Gebühr, Otto

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Otto Gebühr (1877–1954)

Otto Gebühr (Lebensrune.png 29. Mai 1877 in Kettwig/Ruhr, heute Essen-Kettwig; Todesrune.png 13. März 1954 in Wiesbaden) war ein deutscher Staatsschauspieler.

Leben

Unterschrift
Otto Gebührs Grab
Berlin-Wedding, Sophienfriedhof III
Inschrift des Grabsteins
Das Flötenkonzert (Sanssouci)
Lil Dagover und Otto Gebühr in „Die Tänzerin von Sanssouci
Otto Gebühr als „Alter Fritz“ in „Der Choral von Leuthen
Otto Gebühr als Friedrich der Große.jpg

Jugend

Otto Gebühr wurde in der preußischen Provinz Rheinland, in Kettwig an der Ruhr, als Sohn des Kaufmanns Otto Gebühr und dessen Frau Fanny Mathilde, geb. Moll, geboren. Sein Vater verstarb früh, Otto wuchs gemeinsam mit seinem Bruder in Hülsenbusch bei Gummersbach auf, später in Köln, wo die Mutter anfangs als Näherin die Familie ernährte, dann eine Pension für Schülerinnen des Musikkonservatoriums leitete. Gebühr besuchte in Köln die Bürgerschule, ab 1897 die Realschule und ab 1890 das Friedrich-Wilhelm-Gymnasium. Anschließend absolvierte er auf Wunsch seiner Mutter eine kaufmännische Lehre. Doch sein Interesse galt mehr der Schauspielerei, und so schloß er sich nach wenigen Monaten Schauspielunterricht einer Wanderbühne an und sammelte erste Erfahrungen als Darsteller.

Über das Görlitzer Stadttheater, wo er zwischen 1896 und 1897 ein erstes, kurzes Engagement erhielt, kam der junge Schauspieler ein Jahr später an das königliche Hoftheater in Dresden und gehörte dort bis 1908 zum Ensemble. Daneben ging der musisch vielseitig begabte Künstler auf Tournee, unter anderem für vier Monate in die USA, und widmete sich der Malerei. Ab 1909 spielte er dann in Berlin am Lessingtheater und zwischen 1912 und 1914 am Theater in der Königgrätzer Straße.

Mit dem Stummfilm kam Otto Gebühr bereits 1913 in Kontakt, übernahm Komparsenrollen und wurde ab 1917 in kleineren Nebenrollen besetzt; ab 1917 war er am Deutschen Theater in Berlin bei Max Reinhardt tätig. Während des Ersten Weltkrieges war Gebühr als Kriegsfreiwilliger beim 3. Garde-Feldartillerie-Regiment eingezogen und brachte es dort bis zum Leutnant.

Weimarer Republik

Auf Vermittlung des Schauspielers und Filmregisseurs Paul Wegener (1874–1948) gab ihm 1920 der Regisseur Carl Boese in dem Stummfilm „Die Tänzerin Barberina“ die Rolle des Preußenkönigs Friedrich II. (1712–1786), mit der Gebühr der schauspielerische Durchbruch auch auf der Leinwand gelang. Die unverkennbare physiognomische Ähnlichkeit Gebührs mit Friedrich II. in Adolph von Menzels Gemälde „Flötenkonzert in Sanssouci“ (1852) prädestinierte ihn geradezu für die Rolle, auch wenn Menzels Portraitierung des Preußenkönigs historisch nicht belegt ist.

Fortan wurde Gebühr auf die Verkörperung Friedrichs II. in 16 Spielfilmen sowie zahlreichen Bühnenauftritten festgelegt. Er war sowohl schauspielerisch als auch optisch derart überzeugend, daß er „der“ Darsteller schlechthin für Friedrich II. und die preußische Zeit wurde. In den kommenden Jahren verkörperte er diese historische Figur beispielsweise zwischen 1920 und 1923 in dem von Arzén von Cserépy in Szene gesetzten stummen Vierteiler „Fridericus Rex“:

  1. Teil: Sturm und Drang
  2. Teil: Vater und Sohn
  3. Teil: Sanssouci
  4. Teil: Schicksalswende

Drittes Reich

In dem Historienfilm „Fridericus“ (auch: „Der alte Fritz“) stand er 1936 unter anderem neben Lil Dagover (Marquise de Pompadour), Käthe Haack (Maria Theresia) und Hilde Körber (Wilhelmine, Friedrichs Schwester) vor der Kamera und erzielte einen seiner größten Publikumserfolge.

