Schuschnigg, Kurt

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Bundeskanzler Dr. jur. Kurt von Schuschnigg

Kurt Alois Josef Johann Schuschnigg, ab 1898 Edler von Schuschnigg (Lebensrune.png 14. Dezember 1897 in Reiff am Gartsee bei Trient; Todesrune.png 18. November 1977 in Mutters bei Innsbruck), war im klerikaldiktatorischenaustrofaschistischenStändestaat ein autokratisch regierender Bundeskanzler der Republik Österreich vom Juli 1934 bis zum März 1938.

Leben

Leutnant der Reserve Kurt Edler von Schuschnigg der k. u. k. Armee; er kämpfte von 1915 bis 1918 im Ersten Weltkrieg an der Kriegsfront, geriet in italienische Kriegsgefangenschaft, aus der er im September 1919 entlassen wurde.

Kurt Schuschnigg war Sohn einer in Tirol ansässigen altösterreichischen Offiziersfamilie, die am 2. April 1898 in den Adelsstand erhoben wurde. Er besuchte als Korporierter der „AV Austria Innsbruck“ das Jesuiten­gymnasium „Stella Matutina“ in Feldkirch. Nach dem Studium der Rechtswissenschaften an den Universitäten Freiburg im Breisgau sowie Innsbruck und seiner Promotion zu Dr. iur. eröffnete er 1924 eine Rechtsanwaltskanzlei.

Bundeskanzler 1934–1938

Frau Bundeskanzler Herma von Schuschnigg, Traueranzeige

Nachdem Engelbert Dollfuß – der das Parlament ausgeschaltet, alle Parteien verboten und den Verfassungsgerichtshof aufgelöst hatte – bei einem nationalsozialistischen Putschversuch getötet worden war, folgte Schuschnigg diesem 1934 im Amt des Bundeskanzlers. Mit 36 Jahren bei Amtsantritt ist er bis heute der jüngste österreichische Bundeskanzler. Wie Dollfuß diktatorisch regierend, versuchte er den austrofaschistischen Ständestaat nach seinen Vorstellungen zu formen, was ihm aber nicht gelang. Er versuchte, Österreich als zweiten deutschen Staat, mit besonders christlicher (hieß katholischer) Ausrichtung, neben dem Deutschen Reich zu positionieren. Von 1934 bis 1936 wohnte Schuschnigg im Palais Augarten. Im September 1934 erreichte die Anzahl der politischen Häftlinge, die in Anhaltelagern und Notarresten festgehalten wurden, 13.338. Insgesamt wurden rund 16.000 Österreicher aus politischen Gründen im Ständestaat inhaftiert.

Die Regierung Schuschniggs wird in der Forschung wechselweise als Halbfaschismus, halb-faschistische Diktatur, Klerikal-Faschismus oder Austrofaschismus bezeichnet.

Auf eine Schutzmacht angewiesen, begab er sich in noch stärkere Abhängigkeit von Mussolinis Italien, als dies schon bei Dollfuß der Fall gewesen war. Nach der Besetzung Äthiopiens benötigte der international isolierte Mussolini Hitlers Rückendeckung, wodurch Österreich unter immer stärkeren Einfluß des Deutschen Reichs geriet. 1936 kam es daher zum Juliabkommen, in dem Hitler die Souveränität Österreichs anerkannte und die Tausend-Mark-Sperre aufhob, dafür aber durchsetzte, daß die österreichische Außenpolitik der reichsdeutschen entsprechen müsse. Zusätzlich wurden die dem Nationalsozialismus nahestehenden Edmund Glaise-Horstenau Minister ohne Aufgabenbereich und Guido Schmidt Staatssekretär für Äußeres. Viele Nationalsozialisten mußten im Rahmen der Einheitspartei Vaterländische Front unter dem Deckmantel des sogenannten „Volkspolitischen Referats“ oberflächlich ins Regime der „1. Republik“ integriert werden. In einem geheimen Teil des Juliabkommens wurden viele zuvor verbotene nationalsozialistische Zeitungen wieder erlaubt.

