Palästina

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Flagge des palästinensischen Staates

Palästina (arabisch Filastin, christlich „Das Heilige Land”, in der Bibel Kanaan, jüdisch „Gelobtes Land”) ist eine Landschaft in Vorderasien, die zwischen dem Mittelmeer im Westen, dem Jordangraben bis zum Toten Meer im Osten, zwischen dem Libanongebirge im Norden bis zum Nordsaum des Negev im Süden liegt. In Palästina existieren viele dem Christentum, Judentum und Islam heilige Stätten.

Das Ergebnis der Errichtung des Staates Israel: Palästina wird von der Landkarte getilgt (Grün).

Geschichte

Lithographie von Jakob Schumacher (er baute 1869 die Karmelstraße vom Meer geradewegs zum Karmelberg) aus Tübingen 1877; Die deutsche Templersiedlung in Haifa war die älteste und zugleich größte. 1868 landeten die ersten Templer auf der „Reede von Caifa“. Am Fuße des Karmelbergs, im Westen des arabischen Dorfes, erwarben sie Land. Ursprünglich sollte es eine vorwiegend landwirtschaftliche Siedlung werden. Die günstige geographische Lage und die Rührigkeit der deutschen Kolonisten und Pioniere führten jedoch dazu, daß Haifa zu einem neuen wirtschaft­lichen Zentrum im Norden des Landes wurde. (→ Das Deutschtum in Syrien und Palästina)

Zur Zeit Christi bestand Palästina aus den Gebieten Judäa, Samaria Galiläa und Peräa (östl. vom Jordan), 70 nach Z. wurde es römische Provinz. Nach dem blutigen Aufstand 132 unter Bar Kochba wurde der römische Provinzname Iudaea (Judäa) in Syria Palaestina geändert. Nach 395 gehörte Palästina zum Oströmischen (Byzantinischen) Reich. Der Aufstieg des Christentums im 4. Jahrhundert und dessen Interesse am Heiligen Land verschoben die regionalen Mehrheitsverhältnisse, gefördert durch rechtliche Einschränkungen für die Juden (nach 425/426 Aufhebung des Patriarchats).

Die arabische Eroberung (ab 634) versetzte auch die Christen in den Status einer begrenzt geduldeten Minderheit neben den Juden. Ab 878 gehörte Palästina (mit Unterbrechungen) zu Ägypten. 1099 eroberten die Kreuzritter Jerusalem und bildeten das christliche Königreich Jerusalem (bis 1291). Unter der Toleranz und Dynamik des aufstrebenden Osmanischen Reiches nach 1517 wuchs auch die jüdische Bevölkerung in Palästina sprunghaft an. Anfang des 18. Jahrhunderts folgten neue Zuwanderungen aus osteuropäisch-chassidischen, im 19. Jahrhundert auch aus anderen orthodoxen Kreisen. Schwäbische Pietisten schufen Mustersiedlungen in Palästina.[1]

1917/18

Palästina wurde von den Engländern besetzt und ist seit 1922 englisches Mandatsgebiet mit 26319 qkm und etwa 1,5 Mio. Einwohnern, durch Einwanderung ca. 30% Juden.

2012

Palästinas Präsident Mahmud Abbas forderte im November 2012 vor der UN-Vollversammlung in Neu York, die Mitgliedschaft als Beobachterstaat. Neun Länder, u.a. VSA, Israel, Panama und Tschechei stimmten dagegen, während Israel auch mit Vergeltungsmaßnahmen drohte, 41 Länder u. a. die BR-Deutschland enthielten sich der Stimme und 138 stimmten mit „ja" für Palästinas Aufnahme.

Wenige Stunden nach der Abstimmung gab die Regierung Israels bekannt, im Westjordanland die Besiedlung mit 2.000 neuen Wohnungen weiterzubetreiben. Diese Provokation stuft u. a. die UNO als illegal ein.

2014

Im Sommer 2014 fand im Gaza-Streifen ein weiteres Massaker an Palästinensern statt (→ Unternehmen „Schutzrand“).

