Pirsch unter Wasser

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DOKUMENTATION

Pirsch unter Wasser, Filmplakat.jpg
Filmdaten
Deutscher Titel: Pirsch unter Wasser
Produktionsland: Deutsches Reich
Erscheinungsjahr: 1942
Produktionsfirma: Ufa-Filmkunst GmbH
Stab
Regie: Rudolf Schaad
Kamera: Hans Hass
Jörg Böhler
Alfred von Wurzian
Herstellungsleitung: Nicholas Kaufmann

Pirsch unter Wasser ist ein 17minütiger deutscher Kulturfilm bzw. Lehrfilm von 1942. Er ist einer der weltweit ersten Unterwasser-Naturfilme.

Uraufführung

Die Uraufführung fand am 8. Mai 1942 in Berlin im Tauentzien-Palast, im Atrium, im U.T. Friedrichstraße und im Forum Köpenick statt.

Handlung

Quelle
Folgender Text ist eine Quellenwiedergabe. Unter Umständen können Rechtschreibfehler korrigiert oder kleinere inhaltliche Fehler kommentiert worden sein. Der Ursprung des Textes ist als Quellennachweis angegeben.

Es war im Jahre 1937, als sich der heute einundzwanzigjährige Wiener Zoologiestudent Hans Hass nach Ablegung des Abiturs zur Erholung an der französischen Riviera aufhielt. Durch ein Gespräch erfuhr er dort, daß die Südsee–Insulaner Fische unter Wasser jagen, und sofort wurde in ihm der Wunsch wach, selbst einen solchen Versuch zu unternehmen. Mit einer Unterwasserbrille, wie sie von den Perltauchern verwendet wird, und einer selbst geschmiedeten Harpune unternahm er die ersten Tauchversuche an der Mittelmeerküste. Die erste Überraschung war die ungewöhnlich weite Sicht, die man durch die Brille unter Wasser hatte, aber die Fische nahmen vor dem Taucher Reißaus, und es gelang Hans Hass lange Zeit nicht, näher an sie heranzukommen. Erst als er eine eigene Tauchmethode gefunden hatte, bei der es auf vollkommen lautloses Untertauchen und auf möglichst ruhiges, harmonisches und vor allem langsames Schwimmen ankam, gelang es ihm, an die seltensten Fische heranzukommen. Es erschloß sich ihm diese Welt – Hans Hass erzählt fesselnd von seinem Studium über die „Charaktere“ der einzelnen Fische, er hat „kluge und dumme, freundliche und freche, neugierige und gleichgültige“ Fische kennengelernt.

Zwei Abenteuer hatte Hans Hass zu bestehen, die ihn fast das Leben gekostet hätten. Als erstes Tier hatte der junge Student mit seiner Harpune einen Polyp gestochen, der ihn im Gegenangriff sofort mit seinen Fangarmen umschlang.

Wäre nicht ein helfender Freund zur Stelle gewesen, so hätte Hans Hass wohl nie seine aufsehenerregenden Forschungen fortsetzen können. Ein andermal stach er einen großen Thunfisch, aber er unterschätzte das Gewicht und vor allem die Stärke des Tieres, das ihn mit sich in die Tiefe zog. Da die Harpune mit einer Schnur an dem Körper des Tauchers befestigt war, konnte sich Hans Hass nicht befreien. Wäre nicht im letzten Augenblick, als er zu ersticken drohte, die Schnur gerissen, so hätte dieser fanatische junge Forscher sein Leben lassen müssen, das in diesem Falle tatsächlich „an einem Faden“ gehangen hat.

