Schütz, Heinrich

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Pfeil 1 start metapedia.png Dieser Artikel behandelt den Komponisten Heinrich Schütz; für den gleichnamigen Arzt siehe: Heinrich Schütz (1906).
Heinrich Schütz portraitiert von Christoph Spetner um 1660

Heinrich Schütz (Lebensrune.png 8. Oktober 1585 in Köstritz; Todesrune.png 6. November 1672 in Dresden) war ein deutscher Komponist des Frühbarocks.

Leben

Kindheit und Jugend

Heinrich Schütz wurde am 8. Oktober 1585 in Köstritz an der Elster geboren. Seine Eltern waren in Weißenfels zu Hause, wo die Familie Schütz seit Generationen das Gasthaus „Zum Schützen“ besaß. Nach dem Tode des Großvaters des kleinen Heinrich zogen die Eltern nach Weißenfels zurück, um das angestammte Haus und seine Wirtschaft weiterzuführen. In diesem Hause wuchs der Knabe auf, der sich schon früh durch eine liebliche Stimme auszeichnete. Als im Jahre 1598 Landgraf Moritz von Hessen-Kassel im väterlichen Gasthof übernachtete, fiel ihm die Stimme Heinrichs auf, und er schlug den Eltern vor, dem Knaben „an seine fürchterliche Hofstaat mit ziehen zu lassen, mit Versprechen, dass er zu allen guten Künsten und löblichen Tugenden sollte auch erzogen werden“. Die Eltern gaben aber vorerst dem Wunsche des Landgrafen nicht nach, erst als dieser im Jahr darauf nochmals auf die Angelegenheit zurückkam, willigten die Eltern ein, und der Vater brachte seinen Sohn im August 1599 selbst nach Kassel.

Der vierzehnjährige fand Aufnahme in das Mauritianum, eine Schule, in der die Kinder der besseren Stände der Zeit und der Hofgesellschaft erzogen wurden. Bis 1608 gehörte Heinrich Schütz dieser Anstalt als Schüler an und erwarb sich die später von allen Zeitgenossen gerühmte Vielseitigkeit seiner Kenntnisse und seiner Bildung, die ihn zur Musik, ebenso wie zum Juristen, Gelehrten oder Staatsmann befähigt hätte. In dieser Zeit wird er sich die Umgangsformen des Hofes und vor allem die am Hof gepflegte Musik zu eigen gemacht haben, als „Kapellknabe“ hatte er in der Kirche, der Festlichkeiten des Hofes und an der täglichen Tafel des Landgrafen im Chor mit aufzuwarten. Doch die Musik sollte vorher nicht seine Berufswahl bestimmen: Die Eltern wünschten, daß der Sohn nur Jura studierte, und Schütz immatrikulierte sich im September 1608 an der Universität Marburg, und die Musik trat anscheinend völlig in den Hintergrund.

Auch als ihm der Landgraf im folgenden Jahre erneut zu weiterem Musikstudium riet und ihm ein zweijähriges Reisestipendium zusagte, daß er bei Giovanni Gabrieli in Venedig sich musikalisch weiterbilde, entschloß sich Schütz nur schwer, nahm aber schließlich das Anerbieten an und reiste noch 1609 nach Italien. Venedig, das Schütz zum Aufenthaltsort wählte, hatte eine eigene, weltberühmte musikalische Tradition aufzuweisen, die von den großen venezianischen Meistern Adrian Willaert, Claudio Merulo, Andrea und Giovanni Gabriell begründet und gefestigt worden war. Im Markusdom hatte man zum ersten Mal jenes Gegeneinandersingen von großen Vokal- und Instrumentalchören ausprobiert, das zum Hauptmerkmal des sogenannten „venezianischen Stils“ werden sollte: das „Konzentrieren“ größerer Gruppen miteinander und die damit verbundene Beherrschung eines prunkvollen Chorsatzes und Chorstiles sowie die Ausbildung der Orgelmusik. Giovanni Gabrieli galt als der letzte und größte Vertreter dieses Musikstiles, und Heinrich Schütz ging zu ihm, um in die letzten Geheimnisse des vielstimmigen Vokalsatzes eingeführt zu werden.

