Normannen

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Normannen im Mittelalter um die Jahrtausendwende

Die Normannen waren Germanen, deren nordgermanische Vorfahren über Dänemark nach Schweden und Norwegen kamen. So strömten die Germanen Norwegens nach Schottland, Irland, Island, Grönland, die Germanen Dänemarks nach England und ins Frankenreich und die Germanen Schwedens nach Rußland. 860 wurde Island entdeckt. Es kam als viertes Land zu den Nordmännern hinzu. Die Wikinger waren gemeinschaftlich organisiert. Es gab das Thing oder Allthing, eine Art gemeinsames Parlament und Gerichtshof. So nahm beispielsweise das Allthing im Jahr 1000 in aller Form das Christentum an. Im Laufe des 10. Jahrhunderts wurden außerdem Grönland und Labrador entdeckt. Allein zwischen 985 und 1011 gab es fünf Expeditionen nach Nordamerika.

Erläuterung

Ausbreitung der Normannen von der Küste des Westfrankenreichs nach Norden zu den Angelsachsen und nach Süden bei Umgehung des Heiligen Römischen Reiches

Während des 9. Jahrhunderts zogen die Wikinger (überwiegend aus Dänemark, aber auch Norwegen) durch das nördliche und mittlere Frankenreich. Entlang der Flüsse plünderten sie Dörfer, Städte und Klöster. Die westfränkischen Könige hatten ihnen kaum etwas entgegenzusetzen. Am Ende dieser Kämpfe stand der Vertrag von St. Clair-sur-Epte von 911 zwischen dem Normannenführer Rollo und dem westfränkischen König Karl dem Einfältigen: In diesem Vertrag wurde festgehalten, daß die Normannen Christen werden, Karl den Lehnseid leisten und die Küsten vor anderen Nordmännern schützen sollten. Als Gegenleistung erhielten sie die Normandie als Lehen und Siedlungsgebiet.

„A furore Normannorum libera nos, Domine!“ („... und bewahre [befreie] uns, oh Herr, vor der Wut [Raserei; rasenden Kampfeswut] der Nordmänner!“) — lateinisches Gebet angelsächsischer Mönche im 8. und 9. Jahrhundert

Was den Normannen im 10. und 11. Jahrhundert gelang, war der Aufbau eines fast selbständigen Herzogtums von hoher kultureller Qualität. Sie bauten sehr viele Kirchen und Klöster und beschenkten sie reich. So wurde die Abtei Mont St. Michel restauriert und ausgebaut. Schon bald blühte in der Normandie eine reichhaltige Klosterkultur: Die normannischen Klöster galten als Orte der Gelehrsamkeit, Frömmigkeit und Gottesfurcht, aber auch der Reform. Sie wurden Vorbild für viele Klöster im Westfrankenreich und später in Frankreich. Trotz aller Zeichen kultureller Religiosität blieben die Normannen auch Krieger und Kämpfer, gefürchtet in ganz Europa. Innere Unruhen, Freude an Entdeckungen und politische Unzufriedenheit waren es auch, die viele wieder hinaus in die Welt trieben.

Differenzierung

Das Wort „Normanne“ bezeichnet zwei regional verschiedene Gemeinschaften: Zum einen handelt es sich um Nordgermanen, die Raubzüge in Richtung Süden unternahmen, zum anderen wurden damit romanisierte Normannen bezeichnet, die sich ab dem 9. Jahrhundert von der Normandie aus ausbreiteten. Die Normannen waren keine geschlossene Volksgruppe, vielmehr handelte es sich um viele Gruppen, die häufig auch gegeneinander kämpften.

Etymologie

Der Begriff Normanne wird manchmal als Synonym für Wikinger verwendet. Eigentlich handelt es sich dabei aber um einen Oberbegriff, der auch die Wikinger, wenigstens zum großen Teil, umfaßt. In mittelalterlichen Chroniken werden die Bezeichnungen Dani und Nordmanni oft als Synonyme für Wikinger, Skandinavier oder Waräger verwendet.

