Chelius, Oskar von

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Oskar Philipp von Chelius (zuweilen auch Oscar oder Philipp Oskar; Lebensrune.png 28. Juli 1859 in Mannheim; Todesrune.png 12. Juni 1923 in München) war ein deutscher Offizier der Preußischen Armee und des Deutschen Heeres, zuletzt Generalleutnant der Kavallerie sowie Komponist, Generaladjutant des deutschen Kaisers und Militärbevollmächtigter am kaiserlich-russischen Hof.

Leben

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Kaiserlicher Flügeladjutant Oberstleutnant Oskar von Chelius (1. Reihe dritter von rechts) beim Kaisermanöver 1905[1]

Nach dem Abitur 1879 Studium der Musik an den Universitäten Leipzig und Lausanne komponierte von Chelius zunächst (zuweilen unter dem Pseudonym S. Berger), wobei er vom Werk Richard Wagners wesentlich beeinflußt wurde, Klavierstücke, Violinsonaten, Chorwerke und mehrere Opern. Zeitgleich begann er eine Karriere als Berufsoffizier und gehörte von 1892 bis 1898 dem Großen Generalstab an.

Von 1906 bis 1912 war Oskar von Chelius Kommandeur der Leibhusaren des Leib-Garde-Husaren-Regimentes in Potsdam und ab 1911 Flügeladjutant von Kaiser Wilhelm II.; im Jahre 1914 war er Militärbevollmächtigter an der deutschen Botschaft in Sankt Petersburg. Nach dem Ersten Weltkrieg wandte er sich dann noch einmal verstärkt seiner Arbeit als Komponist zu.

„Chelius entstammte einer Familie von Gelehrten und hohen Staatsbeamten: der wegen wissenschaftlicher Verdienste 1866 geadelte Großvater Maximilian Joseph lehrte Chirurgie an der Heidelberger Universität, sein Vater Philipp[2] war Richter an hohen Gerichten und Geheimrat. Sein Studium der Fächer Musik, Kunstgeschichte und Französisch an den Universitäten Leipzig und Lausanne gab Chelius auf, um dann als Berufssoldat in das in Mülhausen im Elsaß garnisonierende 3. Badische Dragoner-Regiment Prinz Karl Nr. 22 einzutreten. Mit der Versetzung zum Garde-Husaren-Regiment in Potsdam im Jahre 1883 trat er in enge dienstliche Beziehungen zum späteren Kaiser Wilhelm II., der das Regiment als Kommandeur befehligte, als Chelius die Funktion des Regimentsadjutanten bekleidete. Zwischen beiden Männern begann sich ein enges Vertrauen zu entwickeln, das auch darin seinen Ausdruck fand, daß Chelius seine Generalstabs- und Truppenverwendungen entweder in Berlin oder Potsdam erhielt. Des Kaisers Wertschätzung zeigte sich vor allem darin, daß er Chelius zum Flügeladjutanten ernannte und als Militärattaché an die Kaiserliche Botschaft beim Quirinal kommandieren ließ; dort bewährte sich der tüchtige, elegante und sprachgewandte Offizier so gut, daß Wilhelm II. ihn später sogar zum Botschafter in Rom ernennen wollte, was indessen am Widerstand des Auswärtigen Amtes scheiterte. Die Beweise kaiserlicher Gunst rissen jedoch nicht ab: Wilhelm II. ernannte ihn zu seinem Diensttuenden Flügeladjutanten, zum Kommandeur des einst von ihm selbst kommandierten Garde-Husaren-Regiments und zum Diensttuenden General à la Suite. Schließlich bewies er ihm seine besondere Freundschaft mit Ernennung zum Königlich-Preußischen Militärbevollmächtigten am Kaiserlich-Russischen Hofe, ein Amt, das der Preußische und Russische Monarch 1815 zur unmittelbaren und ganz persönlichen beiderseitigen Verbindung außerhalb der diplomatischen Verbindungen geschaffen hatten, und von Wilhelm II. 1904 wieder belebt worden war, um durch Knüpfen persönlicher Bindungen die Beziehungen Deutschlands zu Rußland zu verbessern. Wilhelm II. empfahl den neuen Militärbevollmächtigten in einem Schreiben an Zar Nikolaus II. als einen ausgezeichneten Musiker; er sei liebenswürdig, diskret und unbedingt verläßlich; er spreche fließend Englisch, Französisch, Italienisch und Altgriechisch und sei einer seiner intimsten persönlichen Freunde. Am 18. Juni 1914 trat Chelius seinen Dienst als – letzter – Militärbevollmächtigter in St. Petersburg an. Äußerlich war er eine vorteilhafte militärische Erscheinung mit besten, gewinnenden weltmännischen Umgangsformen, ein hochgebildeter Mann, mit starken wissenschaftlichen und musischen Neigungen. In seiner Persönlichkeit vereinigte er alle Vorzüge und Eigenschaften eines erfolgreichen Militärdiplomaten. Seine Fähigkeiten freilich konnte er in St. Petersburg nicht mehr zum Nutzen der deutsch-russischen Beziehungen entfalten, da am 3. August 1914 der Krieg zwischen den beiden ehemals eng verbündeten Kaiserreichen ausbrach, und Chelius St. Petersburg fluchtartig verlassen mußte. Im Kaiserlichen Hauptquartier wurde er Zeuge des Zerfalls der Kaiserlichen Autorität und dann des unrühmlichen Zusammenbruchs des monarchischen Systems. Drei Monate nach Kriegsende erhielt er auf eigenen Antrag seinen Abschied. Er starb, nachdem er im 1. Weltkrieg seine beiden Söhne in blühendem Alter und seine Frau durch einen tragischen Unfall im Mai 1923 verloren hatte, schon wenige Wochen nach seiner Gemahlin aus Gram in München.“[3]

