Kondylis, Panajotis

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Panajotis Kondylis (neugr. Παναγιώτης Κονδύλης, Lebensrune.png 17. August 1943 in Olympia; Todesrune.png 11. Juli 1998 in Athen) war ein neugriechischer Philosoph, der im deutschsprachigen Raum als vielgelesener Privatgelehrter große Wirkung erzielte.

Werdegang als Privatgelehrter

Panajotis Kondylis entstammte einer Familie von Militärs und Politikern, die während des Zweiten Weltkrieges auf nicht näher bekannte Weise (ob regulär oder in Form von terroristischen Partisanenaktivitäten) gegen die deutsche Besatzung kämpfte. Bereits als Gymnasiast brachte er sich selbständig mehrere Fremdsprachen bei, um philosophische Werke nicht nur in Übersetzung zu lesen, sondern in ihrer jeweiligen Originalsprache verstehen zu können. Auch beruflich erwarb Panajotis Kondylis sich dadurch früh die Voraussetzungen, um als Übersetzer seinen griechischen Landsleuten Carl Schmitt und Niccolò Machiavelli, aber auch Karl Marx und Ernst Cassirer, näherzubringen. Nachdem Panajotis Kondylis von 1963 bis 1967 Klassische Philosophie studiert und von 1967 bis 1969 Wehrdienst geleistet hatte, soll er während des Obristen-Regimes einige Jahre Marxist und Mitglied der Kommunistischen Partei gewesen sein.[1] Da Kondylis 1998 weit vor der Zeit verstarb, konnten seine überragend bedeutenden Werke im akademisch verengten Lehrbetrieb der BRD nicht die Wirkung entfalten, die ihnen gemäß wäre. Der Fall des verkannten Privatgelehrten Kondylis wirft insgesamt die Frage auf, ob die geistige Unfreiheit in der BRD nicht ursächlich etwas mit dem System staatlicher Universitäten zu tun hat. Die von Beamten bevölkerten Universitäten binden alle finanziellen Ressourcen des Gesamtsystems an sich, lehren jedoch nicht viel mehr als bloßen Konformismus.

Weltbild als Entscheidung und Orientierungshilfe

Ein Weltbild zu haben, heißt sich entscheiden, und Entscheidung heißt: „den gordischen Knoten der chaotischen Vorwelt“ zu zerschlagen, „um an deren Stelle eine organisierte Welt zu setzen.“[2] Die Entscheidung für die eigene Weltanschauung, aus der Vielzahl der Möglichkeiten des Soseins oder Andersseins, verleiht Orientierungs- und Handlungsfähigkeit sowie Identität. Die Weltanschauung „ist daher keine bloße Beschreibung der Welt, sondern auch und vor allem ein Handlungsentwurf, in ihm kristallisieren sich Ansichten und Absichten des Subjekts der Entscheidung im Hinblick auf Verwendung, Anordnung und Gestaltung der Dinge und der Existenzen die mit ihm in Berührung kommen.“[3] Nach Kondylis ist der Mensch auf eine Weltanschauung „als einzig möglichen stabilen Orientierungsrahmen unbedingt angewiesen.“[4] „Als Zuhause und Betätigungsraum des Subjekts und zugleich als Einheit von Inhalt und Sehweise, von Wirklichkeit und Ordnung oder Bewertungsmaßstab, ermöglicht das Weltbild den Umgang mit den Objekten (Personen und Sachen), die innerhalb seiner Grenzen anzutreffen sind“ [5].

Zitate

  • Der gegenwärtige Herrscher mahnt zur Vernunft, der künftige besingt die Freiheit.
  • Plutokratische Demokratie: Ungleichheit im Essen, Gleichheit im Dessert.
  • „Die Menschheit“ ist der kollektive Gott der Neuzeit.
  • Gespräche sind unter Andersdenkenden unmöglich und unter Gesinnungsgenossen überflüssig.
  • Philosophische Debatten werden erst dann ehrlich, wenn sie bei persönlichen Beschimpfungen enden.
  • Atheismus ist der minimale Anstand.
  • Der deutsche Herrenmensch war die bislang letzte Tragödie der Weltgeschichte. Der humane und friedliebende Deutsche ist bislang die letzte Komödie der Weltgeschichte.
  • Die Franzosen haben die Moral erfunden, weil sie wußten, daß die Deutschen daran glauben würden.
  • Die Deutschen besitzen die Tugenden des Plebejers, d.h. Fleiß und Sparsamkeit, ihnen fehlen aber die Tugenden des Aristokraten, nämlich Souveränität, Gelassenheit und die überlegene List des Raubtiers. Nach manchem überflüssigen Abenteuer haben sie inzwischen die ihren Tugenden entsprechende Stellung in der Welt erreicht: sie sind die Musterknaben in beiden Lagern geworden.