In den lateinischen Quellen des 9. und 10. Jahrhunderts werden sie auch als piratae (Seeräuber) oder pagani (Heiden) bezeichnet. Ermoldus Nigellus schrieb (übersetzte):

„Dieses Volk nannte man früher mit einem Namen, der alt ist, Dänen (Deni) und auch jetzt noch nennt man sie stets so; doch Normannen benennt sie oft die fränkische Sprache, schnell und rasch sind sie, die Waffen brauchen sie geschickt.“

Auch in anderen Quellen erscheinen die Begriffe Dänen und Normannen als austauschbar, was daher rührt, daß sich die modernen skandinavischen Völkerschaften noch nicht herausgebildet hatten. Die fränkischen Reichsannalen schreiben von einem Land „Normannia”, womit nicht Norwegen, sondern Dänemark und alles, was nördlich davon liegt, gemeint ist.

Adam von Bremen sagte, daß die Piraten Ascomanni genannt würden, nach der Art ihrer Schiffe. Liutprand von Cremona nannte Rusii/Rusi als zweiten Namen der nordmanni. Bis heute hat sich dieser Name als Ruotsi im Finnischen für Schweden erhalten. Später ging der Name Rus von der skandinavischen Oberschicht des Kiewer Reiches auf die dortige Bevölkerung über, woraus unser Wort Russe abgeleitet ist. Hrabanus Maurus nennt die Normannen Marcomanni.

Nordgermanische Normannen

Die Stämme, die von den Franken um 800 n. d. Z. als Nordmani bezeichnet wurden, siedelten nördlich der Eider bis ins nördliche Skandinavien. Es war das nördlichste bekannte Volk, daher Nordmänner gleich Normannen. Sie waren hervorragende Schiffbauer und Seefahrer. Die Nordgermanen betrieben Handel vom Ostseeraum bis ins Mittelmeer, was Funde in Haitabu beweisen. Für den Handel nutzten sie hauptsächlich bauchige Schiffe. Die Normannen lebten meist im Familienverbund zusammen, betrieben Ackerbau und Viehzucht.

Die räuberischen Seefahrer der Normannen werden auch mit dem neuhochdeutschen Wort Wikinger bezeichnet, von ihren Raubzügen kehrten sie oft beutebeladen in die Heimat zurück. Das altnordische Wort víkingar bezeichnete dagegen nicht nur die nordgermanischen Seeräuber, sondern alle, auch die ostgermanischen und estnischen.

Die nordischen Reiche wurden selbst von Normannen heimgesucht. Aber es gab auch in der Vorwikingerzeit solche Überfälle aus dem Norden. Aus dem ausgehenden Altertum gibt es Berichte über diese Überfälle seit dem 3. Jahrhundert. Sie werden in den Berichten Franci oder Saxones genannt. Diese hatten auch Leute aus dem hohen Norden in ihren Reihen.

So sagen römische Quellen, daß sie von den fernsten Ufern des „Barbaren“reiches gekommen seien. Gregor von Tours berichtete von einem Überfall der Dänen in Gallien im 6. Jahrhundert. Das östliche Mittelmeer wurde Ende des 3. Jahrhunderts von östlichen Germanenstämmen heimgesucht. Sie kamen über das osteuropäische Flußsystem, was einen Zusammenhang mit den Normannen nahelegt. Aber diese Überfälle waren vereinzelt, während sie ab dem 9. Jahrhundert häufig und fast regelmäßig auftraten. Deshalb läßt man mit dieser neuen Entwicklung ein neues Zeitalter, die Wikingerzeit, (800 bis 1100 n. d. Z.) beginnen.

Wikinger

Die germanischen Wikinger kamen zunächst an die Küste der britischen Inseln und an das gallische Festland. Später kamen die Küste Frieslands (810), die spanische Südküste und Marokko (844) hinzu. 859 gelangten sie ins Mittelmeer, wo sie die Küsten Spaniens, Südgalliens und einige Stellen Italiens plündernd heimsuchten.

Seit 840 fuhren sie auch flußaufwärts ins Landesinnere, z. B. 856 nach Orléans. Zu dieser Zeit begannen sie auch, weitere Strecken zu Lande zu überwinden. Den Mittelmeerraum erreichten sie dann auch über die Ostsee und die osteuropäischen Flußläufe. So kamen sie bis nach Konstantinopel.

Im Jahre 839 kamen Gesandte des byzantinischen Kaisers Theophilus nach Ingelheim zu König Ludwig dem Frommen. In seinem Gefolge waren Leute, die von sich sagten, sie werden Rhos genannt (siehe oben Ruotsi und Rus). Sie baten, durch sein Reich nach Hause ziehen zu dürfen, weil der Weg, auf dem sie gekommen waren, zu unsicher sei.

