Onkel Bräsig

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FILM

Onkel Bräsig.jpg
Filmdaten
Originaltitel: Onkel Bräsig
Produktionsland: Deutsches Reich
Erscheinungsjahr: 1936
Sprache: Deutsch
Filmproduktion: Fanal-Filmproduktion GmbH
IMDb: deueng
Stab
Regie: Erich Waschneck
Regieassistenz: Bruno Carstens
Drehbuch: Neander,
Rolf Meyer
Vorlage: Fritz Reuter
Produzent: Erich Waschneck
Musik: Kurt Schröder
Kamera: Georg Bruckbauer
Standfotos: Hans Natge
Bauten: Robert A. Dietrich
Besetzung
Darsteller Rolle
Otto Wernicke Onkel Bräsig
Harry Hardt Axel von Rambow
Elga Brink Frieda, seine Frau
Kurt Fischer-Fehling Franz von Rambow
Heinrich Schroth Karl Hawermann
Suse Graf Luise, seine Tochter
Hans Richter Triddelfitz
Carsta Löck Wirtschafterin
Fritz Hoopts Jochen Nößter
Manny Ziener Frau Nößler
Hildegard Barko Linning
Kristina Söderbaum Minning
Jakob Tiedtke Pomudielskopp
Fritz Rasp Slusohr
Hans Brauseweiter Rudolf
Erich Fiedler Gottlieb
William Huch Kammerrat von Rambow
Manny Ziener Margret, seine Tochter
Babsi Schultz-Redtwell Linning
Jul E. Hermann Kaufmann Kurz
Paul Westermeier Rektor Baldrian
Magdalena Schmidt Seine Frau
Lena Haustein Salchen
Ursula Herking Maldien
Albert Arid Knecht
Dorothea Thieß Seine Frau
Gustav Rickelt Der Lehrer
Carl Swinburne Amtmann
Robert Leffler Sadenwasser
Claus Pohl Nachtwäditer

Onkel Bräsig ist eine deutsche Literaturverfilmung von 1936. Die Uraufführung fand am 25. September 1936 statt.