2018

Zwischen 20.000 und 30.000 überwiegend palestinensische Ex-Bewohner waren im April 2018 zu dem Marsch an der Grenze zu Israel gekommen. Die Hamas-Initiatoren untermauerten mit der Aktion ihren Anspruch auf ein „Recht auf Rückkehr“ für palästinensische Flüchtlinge und deren Nachkommen in das Gebiet des heutigen Israels. Israel verweigert jedoch die Rückkehr und setzt auf Gewalt: 18 Palästinenser starben am Karfreitag 2018 beim „Marsch der Rückkehr“ am Gazastreifen. Sie waren von israelischen Soldaten erschoßen oder durch Panzergranaten getötet worden, als sie versuchten den Grenzzaun nach Israel zu überqueren. 1400 weitere Palästinenser wurden verletzt, die meisten durch Tränengas.

Nach den Unruhen im Gazastreifen ist der UN-Sicherheitsrat in Neu York zusammengetreten, denn die Vereinten Nationen befürchten, daß sich die Situation weiter verschlimmern könnte. Der türkische Präsident Erdogan hat das Vorgehen der israelischen Armee am Gazastreifen als „Massaker“ verurteilt. Ebenso die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch kritisierte das Vorgehen von Israel scharf. „Israelische Soldaten haben nicht nur exzessiv Gewalt angewendet“, sagte der stellvertretende Nahost-Direktor Eric Goldstein. „sondern sie haben offensichtlich Befehle befolgt, die nichts als eine blutige militärische Antwort auf die palästinensischen Demonstrationen sicherstellten.“ Er verwies auf vorherige Aussagen der israelischen Armee, mehr als 100 Scharfschützen an die Grenze zu befehlen. Israels Verteidigungsminister Avigdor Lieberman meinte dagegen, daß es sich bei der Mehrheit der Getöteten um „Terroristen“ gehandelt hätte.

Zionismus

Der Zionismus verursachte mit seiner öffentlich vertretenen Forderung, eine »öffentlich-rechtlich gesicherte Heimstätte in Palästina« für das jüdische Volk zu schaffen, ab 1905 eine verstärkte Zuwanderung.

Die (unter maßgeblichen Einsatz v.a. von N.Sokolow erwirkte) Balfour-Deklaration vom 2.11.1917 leitete nach der Eroberung durch die Briten

1917/18

eine intensive zionistische Aufbauphase ein, während der sich bereits Widerstand unter der arabischen Bevölkerung bemerkbar machte.

1920

Großbritannien erhielt 1920/22 das Völkerbundsmandat für Palästina und trennte das Ostjordanland als Emirat Transjordanien ab. Es kam zu wachsenden Konflikten zwischen Juden und Arabern, die einen unabhängigen arabischen Staat Palästina forderten. Sie mündeten

1936 - 1939

in einen arabischen Palästinaaufstand und führten besonders in den 1940er-Jahren auch zu Auseinandersetzungen zwischen Juden und britischer Verwaltung (Israel, Geschichte). Schließlich brachte Großbritannien die Palästinafrage vor die sogen. Vereinten Nationen, deren Vollversammlung am

29.11.1947

die Zweiteilung Palästinas in einen jüdischen und einen arabischen Staat abstimmte. Diese Empfehlung wurde von den Bewohnern Palästinas überwiegend abgelehnt und führte zu Aufständen.

Sie führte mit Erlöschen des britischen Mandats und Abzug der britischen Truppen am

14.5.1948

zur Ausrufung des Staates Israel .

In der Folge des 1. Israelisch-Arabischen Kriegs fiel das für den arabischen palästinensischen Staat vorgesehene Gebiet an mehrere kriegführende Mächte; Ostpalästina wurde 1950 Jordanien angegliedert (Westjordanland); der Gazastreifen kam unter ägyptische Treuhandverwaltung. Im Sechstagekrieg besetzte Israel große Teile von Palästina.

Am 14. Mai 1948 wurde der Staat Israel proklamiert („Nakba”, „Katastrophe”), mehr als 760.000 Palästinenser wurden von Israelis aus ihrer Heimat vertrieben, zahlreiche Dörfer, u.a. deren bekanntestes Deir Jassin, wurden dem Erdboden gleichgemacht, die Bevölkerung vor Ort in Brunnen geworfen und somit ermordet.

