Oswald, Richard

Aus Metapedia
(Weitergeleitet von Richard Oswald)
Wechseln zu: Navigation, Suche

Richard Oswald (eigentlich: Richard W. Ornstein; Lebensrune.png 5. November 1880 in Wien; Todesrune.png 11. September 1963 in Düsseldorf) war ein jüdischer Filmregisseur und Drehbuchautor aus Österreich.

Leben

Richard Oswald (bürgerlich: Richard W. Ornstein), geboren am 5. November 1880 in Wien, Österreich, als Sohn eines wohlhabenden Kaufmanns, besuchte ab 1896 das Wiener Theaterseminar, gefolgt von verschiedenen Anstellungen als Schauspieler und Bühnenarbeiter an Wander- und Provinzbühnen. Ab 1907 war er als Schauspieler, Dramaturg und Regisseur am Wiener Raimund-Theater tätig, wechselte aber schon bald ans Wiener Theater in der Josefstadt. Nach antijudaistischen Anfeindungen ging er 1910 als Schauspieler an das Düsseldorfer Schauspielhaus. Hier lernte er auch seine spätere Ehefrau, die Schauspielerin Käte Waldeck, kennen. Ein Jahr darauf gab Oswald sein Filmdebüt in zwei Filmen von Reinhard Bruck: "Halbwelt" und "Zouza". 1913 erhielt er ein Engagement am Neuen Volkstheater in Berlin, das er jedoch schon 1914 aufgab, um eine Stelle als Dramaturg und Reklamefachmann bei der Filmfirma Deutsche Vitascope GmbH anzunehmen, die kurz darauf mit der Projektions-AG "Union" (PAGU) fusionierte. Bereits mit seinem dritten Drehbuch, einer Adaption von Conan Doyles "Der Hund von Baskerville" (1914) etablierte Oswald sich als Autor für publikumswirksame Stoffe. Ebenfalls 1914 gab er mit "Das eiserne Kreuz" sein Kinoregie-Debüt, das jedoch auf Grund seiner "pazifistischen Tendenzen" beschlagnahmt wurde. Oswald selbst wurde zuvor als "wehruntauglich" eingestuft und blieb daher dem Dienst im Ersten Weltkrieg fern. 1915 stieß er als Ober-Regisseur und Autor zur neu gegründeten Greenbaum-Film GmbH, wo er die Baskerville-Serie fortführte. Für Lothar Stark kreierte Oswald den deutschen Detektiv Engelbert Fox und inszenierte mit "Hoffmanns Erzählungen" (1916) das Filmdebüt von Werner Krauß. Im Frühjahr 1916 gründete Oswald die Richard Oswald-Film-Gesellschaft, deren Programm Literatur-Adaptionen wie "Das Bildnis des Dorian Gray" (1917) und Detektivfilme wie "Die Rache der Toten" umfasste, die unter dem Serien-Etikett "Das unheimliche Haus" liefen. Der Film "Rennfieber" (1917/18) verwies auf Oswalds Hobby, der zeitweilig einen erfolgreichen Rennstall unterhielt.

Nach einer Idee von Lupu Pick entstand Ende 1916 mit "Es werde Licht!" der erste von Oswalds Filmen über sexuelle Perversionen, bei denen unter anderem der jüdische Homosexualisierungs-Propagandist Magnus Hirschfeld mitwirkte. Zu den populärsten Werken der umstrittenen Reihe zählten "Das Tagebuch einer Verlorenen" sowie der Film über Sado-Masochismus "Dida Ibsens Geschichte" (beide 1918), mit Anita Berber, Conrad Veidt und Werner Krauß in den Hauptrollen. Das "sozialhygienische Filmwerk" "Anders als die andern" (1918/19) thematisierte erstmals Gleichgeschlechtlichkeit und wurde 1921 von der Zensur verboten. Der Film gilt als die erste filmische Auseinandersetzung mit der strafrechtlichen Behandlung der Homosexualität.

In einer "zensurlosen" historischen Phase gedreht, entfachten die Sittenfilme (vor allem aber die zahlreichen spekulativen Nachahmer) eine heftige Debatte über die Wiedereinführung der Pflichtzensur. Neben diesen oft angefeindeten Produktionen adaptierte Oswald auch erfolgreiche Stoffe, so Georg Hermann Borchardts "Jettchen Geberts Geschichte" (1918) und Werner Scheffs Roman "Die Arche" (1919). Im gleichen Jahr eröffnete Oswald in Berlin sein erstes eigenes Kino: die Richard-Oswald-Lichtspiele, in denen auch andere Publikumsfilme uraufgeführt wurden.

Zur gleichen Zeit erweiterte er seine Produktionsfirma sukzessive zu einem Konzern mit mehreren Tochtergesellschaften. Grundlage des Anfangserfolgs der 1921 gegründeten Richard Oswald AG war der erfolgreiche Auslandsvertrieb des Historiengemäldes "Lady Hamilton" (1921) mit Conrad Veidt als Lord Nelson. Als ein "Faust"-Projekt scheiterte und die Schiller-Adaption "Carlos und Elisabeth" (1923/24) ein Misserfolg wurde, wendete sich Oswald wieder den Genre-Filmen zu, die finanziell weniger kostenaufwändig waren und die er als Regisseur besser zu beherrschen schien.