Weitere Titel

  • Der Dorfonkel

Handlung

Quelle
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Der alte Kammerrat von Rambow liegt im Sterben. Er hat sen Verwalter Karl Hawermann, der ihm vele Jahre treu gedient hat, zu sich gerufen und läßst sich von ihm in die Hand versprechen, seinen Sohn und Gutsnachfolger, den Leutnant Axel von Rambow, nach besten Kräften in der Verwaltung des Gutes zu unterstützen. Karl Hawermann geht der Tod seines Herrn sehr nahe. Sein alter Freund Zacharias Bräsig, der jetzt nach langen Jahren harter Inspektorarbeit in Ruhe seinen Lebensabend verbringt, kann ihm wenig Trost zusprechen, denn Hawermann bedrückt ja nicht nur der Schmerz um den Toten, sondern auch die Sorge um die Zukunft. Das Gut ist in den letzten Jahren nicht sehr rentabel gewesen, und es war zuweilen recht schwer, den finanziehen Ansprüchen des Leutnants, der in der Residenz ein großes Leben führt, zu genügen. Hawermann fühlt auch, daß die Zusammenarbeit mit dem jungen Rambow, der immer den Kopf voller hochfliegender Pläne hat und die Theorien falschverstandener landwirtschaftlicher Bücher höher achtet als die Praxis der täglichen Arbeit, nicht sehr leicht sein wird. Eines Tages, einige Wochen nach dem Begräbnis des alten Kammerherrn, zieht der neue Gutsherr mit seiner Gattin und seinem kleinen Töchterchen ein. Bräsig und Hawermann haben sich um einen herzlichen Empfang durch die Gutsarbeiterschaft bemüht, und wenn nicht alles so klappte, wie es gedacht war, so ist es nicht ihre Schuld. Schließlich sitzt man im Gutshaus zu Tisch, und schon die ersten Gespräche, die der neue Gutsherr mit seinen Mitarbeitern führt, bestätigen Hawermanns und Bräsigs schlimmste Befürchtungen. Der junge Axel von Rambow ist tatsächlich davon überzeugt, daß er mehr von der Landwirtschaft versteht als alle Anwesenden zusammen. Er will neue Kulturen einführen und eine Vollblutzucht begründen — alles riskante Dinge, die viel Geld kosten. Hawermann hält seine Bedenken zurück, aber Bräsig ist nicht der Mann, der in solchen Momenten schweigt, und so gerät er bald mit dem Baron scharf aneinander. Es sieht nicht so aus, als ob Bräsig in Zukunft häufiger Gast im Herrenhaus sein wird. Er würde sich auch um das, was der Herr Leutnant tut oder läßt überhaupt nicht weiter kümmern, wenn da nicht die stille und schöne Baronin wäre, die ihn so warm und herzlich begrüßt hat und der er in einer spontanen Regung versprach, immer für sie da zu sein, wenn sie ihn brauche. Ihr ist die Heftigkeit ihres Mannes sichtlich peinlich, und sie versucht immer wieder, ihn zu beruhigen. Restlos begeistert von dem neuen Regime ist nur der Gutseleve Fritz Triddelfitz, Bräsigs ganz besonderer „Liebling". Er versteht zwar noch wenig von der Landwirtschaft aber er ersetzt Kenntnisse durch stramme Haltung, was dem Baron gut gefällt, so daß er ihm über den Kopf des erstaunten Hawermann hinweg ein ansehnliches Gehalt aussetzt. Während die Dinge auf dem Gut ihren Gang nehmen, müssen dem Leser noch verschiedene Personen vorgestellt werden. Da ist zu erst Luise Hawermann, die Tochter des Verwalters, die eine herzliche Tugendfreundschaft mit der Baronin verbindet und die mit Axels Vetter Franz heimlich verlobt ist. Da sind der bidere, schweigsame Bauer Jochen Nüßler, seine recht redselige Gattin und beider Zwillingstöchter Linning und Minning. Diese wiederum sind nur in Zusammenhang mit den beiden Theologiekandidaten Rudolf und Gottlieb zu nennen, die im Nüßerschen Hause sich auf ihre Prüfung vorbereiten und sich mehr um die Töchter des Hauses bemühen, als es der Nüßlern lieb ist. Da Bräsigs Rat weit und breit geschätzt ist, so wendet sie sich in ihren mütterlichen Sorgen ebenfalls an ihn. Und Bräsig sorgt so gründlich für Ordnung, daß man im Nüßlerschen Hause in kürzester Zeit eine Doppelverlobung feiern kann. Es kann dem Leser leider auch nicht erspart bleiben, die Bekanntschaft des Herrn Pomuchelskopp und seines ebenso unehrenwerten Freundes Slusohr zu machen. Pomuchelskopp ist Rambows Guisnachbar, er hat zusammen mit Slusohr eifrig Axels Wechsel aus der Leutnantszeit aufgekauft und ist mit Kreditangeboten an den in immer größere Schwierigkeiten geratenden Baron so freigebig, daß sogar dieser bald die Absicht ahnt. Das Verhältnis zwischen Ramhow und Hawermann wird imme schlechter. In einer überflüssigen Ansprache vor der Arbeiterschaff desavouiert Axel seinen Mitarbeiter in demütigender Weise. Als kurz darauf ein Gutsarbeiter eine größere Geldsumme verliert, verdächtigt Rambow Hawermann in häßlicher Weise. Der Verwalter nimmt seinen Abschied, und der Zufall will es, das gerade an diesem Tage der faselige Triddelfitz das Kassenbuch verbummelt hat. Bei einer neuerlichen Auseinandersetzung greift der Baron zum Jagdgewehr, Hawermann wehrt den Angriff ab, die hinzukommende Baronin aber muß annehmen, daß Hawermann gegen ihren Mann tätlich geworden ist. Hawermann ist tief verbittert. Was nützt es ihm, daß sich das Geld bald anfindet, denn der Bote hat es, was der Baron nicht glauben wollte, tatsächlich auf der Landstraße verloren. Es ist für ihn auch ein schwacher Trost, daß Triddelfitz wehmütig sein Versehen eingestehen muß. Die Tatsache, daß man ihm überhaupt eine unehrenhafte Handlung zutrauen konnte und daß sich auch die Baronin gegen Ihn wandte, kann er nicht verwinden. Auf dem Gute geht es mit Macht bergab. Pomuchelskopp hat endlich die Maske des freundlichen Nachbarn fallen lassen und verlangt die Versteigerung des Gutes. Der Baron versucht sein Glück in den Spielklubs der Hauptstadt, er verliert aber und gerät immer mehr in Schulden. Eines Morgens beobachtet ihn seine Frau. die das Unheil seit langem ahnt, wie er mit entschlossener Miene das Jagdgewehr aus dem Schrank nimmt und das Haus verließ. Sie ahnt Furchtbares. In ihrer Not wendet sie sich an Bräsig und schildert ihm ihre Lage. Bräsig denkt an sein Versprechen. Er rechnet eine Weile, zählt sein eigenes Geld, das der Nüßlers und auch Hawermanns Erspartes zusammen und stellt fest, daß die Endsumme für den Augenblick reichen dürfte. Dann eilt er auf Bitten der Baronin in den Wald, wo er nach einigem Suchen den seelisch zusammengebrochenen Gutsherrn findet. In seiner herzlichen, derben Art sagt ihm Brasig einmal gründlich seine Meinung. Und während er langsam den Verzweifelten zur Besinnung bringt, löst er erst den Schuß aus dem einen Lauf und dann den aus dem zweiten und tut sehr erstaunt, daß die Opfer dieser Schießerei keine Wildenten, sondern dürre Zweige sind. Tags darauf aber erlebt Bräsig seinen schönsten Triumph. Inzwischen bei sich nämlich Axels Vetter Franz von Rambow bereit erklärt, das Gut zu übernehmen und seine finanziellen Verhältnisse zu regeln. Als nun Pomuchelskopp und Slusohr anrücken und reichlich Zins und Zinseszins kassieren wollen, da knallt Bräsig die Taler für ihre Wechsel auf den Tisch und fordert sie in unmißverständlicher Weise auf, auf weitere Ansprüche und Besuche zu verzichten. Axel von Rambow wird wieder das, wes er immer war: ein guter Offizier, der wirklich etwas von Pferden versteht. Eines Sonntags aber heiraten in der Dorfkirche nicht nur Linning und Minning, sondern auch Franz von Rambow und Luise Hawermann.


