Quelle / Rede vom 9. Januar 1928 (Joseph Goebbels)

Aus Metapedia
Wechseln zu: Navigation, Suche

Erkenntnis und Propaganda ist das Thema einer Rede, die Joseph Goebbels am 9. Januar 1928 im Rahmen einer Serie von Schulungsreden vor Parteimitgliedern an der Deutschen Hochschule für Politik (DHfP) in Berlin hielt.


Quelle
Folgender Text ist eine Quellenwiedergabe. Unter Umständen können Rechtschreibfehler korrigiert oder kleinere inhaltliche Fehler kommentiert worden sein. Der Ursprung des Textes ist als Quellennachweis angegeben.

Meine lieben Volksgenossen und Volksgenossinnen!

Das Thema, das am heutigen Abend hier zur Debatte steht, ist scharf umstritten. Wenn ich es von meiner Seite aus beleuchte, so bin ich mir bewußt, daß diese Beleuchtung eine Subjektivität ist. Über Propaganda zu diskutieren, hat wenig Zweck: sie ist keine Angelegenheit der Theorie, sondern eine Sache der Praxis. Man kann auch nicht auf theoretischem Wege erforschen, welche Propaganda etwa die bessere oder welche die schlechtere sei, sondern die Propaganda ist gut, die zum Erfolge führt, und die ist schlecht, die am gewünschten Erfolg vorbeigeht, selbst dann, wenn sie noch so geistreich ist, denn es ist nicht die Aufgabe einer Propaganda, geistreich zu sein, ihre Aufgabe ist, zum Erfolge zu führen. Deshalb vermeide ich es auch mit Fug, mich über Propaganda theoretisch mit irgendjemand herumzustreiten; denn das führt zu keinem Ergebnis. Ob eine Propaganda gut gewesen ist, das zeigt sich dann, wenn sie eine gewisse Zeit auf die Art von Menschen einwirken konnte, die sie für ihre Idee erwärmen und erwerben will. Ob die Propaganda schlecht gewesen ist, erweist sich dann auch. Hat die Art der Propaganda den Kreis der Menschen für sich gewonnen, den sie gewinnen wollte, dann war sie vermutlich gut; hat sie das nicht, dann ist sie vermutlich schlecht gewesen. Es kann also keiner sagen, eure Propaganda ist zu roh, zu gemein oder zu brutal, oder sie ist nicht anständig genug, denn alles das sind keine charakteristischen Merkmale für ihre Verschiedenartigkeit. Sie soll gar nicht anständig sein, sie soll auch nicht sanft oder weich oder demütig sein; sie soll zu einem Erfolge führen. Und deshalb habe ich mit Bewußtsein zu der Erörterung der verschiedenen Arten der Propaganda ein zweites Thema hinzugestellt, nämlich das Thema der Erkenntnis, weil sonst die heutige Diskussion am eigentlichen Zweck unseres Abends vorbeigehen würde. Wir kommen nicht zusammen, um schöne Theorien aufzustellen, sondern um eine praktische Gestaltung des Alltagslebens gemeinsam zu finden und in Form zu bringen.

Was ist Propaganda, welchen Sinn erfüllt sie im politischen Leben? Das interessiert uns in diesem Kreise am allermeisten. Wie muß eine Propaganda sein, welche Aufgaben erfüllt sie im Rahmen einer Bewegung? Ist sie Selbstzweck oder nur Mittel zum Zweck? Das alles soll erörtert werden, das können wir aber nur, wenn wir von den Dingen ausgehen, auf die die Propaganda sich bezieht, nämlich auf die Idee, und wenn wir fortschreiten zu denen, auf die die Propaganda wechselseitig wirken soll, nämlich zu den Menschen.

Ideen sind an und für sich zeitlos. Sie sind nicht an Menschen, noch weniger an ein Volk gebunden. Sie sind Kenn- und Stichworte einer im Volke ruhenden und sich auswirkenden Stimmung. Ideen liegen, so sagt man, in der Luft. Und wenn einer kommt, der das, was alle im Herzen tragen, in Worte faßt, dann fühlt jeder: ja, das habe ich immer schon gewollt und gehofft. So geht es einem, wenn man eine große Rede von Hitler hört. Ich habe Menschen getroffen, die zum ersten Male in ihrem Leben eine Hitlerversammlung besuchten, und am Schluß des Vortrages sagten sie: „Alles das, was ich seit Jahren suchte, hat dieser Mann in Worte gefaßt. Hier ist zum ersten Male einer gekommen, der das, was ich wollte, in Form gebracht hat.“ Die anderen verstummen in ihrer Qual, fressen sie in sich hinein, und plötzlich steht einer auf, der formt es in Worte. Und mit ihm wird das Goethewort zur Wirklichkeit: „Und wenn der Mensch in seiner Qual verstummt, gab mir ein Gott, zu sagen was ich leide.“

Am Anfang jeder politischen Bewegung steht irgendeine Idee. Es ist nicht notwendig, daß diese Idee in einem dicken Buch erkenntniskritisch dargelegt worden ist, nicht notwendig, daß sie in hundert Paragraphen eine praktisch-politische Gestalt gewinnt. Man kann an der Geschichte feststellen, daß die größten Weltbewegungen immer dann entstanden sind, wenn die Führer es vermochten, ihre Anhängerschaft auf ein ganz knappes und populär verständliches Thema zu vereinen. Sie können das an der französischen Revolution, an der Cromwell-Bewegung, am Buddhismus, am Mohammedanismus und am Christentum erkennen. Was Christus wollte, das hieß klar und einfach: „Liebe deinen Nächsten als dich selbst.“ Unter dieser gedrängten Formel sammelte er seine Gefolgsleute. Und gerade darum, weil diese Lehre einfach, knapp, klar und verständlich war und hinter ihr die breite Masse wie unter einer Fahne sich zusammenfand, deshalb eroberte sie am Ende die Welt.

Baut sich nun diese kurz gefaßte, formulierte Idee zu einem ganzen Gedankengebäude aus, bleibt es nicht dabei, daß der Gestalter der Idee in einem einzigen Satz sein ganzes Glaubensbekenntnis niederlegt, sondern wendet er diesen auf alle Äußerungen des täglichen Lebens an und macht er ihn zum Leitmotiv des ganzen menschlichen Handelns, der Politik, der Kultur, der Wirtschaft und aller Gebiete, die der Menschengeist umspannt, dann erweitert sich die Idee zur Weltanschauung. Das erleben wir bei allen großen revolutionären Bewegungen, daß am Anfang die in einem Satz verständlich gemachte, knapp umrissene Idee steht. Sie verbreitet sich immer mehr und wird zu einem Lebensspiegel, und zwar in einer ganz bestimmten Blickrichtung.

