Seebad Prora

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KDF-Ferienheim (Grundsteinlegung am 2. Mai 1936), auch bekannt als der „Koloß von Prora“. Nach langem Hin und Her als Folge der Teilwiedervereinigung wurde der legendäre, über 4,5 Kilometer lange, sechsstöckige Gebäudekomplex entlang der Ostseeküste an Block für Block verkauft, die dann im 21. Jahrhundert Luxus-Eigentumswohnungen errichteten. Der Südteil des Blocks V, der letzte Teil der Anlage in öffentlicher Hand, wurde Anfang 2020 von der Bauart GmbH, die bereits den Block IV sanierte, gekauft, um den 300 Meter langen Gebäudeteil für über 60 Millionen Euro zu sanieren und rund 200 Wohnungen zu bauen. Der Nordteil des Blocks ist langfristig an das Deutsche Jugendherbergswerk verpachtet, der etwa 40 Meter lange Mittelteil bleibt ebenfalls im Eigentum des Kreises.

Das Seebad Prora ist eine 4,5 km lange bauliche Anlage im Nordosten der Insel Rügen am Prorer Wiek. Sie wurde zwischen 1936 und 1939 im Auftrag der NS-Gemeinschaft Kraft durch Freude als Freizeiteinrichtung für 20.000 Volksgenossen erbaut. Verantwortlich für die Planung und Errichtung des „Seebads der 20 000“ zeichnete Clemens Klotz. Zu Beginn des 1939 von England entfesselten europäischen Krieges, der durch den Eintritt der USA zum Weltkrieg wurde, stellte man die Bauarbeiten ein. Neben dem Reichsparteitagsgelände in Nürnberg ist das Seebad Prora die größte geschlossene architektonische Hinterlassenschaft der NS-Zeit. Im August 2018 wurde Prora offiziell zum staatlich anerkannten Erholungsort ernannt.

Geschichte

Quelle
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Das Amt „Schönheit der Arbeit" der NS - Gemeinschaft „Kraft durch Freude" teilt mit: Für das große Seebad der NS-Gemeinschaft „Kraft durch Freude", das auf der Insel Rügen entstehen wird, sind die Vorarbeiten im vollen Gange, so daß noch in diesem Frühjahr mit der Fertigstellung der Vorentwürfe gerechnet werden kann. Um bei der hervorragenden kulturellen Bedeutung dieser Bauaufgabe einen größeren Kreis schöpferischer Kräfte an der Gestaltung zu beteiligen, wurden auf Wunsch des Führers mehrere deutsche Baukünstler mit der Herstellung von Entwürfen beauftragt. Reichsorganisationsleiter Pg. Dr. Ley hielt kürzlich vor den zur Mitarbeit berufenen Architekten einen grundsätzlichen Vortrag über die Bedeutung des Bauvorhabens, in dem er u. a. ausführte:

Die Idee des Seebades ist vom Führer selbst. Da der deutsche Arbeiter sich in den vorhandenen Bädern nicht vollständig wohl fühlt, soll hier ein neues Riesenseebad mit 20 000 Betten errichtet werden. Diese Anlage müsse das Schönste werden, was man sich denken könne, und der schöpferischen Phantasie des Baukünstlers würden bei dieser Aufgabe keine Grenzen gesetzt. Da der Urlaubsaufenthalt, den die Organisation „Kraft durch Freude" vermittelt, heute noch im allgemeinen nicht über 10 Tage ausgedehnt werden kann, so müsse der Urlaub intensiviert werden, um bei der kurzen Zeit wirksam zu sein.