Aber trotz solider Erfolge wie "Die Frau von vierzig Jahren" oder "Vorderhaus und Hinterhaus" (beide 1925) mußte die Richard Oswald Film-AG 1926 Konkurs anmelden. Unter verschiedenen, neuen Firmensignets arbeitete er in den folgenden Jahren unermüdlich weiter, unter anderem für die gemeinsam mit Heinrich Nebenzahl gegründete Nero Film. Neben leichten Stoffen ("Im weißen Rössl", 1926) und altbewährtem ("Der Hund von Baskerville", "Frühlings Erwachen", beide 1929) griff er mit "Feme" (1927), einem Film über die Ermordung Walter Rathenaus, auch politisch brisante Themen auf. Aus internationalen Kooperationen gingen "Villa Falconieri" (1928) und "Cagliostro" (1928/29) hervor.

Mit "Wien, du Stadt der Lieder" realisierte Oswald 1930 seinen ersten Tonfilm. Nach dem Erfolg dieses Films produzierte er Operetten, Schwänke und Komödien. Seinen Ruhm als Tonfilm-Regisseur begründeten gleichwohl drei Filme, in denen er sich 1930/31 kontrovers mit der jüngsten Vergangenheit auseinandersetzt: "Dreyfus" um die Affäre gegen den gleichnamigen jüdischen Hauptmann Ende des 19. Jahrhunderts; das Geschichtspanorama "'1914' – Die letzten Tage vor dem Weltbrand", das einen Zensurskandal auslöste; und die Verfilmung von Carl Zuckmayers Charakter- und Gesellschaftsstudie "Der Hauptmann von Köpenick".

Nach dem Wahlsieg der NSDAP 1933 erschien Propagandaminister Joseph Goebbels im Mai 1933 zur Premiere von "Ein Lied geht um die Welt", in dem der populäre jüdische Tenor Joseph Schmidt eine Hauptrolle spielt; Oswalds zuvor gestarteter "Ganovenehre" (1932) gehört jedoch zu den ersten Spielfilmen, die von der Filmprüfstelle verboten werden. "Ein Lied geht um Welt" ist Oswalds letzter in Deutschland produzierter Film, bevor er auswanderte.

In den kommenden Jahren arbeitete er im europäischen Ausland und ging 1938 in die VSA. Anders als viele andere Juden jener Zeit fand er nur schwer Anschluß an die amerikanische Filmindustrie. Eine Wiederverfilmung von "Der Hauptmann von Köpenick", 1941 gedreht, kommt erst 1945 als "Passport to Heaven" heraus, ohne ein Publikum zu finden. Unter dem Banner seiner in Hollywood gegründeten Firma Skyline Productions realisierte er 1948/49 die Hochstapler-Komödie "The Lovable Cheat" mit Curt Bois und Buster Keaton in Nebenrollen. Während er selbst in den VSA blieb, brachte er in der BRD seine alten Tonfilme erneut in die Kinos.

Mit seiner Firma Richard Oswald TV Productions unternahm er 1951 einen letzten Versuch, Filme zu realisieren: Eine auf über hundert Folgen angelegte Fernsehserie mit dem Titel "Destiny" (Schicksal) wurde jedoch bereits nach dem 30-minütigen Pilotfilm "The Mayerling Story" eingestellt. Auf einer Europareise kehrte er 1962/63 noch einmal nach Deutschland zurück, um seinen Sohn Gerd Oswald (1919–1989), der sich in Hollywood erfolgreich als Produzent und Regisseur etabliert hatte, bei Dreharbeiten zu besuchen. Im Verlauf dieser Reise starb Richard Oswald am 11. September 1963 in Düsseldorf.

Filmographie

  • 1915: Das eiserne Kreuz
  • 1915: Schlemihl
  • 1916: Hoffmanns Erzählungen
  • 1916: Das unheimliche Haus (3 Teile)
  • 1917/18: Es werde Licht! (4 Teile)
  • 1918: Der ewige Zweifel
  • 1918: Das Dreimäderlhaus
  • 1918: Dida Ibsens Geschichte
  • 1919: Prostitution (2 Teile)
  • 1919: Anders als die Andern
  • 1919: Unheimliche Geschichten
  • 1921: Lady Hamilton
  • 1922: Lucrezia Borgia
  • 1925: Halbseide
  • 1925/26: Vorderhaus und Hinterhaus
  • 1926: Im Weißen Rößl
  • 1926/27: Eine tolle Nacht
  • 1927: Feme
  • 1927: Gehetzte Frauen
  • 1927: Dr. Bessels Verwandlung
  • 1930: Alraune
  • 1930: Wien, du Stadt der Lieder
  • 1930: Dreyfus
  • 1931: 1914. Die letzten Tage vor dem Weltenbrand
  • 1932: Unheimliche Geschichten
  • 1933: Die Blume von Hawaii
  • 1933: Ein Lied geht um die Welt
  • 1938: Sturm über Asien (Tempête sur l'Asie)
  • 1945: I was a criminal
  • 1949: The Lovable Cheat