Man kann von einem Menschen sagen, er habe eine Weltanschauung – nicht, wenn er viel weiß oder viel gelesen hat – sondern dann erst, wenn er alle Äußerungen des täglichen Lebens unter einem bestimmten Gesichtswinkel sieht und allen Dingen einen ganz bestimmten Maßstab anlegt. Ich bin Christ, wenn ich die Frage nach dem Sinn meines Daseins mit der pflichtschweren Erkenntnis beantworte, meinen Nächsten ebenso sehr zu lieben als mich selbst. Kant hat einmal gesagt: „Handle so, daß die Maxime deines Lebens gerade so gut die Maxime für die Gesamtheit eines Volkes sein könnte.“ Ich bin Nationalsozialist – nicht, wenn ich in der Politik dieses oder jenes will, sondern wenn ich alle Fragen des täglichen Lebens daraufhin untersuche. Ich habe in allen Dingen so zu handeln, daß der Nutzen der Allgemeinheit dem meiner Person vorangeht, daß ich den Nutzen des Staates immer meinem eigenen Nutzen voranstelle, daß ich dann aber auf der anderen Seite auch die Garantie habe, daß ein so geförderter Staat die Möglichkeit hat, mein eigenen Leben zu schützen. Ich bin also Nationalsozialist, wenn ich alle Dinge, die an mich herantreten, sei es in der Politik, Kultur oder Wirtschaft, unter diesem Gesichtswinkel sehe. Das heißt also, daß ich ein Theater nicht unter dem Gesichtspunkt betrachte, daß es etwas Schönes, Amüsantes biete, sondern unter dem Gesichtswinkel: nutzt das meinem Volke, ist das nützlich für mein Volk, macht das die Volksgemeinschaft stark, damit wechselseitig auch wieder die Volksgemeinschaft mich fördern, stützen und stärken kann? Sehe ich in der Wirtschaft nicht irgendein Instrument, das Geld fördern soll, und will ich daher die Wirtschaft so gestalten, daß sie das Volk stark, gesund und lebenskräftig macht, aber verlange ich dann von diesem Volk, daß es auch mich stützt und erhält, dann sehe ich die Wirtschaft nationalsozialistisch.

Erweitert sich eine kurz und knapp formulierte Idee zu einem Gedankengebäude, das alle menschlichen Äußerungen, Triebe, Wünsche und Handlungen umfaßt, dann wird sie zur Weltanschauung.

In der Entwicklung von der Idee über die Weltanschauung steht am Ende der Staat. Ist die Erkenntnis nicht nur das Gemeingut einer bestimmten Gruppe, sondern ringt sie sich auch machtpolitisch durch, d.h. sind nicht nur Phantasten im Volk, die reden, sondern ist diese Anschauung auch Gemeingut der Herrschenden, der in der Macht befindlichen Kreise geworden, und predigt diese Anschauung nicht nur den Gedanken, sondern gestaltet sie ihn auch praktisch, dann ist aus der Idee über die Weltanschauung der Staat geworden. Die Weltanschauung ist staatgewordener Organismus dann, wenn sie die Macht ergreift und wenn sie nicht nur in der Theorie, sondern in der praktischen Gestaltung der Alltagsdinge das Leben beeinflußt.

Wir haben nun zu untersuchen: wer ist Träger, wer Vermittler und wer Schildwacht geistiger Betätigungen. Die Idee lebt immer im Einzelmenschen. Sie sucht sich irgendein Individuum, das lebt, als Vermittler ihrer großen geistigen Kraft. Sie wird in irgendeinem Hirn lebendig und sucht sich Ausgang durch den Mund. Die Idee wird gepredigt vom Einzelmenschen, und der Einzelmensch wird nie damit zufrieden sein, selbst der Erkennende, der Wissende zu bleiben. Sie wissen das von sich selbst auch: wenn man etwas weiß, dann ruht das nicht wie ein Goldschatz im stillen Bergsee, sondern sucht sich Ausgang. Man sucht Menschen, die das erkennen sollen; man meint, daß jeder es erfahren muß, man fühlt sich einsam, wenn man allein nur etwas erkannt hat. Wenn ich zum Beispiel in einer Galerie ein schönes Bild entdeckt habe, dann habe ich das Bedürfnis, es einen Menschen miterleben zu lassen, und komme ich dann mit einem guten Freund zusammen, so sage ich zu ihm: „Ich habe eine wundervolles Bild entdeckt, das muß ich dir zeigen.“ So ist es auch mit Ideen. Wenn im Einzelmenschen die Idee lebt, so hat er auch den Wunsch, sie anderen zu vermitteln. Es webt und lebt in uns etwas Geheimnisvolles, das uns zwingt, es auch den anderen mitzuteilen. Je größer und je einfacher formuliert die Idee ist, je mehr sie sich auf das tägliche Leben bezieht, um so mehr hat man das Bedürfnis, sie jedem Einzelnen zu entwickeln.

Wenn ich nun die Erkenntnis habe, das Volk müsse regiert werden nach dem Grundsatz: Gemeinnutz geht vor Eigennutz, so würde ich das nur den Menschen sagen, die mit diesem Grundsatz in Zusammenhang zu bringen sind. Sobald ich aber erkenne, daß dieser Satz nicht nur in seiner Transzendentalität Geltung hat, sonder daß er sich auch im täglichen leben auswirken soll, dann habe ich das Bedürfnis, es den Menschen zu sagen die mit der Wirtschaft im Zusammenhang stehen. Und sehe ich, daß dieser Satz genau so auch im kulturellen Leben gilt, dann habe ich das Verlangen, ihn auch Menschen mitzuteilen, die für das kulturelle Leben irgendeine Bedeutung haben. Sie werden aber nie finden, daß eine große Masse von Menschen zu vereinigen ist lediglich unter diesem einen Satz, sondern das er seine Schlagschatten auf alle Gebiete der menschlichen Betätigung werfen muß.

Sie sehen, wie die einzelne Idee sich verbreitet und zur Weltanschauung wird, und wie der Träger, der Einzelmensch, nun immer mehr seine Arme ausstreckt nach einer Gemeinschaft und wie aus diesem Einzelmenschen eine Organisation, eine Bewegung wächst. Jetzt ist das nicht mehr vergraben in dem Herz und Hirn eines Einzelmenschen. Jetzt geht es auf mehrere über; es werden vier, fünf, zehn, zwanzig, dreißig, fünfzig, achtzig, hundert und immer mehr. Und das ist wieder das große Geheimnis der Ideen: sie fressen sich durch wie ein Feuer, man kann sie nicht hemmen in ihrem Siegeslauf. Sie sind wie ein Gas, das die festesten Gegenstände durchdringt. Wo die Idee einen Spalt sieht in einem Organismus, den sie erobern will, geht sie hinein, und es dauert nicht lange, dann beeinflußt sie den Körper der anderen. Die anderen können das nicht verhindern. Sie glauben, dieses Feuer beseitigen zu können. Sie können das vielleicht auf ein, zwei, auch zehn, zwanzig oder fünfzig Jahre. Aber diese Jahre spielen im großen Ablauf der Weltgeschichte keine Rolle. Nebensächlich ist, ob etwas heute oder morgen oder nach Jahren geschieht.

