Ragnarök

Aus Metapedia
Wechseln zu: Navigation, Suche
Szene aus dem Ragnarök: Der Endkampf auf der Ebene Wigrid zwischen Wodan (nordgerm. Odin) und dem Fenriswolf (Fenrir) sowie Freyr und Surt; von Emil Doepler (1855–1922).
Kampf der untergehenden Götter; Wodan zielt seinen Speer auf das Maul des Wolfes Fenrir, Donar (nordgerm. Thor) verteidigt sich hammerschwingend mit dem Schild gegen die Midgardschlange (Jörmungandr), Freyr und der brennende Surt kämpfen. Rundherum ein gewaltiger Kampf, die Regenbogenbrücke Bifröst im Hintergrund.

Die Ragnarök[1] (altnd. „Der Götter Schicksal“, „Göttergeschick“; aus regin, gen. pl. ragna „Gott“, rök „Ursache, Sinn des Ursprungs“) ist eine Sage aus der germanisch-nordischen Mythologie; sie beschreibt den Untergang der Welt und der herrschenden Götter, die im Kampf mit den bösen Mächten, nachdem allerlei Naturerscheinungen vorausgingen, ihr Ende finden. Neben Ragnarök erscheint in späteren altisländischen Quellen ragnarökr (d.i. „Verfinsterung der Götter“); nach diesem ist das Wort und der Begriff Götterdämmerung in unsere Poesie eingedrungen. Hieran thematisch anknüpfend hat Richard Wagner dem dritten Tag seiner musikalischen Trilogie „Der Ring des Nibelungen“ den Titel „Götterdämmerung“ gegeben.

Der Inhalt der Sage

Allerlei Vorzeichen künden das Göttergeschick an: Baldur stirbt[2], ein langer und harter Winter tritt ein, unter den Menschen herrscht Mord, Treulosigkeit und Ehebruch. Schließlich schlägt der Sturmriese Egdir die Harfe und der rote Hahn Fialar weckt die Bewohner Walhalls. Heimdall stößt in sein Horn und ruft die Götter; Wodan (nordgerm. Odin) holt sich beim Haupte Mimirs Rat. Loki hat seine Fesseln gesprengt und zieht an der Seite der Midgardschlange, welche die Erde mit Wasser überschüttet, gegen die Götter. Die Reifriesen kommen heran und Surt führt die Feuerriesen in den Kampf; an der Spitze seines Schwertes trägt er die Sonne. Auf der weiten Ebene Wigrid entbrennt die eigentliche Schlacht, in der fast alle Götter fallen. Der Himmel geht in Flammen auf und die Erde versinkt ins Meer. Nur Widar und Wali überleben den Kampf, unter ihrem Regiment steht die neuerschaffene Welt und ein neues goldenes Zeitalter bricht heran.

Einordnung

Die Dichtung von dem Göttergeschick/Ragnarök geht wohl auf einen alten Naturmythus zurück; sie ist die Versinnlichung des Ringens der Naturmächte beim Scheiden des Sommers; die Schilderung der Vorzeichen aber, wie sie in den beiden Edden überliefert ist, ist großenteils bereits unter christlichem Einfluss entstanden.

Quellentext

Quelle
Folgender Text ist eine Quellenwiedergabe. Unter Umständen können Rechtschreibfehler korrigiert oder kleinere inhaltliche Fehler kommentiert worden sein. Der Ursprung des Textes ist als Quellennachweis angegeben.

Schweres Verhängnis steht nun den Göttern bevor; der Anfang dazu ist schon geschehen: Baldur, der Unschuldige, ist nach dem Willen des Schicksals durch Lokis Rat gefallen. In einem dreijährigen furchtbar harten Winter findet Mensch und Tier seinen Untergang, was noch aus den Kriegsnöten sich gerettet hat; von den Leichen der Erschlagenen gemästet, ereilen die grausigen Wölfe Sonne und Mond und verschlingen die lichtbringenden Gestirne. Dann stürzen die Sterne vom Himmel, — die Götterdämmerung beginnt! Unter dem schrecklichen Erdbeben fallen die Berge zusammen, und es lockern sich alle Bande, auch die des Loki und des Fenriswolfs. Die Midgardschlange bäumt sich, dass das Meer über seine Ufer tritt und die Erde durch Springfluten verheert. Und nun bricht der Entscheidungskampf an zwischen Göttern und Riesen. Von drei Seiten greifen die Feinde die Götterburg zugleich an. Von Osten her steuert das Verderben bringende Schiff Naglfar heran, das aus den Nägeln der Verstorbenen gemacht ist, von einem mächtigen Frostriesen gesteuert und mit Riesen bemannt. Loki führt auf einem zweiten Fahrzeug von Süden die Feuerriesen herzu, an ihrer Spitze Surtur, den Gewaltigen von Muspelheim. Hel mit ihrem Schiff kommt von Norden. Wann Surtur mit den Seinen über die Regenbogenbrücke Asgard erstürmen will, bricht Bifröst zusammen, der ganze Himmel spaltet sich, die alte halbverdorrte Weltesche erzittert von der Wurzel bis zum Wipfel, das Ende der Welt naht.

Heimdalls Horn hat die Asen und Einheriar alle zum letzten Kampf gerufen. Odin tritt kühn dem Fenriswolf entgegen, der den Rachen von der Erde bis zum Himmel aufreifst; nichts nützt dem Gott sein siegbringender Speer, — das Ungeheuer verschlingt den Vater der Götter in seinem furchtbaren Rachen. Thor kämpft gegen seine alte Feindin, die Midgardschlange; mit dem Hammer zerschmettert er ihr Haupt, sinkt aber selbst zu Boden, von ihrem giftigen Geifer getötet. Nach einander müssen alle Götter sterben; Surtur entzündet den Erdball, und in den Flammen vergeht alles, was da war, Himmel, Erde und Meer, Riesen und Götter. —

Wie der christliche Glaube nach dem Ende der Welt auf ein ewiges seliges Leben in Gemeinschaft mit Gott hofft, so dachten sich auch unsere Vorfahren die Götterdämmerung nicht als das Ende aller Dinge. Alles Unreine, alle Schuld der Götter ist durch das Feuer des Weltbrands ausgetilgt, durch ihren Untergang haben die Götter ihre Verschuldung gebüßt.

In der neuen Welt werden zwar die alten Götter herrschen, aber neugeboren und befreit von allen Übeln und Unvollkommenheiten; wie einst bei Beginn der Welt seliger Friede herrschte, so auch in der neuen Schöpfung, und auch ein wiedererstandenes Menschengeschlecht wird sich in steter Reinheit und ungetrübter Heiligkeit dieses goldenen Zeitalters erfreuen.

Quelle: Aus: A.H. Petiscus: „Der Olymp“, Leipzig, 1890.


Siehe auch

Verweise

Literatur

Fußnoten

  1. Substantiv, feminin; vgl.: Rag­na­rök, die (Duden)
  2. In den Schilderungen der nordischen Quellen wussten die Götter ihr Heil an Baldurs Leben gebunden und versuchten, durch seine Träume gewarnt, ihn zu schützen. Frija nahm allem, was in der Welt ist, den Eid ab, Baldur nicht zu verletzen.