Werke

Auswahl der deutschsprachigen Arbeiten von Panajotis Kondylisa[6]
  • Die Aufklärung im Rahmen des neuzeitlichen Rationalismus, Klett-Cotta, Stuttgart 1981, ISBN 3-12-915430-2 [725 S.]
  • Konservativismus. Geschichtlicher Gehalt und Untergang, Klett-Cotta, Stuttgart 1986
  • Die neuzeitliche Metaphysikkritik, Klett-Cotta, Stuttgart 1990, ISBN 3-608-91330-0 [614 S.]
  • Der Niedergang der bürgerlichen Denk- und Lebensform. Die liberale Moderne und die massendemokratische Postmoderne, VCH, Weinheim 1991; Neuauflage: Akademie Verlag, Berlin 2007
  • Planetarische Politik nach dem Kalten Krieg, Akademie Verlag, Berlin 1992
  • Das Politische im 20. Jahrhundert. Von den Utopien zur Globalisierung, Manutius, Heidelberg 2001
  • Machiavelli. Aus dem Griechischen übersetzt von Gaby Wurster, Akademie Verlag, Berlin 2007 (→ Rezension von Andreas Krause Landt)
Anthologien
  • Panajotis Kondylis (Hg.): Der Philosoph und die Macht, Junius Verlag, Hamburg 1992, ISBN 978-3-942106-36-8 [25 Stellungnahmen der bekanntesten Philosophen des Abendlandes aus den letzten 2.400 Jahren zum Thema politische Macht, Herrschaft und Gewalt, Beiträge von Thykydides, Platon, Aristoteles, Karneades, Xenophon, Augustinus, Thomas von Aquin, Duns Scotus, Claude Adrien Helvétius, Thomas Hobbes, Baruch de Spinoza, Jean-Jacques Rousseau, Denis Diderot, G.W.F. Hegel, Friedrich Nietzsche, Bertrand Russell, Max Scheler, John Dewey, Helmuth Plessner, Karl Jaspers, Hannah Arendt, Arnold Gehlen, Alexandre Kojève, Helmut Kuhn, Michel Foucault; 292 S.]
  • Panajotis Kondylis (Hg.): Der Philosoph und die Lust, Keip Verlag, Frankfurt/Main 1991, ISBN 978-3-805-10510-1 [Mit Beiträgen von: Demokrit, Platon, Aristoteles, Kyrenaiker, Epikur, Marus Tullius Cicero, Lucius Annaeus Seneca, Plutarch, Jakobus, Aurelius Augustinus, Thomas von Aquin, Cosma Raimondi, Lorenzo Valla, Thomas Hobbes, Voltaire, David Hume, Pierre de Maupertuis, Julien Offray de la Mettrie, Marquis de Sade, Immanuel Kant, G.W.F. Hegel, Jeremy Bentham, John Stuart Mill, Henry Sidgwick, George E. Moore, Friedrich Nietzsche, Gilbert Ryle, Herbert Marcuse; 202 S.]

Verweise

Fußnoten

  1. Przybyszewski S.2: Er studierte zunächst Philosophie und Klassische Philologie in Athen, wo er als Marxist unter der griechischen Militärjunta zum Dissidenten wurde; Kondylis wechselte sodann in die BRD über.
  2. Panajotis Kondylis: Macht und Entscheidung, S. 35
  3. Panajotis Kondylis: Macht und Entscheidung, S. 61
  4. Panajotis Kondylis: Macht und Entscheidung, S. 20
  5. Panajotis Kondylis: Macht und Entscheidung, S.19f.
  6. Vollständiges Verzeichnis seiner deutschsprachigen Arbeiten in: Falk Horst (Hg.): Kondylis – Aufklärer ohne Mission, Akademie Verlag, Berlin 2012, S.191 f.