Es kann ihnen gelingen, für eine gewisse Zeitspanne den Siegeslauf einer Idee durch Machtmittel zu hemmen. In Wirklichkeit können sie nicht einmal das, sondern sie fördern die Idee, denn sie stoßen das um, was fallen wird, und sie sehen, wie von diesem Bau, der scheinbar feststeht, allmählich die Teile, die nicht zu ihm gehören, abfallen und zu der anderen Richtung hinüberschwenken. Und nun wird aus dem Einzelmenschen plötzlich eine Gemeinschaft, eine Bewegung, oder wenn Sie so wollen, eine Partei.

Jede Bewegung wird in ihrem Anfang Partei sein. Das soll nicht heißen, daß sie nach den Methoden der parlamentarischen Parteien zu arbeiten verpflichtet wäre. Unter Partei verstehen wir einen Teil des Volkes, und sobald die Idee sich verbreitet und von der Weltanschauung übergreift zur Gemeinschaft und die Gemeinschaft will, daß diese Idee praktische Gestalt gewinnt, dann wird dies Partei auch die Notwendigkeit verspüren, sich organisatorisch zusammenzuschließen. Dann wird jemand plötzlich auf den Gedanken kommen: „Du meinst das auch, was ich meine, du arbeitest da und ich hier, und wir wissen gar nichts voneinander. Das ist doch eigentlich unsinnig; es wäre besser, wir täten uns zusammen, und du sagtest, ich bearbeite dieses und du jenes Gebiet. Wäre es nicht gut, wir kämen jeden Monat zusammen und tauschten unsere Gedanken aus?“ Dann ist die Organisation schon da. Aus dem losen Zusammenhang entwickelt sich allmählich eine fester Organismus, und die Partei wir nun zum Kampf um ihre Ideale antreten. Eine Partei, die das nicht will, wird zwar Ideale p r e d i g e n können, aber niemals im Leben zur Vollendung ihrer Ideale kommen.

Um es an einem Beispiel aus der jüngsten Vergangenheit zu erläutern: es wird häufig unserer Bewegung zum Vorwurf gemacht, daß sie den Charakter einer Bewegung verliere. Es wird uns zum Vorwurf gemacht, wir hätten diesen großen, unendlich weiten und immer beweglichen Gedankeninhalt der völkischen Bewegung in ein Prokrustesbett hineingezwängt. So wäre es nicht zu umgehen gewesen, daß wir nun die über das Bett hinausragenden Teile, die Beine, abgeschlagen hätten und der Organisation zuliebe auf wesentliche Bestandteile der völkischen Idee verzichten müßten. Das, was die nationalsozialistische Bewegung heute präsentiere, sei deshalb nur noch ein Surrogat. Eigentlich ist die völkische Bewegung an diesem Dilemma zugrunde gegangen. Denn es wird zum Schluß dann der Fall sein, daß jeder ein bestimmtes Gebiet der völkischen Bewegung für sein Spezialgebiet erklärt, und jeder, der da nicht mittun will, als nicht völkisch gilt. So ist die völkische Bewegung vor dem Kriege gewesen. Hätte sie einen politische Kopf, einen Organisator gefunden, und dieser Kopf hätte diese größere Idee – und die völkische Idee war größer als die marxistische Idee – in eine straff diszipliniert politische Organisation hineingezwängt, dann hätte die völkische Idee und nicht der Marxismus am 9. November gesiegt. Der Marxismus hat gesiegt, weil er besser die politischen Notwendigkeiten verstand, weil er sich dieses scharfgeschliffene Schwert schmiedete, mit dem er später den Staat zugrunde gerichtet hat. Hätte statt dessen ein völkischer Organisator es verstanden, eine große Bewegung aufzuziehen – es steht hier zur Debatte, ob unser Volk zu leben haben soll oder ob es zugrunde geht – dann wäre die völkische Bewegung siegreich gewesen und nicht der Marxismus. Es fehlte dieser Bewegung die Organisation. Sie war eine Weltanschauung, aber sie verstand es nicht, dieser Weltanschauung nun auch die Parteiform zu geben und jenes scharfe Schwert zu schleifen, mit der sie den Staat zu erobern vermochte.

Der Staat hat eine Weltanschauung nötig. Auch das Christentum hat den Staat erobert, und erst in dem Augenblick, wo es den Staat erobert hatte, fing es an, wirklich praktische und politische Taten zu vollbringen. Sie können mir nun mit Recht vorhalten: ja, aber in dem Augenblick, wo das Christentum den Staat eroberte, fing es an, nicht mehr Christentum zu sein. Das ist das tragische Verhängnis aller großen Ideen. Im Augenblick, wo sie in dieses Leben der Sünde und der Gier des Menschlich-allzu-Menschlichen, wo sie auf den Boden der Tatsachen gestellt werden, in dem Augenblick müssen sie aus dem Bereich der Sterne heruntergeholt werden und muß all ihr romantischer Zauber verschwinden. Jetzt fängt das praktische Leben an. Es ist nicht golden, sondern es ist natürlich. Es steht hier gar nicht zur Debatte, ob man das Leben an und für sich ändern kann. Das Leben ist Jahrmillionen nicht geändert worden, es wird auch in Jahrmillionen nicht geändert werden. Warum das so ist, müssen sie einen Höheren fragen. In jenem Augenblick, wo die Idee praktische Gestalt gewinnt, müssen ihr die Engelsflügel abgeschnitten werden, muß ihr romantischer Zauber verschwinden. Hätte man damals den Mut gehabt, die völkische Idee ihres romantischen Zaubers zu entkleiden, hätte man sie als Menschenkind in diese Welt harter Tatsachen hineingestellt, dann wäre sie heute nicht mehr romantisch, wie sie in den Köpfen jener Mohrenfresser spukt. Aber sie hätte in Deutschland einen Zustand geschaffen, in dem nicht mehr Millionen von Kindern zu verhungern brauchten. Mir macht das mehr aus, daß ein Volk zu leben hat, als daß sich eine Idee möglichst geistreich in den Köpfen einiger Phantasten abspielt.