Aus den Annalen von St. Bertin geht hervor, daß es sich um Schweden handelte (gentis esse Sueonum). Neben der Plünderung von Sachgütern stand auch der Menschenraub. So kamen viele als Sklaven nach Skandinavien. Ein anderer Zweck des Menschenraubes war die Erpressung von Lösegeld. Dies konnte nur durch Verhandlungen geschehen, die eine geregelte Unterbrechung der Feindseligkeiten voraussetzten.

Aber auch aus anderen Gründen kam es zu Waffenstillständen. Damit kam auch der Handel ins Spiel. Man hängte am Lager ein Schild in der Höhe auf und öffnete die Tore, was zeigte, daß das Lager dem Handel offenstand, oder sie handelten Zeiten für den Marktverkehr aus. Als die Normannen nicht mehr im gleichen Jahr heimkehrten, sondern in der Fremde Winterlager errichteten, führte das allmählich zu Herrschaftsbildungen. Ein besonderes Beispiel ist die Niederlassung der Normannen am Unterlauf der Seine unter Herzog Rollo, der Vasall des westfränkischen Königs Karls des Einfältigen wurde.

Romanisierte Normannen

Bei den Romanen handelt es sich um die romanisierten Bewohner des westfränkischen Herzogtums „Normandie“ und deren Nachfahren in Süditalien und in England. Dieses Gebiet im Norden des heutigen Frankreichs wiederum erhielt seinen Namen nach den „Normannen“ oder „Nordmännern“, (vgl. norwegisch nordmann = ‚Norweger‘), die in der zweiten Hälfte des 9. Jahrhunderts in Nordfrankreich eindrangen und im Jahr 911 unter Herzog Rollo durch den Vertrag von Saint-Clair-sur-Epte das untere Seine-Becken von Karl III. von Frankreich als Lehen empfingen.

Der Friedensvertrag wurde aber nicht eingehalten. Rollo und sein Nachfolger Wilhelm Langschwert eroberten weitere angrenzende Gebiete, die dann als Belehnung König Rudolfs von Burgund ausgegeben wurden. Ganz allmählich verdrängte die kriegerische normannische Oberschicht den fränkischen Adel. In der Folge nahmen die Normannen die französische Sprache an und entwickelten eine eigenständige kulturelle Identität, die sie sowohl von ihren skandinavischen Vorfahren als auch von ihren frankogallischen Nachbarn unterschied.

Das Herrschaftsgebiet wurde erst im 11. Jahrhundert in den Quellen in seiner Ausdehnung klar. Die Christianisierung schritt schnell voran, und die Kirche wurde eine Quelle der Identität. Sie eroberten England unter Herzog Wilhelm mit päpstlichem Segen sowie Zustimmung des römisch-deutschen Königs und waren in Süditalien Verbündete des Papstes. In der Folgezeit wurden viele Klöster gegründet und Kirchen erbaut. Um das Jahr 1000 kam es zu einem wirtschaftlichen Aufschwung, in dem die normannischen Herzöge den Bauern Privilegien gewährten und die Leibeigenschaft ablehnten. 1034 gründete Herluin die Abtei von Bec. Sie wurde zu einem Zentrum des Geisteslebens, als Anselm, der spätere Erzbischof von Canterbury, dort Abt war.

Rollo und seine Nachfolger bauten in der Normandie einen modernen Lehnsstaat auf. Rollo verschmolz das nordische Gefolgschaftsrecht mit dem fränkischen Lehnsrecht. Er führte eine neue Form der Vasallität ein, die ligisch genannt wird und dem Vasallen größte Freiheiten einräumte, ihm sogar Bündnisse mit Nachbarn ermöglichte, ohne die Lehnstreue zu beeinträchtigen.

In den süditalienischen Gebieten herrschten sie seit ungefähr 1030. Einzelne Normannengruppen dehnten mit dem beginnenden 11. Jahrhundert ihre Streifzüge bis in den Mittelmeerraum aus und setzten sich in der Gegend um Neapel, bei Aversa und Capua fest. Schließlich erlangten sie in beinahe ganz Süditalien und Sizilien, das sie von den Sarazenen eroberten, die Herrschaft.

