Olympische Spiele 1908

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London 1908: Dorando-Italien brach vor dem Ziel des Marathonlaufes zusammen, wurde von voreiligen Helfern aufgehoben und gestützt über die Linie geführt und später deshalb disqualifiziert.

Die Olympischen Spiele 1908 (offiziell Spiele der IV. Olympiade genannt) fanden vom 27. April bis zum 31. Oktober 1908 in der britischen Hauptstadt London statt.

Wissenswertes

Zufällig oder schicksalsbestimmt fallen oft Entscheidungen, deren Tragweite über die Jahrzehnte hinwegreicht. Italien hatte sich die Durchführung der V. Olympischen Spiele für seine Hauptstadt Rom gesichert, als plötzlich im Jahre 1907 eine Verzichtleistung erfolgte. Nur eine einzige Nation schien in der Lage, in der knappen Zeit eines Jahres so umfassende Vorbereitungen zu ermöglichen, wie sie erforderlich waren: England. 12 Jahre waren seit der Wiedererweckung der Spiele verstrichen. Nun trat endlich das Volk hervor, dessen Sportwesen als Vorbild die Staaten Europas befruchtet hatte. Das Signal zur Arbeit traf ein gerüstetes Führertum.

Organisatorisches Talent sowie britische Zähigkeit reichten sich die Hände und schufen ein Werk, dessen gewaltiger Fortschritt den Gedanken der Olympischen Spiele in steilen Zügen aufwärts trieb. Zu Shepherds Bush im Westen Londons erstand aus Schutt- und Trümmerfeldern ein mächtiges Stadion, das mit seinen 100.000 Plätzen den Kämpfen einen würdigen Hintergrund verlieh. Der hohe Stand der englischen Sportkultur entfaltete sich in einer Fülle und Reichhaltigkeit des Programms, das den festen Rahmen olympischer Hochziele zu sprengen drohte. Hockey, Polo und Segeln bereicherten als neue Sportarten wirklich die Spiele, während die zahlreichen Gliederungen die großen Linien beeinträchtigten.

Übermächtig an Zahl war der Einsatz des englischen Sports. Von den 1893 Wettkämpfern trugen 513 die englischen Farben, und in der Zahl der Siege marschierte England mit 56 weit an der Spitze. Freilich gab es manchen Wettbewerb, den die Söhne Albions alleine austrugen. Amerika stand mit 23 Erfolgen an zweiter Stelle. Das Gerechtigkeitsempfinden des Sports wertete von jeher die Leistungen am höchsten, die mit Uhr, Bandmaß und Waage die unbestechlichen Spiegelbilder menschlicher Spannung und Kraft waren. Leichtathletik, Schwimmen und Gewichtheben sind die Übungen, die unabhängig von menschlicher Wertung und den Zufälligkeiten des Ortes die absolute Darstellung des Leistungswertes garantieren.

So war doch wohl Amerika der erste Sieger, denn es gewann von den 27 leichtathletischen Kämpfen 15.

Die Engländer der Jahrhundertwende waren bereits Sportsleute. In den Zuschauermassen von London lebte mehr als ein kindhaftes Staunen über die farbige Bilderfolge. Der unsichtbare Widerschein sportlicher Großtaten löste in ihren Seelen Schwingungen aus, die das Blut der Erregung in den Hals jagten und zum heißen Kampffieber der Begeisterung steigerten. Die kühle Maske der Menschen zerbrach unter der packenden Wirkung der Kampfszenen, und verborgene Volksinstinkte wurden aufgewühlt zu fassungsloser Hingabe. Augenblicke tiefster Ergriffenheit wechselten mit den Schauern vor dem Erhabenen.

Leise klingt die Melodie dieser Tage auf, wenn R. C. Ewry im Hochsprung aus dem Stand mit einer Höhe von 1,56 Metern seinen 10. Olympiasieg errang. In der sommerlichen Stille des Julitages zirpte eine Grille ihre schlichte Musik als Begleitung.

Stärker tönte es über die Jahrzehnte aus dem 800-Meter-Lauf. Martin W. Sheppard, ein Amerikaner großen Schlages, schöpfte die hinreißende Gestaltung läuferischer Schönheit in kristallener Klarheit. An seiner Seite kämpfen der Italiener Lunghi und Deutschlands erster Könner Hans Braun in vergeblichem Trotzen. Als die drei im Entscheidungslauf über die Bahn dahinflogen, hoben sich die Herzen, die Augen weideten sich an der Größe des Bildes und tief senkte sich das Wunder in die schützende Seele. Unerhört war der neue Weltrekord von 1,52,2, weil er so weit die gewöhnliche Vorstellungskraft übertraf. Aber es mag noch ein anderes sein, das diesen Sieg so über die Maßen in das Gedächtnis meißelte. Mit der rauschenden Gewalt eines Wildbaches war es über die Menschen gestürzt und hatte sie mit harter Faust an die Grenzen des Ertragbaren geschleudert. Das Marathontor hatte sich zum Empfang der Läufer aufgetan. Stieren Blickes, mit wankenden Knien betrat der Italiener Dorando den Raum. Über das Stadion legte sich die Stille einer Totenstadt. Erschöpft zwang der Kämpfer die Beine vorwärts, da versagten die Muskeln, der Körper sank zusammen. Dann zuckte der Wille auf, im Taumel glückten einige neue Schritte, und abermals brach der Leib. Geisterhaft kroch das Leben langsam wieder in die erstarrten Züge. Nah den Blicken stand das Ziel. Mehr Entsetzen als Bewunderung erfüllte die Sekunden auf ihrem schleichenden Weg, überwältigt von soviel Qual halfen ihm zwei Kampfrichter stützend über die Linie. Der Dienst der Menschlichkeit aber verletzte die ehernen Gesetze des Sports. Dorando wurde später des Sieges verlustig erklärt und lebt vielleicht doch länger in dem Sinnen der Menschen als mancher glückstrahlende Sieger. Der Vorhang der Geschichte fiel über einen großartigen und tragischen Akt olympischen Geschehens.

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