Sie sehen, eine Bewegung hat eine Organisation notwendig, will sie den Staat erobern, und sie muß den Staat erobern, will sie etwas Positives und Geschichtliches leisten. Ich habe vielfach erlebt, daß irgend so ein Wanderapostel auftaucht und sagt: „Ja, das ist alles schön und gut, aber es gehört doch eigentlich zu Ihrer Bewegung, daß Sie die Fremdwörter ausmerzen.“ Und dann kommt ein anderer und sagt: „Ja, das ist alles schön und gut, aber Ihr müßt in Eurem Programm den Satz aufstellen, daß die Allopathie schädlich und daher zu bekämpfen ist und an ihrer Stelle die Homöopathie zu treten hat.“ Würde die Bewegung sich durch diese Apostel verleiten lassen, dann käme zum Schluß der Jude, und der hätte dann jeden Tag etwas Neues. Er würde solange Neues bringen, bis keiner mehr übrig wäre. Dann hätte die Bewegung ihren Sinn verloren. Gewiß ist die Allopathie fehlerhaft, aber auch die Homöopathie hat ihre Fehler. Und es ist ja gar nicht die Aufgabe einer revolutionär kämpfenden Bewegung, die Aufgaben der Allopathie und Homöopathie zu lösen, sondern ihre Aufgabe ist, die Macht zu erobern. Diese Bewegung hat, solange sie kämpft, ihr Programm so zu fassen, daß jeder ehrlich Kämpfer für diese Programm auch eintreten kann. Gewiß wird heute ein wahnsinniger Unfug in den modernen deutschen Kultureinrichtungen fabriziert. Ich weiß leider sehr gut, daß dieser Unfug die deutsche Volksseele vergiftet. Und wenn nun einer kommt und sagt: „Da muß doch etwa geschehen, Sie müssen etwas unternehmen. Wenn Sie gegen das moderne Kino anrennen wollen, dann müssen Sie doch aus den kleinsten Anfängen heraus ein eigenes Kino aufbauen, und wenn es vorläufig nur mit einem Drehapparat ist. Wenn Sie heute sehen, daß Kinder in den Schulen durch eine Lektüre vergiftet werden, die nicht für sie geeignet ist, so müssen Sie anfangen, die Kinderseelen zu gewinnen und ihnen das Gegengift einzugeben.“ All diese Beweisgründe kann ich widerlegen: Sie können zehn Jahre Gegengift gegen das Gift einspritzen, das durch eine falsch gelenkte Kultur verbreitet wird, ein einziger Erlaß des Kultusministers macht alles zunichte. Hätten Sie in diesen zehn Jahren für die Bewegung Kämpfer erworben, dann hätte die Bewegung das Kultusministerium erobert! Alles andere ist Stückwerk!

Wenn eine Bewegung die politische Macht erobert hat, dann erst kann sie Positives erreichen und das, was sie erreicht hat, wird dann auch von Bestand sein. Dann erst kann sie die politischen Machtmittel einsetzen zum Schutz des von ihr geleiteten Kulturstaates. In dem Augenblick aber, wo die Bewegung, wo die Partei die staatliche Macht erobert, in demselben Augenblick wird die Weltanschauung zum Staat und die Bewegung zum Volk. Denn Volk ist nicht das, was wir als 60-Millionen-Volk bezeichnen. Das ist ein wild durcheinander gewürfelter Haufen. Wenn der eine hott sagt, dann sagt der andere hü. Das bezeichne ich nicht als Volk. Zum Volk gehört die Bewußtheit. Nicht der Instinkt allein macht das Volk aus, sondern erst dann, wenn ich mir klar darüber geworden bin, daß ich Mitglied eines Volkes bin, wenn ich bewußt ein Deutscher bin, gehöre ich zum Volk. Der Große Kurfürst hat nicht gesagt: „Denke oder gedenke, daß Du ein Deutscher bist“, sondern: „Bedenke, daß Du ein Deutscher bist.“ Das Bedenken liegt auf der Ebene des Bewußtseins. Die Bewußtheit gehört zum Volk. Adolf Hitler hat Recht gehabt, wenn er damals in München vor dem Volksgericht auf die Frage: „Wie kommen Sie dazu, mit dieser verschwinden Minderheit gegen 60 Millionen eine Diktatur errichten zu wollen“; zur Antwort gab: „Wenn ein ganzes Volk zu feige geworden ist, und es bleiben nur Tausend, die etwas Großes wollen und die die Kraft haben, den Staat zu gestalten, dann bleiben eben die Tausend Volk.“ – Wenn die anderen sich das gefallen lassen, daß die Minoritätsbewegung sich den Staat erobert, dann müssen sie sich auch gefallen lassen, daß wir eine Diktatur errichten.

So ist es auch mit einer Bewegung. Wenn eine Bewegung die Kraft hat, den Staat zu erobern, dann hat sie auch die Kraft, den Staat zu gestalten. Ich bin der Letzte, der heute vom staatspolitischen Gesichtspunkt aus jammert, daß der Marxismus über uns herrscht. Solange wir nicht die Kraft haben, ihn zu überwinden, solange hat er auch das politische Recht, über uns zu herrschen. Ich wundere mich sehr, wie wenig er diese Recht ausnutzt. Ich würde das anders machen. Das liegt aber in dem tragischen Mißverständnis seiner eigenen Weltanschauung. Ich verdenke den Herren im Berliner Polizeipräsidium gar nicht, daß sie ihre Machtmittel gegen uns anwenden, ich verdenke ihnen nur, daß sie sich Demokraten nennen und daß sie sagen, es herrscht Freiheit der Meinung und der Rede. Ich halte das für einen Unfug. Das ist Lügenhaftigkeit und Heuchelei dieser Herren, denn in Wirklichkeit sind diese Diktatoren.

Hat eine Bewegung die Kraft, die staatliche Machtposition zu erobern, dann hat sie auch das Recht, den Staat nach eigener Meinung zu gestalten. Wäre einer da, der ihr dieses Recht abspräche, er wäre ein blutiger Theoretiker. In der Politik gelten nicht moralische Rechtsansprüche, sondern die Macht. Erobert eine Bewegung die Macht, dann hat sie auch das Recht, von sich aus den Staat zu gestalten. Sie sehen also, wie dieser Dreikreis im Ideellen und Personellen sich schließt: von der Idee zur Weltanschauung, von der Weltanschauung zum Staat, vom Einzelmenschen zur Partei, von der Partei zum Volk.

Es kommt, wenn ich etwas als richtig erkannt habe, nicht darauf an, daß es in aller Theoretisiererei richtig ist, sondern vielmehr darauf, daß ich Menschen finde, die mit mir für diese als richtig erkannte Weltanschauung zu kämpfen bereit sind. Dieses Gewinnen, dieses Werben von Menschen für etwas, was ich als richtig erkannt habe, das nennt man Propaganda. Am Anfang steht die Erkenntnis; sie bedient sich des Mittels der Propaganda, um das Menschenmaterial zu finden, das nun die Erkenntnis ummünzen soll in Politik. Zwischen der Idee und der Weltanschauung steht die Propaganda, zwischen der Weltanschauung und dem Staat steht die Propaganda, zwischen dem Einzelmenschen und der Partei steht die Propaganda und zwischen der Partei und dem Volk steht wieder die Propaganda. In dem Augenblick, wo ich etwas als richtig erkannt habe und in der Straßenbahn davon zu reden beginne, treibe ich schon Propaganda. In demselben Augenblick suche ich andere Menschen, die mit mir das als richtig erkennen. Es schiebt sich also die Propaganda zwischen den Einzelmenschen und die Vielheit und zwischen die Idee und die Weltanschauung. Die Propaganda ist nichts anderes als die Vorläuferin einer Organisation. Hat sie sich diese geschaffen, dann ist sie die Vorläuferin des Staates. Sie ist immer nur Mittel zum Zweck.

