Reiter von Südwestafrika

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Im Juli 1915 kapitulierte die Schutztruppe in Deutsch-Südwest unter ihrem bislang letzten Kommandeur Victor Franke vor dem aggressiven englischen Imperialismus. Das Reiterstandbild erinnert noch heute an diese Ära.

Der Reiter von Südwestafrika (auch Südwester Reiter oder Kolonialkriegerdenkmal) ist ein Standbild in Windhuk, das bis zu seinem Abbau am 25. Dezember 2013 vor der Alten Feste Windhuk an der früheren Leutweinstraße stand. Das beeindruckende Reiterdenkmal, von der Einweihung am 27. Januar 1912 bis zur Aberkennung (De-Proklamation ) am 31. Juli 2013 durch die SWAPO ein rechtlich geschütztes Nationalmonument, diente dem Gedenken an die Gefallenen der Schutztruppe während des Hererokrieges in Deutsch-Südwest.

Beschreibung

Wettbewerb für ein Kolonialkriegerdenkmal in Windhoek, 1909/10; vier der im ersten Durchgang eingereichten Entwürfe: Albert Moritz Wolff (1. Preis), Hans Weddo von Glümer (2. Preis), Adolf Kürle (3. Preis), Otto Riesch. Im zweiten Durchgang gewann Adolf Kürle mit seinem überarbeiteten Entwurf das Wettbewerbsverfahren.

Das Reiterdenkmal, das an die Opfer des Hererokrieges (1904–1907/08) erinnert, zeigt einen überlebensgroßen Schutztruppenreiter in Uniform, der mit der linken Hand sein ruhig dastehendes Pferd fest am Zügel hält. Mit der Rechten umgreift er ein auf seinem Oberschenkel aufgepflanztes Gewehr. Die bronzene Reiterfigur erhebt sich auf einem Sockel aus unbehauenen Granitblöcken (Gesamthöhe: 9,50 Meter). In die Vorderseite des Sockels ist eine Widmungstafel eingelassen; die Inschrift zählt die ermordeten deutschen Opfer des Krieges auf:

„Zum ehrenden Angedenken an die tapferen deutschen Krieger, welche fuer Kaiser und Reich zur Errettung und Erhaltung dieses Landes waehrend des Herero- und Hottentottenaufstandes 1903 bis 1907 und waehrend der Kalahari-Expedition 1908 ihr Leben liessen. Zum ehrenden Angedenken auch an die deutschen Buerger, welche den Eingeborenen im Aufstande zum Opfer fielen. Gefallen, verschollen, verunglueckt, ihren Wunden erlegen und an Krankheiten gestorben, von der Schutztruppe: Offiziere 100, Unteroffiziere 254, Reiter 1180, von der Marine: Offiziere 7, Unteroffiziere 13, Mannschaften 72, Im Aufstande erschlagen: Maenner 119, Frauen 4, Kinder 1.“

Geschichte

„Vom großen Aufstande in Deutsch-Südwest“, Bildmontage aus einem 1938 erschienenen Kolonialbuch. Oben links: Lothar von Trotha; oben rechts: der langjährige Gouverneur Theodor Leutwein; in der Mitte: Major Ludwig von Estorff; unten: Hauptmann Friedrich von Erckert an der Spitze seines Kamelreiterkorps; über allem thront das erhabene Reiterdenkmal.

Das Monument wurde initiiert durch das Gouvernement in Windhuk und das Kommando der Schutztruppen für Deutsch-Südwestafrika. Die finanziellen Mittel für das Denkmalprojekt kamen durch eine öffentliche Spendensammlung zusammen.

Wettbewerb

Während die Spendensammlung noch lief, schrieb das Oberkommando der Schutztruppen in Berlin im Jahr 1909 einen Wettbewerb unter fünf deutschen Künstlern aus: Hans Weddo von Glümer, Adolf Kürle, Karl Möbius, Otto Riesch und Albert Moritz Wolff. Bei dem zweiten Durchgang des Künstlerwettbewerbes konnte sich der Berliner Bildhauer Adolf Kürle mit seinem Entwurf durchsetzen. Die Denkmalsfigur wurde in Berlin in Bronze gegossen und anschließend per Schiff an ihren Bestimmungsort transportiert.