England

Im Laufe des 9. Jahrhunderts kam es immer wieder zu Eroberungen und Besiedlungen im Osten Englands durch einfallende Dänen. Ihr Herrschaftsgebiet nannte man Danelaw (Ostengland). In der Folgezeit waren Kämpfe zwischen Dänen und Angelsachsen an der Tagesordnung. 1016 erfolgte eine großangelegte Invasion der Dänen. Ihr König Knut der Große (1016–1035) eroberte England und einigte es unter seiner Herrschaft. Die Regierung seiner Söhne endete 1042, als sie ins Exil gehen mußten (Normandie), denn: 1042 hatte nämlich der Angelsachse Eduard der Bekenner den Thron wieder erobert (bis 1066).

Nach dem Tod König Eduards usurpierte Harald von Wessex den englischen Thron. Er konnte eine norwegische Invasion abwehren und mußte sich dann gegen einen weiteren Thronanwärter wenden. Wilhelm, gen. der Bastard, Herzog der Normandie, betrachtete sich als legitimen Nachfolger auf dem englischen Thron, da er mit den englischen Königen verwandt war.

Im Jahr 1066 eroberte der normannische Herzog Wilhelm der Eroberer England nach der Schlacht von Hastings (14. Oktober). Wilhelm gewann den Kampf und damit auch den Thron. Innerhalb der nächsten fünf Jahre wurde ganz England unterworfen. Es begann die Zeit der Fremdherrschaft Englands durch die Normannen: Ämter und Würden wurden den Angelsachsen weggenommen und an Normannen verteilt. Als Wilhelm 1087 starb, hinterließ er ein wohlgeordnetes Land, das fest in normannischer Hand war.

Das Nebeneinander von normannischem, fränkisch-französischsprachigem Adel und einheimischer, angelsächsischsprachiger Bevölkerung prägte die englische Sprache bis auf den heutigen Tag entscheidend.

Das Ende der normannischen Herrschaft in England

Wilhelm II. der Rote (1087–1100), der Sohn des Eroberers, regierte England, während sein Bruder Robert Kurzhose die Normandie erhielt, dies geschah durch Teilung der Länder. Mit König Heinrich I. Beauclerk (1100–1135), der Gelehrte genannt, kam der jüngste Sohn des Eroberers auf den englischen Thron. Er widmete sich vor allem dem Aufbau einer zentralen englischen Verwaltung. 1106 nahm Heinrich seinen Bruder Robert gefangen und übernahm auch die Herrschaft über die Normandie. Heinrich hatte nur eine Tochter, Mathilde, die in erster Ehe mit dem römisch-deutschen Kaiser Heinrich V. verheiratet wurde. Als der Kaiser starb, heiratete sie Gottfried Plantagenet, den Sohn des Grafen von Anjou, Maine und Touraine.

1135 verstarb Heinrich I. von England, der letzte normannische Herrscher auf Englands Thron. In den nächsten 19 Jahren herrschte Bürgerkrieg zwischen Mathilde und dem Neffen König Heinrichs Stephen von Blois (1035–1054). Erst 1053 einigten sich beide Parteien. Von 1154 bis 1399 regierte in England das Haus Anjou-Plantagenet (angevinische Haus). Ihr Herrschaftsgebiet umfaßte England, Normandie, Anjou, Maine, Touraine, Poitou, Guyenne mit der Gascogne. Damit hatte der englische König mehr Ländereien im Westfrankenreich als der König. Es war der Beginn der englisch-französischen Kämpfe um die Vorherrschaft im Norden und Westen Frankreichs, der im 14. Jahrhundert in den Hundertjährigen Krieg mündete (1339–1453).

Literatur

  • Hellmuth Dondorff: Die Normannen und ihre Bedeutung für das europäische Culturleben im Mittelalter (1875) (PDF-Datei)
  • Walther Vogel: Die Normannen und das fränkische Reich bis zur Gründung der Normandie in den Jahren 799–811 (1906) (PDF-Datei)
  • Joseph Fischer: Die Entdeckungen der Normannen in Amerika (1902) (PDF-Datei)
  • David M. Wilson (Hg.): Die Geschichte der nordischen Völker. Die Welt der Germanen, Kelten, Wikinger, Slawen. Orbis Verlag, München 2003, ISBN 978-3-572-01462-X [Lizenzausgabe der Beck’schen Verlagsbuchhandlung, München, deutsche Ausgabe erstmals 1980; Originalausgabe: London 1980; zahlreiche großformatige Abbildungen]