Wissenswertes

Unter den Dichtern des 19. Jahrhunderts, die das lebendige Volkstum erfaßten und deshalb das Lob der Nachwelt verdienen, steht wohl Fritz Reuter mit an erster Stelle. Er hatte in seinen mundartlichen Romanen eine Fülle dankbarer Gestalten verkörpert. Ganz Mecklenburg hatte in seinen Büchern ein literarisches Denkmal gefunden.

Mit der Figur „Onkel Bräsig“ eroberte Reuter Deutschland. Mit Onkel Bräsig wurde er zum „auserwählten Volksdichter“ gestempelt, ein Prädikat, das ihm Bismarck zuerkannte. Nun sollte 1936 der Inspektor Bräsig auf der tönenden Leinwand lebendig werden. Von dort aus sollte er mit allen Grundzügen seines Wesens, seinem scharfen Verstand und seinem goldenen Humor ins Herz aller Menschen dringen.

Da im Original alle Figuren dieses Romans ein echtes Mecklenburger Platt sprechen, eine Mundart die man schon in Oldenburg nur noch mit Mühe versteht, geschweige südlich der Mainlinie. Da aber der verfilmte Onkel Bräsig Allgemeingut des deutschen Volkes werden sollte, mußte er notgedrungen seinem Publikum Konzessionen machen. Er hatte sein dialektisches Eigenleben aufgegeben und tritt nun mundgerecht gegenüber. Dieses vermeintliche Attentat auf Reuter war nötig. Es zu verüben wurde dem gewissenhaften Regisseur Erich Waschneck, der den Film „Onkel Bräsig“ gestaltete, auch ziemlich schwer. Waschneck, ein großer Reuter-Liebhaber und -Kenner, hatte aber bei Wahrnehmung der Dialoginteressen die nötige Pietät walten lassen.[1]

Fußnoten

  1. Filmwelt – Das Film- und Foto-Magazin, Nr. 38, 20. September 1936