Nach Wien zurückgekehrt, berichtete Hans Hass über seine Abenteuer und Versuche, aber man glaubte ihm nicht und hielt seine Erzählungen für die Ausgeburt einer überreichen Phantasie. Das brachte Hans Hass auf den Gedanken, seine Erlebnisse unter Wasser zu fotografieren. Er beschaffte sich eine Kamera, die er mit einer wasserdichten Hülle umgab, und unternahm mit einigen Freunden im Jahre 1938 seine erste Expedition, die ihn nach Dalmatien führte. Auf einem gemieteten Fischkutter fuhren die jungen Menschen zwischen Zara und Ragusa hin und her, lebten vom Fischfang, Obst und Brot und brachten eine reiche Ausbeute von Eindrücken, Erlebnissen und Fotos mit.

Nun waren die untrüglichen Beweise erbracht, man glaubte dem jungen Studenten, der seine Erlebnisse in einem Buch festhielt. Das Jagdfieber hatte Hans Hass gepackt, und er bereitete eine größere Expedition vor, die ihn zusammen mit seinen beiden Freunden Jörg Böhler, einem Wiener Medizinstudenten, und Alfred von Wurzian, einem Wiener Rechtsstudenten und späteren „Vater der deutschen Kampfschwimmerei“, nach Curacao im Karibischen Meer, an die Küste von Venezuela führte. Sein Buch hatte Hans Hass etwas Geld eingebracht, so daß er seine Ausrüstung vervollständigen konnte; eine Schmalfilmkamera wurde gekauft, ein Taucherhelm mit einer entsprechenden Pumpvorrichtung für die Filmarbeit unter Wasser wurde angeschafft, die nach eigenen Entwürfen angefertigten Fußflossen und viele kleinere Dinge wurden mühsam zusammengetragen. Und dann ging es los – neuen interessanten Forschungen entgegen.

Im Carracao hielt man die drei jungen Studenten vorerst für verrückt. In dem gefürchteten Wasser, das von Haifischen wimmelte, wollten sie tauchen? – Dann wurden sie als Spione verdächtigt, aber endlich durften sie dank des energischen Eingreifens der Hapagvertreter auf einer Insel ihre Arbeit beginnen. Sie lebten ein richtiges Robinsonleben, bestritten ihren Unterhalt im Tauschwege mit Korallen, die sie zur Verwunderung der Einheimischen vom Meere holten, und vom Fischfang. Von Haien war vorerst nichts zu sehen, und als Hans Hass und Jörg Böhler bei einem Tauchversuch tatsächlich einem mächtigen Hai begegneten, da enthüllten sie ein bisher unbekanntes Geheimnis. Sie schwammen nämlich vor dem Hai nicht davon, sondern gingen ihn mit ihren Harpunen an. Und siehe da, der Hai, der gewöhnt ist, daß alles vor ihm flüchtet, wandte sich angesichts der auf ihn zukommenden großen und ihm völlig unbekannten Lebewesen selbst zur Flucht.

Neben der Fotoarbeit setzte nun die weit schwierigere Filmarbeit ein, die anfangs völlig mit Mißerfolgen endete. Eine lustige Episode dieser ersten Filmarbeit sei dennoch erzählt. Hans Hass kundschaftete einen großen Zackenbarsch aus, tauchte in dessen Nähe, um ihn auf dem Filmband festzuhalten. Aber der Fisch erwies sich als sehr neugierig und wich nicht von der Seite des Studenten, der über Korallenfelder hinweg eine größere Distanz zwischen sich und den Fisch bringen wollte, um zum Schuß zu kommen. Der gute Zackenbarsch hatte aber scheinbar keine Lust, gefilmt zu werden, und erst als auch Jörg Böhler tauchte und den Fisch an sich lockte, gelang die Aufnahme.

Alfred von Wurzian (links), Hans Hass (Mitte) und Jörg Böhler (rechts) bei den Dreharbeiten zu „Pirsch unter Wasser“.