Der Tonfilm hatte ihn fast ausschließlich immer nur als den „alten Fritz“ eingesetzt, und Gebühr hatte sich damit eigentlich bereits abgefunden. Daher trat in dieser Zeit immer mehr die Bühne in den Vordergrund: viele Hauptmann-Stücke wie „Vor Sonnenuntergang“ (Geheimrat Clausen), „Der Biberpelz“ (Werhahn), „Hanneles Himmelfahrt“ (Lehrer Gottwald), Ibsen- und Strindberg-Gestalten, aber auch komische Rollen, wie „Schneider Wibbel“ und „Raub der Sabinerinnen“ (Striefe).

1938 wurde nun auch für seine Filmtätigkeit endlich das Eis gebrochen, und Luis Trenker, den Gebühr zu Silvester kennenlernte, glaubte in Gebühr den Prinzen Eugen für seinen nächsten Film „Der rote Husar“ gefunden zu haben. Dieser Filme sollte in deutscher und italienischer Fassung in Wien gedreht werden. Aus diesem Projekt wurde allerdings nichts. Aber auch Herbert Maisch, der Spielleiter von „Nanon“, wollte Otto Gebühr in diesen Film wieder in einer größeren Rolle herausstellen.[1]

Propagandaminister Joseph Goebbels ernannte Gebühr 1938 zum Staatsschauspieler, und damit stand Gebühr auf dem Höhepunkt seiner Karriere, war neben Heinz Rühmann, Hans Albers und Heinrich George einer der bestverdienenden und berühmtesten deutschen Schauspielgrößen. Letztmalig glänzte Gebühr 1942 in einer Paraderolle: Veit Harlans Historienepos „Der große König“ zeigte Friedrich II. in seiner schwersten Krise im Siebenjährigen Krieg.

Nachkriegszeit

Nach Kriegsende wurde Gebühr von den Alliierten mit einem Auftrittsverbot belegt, ihm wurde nationalsozialistische Interessenpolitik vorgeworfen, einige seiner Filme wurden indiziert. Nach seiner „Entnazifizierung“ kehrte Gebühr 1947 an der Seite Lil Dagovers in Anton Tschechows „Der Kirschgarten“ an der Berliner Komödie auf die Bühne zurück. Ab Anfang der 1950er Jahre unternahm er Gastspielreisen und bereicherte mit profilierten Chargenrollen den deutschen Film: Er gab kauzige Gesellen und heiter vergreiste Eigenbrötler in Heimatfilmen, und letztmalig sah man ihn 1954 als alten Gärtner Jakob in „Rosen-Resli“ neben der jungen Christine Kaufmann auf der Leinwand.

Tod

Otto Gebühr verstarb am 13. März 1954 im Alter von 76 Jahren in Wiesbaden an einem Herzschlag. Seine Tochter Hilde (1912–1945) aus seiner 1910 geschlossenen Ehe mit Cornelia Bertha Julius, ebenfalls Schauspielerin, war bereits neun Jahre zuvor verstorben. Mit ihr hatte er ein inniges Verhältnis gehabt. Sohn Michael (1942–2021) stammte aus seiner zweiten Ehe mit der Schauspielerin Doris Krüger, mit der Gebühr zwischen 1942 und 1950 verheiratet war. Michael Gebühr stand in den 1950er Jahren für einige Kinoproduktionen vor der Kamera. Später wurde er Hochschullehrer für Vor- und Frühgeschichte.

Auszeichnungen (Auszug)

Filmographie

  • 1917: Der Richter
  • 1919: Der Flimmerprinz
  • 1919: Das Mädchen aus der Ackerstraße
  • 1920: Der Golem, wie er in die Welt kam
  • 1920: Drei Nächte
  • 1920: Abend – Nacht – Morgen
  • 1920: Die Tänzerin Barberina
  • 1921: Der Schrecken der roten Mühle
  • 1922: Fridericus Rex
  1. Teil: Sturm und Drang
  2. Teil: Vater und Sohn
  3. Teil: Sanssouci
  4. Teil: Schicksalswende

Theatrographie (Auswahl) 

  • 1940: Der Raub der Sabinerinnen (Theater in der Behrenstraße)[2]

Filmbeiträge

V.S.-Produktion: Schauspielerleben: Otto Gebühr (Staffel 3 / Folge 3, 2012)

Im Gespräch mit Dr. Michael Gebühr (Sohn)

Siehe auch

Literatur

  • Walther Gottfried Lohmeyer: Das Otto Gebühr-Buch, Scherl Verlag, Berlin 1927

Fußnoten

  1. Mein Film – Illustrierte Film- und Kinorundschau, Nr. 7, 24. Februar 1939
  2. Filmwelt – Das Film- und Foto-Magazin, Nr. 15, 12 . April 1940