Durch das Berchtesgadener Abkommen vom 12. Februar 1938 dazu angehalten, nahm Schuschnigg Arthur Seyß-Inquart als Innenminister in sein Kabinett auf. Ein Angebot der illegalen Sozialdemokraten zur Unterstützung des Kampfes für die Unabhängigkeit Österreichs lehnte Schuschnigg ab, da die Sozialdemokraten die Wiederzulassung ihrer Partei und freier Gewerkschaften zur Bedingung machten. Schuschnigg versuchte noch eine obskure Volksabstimmung über die Unabhängigkeit Österreichs abzuhalten. Unter dem Druck der Nationalsozialisten wurde die Volksabstimmung abgesagt, und kurz darauf wurde Schuschnigg zum Rücktritt gezwungen.

In einer Rundfunkrede am 11. März 1938 verkündete Schuschniggs, daß sein Regime „vor der Gewalt weiche“, doch wolle er unter keinen Umständen deutsches Blut vergießen, wohl wissend, daß das Bundesheer in großer Mehrheit ohnehin nicht bereit gewesen wäre, auf reichsdeutsche Truppen das Feuer zu eröffnen und daß er über nahezu keinen Rückhalt oder auch nur Sympathie mehr in der österreichischen Bevölkerung verfügte. Er schloß mit den Worten „Gott schütze Österreich”. Am 12. März überschritten Truppen der deutschen Wehrmacht ohne Widerstand die deutsch-deutsche Grenze und wurden vom Brudervolk freudig begrüßt.

Das Deutsche Volk sowohl in Österreich als auch im Reich begrüßte in überwältigender Mehrheit den Beitritt Österreichs, der am 13. März 1938 per Gesetz beschlossen wurde. Schuschnigg stand von nun an unter Hausarrest.

Rücktrittsrede

Rücktrittsrede des österreichischen Bundeskanzlers Dr. Kurt von Schuschnigg, 11. März 1938:

Österreicher und Österreicherinnen!
Der heutige Tag hat uns vor eine schwere und entscheidende Situation gestellt. Ich bin beauftragt, dem österreichischen Volke über die Ereignisse des Tages zu berichten:
Die Deutsche Reichsregierung hat dem Herrn Bundespräsidenten ein befristetes Ultimatum gestellt, nach dem der Herr Bundespräsident einen ihm vorgeschlagenen Kandidaten zum Bundeskanzler zu ernennen und die Regierung nach den Vorschlägen der deutschen Reichsregierung zu bestellen hätte, widrigenfalls der Einmarsch deutscher Truppen in Österreich für diese Stunde in Aussicht genommen wurde.
Ich stelle fest vor der Welt, daß die Nachrichten, die in Österreich verbreitet wurden, daß Arbeiterunruhen gewesen seien, daß Ströme von Blut geflossen seien, daß die Regierung nicht Herrin der Lage wäre und aus eigenem nicht hätte Ordnung machen können, von A bis Z erfunden sind.
Der Herr Bundespräsident beauftragt mich, dem österreichischen Volke mitzuteilen, daß wir der Gewalt weichen. Wir haben, weil wir um keinen Preis, auch in diesen ernsten Stunden nicht, deutsches Blut zu vergießen gesonnen sind, unserer Wehrmacht den Auftrag gegeben, für den Fall, daß der Einmarsch durchgeführt wird, ohne Widerstand sich zurückzuziehen und die Entscheidung der nächsten Stunden abzuwarten.
Der Herr Bundespräsident hat den General der Infanterie Schilhawsky, Generaltruppeninspektor, mit der Führung der Wehrmacht betraut. Durch ihn werden die weiteren Weisungen für die Wehrmacht ergehen.
So verabschiede ich mich in dieser Stunde von dem österreichischen Volk mit einem deutschen Wort und einem Herzenswunsch:
Gott schütze Österreich!

