Amerongen, Otto Wolff von

Aus Metapedia
(Weitergeleitet von Otto Wolff von Amerongen)
Wechseln zu: Navigation, Suche

Otto Wolff von Amerongen (* 6. August 1918 in Köln; † 8. März 2007 ebenda) war ein deutscher Industrieller.

Leben

Otto Wolff von Amerongen war Sohn des Kölner Industriellen Otto Wolff. Seine Mutter Else von Amerongen, geb. Pieper, war bei Ottos Geburt Mitarbeiterin seines Vaters. Otto Wolff sen. hatte 1904 in Köln einen aus der Schrott-Verwertung hervorgegangenen Eisengroßhandel gegründet und zu einem der großen Konzerne der Montanindustrie entwickelt — nicht zuletzt dank Beziehungen in die ansonsten vielfach gemiedene Sowjetunion sowie nach Osteuropa und Fernost. Auf Wolffs Initiative entstand 1922 auch die Deutsch-Russische Handels-A.G. in Berlin, deren Gründung Lenin selbst guthieß. Ottos Vater soll damals deutschen Kritikern geantwortet haben, er wolle nicht das Vaterland retten, sondern Geschäfte machen.[1] Die Wolff-Gruppe baute auch Teile der mandschurischen Eisenbahn und die erste Ölrohrleitung zwischen Batumi und Baku.

Jugend

Nach Schulen in Österreich und dem Abitur absolvierte Otto eine kaufmännische Lehre. Er war HJ-Führer und ging 1938 zur Wehrmacht.

Zweiter Weltkrieg

1940, nach dem Tod seines Vaters, folgte Otto diesem als Mehrheitsgesellschafter[2] und wurde daher mehrfach vom Wehrdienst freigestellt. So übernahm er im Auftrag der damaligen Firmenleitung von 1942 an in Portugal Sondermissionen, darunter den Aufkauf kriegswichtiger Wolfram-Lieferungen.[3] Nach dem Krieg wurde er von den „Befreiern“ bis 1947 interniert.

Nachkriegszeit

Amerongens Firma stand 1945 bis 1954 großteils unter alliierter Kontrolle. An der Spitze der Firma gelang es ihm, eine allzu große Zersplitterung und Entflechtung zu verhindern. Die Beteiligungen im Saarland wie die 50 % am Neunkirchener Eisenwerk kamen erst 1957 nach Bildung des Bundeslandes Saarland unter das Dach der Wolff-Gruppe zurück. Die für Wolff charakteristischen Beziehungen nach Osteuropa waren freilich mit dem Kalten Krieg weggebrochen. Daher konzentrierte er sich zunächst auf den westdeutschen Inlandsmarkt. 1949 firmierte er die Gruppe von einer OHG in eine KG sowie 1966 die nunmehrige übergeordnete Holding in Otto Wolff AG (OW) um und wurde deren Vorstandsvorsitzender. Er behielt über Jahrzehnte 49 % des Kapitals. Amerongen baute ab 1947 in drei Branchenzweigen Aktivitäten auf: Den Handel mit eigenen und zugekauften Eisen- und Metallgütern, der Grundstoffindustrie und der verarbeitenden Industrie (Schrauben, Bagger, Messgeräte, Maschinen). Hinzu kamen zeitweise die Planung und Fertigung kompletter Anlagen. In der Verarbeitung bildete Weißblech (verzinntes Stahlblech) für Konservendosen einen Schwerpunkt. Zeitweise gehörte die Wolff-Gruppe, die beispielsweise 1963 gut 3 Mrd. DM umsetzte, zu den großen deutschen Konzernen und war Amerongen zufolge nach Krupp und Flick der drittgrößte Konzern in Familienhand. Dennoch zeigten sich Grenzen für den international kleinen Anbieter. So verkaufte Amerongen 1968/1969 das Geschäft in der Grundstoffindustrie an die Metallgesellschaft. Ab 1957 führte er den Vorsitz des Ostausschusses der deutschen Wirtschaft. Er betrachtete die „neue Ostpolitik“ von Willy Brandt mit Wohlwollen. Amerongen übergab im Juli 1986 den Vorstandsvorsitz seinem damaligen Schwiegersohn Arend Oetker und wurde Aufsichtsratschef.

Auszeichnungen

  • Ehrendoktor (Universität. Köln 1978)
  • Ehrendoktor (Universität Jena 1985)
  • Ehrendoktor (Deutsche Sporthochschule Köln 1993)
  • Bundesverdienstkreuz (1979, 1990, 1994)
  • Großes Goldenes Ehrenzeichen, Österreich
  • Mitglied der Ehrenlegion, Frankreich
  • Große Friedrich-Harkort-Medaille (1988).

Mitgliedschaften / Ämter

Amerongen gehörte insgesamt rund 40 Aufsichtsräten sowie Beiräten an[4] und war als erster Deutscher im Board eines internationalen Konzerns, der Exxon Corp. (1971–1989). Bis 1975 war er mehrere Jahre Aufsichtsratschef und Sanierer des 1. FC Köln. 1969–1988 Präsident des Deutschen Industrie- und Handelstages, 1967–1990 Präsident der Industrie- und Handelskammer Köln, seit 1957 Vorsitzender des Ostausschusses der deutschen Wirtschaft. Gründer (1992) und Vorstandsvorsitzender der Otto Wolff von Amerongen-Stiftung zur Förderung von Bildung, Erziehung und Völkerverständigung. Amerongen war einer der Mitbegründer der Bilderberger, Mitglied in der Deutsche Gesellschaft für Auswärtige Politik e.V. (DGAP) und der Trilateralen Kommission[5].

Familie

Amerongen war ab 1943 mit Eva, geb. Hehemann, verheiratet. Das Paar bekam die Töchter Claudia, Regine und Jeanne, ließ sich aber um 1970 scheiden. Seine zweite Frau, Winnie, geb. von Greger, unterhielt als gelernte Schneidermeisterin eine Boutique.[6]

Fußnoten

  1. vgl. FAZ, 5. August 1993
  2. 1940 übernahm er als Teilhaber die Firma seines Vaters.
  3. Später kam es zu Vorwürfen, das Unternehmen habe sich jüdisches Eigentum angeeignet.
  4. In der BRD war er Aufsichtsratschef beispielsweise bei Gerling und Aufsichtsrat der Deutschen Bank AG (1952–1988) sowie Vorsitzender von deren Beraterkreis. Präsident der Deutschen Gesellschaft für Osteuropakunde (1971–1999), Präsident der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik. Er war bis 1986 Vorstandsvorsitzender der Otto Wolff AG.
  5. Prominente ohne Maske, FZ-Verlag 1986, ISBN 3924309019
  6. Amerongen war bis ins hohe Alter aktiver Sportler (Tennis, Skilaufen) und unterhielt weitere Wohnsitze in Texas, am Wolfgangsee und in der Provence. Amerongen zog sich nach 2003 völlig zurück und verstarb im März 2007 88-jährig in Köln.