Roche, Charlotte

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Charlotte Roche während einer Lesung in Berlin, 2007

Charlotte Elisabeth Grace Roche (geb. 18. März 1978 in High Wycombe, Grafschaft Buckinghamshire, Vereinigtes Königreich) ist eine englische Moderatorin, Produzentin, Sängerin, Schauspielerin, Sprecherin und Autorin.

Werdegang

Herkunft

Charlotte Grace Roche wurde am 18. März 1978 als Tochter eines englischen Ingenieurs und einer politisch aktiven und künstlerisch tätigen Mutter in Wimbledon geboren. Sie wuchs, umgeben von einer kreativ-alternativen Szene, in einem liberalen Elternhaus auf. Als sie fünf Jahre alt war, trennten sich ihre Eltern. Mit Mutter Liz (vier Ehen, sechs Kinder) zog sie von London über Holland nach Mönchengladbach, wo sie nach eigener Aussage die „längste und schlimmste Pubertät der Welt“ erlebte.[1] In Interviews berichtete sie immer wieder, daß sie sich als Jugendliche mit Brotmessern an den Unterarmen „herumschnitzte“, sich Blut abzapfte und damit ihr Gesicht beschmierte oder Bilder bemalte. Sie habe alles getan, um Erwachsene zu schockieren. Mit 15 Jahren zog sie von zu Hause aus. „Ich bin sozusagen rausgeschmissen worden. Mein Vater hat meine Wohnung bezahlt, der Rest war gekappt, weil ich es so sehr auf die Spitze getrieben hatte mit allem“.[2] 2001 starben drei ihrer Brüder bei einem Unfall, als sie auf dem Weg zu Roches Hochzeit in England waren.

Ausbildung

Nach dem Besuch des Gymnasiums in Mönchengladbach, das sie nach zweimaligem „Sitzenbleiben“ in der zwölften Klasse verließ, startete Charlotte Roche 1998 als Moderatorin bei Viva II. Die Bewerbung dafür schrieb ihre Mutter. Charlotte Roche konnte u. a. damit punkten, daß sie zweisprachig aufgewachsen war und fließend Englisch sprach. Außerdem hatte sie schon im Gymnasium ihre schauspielerische Ader entdeckt und bei etlichen Schultheater-Aufführungen mitgewirkt.

Wirken

Bald nach ihrem Start 1998 als Moderatorin von Musikvideos bei Viva II — „der ungezogenen Schwester des knallbunten Haupt-Musiksenders Viva“ (taz) — machte Charlotte Roche Schlagzeilen. „Ihre Interviews mit den Größen der Musikszene sind eine Wohltat ... und es kommt ein wirkliches Gespräch zustande, weil sie fragt, was sie auch selbst interessiert“, bescheinigte ihr die tageszeitung (19. Februar 2001). Auch mit ihren wilden Assoziationsketten und ihrem individuellen Kleidungsstil, von ihr selbst als „Lumpenfee“-Outfit bezeichnet, erregte die dunkelhaarige Roche Aufsehen. Als Kulisse der Interviews mit Musikern und Bands dienten oft unkonventionelle Orte. So ließ sie sich während eines Gesprächs Fangopackungen legen oder führte das Interview in einem Bett liegend. Zum Kult erklärt wurde ihre Sendung mit dem britischen Popsänger Robbie Williams, der sie bereits zur Begrüßung fragte, ob sie anschließend mit ihm aufs Hotelzimmer kommen wolle, und mit ihr nach der postwendenden Abfuhr über ihre Frisur diskutierte.

Charlotte Roche spielte lange Zeit keine Videos einer „New-Metal-Band“, weil sie deren Texte als „sexistisch“ und aggressiv empfand. „Charlotte Roche, die jeden Werktag um 21.05 Uhr im Musiksender Viva die Sendung 'Fast Forward' präsentiert, ist eine Ausnahmeerscheinung im kleinen deutschen Fernsehkosmos. Ihre Schlagfertigkeit, ihre Lebendigkeit, ihr Sinn für ulkiges Chaos und ihr Charme sind ihr — wie man so sagt: natürliches - Kapital“, schrieb DER SPIEGEL (4. März 2002). Das trug der eigenwilligen Moderatorin 2002 den Bayerischen Fernsehpreis ein, 2004 folgte der Grimme-Preis, die wichtigste Auszeichnung der deutschen Fernsehwelt. Bei einem TV-Auftritt bei Harald Schmidt schmeichelte ihr dieser mit der Bezeichnung „Queen of German Pop Television“. Die Frankfurter Allgemeine Zeitung (30. November 2006) attestierte Roche, sie habe „das Moderieren zur Kunstform gemacht“. „Fast Forward“, „ein Biotop für wilde und kluge Musik, die es normalerweise weder ins Radio noch ins Musikfernsehen geschafft hätte“[3] wurde Ende 2004 abgesetzt — nach Meinung der Fachkritik ein Opfer der Umstrukturierung von Viva, nachdem der Sender vom amerikanischen Medienkonzern Viacom aufgekauft worden war. Charlotte Roche kommentierte die Einstellung ihrer Sendung so: „Die Viacoms dieser Welt verstehen nicht, warum man eine kulturelle Sendung haben soll oder irgendwas, das kommerziell scheinbar unerfolgreich ist“.[4]