Früher brauchte man mindestens schon sieben Tage nur zum Einleben. Wenn der Mensch in das neue Bad kommt, darf er noch keine Stunde da sein, dann muß er seine Vergangenheit vergessen haben. Vom ersten Augenblick an muß er von dieser berauschenden und überwältigenden Umgebung befangen sein, bis zur letzten Sekunde, bis der Zug abgeht. Der Arbeiter wird bei uns für RM. 2,— alles erhalten, sogar die Bademäntel und seinen Strandkorb. Er braucht nichts mitzubringen als seine Leibwäsche. Reichsorganisationsleiter Dr. Ley führte ferner aus, daß dieses Projekt nur der erste Schritt sei zur Verwirklichung eines Riesenprogrammes, das sich über Jahrzehnte erstrecken und eine ungeheure Ausweitung der Erholungsmöglichkeiten im Festlande, an der Küste und auf den Schiffen bringen werde. Mit einigen weiteren Angaben über bauliche Teilfragen, wie Gestaltung des Festhauses, Anlage einer Mole und über die Gestaltung der Vergnügungsstätten schloß der Reichsorganisationsleiter Dr. Ley seine für alle Anwesenden außerordentlich anregenden und richtungsgebenden Ausführungen.

Die Auswahl der Architekten wurde vom Leiter des Amtes „Schönheit der Arbeit" Architekt Pg. Speer vorgenommen. Der Kreis umfaßt künstlerische Persönlichkeiten aus allen Teilen des Reiches und setzt sich in gleicher Weise aus bewährten Kräften der älteren Generation wie aus jüngeren Baukünstlern zusammen. Es werden von folgenden elf Architekten Entwürfe aufgestellt: Prof. Bestelmeyer (München), Prof. Fahrenkamp (Düsseldorf), Reg.-Baurat Gießler (Sonthofen/Allgäu), Reg.-Baumstr. Gonser (Stuttgart), Architekt Gutschow (Hamburg), Architekt Holzhauer (München), Prof. Jäger (München), Architekt Klotz (Köln am Rhein), Architekt zu Putlitz (Hamburg), Baurat Schulte-Frohlinde (Berlin, Bauabteilung der Deutschen Arbeitsfront), Prof. Tessenow (Berlin). Die Ausarbeitung des Programmes sowie die organisatorische Durchführung wurden vom Reichsorganisationsleiter Pg. Dr. Ley dem Reichsamt „Schönheit der Arbeit" übertragen.

Quelle: DAS KDF-SEEBAD AUF RÜGEN. In: Baugilde. Heft 7. 1936. S. 213


Erste Planungs-, Bau- und Nutzungsphase

Am 2. August 1936 besichtigten Adolf Hitler, Robert Ley und der Leiter des Wettbewerbes, Albert Speer, die elf eingereichten Entwürfe in einer Ausstellung im Marstall des Berliner Schlosses. Die städtebauliche Gesamtplanung wurde von dem Kölner Architekten Clemens Klotz unter Einbindung der vom Hamburger Architekten Erich zu Putlitz entworfenen Festhalle übernommen. Der gewählte Platz ergab eine Strandlänge von zehn Kilometern, einen achthundert Meter in die See abfallenden Strand, ein durchschnittlich fünfhundert Meter tiefes Waldgebiet und einen hervorragenden Sonnenstand. Das Kraft-durch-Freude-Ferienheim (KDF-Ferienheim) für bis zu 20.000 Urlauber und 2.000 Angestellte sollte den Blick nach Osten zum Meer für alle Gästezimmer garantieren. Die daraus folgende Frontentwicklung dürfte wegen der Wirtschaftlichkeit nicht zu groß werden. Die Hauptbaumasse wurde daher in fünf Geschossen über einem Untergeschoß ausgeführt. Die 4,5 Kilometer Länge erlaubten den 20.000 Gästen bei 30 Meter Strandtiefe 6 qm Strandfläche. Die Reihung gleichartiger Baukörper sollte zentral durch Festplatz und Festhalle unterbrochen werden. Hier wurden auch einige betriebliche Anlagen geplant: der Bahnhof der Reichsbahn, die Kleinbahn am Gebäudetrakt entlang, Bäckerei, Schlachterei und Kraftwerk.