Während ich bei der Idee nur Unerschütterbares, Starres, Unveränderliches zu schaffen habe, paßt die Propaganda sich den jeweiligen Verhältnissen an. Propaganda ist durchaus labil. Sie äußert sich bei diesem Landstrich anders als bei jenem, und es kommt nicht darauf an, daß sie nun schön geglättet, geplättet und gepolstert wird, sondern darauf, daß sie ihre Mittlerstellung ausfüllt zwischen Einzelmensch und Vielheit. Wenn ich auf der Straßenbahn stehe und unterhalte mich mit einem Straßenbahnschaffner, so tue ich das anders, als wenn ich mit einem Kommerzienrat zusammensitze. Täte ich das nicht, dann würde der Kommerzienrat mich für irrsinnig halten, und der Straßenbahnschaffner würde mich nicht verstehen. Das heißt, die Propaganda ist ganz unbeschränkbar. Sie richtet sich nach dem, den ich gewinnen will. Ich möchte in diesem Zusammenhang ein schönes Beispiel erzählen von einem Parteigenossen aus Berlin, der seit 1919 für die nationalsozialistische Idee in Berlin wirbt, und der, was wir theoretisch anerkennen wollen, sich an jener Mauer, an der wir uns nicht mehr die Köpfe einrennen wollen, in den vergangenen acht Jahren den Kopf blutig gerannt hat. Er fing an in Berlin, indem er die wüstesten antisemitschen Schmöker auf der Straße verteilte. Er sah zwar ein, daß das plump und unterträglich war – aber es gab eben nichts anderes und er las diese Schmöker oder Zeitungen in der Untergrundbahn. Jeder sah, daß das ein harmloser Phantast war, und wenn er aufstand und die Zeitung liegen ließ und es regelmäßig erlebte, daß ein Passagier ihm sagte: „Sie, Herr, nehmen Sie Ihre Zeitung mit“, dann nahm er voll Mut seine Zeitung, gab sie dem Schaffner und sagte: „Hier, deutscher Bruder“. Und der hat sicherlich gedacht: der kommt von Plötzensee. So hat er allmählich eingesehen, daß eine Methode, die unter Freunden, unter Kameraden gang und gäbe ist, unter Menschen, die sich fremd gegenüberstehen, ohne jede Wirkung bleibt.

Mit anderen Worten: Es läßt sich gar kein ABC der Propaganda schreiben oder lehren. Propaganda kann man oder kann sie nicht. Propaganda ist eine Kunst, wie man das Geigenspielen gewiß jedem halbwegs normalen Menschen bis zu einer gewissen Stufe beibringen kann, aber dann erklären muß: „Hier gehts nicht weiter. Was jetzt noch zu lernen ist, das kann nur ein Genie. Das sind Sie nicht, Sie müssen sich also mit dem Erlernten bequemen.“ So kann ich auch die allerprimitivsten Grundsätze einer Propaganda einem vernünftigen Menschen beibringen. Es kommt dann aber der Augenblick, wo ich die Grenze sehen muß. Man ist entweder Propagandist oder ist es nicht. Und es ist falsch, auf einen Propagandisten mit einer gewissen Herablassung herniederzusehen. Es gibt Menschen, die sagen, er ist ein guter Trommler. In diesen Worten liegt eine gute Dosis an Neid und eigener Unfähigkeit. Die davon reden, das sind meistens die Dutzendphilosophen, die die Massen zusammentrommeln lassen. Das haben Sie schon oft erlebt – und es kann keiner mehr abstreiten – daß unsere Bewegung gute Redner hat. Da die anderen keine gute Redner haben, sagen sie: „Nun ja, es sind eben gute Trommler.“ Hitler wurde fünf Jahre lang „Trommler zur nationalen Einheit“ genannt. Und als es sich zeigte, daß dieser Trommler Ideen hatte, die durchaus nicht in den Tageskram dieser Herrschaften hineinpaßten, da war er der „wildgewordene Politiker“, den man unbedingt abschütteln muß. Es ist ein glatter Unsinn, von oben herab auf den Propagandisten herniederzuschauen. Der Propagandist hat eine bestimmte Aufgabe innerhalb der Partei. Und das ist das große Glück unserer jungen Bewegung, daß sie noch so jung und noch so arm an wirklich großen, führenden Köpfen ist, natürlich nicht im Verhältnis zu den anderen Parteien. Es ist gut, daß dem so ist, weil nunmehr die wirklich großen Köpfe unserer Bewegung gezwungen sind, nicht nur dieses oder jenes Spezialgebiet zu bearbeiten, sondern weil der wirklich führende Kopf alles zugleich sein muß: Propagandist, Organisator, Redner, Schreiber. Er muß mit Menschen umgehen können, muß Geld herbeischaffen können, Artikel schreiben können und vieles mehr. Deshalb ist es so falsch, zu sagen, daß Hitler nur ein großer Trommler sei. Das ist eben das Große, das ihn von allen anderen unterscheidet und was wir allen anderen voraushaben, daß er Politiker ist und nebenbei noch Propagandist, während die anderen weder Politiker sind noch etwas von Propaganda verstehen. Sei sehen, wie die Propaganda in Wechselbeziehung zur Weltanschauung sowohl wie zur Organisation steht. Nachdem wir es im mühevollen Kampf fertiggebracht haben, die Idee und die Weltanschauung vom Einzelmenschen auf eine große Gemeinschaft zu übertragen, hat jetzt die Propaganda die Aufgabe, die Erkenntnisse einer so großen Gemeinschaft zu übermitteln, daß diese sich den Staat erobern kann.

Ich möchte mit einem Beispiel schließen: Was nützte es, wenn das, was wir wollen und für richtig erkannt haben, lediglich in den Köpfen von uns Wenigen herumspukte! Die Wenigen würden ja an der Richtigkeit ihrer Ideen verzweifeln, wenn sie nicht sähen, daß Mehrere dazu kämen. Und hätten wir nicht auch die Menschen – ich denke da auch an den kleinsten SA-Mann, der Zeitungen verteilt – bis zum größten Redner, dem Führer der Partei, dann nützte uns alle schöne Erkenntnis nichts; dann würde die Erkenntnis nur Gut von uns Wenigen sein, und die Anderen machten ihren Unsinn weiter, und schließlich würde das deutsche Volk darüber zugrundegehen.