Es erwies sich das Filmen durch den Taucherhelm als undurchführbar. So entschlossen sich die Studenten, mit der durch eine wasserdichte Umhüllung geschützten Schmalfilmkamera frei zu arbeiten. Die Schwierigkeit, die sich diesem Versuch entgegenstellte, war nicht leicht zu überwinden, galt es doch, die Kamera während der Schwimmbewegungen ruhig zu halten, da ja sonst das Bild ständig verzerrt und damit unbrauchbar gewesen wäre. In mühsamem Training legte sich Hans Hass eine eigene Schwimmtechnik zurecht, und es gelang den drei mutigen Menschen, ungefähr 500 Schmalfilmmeter in die Heimat zu bringen. Besonders reich war die Ausbeute an wissenschaftlichem Material.

Der Ausbruch des Krieges veranlaßte die drei deutschen Studenten, ihre Expedition vorzeitig abzubrechen. Die Rückreise war nicht einfach, es ging über Japan, China und Rußland nach Deutschland, wo Hass mit seinen Freunden im Oktober 1940 in Wien eintraf.

Und nun einige Einzelheiten aus der Arbeit dieser tatkräftigen und mutigen jungen Männer. Durch langes, hartes Training ist es Hans Hass möglich, etwa vier Minuten unter Wasser zu bleiben, dies aber auch nur im äußersten Notfalle. Gewöhnlich bleibt er mit seinen Freunden etwas über eine Minute unter Wasser. Eine kurze Zeit und doch so unermeßlich reich an Eindrücken; außerdem werden die Tauchversuche in ununterbrochener Folge fortgesetzt. Hans Hass erzählt, daß sie oft bis zu fünf Stunden am Tage tauchten, bis sie es einfach vor Kälte nicht mehr aushielten. Die Tiefe, die sie erreichen, ist ungefähr acht bis zehn Meter, tiefer können sie wegen des zunehmenden Druckes nicht tauchen. Jörg Böhler gelang es einmal, achtzehn Meter tief zu kommen – er bezahlte diesen Versuch mit einem geplatzten Trommelfell. Aber es heilte rasch wieder zu, und Jörg Böhler taucht heute wie ehedem.

Die Sicht unter Wasser beträgt ungefähr fünfzig Meter bei stark sonnigem Wetter – eine verblüffende Erkenntnis, die für den unwahrscheinlich klingt, der noch nicht den Versuch gemacht hat, mit Unterwasserbrillen zu tauchen. Und nun das Wichtigste: Die Fische sind gar nicht so scheu, wenn man sich langsam an sie heranpirscht. Sie erschrecken nur vor schnellen Bewegungen. Das ist eines der wesentlichen Geheimnisse, die von Hans Hass enthüllt wurden. Taucht man beispielsweise schnell unter, so schwimmen die Fische eiligst davon, da sie durch den Schall, den die Wellen weiterleiten und den die Tiere aufnehmen können, erschrecken. Ist man aber erst in ihrer Nähe und haben sie sich an den Anblick des großen, langsam auf sie zukommenden Wesens gewöhnt, so bleiben sie ruhig stehen, und die jungen Forscher können nach einer Minute Atem schöpfen, sie werden ihre Freunde unter Wasser wieder an der gleichen Stelle vorfinden.

Hans Hass hält zur Zeit im ganzen Reich öffentliche Vorträge mit Lichtbildern, die einen tiefen Einblick in seine Forscherarbeit geben.

Überdies stellt die UFA in der Herstellungsgruppe Nicholas Kaufmann aus dem Schmalfilmmaterial einen Kulturfilm her, der dann weitesten Kreisen unserer Volksgenossen über die Arbeit der Wiener Studenten Aufschluß geben wird. Es werden dies die ersten Aufnahmen sein, die mit einer Filmkamera ohne Taucherhelm gedreht wurden. Die von Hans Hass aufgenommenen Filme zeigen die Meerestiere in ihrem ungezwungenen eigenen Leben in ihrer gewohnten Umgebung. Und so wird uns ein Film die Wunder der Tierwelt im Meere erschließen.


Filmbeiträge

Verweise