Die Festhalle, rückwärts vorgezogen, sollte die Gemeinde- und Badverwaltung, Post- und Rundfunkzentrale (ua. für die Lautsprecher auf den Zimmern), die Anmeldung mit der Kleinbahn durch die Halle, den Saal für 20.000 Personen, eine Hebebühne und ein Lichtspieltheater enthalten. In See waren eine Mole von 1.500 Metern zum Anlegen von Dampfern und eine kürzere für Kanus und Segelboote geplant. Die Zimmer wären mit der Kleinbahn oder über einen Verbindungsflur im zweiten Untergeschoß erreichbar. Die Unterkunftshäuser liegen 90 Meter von der Düne und 150 Meter von der Wasserlinie entfernt. Zur See sind offene Liegehallen, rückwärtig Treppenhaustrakte eingebaut. In diesen Trakten waren Personenaufzüge und Betriebsräume enthalten. Die Gemeinschaftshäuser enthielten im Untergeschoß Wirtschafts- und Vorratsräume, im ersten OG den Speisesaal, in zweiten OG Tageskaffeehaus und Restaurant mit vorgezogener Terrasse, im Zwischengeschoß Lese- und Spielräume, im dritten OG Kegelbahn, Billardraum und Liegehalle. Auf der Düne fanden sich Musikpavillon und Läden, im Wald Café und Restaurant. In der Angestelltensiedlung sollte sich auch das Krankenhaus ansiedeln. Auf der Düne waren vier Lager für den weiblichen Arbeitsdienst vorgesehen. Rechts und links des Bades wurde je ein allgemeines Fremdenhotel unabhängig vom KDF-Bad vorgesehen. 1937 wurde der Gesamtentwurf der Anlage auf der Weltausstellung in Paris mit dem Architektur Grand Prix ausgezeichnet.

1943 / 1944

Noch im Jahr 1943 konnten Teile der südlichen Blocks ausgebaut werden, um Ersatzquartiere für ausgebombte Hamburger Bürger zu schaffen.

Von 1944 an dienten die nutzbaren Bauten der Prora-Anlage der Wehrmacht als Lazarett. Gegen Ende des Krieges finden dort auch Flüchtlinge aus den Ostgebieten des Reichs eine vorübergehende Bleibe.

Bildergalerie

Seit 1945

Sowjetisches Internierungs- und Todeslager für Deutsche 1946 bis 1950

In den Jahren 1946 bis 1950 diente der Bau der Sowjetischen Militäradministration als Internierungslager für enteignete Großbauern in der Sowjetischen Besatzungszone. Über 100.000 Landwirte waren damals in den für 20.000 Menschen geplanten Rohbau verschleppt worden. Laut der Journalistin Ellen Kositza, die dieses Verbrechen recherchiert hat, fielen dort Zehntausende Kälte, Hunger, hygienischen Mißständen und dem Nichtvorhandensein einer medizinischen Betreuung zum Opfer. Während sich nach der Teilvereinigung 1990 die Blockparteien der Groß-BRD sowie die Medien nicht genug über die bauliche Hinterlassenschaft der NS-Zeit gruseln konnten, schweigen sie bis heute über die düstere und traurige Epoche des sozialistischen Terrors in Prora in den Jahren nach dem Zusammenbruch 1945: Keine Dokumentation, keine Veranstaltung, kein Denkmal erinnert in Prora an das Schicksal der dort zu Tode gekommenen Landsleute.[1]

Weitere Verwendung

Prora wurde zeitweise auch zur Unterbringung von Heimatvertriebenen aus Ostdeutschland genutzt. Bis 1947 wurde für den Abtransport in die Sowjetunion demontiert. Zwischen 1948 und 1953 wurde der südlichste Rohbau gesprengt und abgetragen, bei den beiden nördlichsten gelang dies nicht. Die Bauten wurden zwar schwer beschädigt, blieben aber teilweise stehen. Die 1948 eingezogenen sowjetisches Militärs übergaben Teile der Anlage der Kasernierten Volkspolizei, aus der 1956 die Nationale Volksarmee (NVA) der DDR hervorging, die Anlage war Sperrgelände. Bis 1956 waren die wesentlichen Ausbauten zur Kasernenanlage abgeschlossen, insgesamt waren bis zu 10.000 Soldaten in Prora stationiert. Hier befand sich eine wichtige Unteroffiziersschule der NVA. Außerdem wurden hier Kämpfer für marxistische Umstürze in Ländern der Dritten Welt ausgebildet.

