Deutsche Rechtschreibung

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Die Orthographie oder Orthografie (gr. ρθός órthós „recht“, „richtig“ und γράφειν graphein, „schreiben“, „ritzen“, „zeichnen“) oder Rechtschreibung ist die allgemein übliche Schreibung der Wörter einer Sprache in der verwendeten Schrift. Das Wort ist die Übersetzung des griech.-lat. Terminus orthographía.

Der wichtigste Qualitätsmaßstab für Rechtschreibungen

Fast alle deutschen Dialekte machen nach wie vor viele Unterschiede mit eigener Phonologie, eigener Grammatik und eigenem Wortschatz – die jedoch im Hochdeutschen nicht geschrieben werden. Die deutsche Schriftsprache ist kein kleinstes gemeinsames Vielfaches, sie ist eine zusätzliche Hochsprache bzw. Schrift mit eigener Rechtschreibung.

Ist die Verwendungsfähigkeit der Schreibweise zur Erreichung auch schwieriger Kommunikationsziele ihrer Verwender geeignet, d. h. wie leicht kann der Leser einen Text erfassen? und nicht etwa: Wie leicht läßt sich diese Rechtschreibung lernen? (Ein gutes Messer ist ja auch nicht eines, dessen Herstellung leicht war, sondern eines, das gut schneidet.) Wobei die deutsche Rechtschreibung verglichen z. B. mit der englischen einfach und gut ist, weil die Schreibung normalerweise die Aussprache reflektiert.

Die deutsche Majuskelschreibung erleichtert das schnelle Lesen und die Verständlichkeit des Textsinnes. Die deutsche Substantivgroßschreibung zwar ist in der Aussprache nicht verankert und schwerer zu lernen als die von ihren Verfechtern so genannte „gemäßigte“ Kleinschreibung, aber leserfreundlicher. Beispiel: „Ausländer, die deutschen Boden verkaufen“ und „Ausländer, die Deutschen Boden verkaufen“. Selbst holländische Muttersprachler lesen schneller, wenn das Niederländische, das normalerweise eine gemäßigte Kleinschreibung hat, nach den Regeln des Deutschen geschrieben wird.[1][2] Will man die Vorteile für den Leser mit den Nachteilen für den Schreiber verrechnen, so ist zu bedenken, daß die Allgemeinheit viel mehr liest, als schreibt.

Geschichte

Die Schreibung des Deutschen ist das Ergebnis einer jahrhundertelangen Entwicklung, die im wesentlichen durch den Sprachgebrauch bestimmt wurde. Die ältesten Aufzeichnungen der Deutschen waren Keilschriften und Runen. Erste umfangreiche Schriften stammen aus dem achten Jahrhundert; sie waren im lateinischen Alphabet als Grundlage abgefaßt. Dabei war die Schwierigkeit zu bewältigen, daß nicht für alle deutschen Laute eigene Schriftzeichen vorhanden waren.

Um das Jahr 1000 legte Notker von St. Gallen seiner Rechtschreibung phonetische Beobachtungen zugrunde (Notkersches Anlautgesetz). Die Interpunktion entwickelte sich erst ab dem Hochmittelalter. Ab 1300 wurde die Virgel als Satzzeichen genutzt, und Majuskel wurden allmählich eingesetzt, um Anfänge zu markieren.

Ab dem 14. Jahrhundert verdrängte das Deutsche zunehmend das Lateinische als Kanzleisprache, und zur allgemeinen Verbreitung der hochdeutschen Schriftsprache kam es ab 1522 durch die Übersetzung der lateinischen Bibel durch Martin Luther. Luther erreichte, die diversen regionalen deutschen Sprachgruppen mit unterschiedlichen Mundarten in einer Sprachkultur zu vereinen.

In den Texten des 16. bis 18. Jahrhunderts fallen noch in großer Zahl Doppelkonsonanten „auff“. Einen guten Eindruck der Schreibweise des späten 18. Jahrhunderts vermittelt der aus vielen Quellen in Originalorthographie verfügbare „Urfaust“ Goethes.

1788 veröffentlichte Johann Christoph Adelung eine Orthographie, welche 1901 mit der Einführung der allgemeinen Schulpflicht im Reich die Grundlage für die einheitlich geregelte Schreibordnung im Rechtschreibunterricht bildete.