Militärische Chronologie

Die als Ehrenhof vornehm gestaltete Grabanlage von Jagdflieger Leutnant Maximilian Joseph von Chelius (1897–1917)[4] auf dem Bornstedter Friedhof; Inschrift des Grabsteines von Leutnant von Chelius: „Maximilian Joseph von Chelius, Leutnant im Leibgarde-Husaren-Regiment. Ritter des Eisernen Kreuzes II. und I. Klasse. Geboren den 26. Juni 1897 zu Karzin in Pommern, gefallen bei der Jagdstaffel Boelcke im Luftkampf bei Oeren, westlich Dixmuiden, am 14. September 1917. R.I.P.“

Erster Weltkrieg

Tod

Generalleutnant a. D. verstarb von Chelius 1923 in München. Er hatte den Tod seiner beiden Söhne, die im ersten Weltkrieg gefallen waren, nie verkraftet. Als dann seine Gemahlin bei einem tragischen Unfall im Mai 1923 im Königssee ertrank, hatte er keine Kraft mehr. Er ruht auf dem Bornstedter Friedhof in Potsdam-Bornstedt. Hier ruhen auch seine Frau Hedwig sowie der Sohn Maximilian Joseph von Chelius (1897–1917) und weitere Familienangehörige.

Familie

Seine Eltern waren Phillip Ernst von Chelius, Jurist, Großherzoglich-Badischer Geheimrat und Kammerherr (1820-1911) und Harriet, geb. Parish (1834-1864). Seine Bruder war Richard Maximilian (1858-1924), Großherzoglich-Badischer Kammerherr und Geheimer Rat, Kabinettsrat der Großherzogin Luise von Baden, Königlich-Preußischer Major der Reserve. Sein Großvater war der Augenarzt und Chirurg Maximilian Joseph von Chelius, seine Großmutter war Anna Waldburga Sensburg, Tochter von des badischen Staatsrats Ernst Philipp von Sensburg (1752–1831).

Ehe

1888 heiratete von Chelius Hedwig Karoline von Puttkamer (1869–1923), eine Tochter des preußischen Innenministers Robert Viktor von Puttkamer und Nichte der Ehefrau des Reichskanzlers Otto von Bismarck, Johanna von Puttkamer. Aus der Ehe sind drei (ggf. vier) Kinder entsprossen:

  • Wilhelm(-)Victor von Chelius (Lebensrune.png 1. Februar 1889; Todesrune.png 26. September 1914)
    • Königlich-Preußischer Regierungsreferendar, Leutnant der Reserve,
      • ∞ 6. 1. 1914 mit Viktoria-Elise von Zitzewitz (Lebensrune.png 1891)
  • Harriet von Chelius (Lebensrune.png 30. Januar 1891)
    • ∞ Friedrich von Zitzewitz, Regierungsrat und Landrat des Kreises Schlawe in Pommern
  • Maximilian „Max“ Joseph von Chelius (Lebensrune.png 26. Juni 1897 in Karz in Pommern; Todesrune.png ⚔ 14. September 1917 in Oeren bei Dixmuiden)
    • Königlich-Preußischer Leutnant, zugeteilt einer Fliegerstaffel

Auszeichnungen (Auszug)

Werke [6]