Nach dem Beitritt der DDR zur BRD übernahm die Bundeswehr das Gelände. Bis Ende 1992 verließ das Militär Prora, und seit Anfang 1993 ist die Anlage öffentlich zugänglich. Die Bundesvermögensverwaltung versuchte lange, die unter Denkmalschutz stehende, etwa 4,5 km lange Anlage ganz oder in Teilen zu verkaufen. Die Bauten verfielen weiter und waren dem Vandalismus preisgegeben. Seit 2000 gibt es in „Prora Mitte“ ein Propagandazentrum („Dokumentationszentrum Prora“), das bis 2014 von dem Rabbiner und Shoaismus-Funktionär Andreas Nachama überwacht wurde.

Die vier halbwegs erhaltenen Blöcke verkaufte der Bund ab 2004 an Privatinvestoren und erhielt dafür 3,45 Millionen Euro. Mit der Sanierung dieser Blöcke und dem stückeweisen Verkauf der Wohnungen stieg auch der Wert von Block V. Seit Frühjahr 2018 suchte der Kreis, der sich mit der Sanierung überfordert sah, dafür einen Käufer.

Im nördlichsten Teil des Komplexes (Block V) wurde in fünf aneinandergrenzenden Gebäudeteilen im 4. Juli 2011 die schon lange geplante große Jugendherberge mit 402 Betten in 96 Zimmern eröffnet. Ein internationaler Jugendzeltplatz mit 250 Plätzen besteht bereits seit September 2007.

Weitere Ausbauten stehen heute als direkt am Meer gelegene Luxus-Eigentumswohnungen, die teilweise als Ferienwohnungen vermietet werden. In unmittelbarer Nachbarschaft der ehemaligen KdF-Anlage befindet sich seit 2013 das Naturerbe-Zentrum, das mit seinem Baumwipfelpfad ein Touristenmagnet geworden ist.

Dokumentationszentrum Prora

Ebenso gibt es ein Dokumentationszentrum Prora in der Anlage des „KdF-Seebades Rügen“

Siehe auch

Literatur

  • Ewald Bender: Das KDF-Seebad für 20 000 Urlauber auf Rügen. In: Deutsche Bauhütte. Heft 25. Dezember 1936. S. 342 f.
  • Wettbewerb für ein K.d.F.-Seebad auf Rügen – Entwürfe Clemens Klotz, Erich zu Putlitz und Emil Fahrenkamp. In: Baugilde. Heft 28. 1936. S. 819–827
  • Wettbewerb für ein K.d.F.-Seebad auf Rügen – Entwürfe Heinrich Tessenow und Bauabteilung der DAF. In: Baugilde. Heft 31. 1936. S. 919–933
  • Jürgen Rostock, Franz Zadnicek: Paradiesruinen – Das KdF-Seebad der Zwanzigtausend auf Rügen, Christoph Links Verlag, 11. Aufl. 2019, ISBN 9783861534143
  • Marcello La Speranza: Brisante Architektur: Hinterlassenschaften der NS-Zeit: Parteibauten, Bunker, Weihestätten, Ares Verlag, 2015, Vorsicht! Enthält politisch korrekte Verengungen und Versimpelungen im Sinne der Umerziehung!

Fußnoten

  1. Ellen Kositza: „Proras verschwiegene Vergangenheit“, Junge Freiheit 38/96 (13. September 1996)