzt. Er gilt als geistiger Vater der endgültigen Kanaltrasse.[1]

Kaiser Wilhelm I., nach dem der Kanal benannt ist, kam am 3. Juni 1887 persönlich, um in Kiel-Holtenau die Grundsteinlegung für das gigantische Bauprojekt vorzunehmen. Kaiser Wilhelm II. eröffnete den Kanal dann am 21. Juni 1895. Schon im Jahre 1907 mußte der Kanal ausgebaut werden, um dem stark gestiegenen Schiffsverkehr gerecht zu werden.

„Die Bedeutung des Kanals. Der Kaiser-Wilhelm-Kanal ist für den Schiffsverkehr und für die Landesverteidigung von großer Bedeutung. Da Dampfer die Fahrt durch denselben in 10—12 Stunden vollenden, wird der Weg zwischen den Hafenstädten der Nord- und Ostsee durchschnittlich um 30 Stunden gekürzt; Segelschiffe erreichen ihr Ziel etwa 3 Tage früher. Das bedeutet eine erhebliche Ersparnis an Zeit und Kohlenverbrauch, wodurch auch die Fracht für die Waren billiger wird. Zudem entgehen die Schiffe den Gefahren, welche ihnen an der Küste Jütlands drohen. Der Kanal verbindet die beiden Kriegshäfen Kiel und Wilhelmshaven auf dem kürzesten Wege miteinander und macht es möglich, daß im Kriegsfalle die in der Nord- und Ostsee stationierten Flotten in kurzer Zeit (13 — 14 Stunden) und ungehindert, je nachdem es nötig wird, in einem der genannten Meere sich vereinigen können.“[2]

Obwohl die Schiffe in der Anfangszeit des Kanals aufgrund seiner geringen Breite nur 10 km/Stunde fahren durften, hatte im ersten Betriebsjahr des Kanals nahezu jedes 20. Schiff eine Havarie. Darauf reagierte das Kaiserliche Kanalamt mit Schaffung des „Kanalsteurers“. Bereits am 1. April 1900 standen die ersten acht Kanalsteurer parat. Sie unterstanden dem Kapitän bzw. dem Lotsen. Bis heute werden entsprechend große Schiffe – oder solche mit gefährlicher Ladung – noch von einem Kanalsteurer gefahren. Die Erweiterung des Kaiser-Wilhelm-Kanals war noch nicht vollendet, da brach der Erste Weltkrieg aus. Über die nach einen Vierteljahr Krieg immer noch nicht beendeten Arbeiten am Kanal berichtete im März 1915 die in Brunsbüttel erscheinende „Kanal-Zeitung“:

„Der Abschluß der Arbeiten am Kaiser-Wilhelm-Kanal. Am 24. Juni 1914 wurde in Gegenwart des Kaisers der erweiterte Kaiser-Wilhelm-Kanal dem Verkehr übergeben und fünf Wochen später brach der Krieg aus. Das große Werk der Verbreiterung war also in dem selben Jahr vollendet, in dem der Kanal zum ersten Mal seinen großen strategischen Wert zu zeigen in der Lage war. Eins unserer größten Kriegsschiffe hatte kurz vor der Uebergabe des Kanals an den Verkehr die neue Wasserstraße passiert und damit die Wichtigkeit für unsere Flotte bekundet. Trotzdem werden auch noch im nächsten Etatsjahre zur endgültigen Fertigstellung aller Anlagen eine Reihe von Arbeiten auszuführen sein, für die der Reichsetat für 1915 von dem Restbeträge aus dem laufenden Jahr in Höhe von 15 Millionen Mark 13 Millionen bereitstellt. Die hauptsächlichen Arbeiten, die noch zum Abschlusse gebracht werden müssen, sind einmal die Marschbahnverlegung und der Bau der Hochdonner Hochbrücke, die Verbreiterung des Kanals östlich Rendsburgs, die Mole des Marinekohlenhofs in Holtenau und die Vertiefung des Kanalbettes an einzelnen Stellen auf die erforderliche Tiefe.“[3]