Fünf Millionen Palästinenser leben deshalb seit einer Generation noch heute in Flüchtlingslagern. [2]

Zitate

  • „Die Regierung Seiner Majestät verkündet jetzt unzweideutig, daß es nicht ihre Politik ist, aus Palästina einen jüdischen Staat werden zu lassen.“ — Aus dem Britischen Weißbuch von 1939[3]
  • „Herr Roosevelt verlangt endlich die Bereitwilligkeit, ihm die Zusicherung zu geben, daß die deutschen Streitkräfte des Staatsgebiet oder die Besitzungen folgender unabhängiger Nationen nicht angreifen und vor allem nicht dort einmarschieren würden. Und er nennt als dafür in Frage kommend nun: Finnland, Lettland, Litauen, Estland, Norwegen, Schweden, Dänemark, Niederlande, Belgien, Großbritannien, Irland, Frankreich, Portugal, Spanien, die Schweiz, Liechtenstein, Luxemburg, Polen, Ungarn, Rumänien, Jugoslawien, Rußland, Bulgarien, Türkei, Irak, Arabien, Syrien, Palästina, Ägypten und Iran. [...] Ebenfalls ist Herrn Roosevelt ersichtlich die Tatsache entgangen, daß Palästina zur Zeit ja gar nicht von deutschen Truppen, sondern von Engländern besetzt ist und mit brutalsten Gewaltmitteln in seiner Freiheit beschränkt und um seine Unabhängigkeit gebracht wird und zugunsten jüdischer Eindringlinge die grausamsten Mißhandlungen erduldet. Die in diesem Lande lebenden Araber dürften sich gegenüber Roosevelt daher sicher nicht über eine deutsche Aggression beschwert haben, aber sie beklagen sich in andauernden Appellen an die Weltöffentlichkeit über die barbarischen Methoden, mit denen England dort ein seine Freiheit liebendes und nur seine Freiheit verteidigendes Volk niederzuzwingen versucht. Auch dies wäre vielleicht ein Problem, das man nach der Auffassung des Herrn Roosevelt am Konferenztisch würde lösen müssen, vor einem gerechten Richter also, und nicht durch brachiale Gewalt, durch militärische Mittel, durch Massenerschießungen, durch das Niederbrennen von Dörfern, Sprengungen von Häusern usw. Denn eines steht doch unzweifelhaft fest, daß England in diesem Fall nicht in Abwehr eines drohenden arabischen Angriffs auf England handelt, sondern als von niemand gerufener Eindringling in einem England nicht gehörenden fremden Gebiet seine Gewalt aufrichten will.“Adolf Hitler am 28. April 1939 in seiner Anwort an Roosevelt
  • „Ich entsinne mich weiter, daß dieselbe Israelische Regierung ja letzten Endes nur durch eine Aggression entstanden ist, die nach Nürnberger Recht mit einem Urteil enden würde, das vielleicht manchen Leuten in Tel Aviv oder Jerusalem nicht passen würde. Würde man nach dem Nürnberger Recht urteilen, damit auch die Aggressoren im vorderasiatischen Raum, jene, die den Arabern ihre Heimat genommen haben, treffen. Dann würde man wahrscheinlich andere Wege und Methoden finden müssen. Ich habe gar keinen Grund, mich zu schämen. Genau so, wie ich mich als Vertriebener jederzeit für meine Heimat einsetze, kann ich den Wunsch der Araber verstehen, daß ihre Heimat nicht für dauernd von den Juden gestohlen bleiben soll.“ — Dr. Franz Richter, Bundestagsabgeordneter[4]

Literatur

  • J. M. N. Jeffries: Palestine: The Reality (1939, Nachdruck 1976) (Netzbuch) (englischsprachig)

Siehe auch

Verweise

Englischsprachig

Fußnoten

  1. Es war einmal in Palästina, Sezession, 18. April 2009
  2. Palästinenser gedenken der “Nakba”, de.euronews.net, 14. Mai 2009
  3. British White Paper of 1939, Section I. "The Constitution". Zit. n.: (Avalon Projekt der Yale Universität)

    But this statement has not removed doubts, and His Majesty's Government therefore now declare unequivocally that it is not part of their policy that Palestine should become a Jewish State.

  4. Irgendeine Strafe finden, Der Spiegel, 21. November 1951