Musik von Oscar von Chelius
  • Drei Lieder für eine Singstimme mit Pianoforte. (No. 1. Seligkeit: „Die Bibel ist ein heilig Buch“. No. 2. „Wenn sich zwei Herzen scheiden“. No. 3. Frühling und Liebe: „Was grünt das Thal“.), op. 1. Berlin, 1888.
  • Drei Lieder (No. 1. Stille Liebe. No. 2. Der schwere Abend. No. 3. Herzig Hexchen.), op. 2. Berlin.
  • Drei Mädchenlieder, op. 3. Berlin.
  • Fest-Marsch für Kavallerie-Musik, op. 4. Berlin, 1889.
  • Barcarolle für Pianoforte, op. 6. Berlin, 1888.
  • Drei Lieder für eine Singstimme mit Pianoforte. (No. 1. Der Buchenbaum: „Es steht im Walde ein Buchenbaum“. No. 2. „Von Grund des Herzens“. No. 3. Vorüber: „Mein Liebchen, wir sassen beisammen“.), op. 7. Berlin, 1889.
  • Drei Lieder für eine Singstimme mit Begleitung des Klaviers (No.1. Ahnung (Felix Dahn), No. 2. Säerspruch (Conrad Ferdinand Meier), No. 3. Nachklingen (Osterwald)), op. 8. Berlin.
  • Drei Lieder für eine Singstimme mit Pianoforte. (No. 1. Waldritt: „Das war ein köstlich Reiten“. No. 2. Lied des Waisenknaben: „Bin ein armer Waisenknab’“. No. 3. „Weisst du noch, wie ich am Felsen“.), op. 9. Berlin, 1890.
  • 2 Consolations für Pianoforte, op. 10. Leipzig, 1893.
  • Sonate (G-Dur) für Pianoforte und Violine, op. 11. Leipzig, 1891.
  • Marsch König Umberto, op. 12. Berlin, 1893.
  • Drei Gedichte von Goethe für eine Singstimme mit Pianoforte. (No. 1. Das Schreien: „Einst ging ich meinem Mädchen nach“. No. 2. „Ihr verblühet, süsse Rosen“. No. 3. Wunsch eines jungen Mädchens: „O fände für mich ein Bräutigam sich“.), op. 13. Berlin, 1893.
  • Gebetwasser („Geh' nicht hinaus zur Stunde“/Carmen Sylva), Lied, op. 14. Berlin, 1893.
  • Haschisch. Oper in einem Aufzug. Musik von Siegfried Berger (Pseudonym von Oskar von Chelius). Dichtung von Axel Delmar. Uraufführung 17. Februar 1897 unter Ernst von Schuch in Dresden (Hofoper)
  • Drei Gedichte für eine Singstimme mit Pianoforte. (No. 1. Die Äuglein: „Nun bin ich gekommen“. No. 2. Zu später Stunde: „Mein Sinn ist trunken“. No. 3. Die Bachstelze: „Die kleine flinke Müllerin“.), op. 16. Berlin, 1898.
  • Die vernarrte Prinzeß (1904). Ein Fabelspiel in drei Aufzügen (Oper). Libretto: Otto Julius Bierbaum. Uraufführung 15. Januar 1905 in Schwerin, zweite Aufführungsserie im Mai 1905 in Wiesbaden.
  • Requiem (Seele, vergiß sie nicht); Gedicht von Friedrich Hebbel für gemischten Chor und Orchester. Berlin, 1909.
  • Andante für Violoncello und Klavier, op.23. Berlin, 1910.
  • Schottische Sage. Ballade von Feodora, Prinzessin zu Schleswig Holstein, für eine Singstimme mit Begleitung des Pianoforte. Mainz, 1911.
  • Drei Gedichte von Feodora, Prinzessin zu Schleswig Holstein, für eine Singstimme mit Begleitung des Pianoforte. No. 1. Einsam ... No. 2. Ein Märchen. No. 3. Wunderstrasse. Mainz 1911.
  • Der 121. Psalm ("Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen"); für gemischten Chor, Soli, Orgel und Orchester. Berlin, 1912.
  • Drei Gedichte für eine Singstimme mit Pianoforte. (No. 1. Der Rose Sprache: „Stumm ist der roten Rose Sprache“. No. 2. „Wir sind allein, in deine Hände“. No. 3. Mondschein: „Im Schlafe liegt mein Schätzchen klein“.). Berlin, 1913.
  • Bühnenmusik zu Paul Claudel’s Verkündigung. UA: Hellerau, 1913.
  • Vier Gedichte für eine Singstimme mit Pianoforte. (No. 1. Mein Grab: „Ich hab' ein Grab gegraben“. No. 2. Schlaflos: „Aus Träumen und Ängsten bin ich erwacht“. No. 3. Frage und Antwort: „Fragst du mich, woher die bange Liebe“. No. 4. „Schlafen, schlafen, nichts als schlafen“), op. 24. Berlin, 1915.
  • Heimkehr („Er kehrte nicht heim“ (Rainer Maria Rilke)), Lied für eine Singstimme und Pianoforte, op. 25.
  • Drei Gedichte für eine Singstimme mit Pianoforte. (No. 1. Der dunkle Flecken: „Mein Lieb, du weisse Taube“. No. 2. „Zwei Wandrer gingen den Weg entlang“. No. 3. Dein Alles: „Ich möchte deine Blume sein“.), op. 26. Leipzig, 1920.
  • Magda Maria (1920). Oper in 3 Aufzügen. Libretto: Max Treutler, op. 27. Uraufführung 1920 Dessau.
  • Und Pippa tanzt! (1922; op. 28). Symphonische Dichtung (nach dem gleichnamigen Stück von Gerhart Hauptmann)

Literatur

  • Ferdinand von Strantz: Opernführer, 1907, S.100f.; auch als Nachdruck bei BoD, 2014 (eingeschränkte Voransicht auf Google-Bücher)
  • Patrick Ernst Sensburg: General, Diplomat und Musiker. Oskar Philipp von Chelius aus Mannheim - letzter deutscher Militärbevollmächtigter am russischen Zarenhof. In: Hierzuland 9, 1994, Nr. 17, S. 22– 26.
  • Manfred Kehrig: Chelius, Philipp Oskar von. In: Badische Biographien NF 4, 1996, S. 45-46

Fußnoten