Ein tragischer Unfall trug Charlotte Roche im Sommer 2001 eine teilweise penetrante Berichterstattung in den Boulevard-Medien ein. Als Roche in London ihren Freund, den Viva-Redakteur Eric Pfeil, heiraten wollte, verunglückte ihre Mutter auf der Fahrt zur Hochzeit auf der Autobahn, wobei die drei jüngeren Brüder William, Dennis und David ums Leben kamen, ihre Mutter wurde schwer verletzt. Daraufhin soll ein Journalist, der sich Roche gegenüber als „Bild“-Mitarbeiter vorstellte, versucht haben, ein Pressegespräch mit ihr zu erzwingen, indem er damit drohte, anderenfalls einen negativen Bericht über Roche zu veröffentlichen. Trotz der Weigerung von Roche, ein Pressegespräch zu führen, gab es zumindest direkt im Folgenden keine negative Berichterstattung, vielmehr bestritt „Bild“, daß sie mit den Vorkommnissen etwas zu tun habe.[5][6]

Ende 2001 wechselte Charlotte Roche zum Muttersender Viva-TV. Ab Oktober 2003 übernahm sie die „Late-Night“-Interviewsendung „Charlotte Roche trifft ...“ auf ProSieben, die allerdings nach 13 Folgen eingestellt wurde. 2006 präsentierte Roche für kurze Zeit beim deutsch-französischen Gemeinschaftsprogramm Arte einmal im Monat das Musik-Magazin „Tracks“. Daß Roche auch seriöse, große Veranstaltungen moderieren kann, stellte sie 2007 mit der Moderation der Berlinale unter Beweis. Mit dem 3sat-Feuilletonist Gert Scobel moderierte Roche ab 2007 in loser Folge die auf die Zielgruppe Jugendliche ausgerichtete nächtliche ZDF-Gesprächsendung „Roche & Scobel“.

Neben ihrer Moderationstätigkeit etablierte sich Charlotte Roche als Schauspielerin und Autorin. Ein „absurder Alltagsbericht“ unter dem Titel „Die Bärte der Proleten“ wurde von Roche und ihrem Verlag zwar angekündigt, erschien jedoch nie. 2003 gründete sie eine eigene Produktionsfirma. Zum ersten Mal auf eine „Live“-Bühne wagte sich Roche Ende 2004 und sorgte gleich für Ohnmachtsanfälle im männlichen Publikum. Bei ihrer Lesetour mit dem Schauspieler Christoph Maria Herbst u. a. in Köln, Berlin und München gab sie eine Originaldoktorarbeit von 1978 mit dem Titel „Penisverletzungen bei Masturbation mit Staubsaugern“ zum Besten. Ebenfalls 2005 tritt Roche als Gastmusikerin auf der Rocko Schamoni-Single „Mauern“ im „Walls Remix“ auf. Ein Jahr später produzierte Roche mit Bela B. ein Duett („1. 2. 3. ...“), welches auf dem Album „Bingo“ erschien und auch als Single ausgekoppelt wurde. Roche erscheint auch im dazugehörigen Musikvideo.

2006 glänzte Charlotte Roche in der weiblichen Hauptrolle als verhuschte, liebesbedürftige Kellnerin in Michael Hofmanns Kinofilm „Eden“. Mit Hilfe eines menschenscheuen Meisterkoches steigt sie aus ihrem Provinzleben im Schwarzwald aus. „Wirklich aufregend ist ,Eden' nur, wenn Charlotte Roche ins Bild kommt, weil sie den Raum um sich herum auf eine Weise beherrscht, wie es nur die besseren Schauspielerinnen vermögen“.[7]

Als sich das BRD-Fernsehen an Roches neuem Projekt „Wahrheit oder Pflicht“ nicht interessiert zeigte, veröffentlichte sie im April 2007 eine Testfolge auf dem Weltnetzportal „YouTube“ und löste damit einen kleinen Skandal aus, da mehrere deutsche Prominente wie Roger Willemsen und Kim Fisher darin sehr offen über ihr Sexleben sprachen.