Erster Weltkrieg und Zwischenkriegszeit

Einzelne Erweiterungsarbeiten am Kanal wurden auch noch in den kommenden Kriegsjahren durchgeführt, wobei u. a. auch russische Kriegsgefangene eingesetzt wurden. Einige Arbeiten – insbesondere an der Oststrecke – dauerten bis 1922; Restarbeiten zogen sich sogar noch bis in der Jahr 1924 hin. Mit dem Ende des Ersten Weltkrieges gegen das Deutsche Reich und dem nachfolgenden Versailler Diktat wurde der deutsche Kaiser-Wilhelm-Kanal 1919 zu einer „internationalisierten Wasserstraße“ erklärt. So hieß es im Deutschland abgepreßten sogenannten „Vertrag“:

„Der Kieler Kanal und seine Zugänge sollen allen mit Deutschland im Frieden befindlichen Nationen für ihre Handels- und Kriegsschiffe gleichberechtigt frei- und offen stehen.“

Das bedeutete nichts weiter, als daß Deutschland fürderhin keine Einnahmen für die Durchfahrt fremder Schiffe mehr erheben durfte.

Nachkriegszeit

Entgegen den Angaben nach der derzeitigen politischen Korrektheit wurde der Kanal nach dem Zweiten Weltkrieg nicht in Nord-Ostsee-Kanal umbenannt, sondern die Kriegstreiber und Besatzungsmacht Großbritannien drängte darauf, eine Bezeichnung zu verwenden, die nicht an die deutsche Zeit erinnern sollte. Der gebräuchliche Name Kaiser-Wilhelm-Kanal wurde von der britischen Besatzungsmacht in Nord-Ostsee-Kanal umgeändert und diese Bezeichnung sollte auch allgemein verwendet werden.[4]

Gedenkprägung 2021

1965 kam das sogenannte „Programm zur Sicherung des Nord-Ostsee-Kanals“ zum Tragen. Die Feststellung aus dem Jahre 1964, daß sich der Zustand der Böschungen katastrophal verschlechtert hatte, gab den Ausschlag für eine sofortige, umfangreiche Sanierung und – wegen der zunehmenden Größe und Anzahl der Schiffe – auch eine Erweiterung des Kanalbettes.

Aufsichtsbehörden

  • Kaiserliche Kanalkommission: (1886–1895) – Unterbehörden Bauamt I – Bauamt V
  • Kaiserliches Kanalamt: (1895–1919) – Unterbehörden Wasserbauinspektionen Brunsbüttelkoog und Holtenau, Hafenkapitän
  • Reichskanalamt: (1919–1939) – Unterbehörden Wasserstraßenämter Brunsbüttelkoog und Holtenau, Hafenkapitän
  • Wasserstraßendirektion Kiel: (1939–1945) – Unterbehörden Wasserstraßenämter Brunsbüttelkoog und Holtenau, Hafenkapitän
  • Wasser-und Schiffahrtsdirektion Kiel (WSD): (1945–1970) – Unterbehörden Wasserbauämter Brunsbüttelkoog und Holtenau, Hafenkapitän
  • Wasser-und Schiffahrtsdirektion Kiel (WSD): (1970–1978) – Unterbehörden Wasserbauämter Brunsbüttel und Holtenau, Hafenkapitän
  • Wasser-und Schiffahrtsdirektion Kiel (WSD): (1978–2016 ) – Unterbehörden Wasser-und Schiffahrtsämter Brunsbüttel und Holtenau
  • Wasserstraßen-und Schifffahrtsdirektion Kiel: (2016–2021) – Unterbehörden Wasserstraßen-und Schifffahrtsämter Brunsbüttel und Holtenau
  • Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Nord-Ostsee-Kanal (WSA NOK): (2021–?)

Bildergalerie

Literatur

  • Der große norddeutsche Kanal zwischen Ostsee und Nordsee, 1864 (PDF-Dateien: Band 1, Band 2)
  • Der Kaiser Wilhelm-Kanal und seine elektrische Beleuchtung – Zur Eröffnungsfeier des Kanals im Juni 1895, Helios Elektricitäts-Aktiengesellschaft, Köln 1900

Verweise

Fußnoten

  1. 125 Jahre Nord-Ostsee-Kanal, dithmarschen-wiki.de
  2. Bert Morio: Der Kaiser-Wilhelm-Kanal / KWK, holtenau-info.de, 2014
  3. Bert Mario: Die Kanalerweiterung 1907–14, apt-holtenau.de, 2017
  4. vgl.: 111 Jahre Kaiser-Wilhelm-Kanal