Häftling in deutschen Konzentrationslagern 1939–1945

Schuschnigg wurde im Reichssicherheitshauptamt in der Prinz-Albrecht-Straße in Berlin verhört und danach in mehreren Konzentrationslagern inhaftiert: Konzentrationslager Dachau, Konzentrationslager Flossenbürg und ab 1941 Konzentrationslager Sachsenhausen. Im KL Sachsenhausen lebte er in einem Einfamilienhaus, wohin ihn seine Familie, Frau und Kinder freiwillig und ohne den Status als „Sippenhäftlinge“ begleiteten.

Schuschnigg, dem wie anderen inhaftierten Politikern, Sozialisten und evangelischen Kirchenführern, wie Martin Niemöller, der offizielle Prominentenstatus zuerkannt war, erfuhr eine bevorzugte Sonderbehandlung. Eine sogenannte Ostarbeiterin besorgte den Haushalt und begleitete seine Gattin auch zu Einkäufen in die Stadt. Schuschniggs Sohn Kurt ging täglich aus dem Konzentrationslager Sachsenhausen heraus ins Gymnasium und nächtigte später während seines Marinedienstes im Urlaub bei seinem Vater.[1] Offizielle Prominente erhielten im Konzentrationslager bessere Ernährung und individuelle Rücksichtnahme, Schuschnigg seine Möbel, seine umfangreiche Bibliothek sowie bestmögliche Ernährung mit täglich einer Flasche Wein. Ein Prozeß gegen ihn war für die Zeit nach dem Krieg geplant. Zum Schluß wurden viele Sonderhäftlinge, somit auch er, im Konzentrationslager Dachau zusammengezogen.

Die „Befreiung“

Im Hotel „Bachmann“ in Niederdorf erklärte sich SS-Obersturmführer Edgar Stiller (unterstützt von SS-Untersturmführer Bader) am 30. April 1945 bei einer Versammlung der über 130 Sonderhäftlinge bereit, das Kommando für den Transport niederzulegen und an die bereits alarmierte Wehrmacht abzugeben. Sein Einlenken und das Telephonat von Karl Wolff wird in der Militärgeschichte zu wenig gewürdigt.

Bei der Verlegung über Tirol Richtung Alpenfestung wurde Sonderhäftling Schuschnigg samt Familie am 30. April 1945 von Einheiten der Wehrmacht befreit. Dies geschah, nachdem Oberst i. G.Bogislaw von Bonin, der mit anderen in einem Hotel unterbracht war, General der Panzertruppe Hans Röttiger (Oberkommando der Heeresgruppe C) am 29. April 1945 telefonisch erreichen konnte, der wiederum befahl Hauptmann Wichard von Alvensleben von Moos bei Sexten nach Niederdorf zu fahren, um sich unauffällig ein Bild der Lage zu verschaffen. Gemeinsam mit seinem Vetter Hauptmann Gebhard von Alvensleben entschied er sich, am nächsten Tag zu handeln.

Nach einer angespannten Konfrontation mit den SS-Bewachern befahl ihnen SS-Obergruppenführer und General der Waffen-SS Wolff telefonisch, sich zurückzuziehen, die Häftlinge der Wehrmacht zu überlassen und nach Bozen zu fahren. Die Wehrmacht mußte nun die Häftlinge (darunter Dr. Schuschnigg mit Familie, Philipp Prinz von Hessen, Bogislaw von Bonin, Hjalmar Schacht, Oberst z. V. Horst von Petersdorff, Martin Niemöller und die Generäle der Infanterie Georg Thomas sowie Alexander von Falkenhausen) beschützen: Die mörderischen italienischen Partisanen, die nach der deutschen Kapitulation versuchten, das Land unter ihre Kontrolle zu bekommen, hatten die Absicht, die prominenten Gefangenen in ihr Hauptquartier im vierzig Kilometer südlich gelegenen Cortina d'Ampezzo abzutransportieren.