Als der Bundesrat 1902 für das gesamte Deutsche Reich verbindliche „Regeln für die Deutsche Rechtschreibung nebst Wörterverzeichnis“ erließ, blieb Professor Dudens Wörterbuch die maßgebliche Grundlage. Die neue Orthographie nach Duden wurde per Erlaß 1903 in den Behörden und in den Schulen verbindlich eingeführt und auch in Österreich und der Schweiz beachtet. In den folgenden Jahrzehnten wurde die deutsche Rechtschreibung von der Redaktion des Duden-Verlages weiterentwickelt.

Während des Dritten Reiches wurde die gebrochene Schrift in der Schule und im Behördengebrauch abgeschafft.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Aktualisierungstradition in der Westzone in der Duden-Redaktion in Mannheim und in der Ostzone in der Duden-Redaktion in Leipzig doppelt fortgeführt.

Rechtschreibreformen

Langzeitwirkung der OMF-„Bildungspolitik“ (Von der Startseite der FAZ-Netzpräsenz, 27. März 2014)

Seit Adelung wurde die deutsche Rechtschreibung öfters in Einzelheiten geändert. Zu Beginn der 1950er Jahre brachten einige Verlage in der BRD dann Wörterbücher mit abweichenden Schreibweisen heraus. Die Dudenredaktion ging ihnen zu konservativ vor, insbesondere weil sie es als ihre primäre Aufgabe betrachtete, im Wörterbuch den vorherrschenden Sprachgebrauch zu dokumentieren. Dies veranlaßte die Kultusminister der westdeutschen Bundesländer, im November 1955 per Beschluß in allen orthographischen Zweifelsfällen den Duden für verbindlich zu erklären.

„Mit Energie und einigem Durchhaltevermögen betreibt der Staat durch seine Ministerialbehörden heute merkwürdigerweise Reformen immer dann, wenn es darum geht, die letzten leidlich und von selbst funktionierenden Teilsysteme aus dem Tritt zu bringen und zu chaotisieren. Die jüngsten Opfer waren neben dem Privatrecht die Rechtschreibung. Von letzterer gibt es nach endlosen Sprach-Wissenschaftlerdiskussionen derzeit etwa sechs verschiedene und demzufolge keine mehr.“[3]

Die letzten Rechtschreibreformen brachten jedoch den Widerspruch von Vielschreibern, Deutschkundlern, Philosophen, Rechtschreiblehrern und Verlagen hervor, und die Staatsbehörden erklärten – sich quasi entschudigend –, Schriftverständnis könne man nicht gesetzlich vorschreiben, um schließlich die Rechtschreibreform 1996 mit rechtlichem Zwang durchzusetzen.

Weit mehr als die Hälfte der Deutschen, Österreicher und Schweizer lehnen die Rechtschreibreformen ab. Viele, denen verantwortungsvoller Umgang mit ihrer Muttersprache wichtig ist und die deshalb an der bewährten Orthographie festhalten möchten, verwenden deshalb weiterhin die bisherigen Schreibweisen.

Alles klein- oder alles großschreiben?

Es gab auch Vorschläge, generell – nach dem englischen, niederländischen oder Grimmschen Vorbild – fast alles (nach manchen Vorschlägen bis auf den Satzanfang und Eigennamen) kleinzuschreiben, die sich jedoch bisher nie durchsetzen konnten. Einige (humorige) Beispiele für leicht mögliche Mißverständnisse bei einer solchen Kleinschreibung wären:

  • „In moskau hat er liebe genossen.“
  • „Der gefangene floh.“
  • „Helft den hungernden vögeln!“

Versaltexte sind erheblich schwerer zu lesen. Keineswegs, weil der einzelne Großbuchstabe ein weniger klares und einprägsames Bild hätte als der entsprechende Kleinbuchstabe. Der Grund liegt im vollständigen Fehlen der über und unter das Zeilenband herausragenden Haltepunkte, derer das Auge zum schnellen Erfassen der Wortbilder bedarf.

Literatur zur Deutschen Normalschreibung

Im Chaos der Rechtschreibreform kennt sich kaum noch jemand aus, und ein Ende der behördlichen Reformiererei ist noch lange nicht in Sicht: Als nächstes steht die Groß- und Kleinschreibung auf dem Prüfstand. Für Schreiber, die einen Anker suchen:

  • Lutz Mackensen: Deutsches Wörterbuch: Rechtschreibung, Grammatik, Stil, Worterklärungen, Abkürzungen, Aussprache, Geschichte des deutschen Wortschatzes, Manuscriptum Verlagsbuchhandlung, 2006, ISBN 3-937801-08-1

Der „Mackensen“ ist eines der großen Deutschen Wörterbücher der letzten Jahrzehnte in bisherig traditioneller normaler deutscher Schreibung: unrefomiert-undeformiert. Außer der bewährten Orthographie hat der „Mackensen“ noch andere Tugenden: 300.000 Stichwörter und Redewendungen, Worterklärungen und stilistische Handreichungen.

