Opfer

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Als Opfer wird die Darbietung bzw. Hingabe von Dingen bezeichnet, die für einen oder eine Gruppe von Menschen einen bedeutenden, oft schmerzlichen Verlust bedeutet. Das Opfer kann hierbei aus selbstlos-moralischer, ethischer und religiöser, oder auch nur aus Eigeninteresse verfolgender (egoistischer) Motivation dargebracht werden. Im letzteren Fall wird sich durch die Darreichung des Opfers ein entsprechender Gewinn erhofft, der den Verlust des Opfers aufwiegen soll; diese mehr kalkulatorisch bedingte – im Gegensatz zum selbstlosen Opfertum (Aufopferung) stehende – Opfermotivation gilt in der Regel auch für alle religiösen Opfer.

Weiterhin wird der Begriff Opfer auch im passiven Sinne verwendet, um eine zum Beispiel durch Unfall, Verbrechen, Naturereignis, Krankheit (Seuche) oder sonstige Gewalt geschädigte bzw. ums Leben gekommene Person zu bezeichnen.

Artikel aus dem staatspolitischen Handbuch


Quelle Folgender Text stammt aus dem Staatspolitischen Handbuch, Band 1: Begriffe.

Opfer ist ein Begriff, den man seinem Wesen nach der religiösen Sphäre zuordnen muß. Das O. ist vor allem Gabe an den Gott als Ausdruck des Dankes für Schutz und Leben, eigentlich auch dafür, daß er seine Übermacht nicht gegen den Opfernden gebraucht. Das O. hat daneben auch eine soziale Dimension, gemeinschaftliche Opferhandlungen waren nicht nur Gottesdienst, sondern dienten auch der Festigung des Zusammenhalts. Das O. bewirkt eine »Kraft« (Gerardus van der Leeuw), die auf den Gott wie die Gruppe wirkt. Die dabei ins Spiel kommende Gewalt war keineswegs nebensächlich, sondern konstitutiv.

Obwohl sich der Opfergedanke in allen Religionen findet und obwohl es in den Hochreligionen eine Tendenz zur Sublimierung des O. gibt (vor allem weg von blutigen Tieropfern, hin zu Repräsentationen, Pflanzen oder einer vollständigen Vergeistigung), bleibt doch eine prinzipielle Logik des O., die besagt: Wenn du etwas Wertvolles erhalten willst, mußt du dafür etwas – Wertvolles – geben.

In diesem Sinn ist das O. nach wie vor Bedingung für den Bestand jeder menschlichen Sozialform. Von der Ehe und der Familie über Kirche und Armee bis zum Staat überhaupt geht es um die Bereitschaft, O. zu bringen. Das ist besonders deutlich im Kriegsfall, wenn der Staat von seinen Bürgern das O. des eigenen Lebens verlangt, aber das gilt im Prinzip auch für die Familie, in der zum Beispiel die Eltern Teile der Selbstentfaltung opfern müssen, um die Aufzucht der Kinder zu ermöglichen, von denen im Gegenzug erwartet wird, daß sie später eventuell die Pflege ihrer Eltern übernehmen, was wiederum nicht möglich ist ohne Einbußen an Geld und Zeit.

In den alten Kulturen ist solche Opferbereitschaft grundsätzlich als ethisch »gut« betrachtet worden, während die Opferverweigerung als ethisch »böse« galt. Bezeichnend, daß im Dekalog das Gebot, die Eltern zu ehren das einzige war, das mit einer direkten Verheißung verknüpft wurde, noch bezeichnender, daß im Zentrum des Christentums die Lehre vom stellvertretenden Opfer des Gottessohnes steht. Dagegen hat die Moderne versucht, im Namen des Individuums die Legitimität des O. prinzipiell in Frage zu stellen und die damit einhergehende soziale Verpflichtung aufzulösen: durch Abstraktion einerseits – wenn ein O. verlangt wird, dann für die Menschheit, die Welt, die Zukunft –, durch Rekurs auf die rein materielle Existenz andererseits.

Als Perversion ist auch die geschichtspolitisch motivierte Verschiebung von »O. bringen« zu »O. sein« zu betrachten. Die nach dem Zweiten Weltkrieg in Gang gesetzte »Opferkonkurrenz«, bei der es darum ging, immer neue O. immer neuen Tätergruppen gegenüberzustellen, hat mit dem ursprünglichen Vorstellungszusammenhang nur noch Teile der Terminologie gemeinsam.

Überhaupt lassen sich viele Dekadenzerscheinungen in der westlichen Welt von der Verkennung der Logik des O. ableiten. Das wird oft genug in traditionalen Gesellschaften deutlicher gesehen, für die die Vorstellung vom O. noch hinreichend konkret geblieben ist und mit dem Gedanken verknüpft, daß es zur Erhaltung des Lebenszusammenhangs des Verzichts bedarf.

Zitate

  • Man muß jedoch – unter Wahrung der Rechtgläubigkeit – zugeben, daß die Geschichte den Menschen zu allen Zeiten von der erschreckenden Wahrheit durchdrungen zeigt, er lebe unter der Gewalt einer erzürnten Macht, und diese Macht könne nur durch Opfer versöhnt werden.“ - Joseph de Maistre

Literatur

  • Institut für Staatspolitik (Hg.): „Meine Ehre heißt Reue“. Der Schuldstolz der Deutschen, Wissenschaftliche Reihe, Heft 11, Schnellroda 2007
  • Gerardus van der Leeuw: Einführung in die Phänomenologie der Religion [1925], zuletzt Gütersloh 1961
  • Joseph de Maistre: Über das Opfer [1821], zuletzt (mit einem Essay von E. M. Cioran) Leipzig und Wien 1997
  • Botho Strauß: Der Aufstand gegen die sekundäre Welt [1999], zuletzt München 2007
  • Jan Assmann: Unterscheidung von innen und außen (2015)

Siehe auch

Verweise