„Wettbewerb für ein Kolonialkriegerdenkmal in Windhoek, 1909/10; vier der im ersten Durchgang eingereichten Entwürfe: Albert Moritz Wolff (1. Preis), Hans Weddo von Glümer (2. Preis), Adolf Kürle (3. Preis), Otto Riesch. Im zweiten Durchgang gewann Adolf Kürle mit seinem überarbeiteten Entwurf das Wettbewerbsverfahren.“

Einweihung

Bei der Einweihungsfeier, die am 27. Januar 1912 (am Geburtstag des Kaisers) unter großer Beteiligung der deutschen Bevölkerung stattfand, sagte Gouverneur Dr. Theodor Seitz:

„Den Toten zur Ehre ist dieses Denkmal gesetzt, den Lebenden zum Ansporn, zu erhalten und auszubauen, was in einem schweren Kampfe von aufopfernder Vaterlandsliebe errungen wurde [...] Der eherne Reiter der Schutztruppe, der von dieser Stelle aus in das Land blickt, verkündet der Welt, daß wir hier die Herren sind und bleiben werden.“

Gedenken

Am Reiterdenkmal wurden fortan Gedenkfeierlichkeiten abgehalten. Mit der Niederlage im Ersten Weltkrieg mußte das Deutsche Reich seinen gesamten Kolonialbesitz abtreten (Diktat von Versailles 1919). Im Gegensatz aber zu den übrigen Kolonien, wo die allermeisten deutschen Denkmäler und Gedenktafeln von den neuen Machthabern demontiert wurden, blieben in dem nun von Südafrika verwalteten Deutsch-Südwestafrika alle Monumente erhalten.

Grundlegend geändert hatte sich der Status der im Lande verbliebenen, ca. 6.400 Südwester-Deutschen (ungefähr die Hälfte von ihnen wurde aus dem Land getrieben). Den Deutschen kam nun lediglich die Rolle der geduldeten Verlierer zu, und innerhalb der weißen Bevölkerungsgruppe stellten sie nur noch eine Minderheit dar.

Zwischenkriegszeit

In den Jahren zwischen den Weltkriegen versammelten sich die verbliebenen Deutschen regelmäßig am Reiterdenkmal in Windhuk, um jährlich den Volkstrauertag für die Gefallenen des Weltkrieges zu begehen, ebenso wie am Totensonntag und am Waterbergtag. Das Reiterdenkmal wurde zudem auch zu Kranzniederlegungen genutzt, wie etwa beim 25. Jahrestag des „großen Eingeborenenaufstandes" (1929), anläßlich von Veteranentreffen oder wie bei dem im Jahr 1934 durchgeführten Tag der deutschen Jugend Afrikas.

Symbolik

In dem deutschen Reiter von Südwest symbolisierte sich insbesondere auch der anhaltende Anspruch Deutschlands auf das geraubte Land; mit ihm verband sich die Hoffnung, daß das Recht sich wieder durchsetzen möge:

„Deutsch war er [der koloniale Boden], mit deutschem Blute ist er getränkt, deutsch muß er wieder werden.“

Nachkriegszeit

1969 wurde das Reiterdenkmal vom Südwestafrikanischen Denkmalsrat zum Nationalmonument erklärt. Auch nach der Unabhängigkeit Namibias im Jahr 1990 kam es vorerst nicht zu dem befürchteten Denkmalsturz.

Umzug

2009

Im August 2009 wurde dann das Reiterdenkmal demontiert und am 1. März 2010 am vorübergehend neuen Platz vor der Alten Feste wieder auf seinem Sockel montiert.

2013

Im Oktober 2013 wurde bekannt, daß das Reiterdenkmal nun in den Hof der Alten Feste umgesetzt werden sollte. Die erneute Demontage des Denkmals erfolgte rechtswidrig in einer Nacht-und-Nebel-Aktion vom 25. auf den 26. Dezember 2013, als die Stadt wegen der Feierlichkeiten zu Weihnachten verwaist war. Ein Kran hievte die zuvor abgesägte Reiterstatue in den Innenhof der Alten Feste. Während der Aktion hatten Passanten und Journalisten keinen Zutritt, da Polizisten das Areal großräumig absperrten. Der Sockel des Denkmals wurde in den nachfolgenden Tagen abgetragen.

Bildergalerie

Siehe auch

Literatur

  • Das Reiterdenkmal 1912–2014, von Gunter von Schumann et al., ISBN 978-3-941602-84-7 (Bestellmöglichkeit)

Verweise