Am 4. Mai 1945, zwei Tage nach der deutschen Teilkapitulation, trafen rund 170 VS-amerikanische Soldaten eines Infanterieregiments der 85. Division der 5. VS-Armee unter dem Kommando von Captain John Atwell am Pragser Wildsee ein. Die deutschen Wehrmachtsangehörigen im Hotel „Pragser Wildsee“ wurden entwaffnet und zusammen mit den beiden Hauptleuten von Alvensleben in ein Kriegsgefangenenlager abtransportiert.

Im Schlepptau der VS-Armee erschienen am 5. Mai 1945 zahlreiche Journalisten und Pressefotografen. Schon bald gingen die Schlagzeilen über die sensationellen Ereignisse in Südtirol um die Welt. An diesem Tag entstand das bis heute immer wieder kolportierte Märchen von der Befreiung der Sonder- und Sippenhäftlinge durch amerikanische Truppen, obwohl die Gefangenen in Wirklichkeit bereits am 30. April ihre Freiheit wiedererlangt hatten, als ihre SS-Bewacher unter dem Druck der Wehrmacht unter Hauptmann von Alvensleben aufgaben. Ganz im Gegenteil: Die Ankunft der VS-Amerikaner mündete für einige der Ex-Häftlinge in eine erneute Gefangenschaft, diesmal bei den Alliierten.

„Für alle war es eine Befreiung und ich glaube, daß es niemand bewußt war, daß dies für viele die Schwelle zu einer neuen und mühselig langen Gefangenschaft sein sollte.“Sigismund Payne Best, britischer Geheimagent und einer der 98 Sonder- und 37 Sippenhäftlinge (nach Namensliste ggf. 137) des RSHA aus sechzehn Nationen

Amerikanischer Staatsbürger

1948 übersiedelte Schuschnigg von Italien in die Vereinigten Staaten und wurde Professor für Staatsrecht an der Saint Louis University, Missouri. Er erwarb auch die VS-amerikanische Staatsbürgerschaft. 1968 kehrte er in die Republik Österreich zurück, betätigte sich aber nicht mehr politisch. Schuschnigg verbrachte seine letzten Lebensjahre in Tirol.

Familie

1926 heiratete Dr. Schuschnigg seine Verlobte aus Südtirol, Herma Masera, mit der er einen Sohn (Kurt, Lebensrune.png 1926) hatte. Herma verstarb am 13. Juli 1935 bei einem Autounfall in der Nähe von Pichling bei Linz (Gedenkstein an der Bundesstraße 1). Am 1. Juni 1938 heiratete er seine zweite Frau Vera, geschiedene Gräfin Fugger von Babenhausen, geb. Gräfin Czernin von Chudenitz, eine Freundin seiner verstorbenen Frau, mit der er eine Tochter hatte.

Deutsches Lippenbekenntnis

„Jedermann weiß, daß Österreich ein deutsches Land ist, sich seines Deutschtums niemals schämte und seinen Ehrgeiz darein setzte, für die Interessen deutschen Geistes und deutscher Kultur mit in der vordersten Linie zu stehen.“
Bundeskanzler Dr. Kurt von Schuschnigg (1935)

Siehe auch

Literatur

Verweise

Fußnoten

  1. Dieter A. Binder (Hg.): Sofort vernichten. Die vertraulichen Briefe Kurt und Vera von Schuschniggs 1938–1945. Mit einem Vorwort von Herbert Rosendorfer; Verlag Amalthea, Wien 1997, ISBN 3-85002-393-1 und Herbert Lackner: Der tragische Kanzler. In: profil, Nr. 9 (39. Jg.) 25. Februar 2008, S. 45 im Weltnetz