Nach zweijährigem, unermüdlichem Arbeiten konnte er dem Landgrafen Moritz den ersten Beweis seiner Befähigung erbringen: Er ließ ein Buch Madrigale drucken, das er dem Grafen widmete. Das Madrigal war eine vokale Kunstform, die zur Wiedergabe weltlicher Texte der höchsten Tätigkeit des Satzes, der darstellenden Kraft der melodischen Erfindung durch der harmonischen Phantasie bedurfte. Schütz erhob sich zugleich mit diesem Werk zu dem berühmtesten Madrigalkomponisten Italiens, und es ist verständlich, daß Giovanni Gabrieli den jungen Deutschen zu seinem Lieblingsschüler erklärte und ihm kurz vor seinem Tode einen wertvollen Ring als das Zeichen seiner Achtung vermachte.

Schutz, der nach Ablauf der zwei Jahre auf eigene Kosten das Studium fortgesetzt hatte, kehrte nach dem 1612 erfolgten Tode seines Lehrers nach Deutschland zurück und nahm trotz aller Erfolge als Musiker zunächst das Studium der Rechte wieder auf. Der Landgraf Moritz aber übertrug ihm eine zweite Hoforganistenstelle und kam damit sicher nur dem Inneren Wunsche Schützens entgegen, sich voll und ganz der Musik zu widmen. Bei einem Besuch der Landgrafen am Dresdner Hof, bei dem ihm seine Kapelle begleitete, muß Schütz die Aufmerksamkeit des Kurfürsten Johann Georg I. von Sachsen erregt haben, der ihn im Jahre 1615 „für ein paar Jahre“ an seinen Hof ausbat, da es am Leiter der Hofkapelle gebrach. Auch der Bückeburger Fürst Ernst Graf zu Holstein und Schaumburg interessierte sich für den jungen Musiker und wünschte, ihn in seine Dienste zu übernehmen, er bot Schütz ein ansehnliches Gehalt, und bis etwa 1619 wird Schütz seine Arbeitskraft für Dresden und Bückeburg gleicherweise eingesetzt haben. Der Kurfürst versuchte, den „ausgeliehenen“ Kapellmeister endgültig an seinen Hof zu fesseln, und schließlich gelang es ihm, den Widerstand des Landgrafen, der auf den künstlerisch und menschlich so wertvollen Musiker nicht verzichten wollte, zu brechen. So siedelte Heinrich Schütz 1617 nach Dresden über und trat ein Amt an, das er über 55 Jahre getreulich ausüben sollte.

Dreißigjähriger Krieg

Die Kapelle, der er vorstand, brachte er binnen weniger Jahre zu hervorragendem Ansehen. Neben dem Kirchendienst war es vor allem die Musik in der „Kammer“, das heißt die Musik für den privaten Bedarf des Kurfürsten und des engeren Hofes, die der Kapelle und ihrem Direktor oblag. Bei gelegentlichen größeren Festlichkeiten mußte Schütz auch eigene Kompositionen beisteuern, so trat er schon 1617 mit einem dramatischen Werk hervor, das aus Anlaß der Anwesenheit des Kaiser Matthias in Dresden als eine Art „Wassermusik“ auf der Elbe von Schiffen aus aufgeführt wurde.

Der junge Meister konnte daran denken, ein eigenes Heim zu gründen und heiratete am 1. Juli 1619 Magdalena Wildeck; seinen Hochzeitstag feierte er mit der Drucklegung eines zweiten großen Werkes, der „Pfalmen Davids sampt etlichen Moteten und Conzerten“. In diesem Werk fanden die in Italien geschätzten Anregung ihre großartige Übertragung und Umformung, es war der Frucht unermüdlicher Lehrjahre, daß sich nunmehr die prachtvollen Vorwürfe venezianischer Chorkunst, der Prunk konzentrierender Chöre mit der kraftvollen Fantasie, der echten Lebensfülle und der Größe eines deutschen Künstlers verbinden konnte. Auf bis zu 21 Stimmen wachsen sich die Komposition des Werkes aus, und die dargestellte Kraft des Gefühls verfügte über alle Möglichkeiten von düsterer Uneinigkeit bis zur strahlenden Helle.

Dieses Werk machte Schütz erstmals weit über die Grenzen seiner Wirksamkeit hinaus berühmt. In Dienst und Arbeit gingen die folgenden Jahre dahin, und von weiteren Werken hörte man wenig, bis 1623 die „Historia der fröhlichen und siegreichen Auferstehung unseres einzigen Erlösers und fähig Machers Jesu Christi“ in Leipzig im Druck erschienen. Rasch folgte dann 1625 die „Cantiones sacrae“, eine Sammlung von 40 vierstimmigen Motetten. Diese „Cantiones sacrae“ bezeichnete man oft als ein Gegenstück zu den Madrigalen von 1612, weil in ihrem vierstündigen unbegleiteten Chorsatz (auf lateinische Texte) Schütz alle die Möglichkeiten des Madrigalstils zu unerhörtem Ausdruck persönlicher Frömmigkeit benutzte und steigerte.