Roche bei einer Präsentation von „Feuchtgebiete

Mit der Veröffentlichung ihres Debütromans „Feuchtgebiete“ (2008) sorgte Charlotte Roche erneut für großes Medieninteresse. Im Mittelpunkt der Geschichte steht die 18-jährige Helen, die wegen einer Analfissur im Krankenhaus liegt und intime, teils ekelerregende Schilderungen über ihre Leidenschaft für Sex, Kot, Schleim, Blut, Eiter und Schorf abliefert. Einige Kritiker fanden, Roche schreibe pornografische Literatur, andere hingegen lasen „eine unterhaltsame erotische Erkundungstour, wie die Expedition in ein Gebiet, das noch immer von verschämtem Schweigen umgrenzt ist“ (ZEIT-Magazin LEBEN, 28. Februar 2008). Charlotte Roche selbst sagte in einem Interview: „Ich gewinne in Gesprächen oft den Eindruck, daß eine Frau so sauber und reinlich sein soll, daß sie nicht mal auf die Toilette gehen darf ... Viele Frauen können nicht gut über ihr Geschlechtsorgan, ihre Lust und ihre Fantasien beim Sex sprechen. Daher sind [in meinem Roman] viele Szenen ins Absurde gedreht, um zu zeigen, wie viel falsch läuft bei uns, wie wenig Sprache es gibt für diese ganzen weiblichen Sachen.“[8]

Einen neuen Moderationsauftrag bekam sie mit der Sendung „Charlotte Roche unter ...“ auf 3sat, deren Auftakt für den Herbst 2008 geplant war und in der es um unbekannte Berufswelten geht. Sie schreibt außerdem gelegentlich für Zeitschriften wie „Allegra“ und das Musikmagazin „Spex“.

Charlotte Roche wurde (18. Juni 2009) als neue Moderatorin der Gesprächssendung „3 nach 9“ vorgestellt. Sie sollte die Freitag-Abend-Live-Sendung im NDR Fernsehen an der Seite von Giovanni Di Lorenzo moderieren. Roche folgt auf Amelie Fried, die zum ZDF gewechselt war. Am 18. Januar 2010 wurde bekannt, daß Charlotte Roche die Moderation der Gesprächssendung „3 nach 9“ nach fünf Sendungen wieder abgibt. Als Grund wurden unterschiedliche Auffassungen über die Formatgestaltung genannt.

Roche hatte im November 2010 Bundespräsident Christian Wulff Sex angeboten, damit er das Gesetz zum Weiterbetrieb der deutschen Atomkraftwerke nicht genehmigt.[9]

Einen weiteren Versuch als Moderatorin unternahm Roche mit der Sendung „Roche & Böhmermann“ (→ Jan Böhmermann) beim Spartensender ZDF kultur, die erstmals am 4. März 2012 gesendet wurde. Nachdem im Oktober 2012 die letzte von 16 Folgen der für den Grimme-Preis 2013 nominierten Sendung ausgestrahlt worden war, gab das ZDF Anfang 2013 die Einstellung der Sendung bekannt, offiziell aufgrund einer fehlenden Einigung zwischen den Beteiligten über die Fortführung des (peinlichen) Formats.[10]

Werke

  • Charlotte Roche: Feuchtgebiete. Roman. 1. Auflage. DuMont Buchverlag, Köln 2008, ISBN 978-3-8321-8057-7.
  • Charlotte Roche: Feuchtgebiete. Hörbuch, ungekürzte Lesung, Audibook, 5 CDs. Random House Audio, ISBN 978-3866048720 (Gelesen von Charlotte Roche, Regie: Sabine Buß).
  • Charlotte Roche: Schoßgebete. Roman. 1. Auflage. DuMont Buchverlag, Köln 2011

Auszeichnungen

Familie

Charlotte Roche lebt in der Nähe von Köln. Nach einer längeren Beziehung mit dem Redakteur Eric Pfeil, aus der die gemeinsame Tochter Polly (* 2002) stammt, heiratete sie später den „Brainpool“-Mitbegründer Martin Kess. Zu ihrer Familie hat Roche sporadischen bzw. keinen Kontakt. Der Vater lebt als Pensionär in Südfrankreich, die Mutter betreut in Ghana ein Kinderhilfsprojekt.

Filmbeitrag

Charlotte Roche über die BILD-Zeitung

Verweise

Fußnoten

  1. vgl. Süddeutsche Zeitung, 20. Oktober 2003
  2. erzählte Charlotte Roche im Gespräch mit dem musikexpress, 23. Oktober 2003
  3. Frankfurter Rundschau, 18. November 2006
  4. Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 21. November 2004
  5. tagesspiegel.de: Gegendarstellung zum Bericht über Recherchegewohnheiten der BILD-Zeitung, 15. November 2004
  6. bildblog.de: „Bild“ schockiert über „Bild“-Methoden“, 24. Oktober 2006
  7. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 30. November 2006
  8. Frankfurter Rundschau, 25. Februar 2008
  9. BILD, 14. November 2010: Unmoralisches Angebot an den Bundespräsidenten
  10. Vgl. ZDF-Pressemitteilung, 28. Januar 2013