Nachdem also der Duden 1996 durch staatlichen Beschluß sein „Monopol” auf die Dokumentation richtiger Schreibung verloren hatte, wurde er nur scheinbar durch eine neue Instanz ersetzt: Tatsächlich gibt es jetzt jedoch gleich mehrere Instanzen für die neue, reformiert genannte Schreibung sowie den konventionellen „Der Ickler“ für die Normale deutsche Rechtschreibung. Von dem wohl profiliertesten Gegner der „Schlechtschreibreform”, dem Sprachprofessor Theodor Ickler aus Erlangen, stammt dieses Handwörterbuch der Normalen deutschen Rechtschreibung. Das Werk dokumentiert auf über 500 Seiten den Basiswortschatz der deutschen Gegenwartssprache und erläutert die Schreibung in einem knappen, leicht verständlichen Regelüberblick. Zu jedem Eintrag sind klar und übersichtlich nur die wirklich notwendigen Informationen verzeichnet. Die absurdesten Regelungen und ihre grotesken Folgen für die deutsche Sprache spießt Ickler hier auf. Gewürzt ist das Buch auch mit einigen Geschichten aus dem „Land der Wörtermörder“, die die Reform gegen den Willen der Menschen durchgesetzt haben. Der Leitfaden gibt Rat und Orientierung in allen Zweifelsfällen der Normalen deutschen Schreibung.

  • Theodor Ickler: Normale deutsche Rechtschreibung: Sinnvoll schreiben, trennen, Zeichen setzen. Reichl-Verlag, 4. Aufl. 2004, ISBN 978-3931155148

Anhänger der klassischen Rechtschreibung bemängeln an Icklers Werk, daß es bei Tausenden von Wörtern gleichberechtigte Varianten vorsieht, bei manchen Wörtern bis zu drei. Damit mache Ickler wie die Reformer den Weg frei für eine Beliebigkeitsschreibung.

Zitate

  • „Es verblüfft einen immer wieder, wenn man Briefe von Menschen liest, die zu Anfang des 20. Jahrhunderts zur Schule gegangen sind. Sie schreiben in einem nahezu fehlerfreien Deutsch. Dabei haben sie oft nur die achtklassige ‚Volksschule‘ besucht. Ihr korrektes Deutsch haben sie gelernt, weil das Üben der Rechtschreibung mit einer Beharrlichkeit durchgeführt wurde, die ‚schülerzugewandte‘ Pädagogen heute als unmenschlichen Drill stigmatisieren. Vermutlich haben frühere Didaktiker mehr von der Beschaffenheit unseres Gehirns gewusst, als wir ihnen aus heutiger Sicht zugestehen wollen. Die physiologische Gehirnforschung plädiert dafür, Merkfähigkeit vor allem durch beständiges Üben zu stärken. Warum sollte man das Drill nennen, was uns das eigene Gehirn als eine erfolgversprechende Lernmethode vorgibt?“ — Rainer Werner[4]

Siehe auch

Verweise

Literatur

  • Lutz Mackensen: Deutsches Wörterbuch – Rechtschreibung, Grammatik, Stil, Worterklärungen, Abkürzungen, Aussprache, Geschichte des deutschen Wortschatzes. Manuscriptum, 2006 [Vergriffene Neuausgabe der neu bearbeiteten Ausgabe von 1986]
  • Hans von Wolzogen: Geschichte und Gesetze der deutschen Rechtschreibung (Leipzig 1880) (PDF-Datei)

Fußnoten

  1. Michael Bock u. a. 1989: Zur Funktion der Groß- und Kleinschreibung beim Lesen deutscher, niederländischer und englischer Texte; Bock 1990
  2. Peter Eisenberg: Grundriß der deutschen Grammatik, Bd. 1, 3. Aufl. 2006, S. 344
  3. Aus einem Text des Verlags Manufactum zu seinem Titel Lutz Mackensen: Deutsches Wörterbuch
  4. Rainer Werner: Rechtschreibung – „Di foirwer retete eine oile aus dem Stal“, FAZ, 6. April 2017