Das Jahr 1625 brachte Schütz den unersetzlichen Verlust seiner Frau, die er 47 Jahre überlebt hat. In der Komposition der Psalmen der Leipziger Diakonus Cornelius Becker suchte er Trost, das Werk gehörte während seines Lebens zu den weitest verbreiteten seiner Kompositionen. 1628 konnte er sich einen lange gehegten Wunsch erfüllen, er erhielt Urlaub, ein zweites Mal Italien zu bereisen, nachdem er noch im Jahr zuvor die Oper „Daphne“ (Text von Opitz) komponiert hatte, die als die erste deutsche Oper zu gelten hat. Leider ist die Musik nicht erhalten geblieben. Nach Italien lockte ihn vor allem die „neue“ Musik, der sogenannte „monodische Stil“, der in der Ausbildung des deklaratorischen Sologesangs zu einer einfachen Akkordbegleitung (dem sogenannten Generalbaß) eine völlig neue „moderne“ Richtung in der Musik begründen half. Der Hauptmeister dieses „stile rappresantivo“ hieß Claudio Monteverdi; er besaß europäischen Ruhm. Schütz suchte den in Venedig wirkenden Künstler auf und hatte Umgang mit den Meistern des neuen Stils.

1629 kehrte er nach Dresden zurück und legte im ersten Teil der „symphoniae Sacrae“ eine Probe des neuen deklaratorischen Solostils mit Generalbaßbegleitung vor. Wieder war es die Kraft seines schöpferischen Genius, die das fremde Gut einer rein deutschen Gefühls- und Ausdruckswelt dienstbar machte. Zurückgekehrt widmete er sich wieder seinem Amt, das unter den Wirren des Dreißigjährigen Krieges immer mehr zu leiden begann: Die Gehälter wurden knapp, die Kapelle unvollständig, und Schütz mußte die unfreiwillige Gelegenheit benutzen, vorübergehend andere Dienste anzunehmen, er lebte bis zu Anfang der Fünfziger Jahre meistenteils außerhalb Dresdens.

1630 wurde er (neben seiner Dresdner Stelle) Hofkapellmeister in Kopenhagen; leider gingen aber sämtliche in Dänemark komponierten Werke durch Feuer verloren. In Dresden blieben die Kapellenverhältnisse unerfreulich, und noch zweimal ließ sich der Meister nach Kopenhagen verpflichten. Erst nach dem Westfälischen Frieden festigte sich der Kapelle Bestand wieder, Schütz mußte sich um eine planmäßige Neuaufstellung kümmern, mußte aber allmählich darauf sehen, wegen seines zunehmenden Alters von den laufenden Pflichten befreit zu werden, was ihm erst nach längerem Kampfe gelang. Inzwischen waren weitere große Werksammlung erschienen: die „Kleinen Geistlichen Konzerte“ (in zwei Teilen 1636, 1639), die „Sieben Worte Jesu Christi am Kreuz“ (1648), eine Sammlung vielstimmiger Motetten, die den Thomanern in Leipzig zugedacht waren.

Späte Jahre

Seine beiden Töchter nahm ihm der Tod, seine jüngste überlebte er noch um 17 Jahre. Einsam, als der „eisgraue Vater der deutschen Musik“, schrieb er seine letzten Werke: 1655 die „Historia des Leidens und Sterbens Jesu Christi“ nach dem Ev. Johannes, 1666 die Passion nach Matthäus, und schließlich als 86jähriger beendete er sein Lebenswerk mit der Vertonung des Magnifikats „Meine Seele erhebt den Herrn“ und schrieb unter die letzte Stimme mit zitternder Hand das „Finis“. Am 6. November 1672 starb er.

Siehe auch

Literatur

  • Friedrich Blume: Heinrich Schütz, in: Willy Andreas / Wilhelm von Scholz (Hg.): Die Großen Deutschen. Neue Deutsche Biographie. Propyläen Verlag, Berlin, 4 Bde. 1935–1937, 1 Ergänzungsbd. 1943; Erster Band, S. 627–643
  • Friedrich Spitta: Die Passionen nach den vier Evangelisten von Heinrich Schütz. Ein Beitrag zur Feier des 300jährigen Schütz-Jubiläums (1886) (PDF-Datei)