Die Propaganda ist unbedingt notwendig, wenn sie auch nur Mittel zum Zweck ist. Wäre sie nicht da, könnte die Idee niemals den Staat erobern. Es kommt darauf an, daß ich das, was ich als richtig erkannt habe, auch einer Vielheit von Menschen vermitteln kann. Es wird Aufgabe der wirklich großen Propagandisten sein, das, was viele Köpfe zusammen dachten, so zu formulieren, dass es die breite Masse der Gebildeten sowohl wie der kleinste Mann verstehen kann. Sie werden mir das alle bestätigen, und ich habe das einmal zur Evidenz erwiesen bekommen, als ich Hitler in Jena reden hörte und die Versammlung zur Hälfte von Rotfrontkämpfern und zur Hälfte von Studenten und Universitätsprofessoren besucht war und ich ein glühendes Interesse daran hatte, am Schluß zwei Exponenten dieser beiden Lager zu befragen. Da konnte ich feststellen, daß sowohl der Universitätsprofessor als auch der kleine Mann alles das verstanden hatte, was Hitler sagte. Das ist das Große, daß unsere Bewegung auch Sprachwerkzeuge hat, die diesen Gedankeninhalt in sachlicher Form einer breiten Masse vermitteln.

Es wird sich die Art der Vermittlung je nach dem Temperament des Vermittlers gestalten. Und es wäre grundfalsch, wenn wir wollten, daß die Vermittler selbst über einen Kamm geschoren würden; denn so groß und umfassend die Ideen sind, so verschieden sind die Individuen, die dies Ideen in sich aufnehmen sollen. Sie werden es manchmal erleben, wenn Sie Urteile über Redner hören, daß der eine an dem, der andere an jenem Redner gefallen hat. Es wäre falsch, nun zu glauen, wir müßten den Leisetreter zum Krachmacher machen oder den Krachmacher zum Leisetreter. Sie würden damit erreichen, daß zum Schluß Ihnen keiner mehr etwas gäbe, denn jetzt versuchte der Leisetreter, temperamentvoll zu werden und würde niemandem in die Seele reden, weil es ihm nicht liegt, der Temperamentvolle aber würde versuchen, ein Leisetreter zu werden und würde unbefriedigt nach Hause gehen. Deshalb wird unsere Bewegung, je größer sie wird, desto mehr verschiedene Köpfe in ihrem Schatten beherbergen können, und in jedem Kopf spiegelt sich das Bild dieser Bewegung anders ab. Zweimal dasselbe gibt es nicht unter Gottes Sonne. Alles unterscheidet sich voneinander. So wird sich die Widerspiegelung bei diesem anders gestalten als bei jenem.

Wird nun die Propaganda das Mittel, eine immer größere Gefolgschaft in den Kreis der Idee hineinzuziehen, so wird die Idee immer breiter, immer labiler; sie wird sich nun nicht mehr in den einzelnen Köpfen abspielen, sondern sie wird das große Ganze umfassen wollen, und in dem Augenblick wird aus den einzelnen Phasen einer geistigen Entwicklung ein fest umrissenes Programm. Wir können in unserer Bewegung mit Freude feststellen, daß das der Fall ist. Sie werden niemals Millionen von Menschen finden, die für ein Buch ihr leben lassen. Sie werden niemals Millionen von Menschen finden, die für ein Wirtschaftsprogramm ihr Leben lassen. Aber Millionen Menschen werden einmal bereit sein, für ein Evangelium zu fallen, und unsere Bewegung wird immer mehr zum Evangelium. Alles, was wir erkannt haben, in den einzelnen Lebensäußerungen, verdichtet sich zu einem großen Glauben, der so unerschütterbar in den Herzen lebt, daß jeder von uns bereit ist, wenn nötig, das Letzte dafür herzugeben. Für den Achtstundentag stirbt kein Mensch. Aber sterben kann man dafür, daß Deutschland dem deutschen Volke gehören soll. Sie sehen, wie das immer klarer und präziser sich entwickelt, was Adolf Hitler in Voraussehung schon 1919 mit den erlösenden Worten sagte: „Freiheit und Brot!“, wie sich immer mehr die Bewegung loslöst von den Schlacken des allzu Menschlichen, wie sie sich immer mehr vergrößert und verdichtet zu einer gewaltigen Parole. Es kommt einmal die Zeit, da man uns nicht fragen wird, wie steht Ihr zum Achtstundentag, sonder wenn die Verzweiflung über Deutschland hereinbricht, dann werden die Menschen uns fragen: „Gebt Ihr uns einen Glauben wieder?“ Wenn die Bewegung es fertigbringt, aus der Idee des Einzelnen, die sich zur Weltanschauung verbreitert, am Ende ein Evangelium von einer so eindeutigen und klaren Gestalt zu formen, daß jeder bereit ist, dafür zu sterben, dann steht die Bewegung vor dem Sieg. Das wird aber nicht in Studierstuben gelöst, sondern im Kampf, im bitteren Kampf, in dem man täglich mit dem Gegner zusammenstößt und ihm absieht, wie er es fertig gebracht hat, das Volk auf die falsche Bahn zu lenken. Wenn ich zum Beispiel die Zeitungen sehe, so muß ich schon sagen, daß ich am meisten aus dem „Berliner Tageblatt“ lerne. Das ist vorbildlich jüdisch geleitet. Ich habe da – vom jüdischen Standpunkt aus gesehen – noch nie einen Schnitzer gefunden, während die nationalen Blätter oft daneben schlagen.

Ich möchte jetzt in kurzen Zügen die wesentlichsten Merkmale der Propaganda erörtern. Wir waren schon zu dem Ergebnis gekommen, daß die Propaganda kein Ding an sich ist, sondern ein Mittel zum Zweck. Sie hat die Aufgabe, die Erkenntnis der nationalsozialistischen Weltanschauung dem Volk oder einer gewissen Masse des Volkes zu vermitteln. Wenn die Propaganda diesen Zweck erreicht, dann ist sie gut, erreicht sie ihn nicht, dann ist sie schlecht. Wenn alle deutschnationalen Stubenhocker Hitler attestieren, er habe bis zum 9. November 1923 die Propaganda zu geräuschvoll, zu laut und zu plebejisch gemacht, so kann Hitler ihnen zur Antwort geben: „München sollte nationalsozialistisch werden. Habe ich das erreicht, dann war meine Propaganda gut. Hätte ich erreichen wollen, Ihnen zu gefallen, dann war sie schlecht. Das wollte ich aber nicht.“ Sie können deshalb nicht im Ablauf einer Propaganda über die Methode der Propaganda urteilen, sondern erst dann, wenn sie zu dem Punkt gelangt ist, zu dem ihr Leiter gelangen wollte. Sie können nicht sagen, unsere Propaganda war falsch, denn sie hat ja zum Verbot geführt. Das ist nicht richtig. Denn solange unsere Propaganda unter einer jüdischen Polizeiführung nicht zum Verbot führt, wäre sie falsch, denn sie wäre dann ungefährlich. Das ist der beste Beweis, daß wir gefährlich sind. Wenn nun das Verbot aufgehoben wird, dann kommen sie mir nicht und sagen, der Jude hat eingesehen, daß es ungerechtfertigt war. Es wird dann aufgehoben, wenn der Jude sieht, daß er seinen Zweck nicht erreicht hat. Sie können protestieren, wie sie wollen, der Jude wird erst dann gegen eine Propagandamethode den Degen einstecken, wenn er sagt, es ist besser, ich fechte nicht, oder wenn er glaubt, der Degen hat seine Schuldigkeit getan.

Es kommt immer auf den Erfolg an. Die Propaganda ist nicht Sache von Dutzendwissenden, sondern sie ist Sache der Praktiker. Sie soll auch nicht schön sein oder theoretisch befriedigen. Ich lege keinen Wert darauf, schöne, ästhetische Reden zu halten oder so zu sprechen, daß die Frauen weinen. Der Sinn einer politischen Rede ist der, Menschen zu überzeugen von dem, was wir als richtig erkannt haben. Wenn ich in der Provinz rede, dann rede ich anders als in Berlin, und wenn ich in Bayreuth spreche, spreche ich von anderen Dingen als in den Pharussälen. Das ist nicht Sache der Theorie, sondern der Praxis. Wir wollen nicht eine Bewegung aus etlichen Strohköpfen, sondern eine Bewegung, die die breite Masse erobern kann. Die Propaganda soll nicht geistreich, sondern populär wirksam sein. Es ist nicht die Aufgabe, in der Propaganda geistige Erkenntnisse zu finden. Die werden anderswo gefunden, die finde ich beim Nachdenken, am Schreibtisch, nur nicht im Versammlungssaal. Da vermittle ich sie. Ich gehe nicht in den Versammlungssaal hinein, um geistreiche Erkenntnisse zu finden, sondern um das, was ich für richtig erkannt habe, den anderen zu vermitteln. Was ich da finde, sind die Methoden, mit denen ich den anderen das als richtig Erkannte klar machen will. Deshalb gehört zum Redner, zum Propagandisten erst einmal das Wissen um die Idee; das kann er sich nicht erst aneignen im Ablauf der Propaganda, das muß er haben. Dann erst lernt er im täglichen Kontakt mit der breiten Masse, wie er sie anderen am besten klar macht. Da es nicht die Aufgabe der Propaganda ist, Erkenntnisse zu finden, sondern Erkenntnisse zu vermitteln, muß sie sich in allem dem anpassen, dem sie die Erkenntnisse vermitteln will; deshalb wird der Propagandist in seiner Rede oder in seinen Plakaten zu Bauern anders sprechen als zu Arbeitgebern, zu Ärzten anders als zu Kranken. Er wird die Propaganda einrichten nach dem, den er gewinnen will. Sie sehen, daß alle kritischen Maßstäbe, die von den anderen Parteien an die Methoden der Propaganda gelegt worden sind, am Programm vorbeigehen, und die meisten Vorwürfe, die gegen die Propaganda der NSDAP erhoben werden, resultieren aus einer falschen Einstellung zur Propaganda an und für sich. Wenn einer zu mir sagt: „Ihre Propaganda hat ja kein gesittetes Niveau“, dann brauche ich mich mit ihm erst gar nicht zu unterhalten.

Es kommt nicht darauf an, daß eine Propaganda Niveau hat, sondern darauf, daß sie zum Ziele führt. Das erste Ziel, das ich Ihnen damals, als wir hier in Berlin anfingen, gesteckt habe, war: wir wollen dieser Stadt, die uns nicht kennt, unseren Namen einimpfen, sie soll uns entweder hassen oder lieben, auf jeden Fall aber soll sie uns kennen lernen. Dieses erste Ziel haben wir erreicht. Man haßt uns und man liebt uns. Man sagt aber nicht, wenn man den Begriff „Nationalsozialist“ ausspricht: „Was ist das für ein Ding?“ Und wenn wir dieses erste Ziel erreicht haben, dann kann Haß zu Liebe und Liebe zu Haß werden, aber niemals mehr zu Gleichgültigkeit. Der Kampf mit der Gleichgültigkeit ist der schwerste Kampf. Wenn ich heute in dieser Stadt zwei Millionen Menschen habe, die mich bis aufs Messer hassen, verfolgen und verleumden, dann weiß ich, davon kann ich einige gewinnen. Wir haben das erlebt: die uns am blutigsten verfolgten, die verfechten heute am blutigsten unsere Idee. Sie sehen, es kommt darauf an, daß die Propaganda einen Zweck erreicht, und es ist falsch, an die Propaganda kritische Maßstäbe zu legen, die nicht zu ihr passen.

Ich möchte das wieder an einem Beispiel klar machen. Wenn ich einen Menschen sehe und ein anderer fragt mich: „Wie gefällt er dir?“ und ich sage dann: „Ja, der gefällt mir ganz gut, aber er kann nicht Klavier spielen,“ so wird man mir antworten: „Ja, das braucht er doch auch gar nicht. Das ist ja ein Syndikus. Weshalb untersuchen Sie denn nicht, ob er ein guter Syndikus ist.“ Und diese Antwort ist richtig. Genau so ist es bei der Propaganda.

Unsere Propaganda geht ihren schnurgeraden Weg. Wie Adolf Hitler einmal sehr richtig zu mir sagte, ist es nicht notwendig, in einer Volksversammlung eine Programmrede zu halten. Die Volksversammlung ist dazu da, den Menschen die allerprimitivsten Grundlagen zu übermitteln. Wenn die Herren sagen: „Ihr seid nur Propagandisten“, so soll man ihnen zur Antwort geben: „War Christus vielleicht etwas anderes? Hat er nicht Propaganda gemacht? Hat er Bücher geschrieben oder hat er gepredigt? War Mohammed etwas anderes? Hat er geistreiche Feuilletons geschrieben oder ist er nicht zu den Menschen gegangen und hat gesagt, was er wollte? Waren Buddha und Zarathustra nicht auch Propagandisten?“ Gewiß haben die großen Philosophen der Französischen Revolution ihre geistigen Grundlagen geschaffen. Wer aber hat sie dann ins Rollen gebracht: Robespierre, Danton und andere. Haben diese Männer Bücher geschrieben, oder sind sie nicht vielmehr in die Volksversammlung hineingegangen? Schauen Sie sich in unserer Zeit um. Ist Mussolini vielleicht ein Schreibtischfuchser gewesen oder nicht vielmehr ein großer Redner? Als Lenin von Zürich nach Petersburg kam, ist er da vom Bahnhof in die Studierstube gefahren und hat ein Buch geschrieben oder hat er nicht vielmehr vor Tausenden geredet? Nichts anderes hat den Faschismus und den Bolschewismus geformt als der große Redner, der große Gestalter des Wortes! Es besteht kein Unterschied zwischen dem Redner und dem Politiker. Man kann das in der Geschichte feststellen, daß der große Politiker auch immer ein großer Redner gewesen ist: Napoleon, Cäsar, Alexander, Mussolini, Lenin, sie mögen nennen, wen sie wollen. Alle sind sie große Redner und große Organisatoren gewesen. Und trifft diese Dreiheit im Menschen zusammen, das organisatorische Talent, das Rednertalent und das philosophische Talent, die Fähigkeit zu erkennen, die Erkenntnis zu vermitteln und Menschen, die man mit der Erkenntnisfähigkeit begabt hat, in einer Front marschieren zu lassen, dann ist das Format des genialen Staatsmannes vollendet.

Wenn heute jemand zu mir sagt: „Sie sind ja ein Demagoge“; so antworte ich: „Demagogie in gutem Sinne ist nichts anderes als die Fähigkeit, der breiten Masse des Volkes das zu vermitteln, was ich ihr vermitteln will.“ Natürlich kann ich mich dem Gefühl der breiten Masse anpassen; aber dann erst bin ich im schlechten Sinne Demagoge, wenn ich nicht nur in der Form, sondern auch in dem, was ich will, der Masse folge und den Leuten nach dem Mund rede.

Sie können nicht sagen, die Dinge hätten sich geändert. Früher hätten Redner die Bewegung gemacht und heute, da wir im Zeitalter der Presse leben, täten es die Schriftsteller. Es gibt einen glänzenden Beweis gegen diese falsche Theorie. Gewiß macht heute die Presse viel. Aber wenn Sie die geschickt geschriebene Presse untersuchen, ist jeder Leitartikel eine kleine Ansprache. Der Marxismus hat nicht gesiegt durch Leitartikel, sondern dadurch, daß jeder Leitartikel eine kleine Propagandarede war. Diese Leitartikel wurden von Agitatoren geschrieben. Sie saßen in den Schreibstuben oder in verräucherten Lokalen und schrieben ihre Aufsätze, nicht geistreich, tänzelnd und nett, sondern brutale, rohe Gedanken, die jeder kleine Mann verstand. Darum wird die rote Presse von den breiten Massen verschlungen. Und so kommt es, daß wir uns an diesem großen Beispiel auch schulen müssen. Der Marxismus hat nicht deshalb gesiegt, weil er große Propheten hatte – das waren keine Propheten – der Marxismus hat gesiegt, weil er in den Dienst seines Wahnsinns Agitatoren vom Range eines August Bebel und Lenin stellen konnte. Die haben dem Marxismus zum Siege verholfen. Hätte die völkische Bewegung auf Grund ihrer größeren geistigen Fundamentierung auch die größeren Redner gehabt, dann hätte die völkische Bewegung gesiegt. Es kommen Kritiker, die sagen: „Ihr kritisiert ja nur! Das ist nichts als Kritik, was ihr betreibt. Aber besser machen, das könnt ihr nicht!“ Es kommen viele, die sagen: „Ihr, ‚Angriff‘ ist nur negativ. Ihr schreibt ja nur negativ, schreibt doch auch einmal was Positives.“ Ja, ich bin ja doch nicht in der Lage, Isidor Weiß etwas Positives zu sagen. Ich kann nur Negatives sagen. Ich kann auch nicht der Republik etwas Positives sagen. Ich bin nicht in der Lage, in ihrem Sinne etwas Positives zu unternehmen. Das kann ich nur, wenn ich das Negative zum Verschwinden bringe. Der genialste Staatsmann kann keinen Staat aufbauen, wenn an der Stelle, an die der Staat kommen soll, diese Republik steht. Der Marxismus hat sechzig Jahre lang nichts anderes getan als negative Kritik geübt. Das Ergebnis war, daß er am 9. November 1918 den Staat eroberte. Hitler hat einmal gesagt: „Bleibt mir vom Halse mit den politischen Besserwissern, die immer Positives leisten wollen.“ Positives können wir erst leisten, wenn wir das Negative, das uns bedrückt, vom Nacken herunterwälzen. Ein Führer ersteht nicht irgendwie am grünen Tisch. Er wird mit der Masse groß, und je größer diese wird, desto mehr wächst der wahre Führer über die Masse hinaus und wird zum Schluß die Masse mit sich reißen. Die Masse ist eine schwache, faule, feige Mehrheit von Menschen. Die breiten Massen gewinnt man nie ganz. Ihre besten Teile müssen so in Form gebracht werden, daß sie zum Schluß ihren Siegeslauf antreten. Diesen Siegeslauf grundsätzlich zu bestimmen, ist die Aufgabe des einzig genialen Kopfes. Wir danken es dem Schicksal, daß es uns diesen Kopf gegeben hat, einen Kopf, der alle anderen überragt – daß jeder sich freiwillig dienend gern ihm unterordnet. Das ist der Beweis dafür, daß diese Bewegung einmal siegen wird. Wenn die anderen aus Mehrheitsbeschlüssen ihre Weisheit schöpfen, und es findet sich dagegen eine Bewegung, in der einer den Weg bestimmt, dann wird diese Bewegung siegen. Wann sie siegt, das spielt eine nebensächliche Rolle. Sie siegt, weil sie natürlich ist. Sie mögen ins Leben hineinschauen, wo und wann sie wollen, sie werden immer das große geistige Fundament unserer Bewegung sich vollenden sehen.

Es ist die Aufgabe von Führerschaft und Gefolgschaft, diese Erkenntnis immer tiefer in das Herz unseres zerrissenen Volkes hineinezulenken. Jeder hat sich das klarzumachen, hat sich jedes Problem durchzudenken und nicht Halt zu machen. Alles muß bei uns klar sein. Es gibt nichts, vor dem wir kapitulieren. Und ist alles klar, dann braucht einer kein großer Redner zu sein. Wird er das alles in ein paar Worten sagen können, dann wird er Propagandist. Und haben wir ein Heer von Propagandisten, vom Kleinsten angefangen bis herauf zum höchsten Führer, das diese kristallklaren Erkenntnisse den breiten Volksmassen vermittelt, dann wird einmal der Tag kommen, wo aus der Weltanschauung Staat geworden ist, und wo die Organisation sich einmal der staatlichen Machtmittel bemächtigt, wo wir dann nicht mehr Angehörige einer Sklavenkolonie sind, sondern Mitglieder eines von uns erkannten und von uns politisch geformten Staates.

Das ist unsere Aufgabe auf diesem Planeten: eine Basis zu schaffen, auf der unser Volk leben kann. Und sind erst diese Aufgaben erfüllt, dann wird auch dieses Volk Kulturtaten vollbringen, die hinüber wandern in die Äonen der Weltgeschichte!

Quelle: 96-book.png Internet Archive: PDF EPUB DjVu BlätternSignale der neuen Zeit – 25 ausgewählte Reden von Joseph Goebbels, Zentralverlag der NSDAP, München, 8. Auflage 1934, S. 28-52