Seiðr

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Das Wort Seiðr (Seidhr, Seidr „Zauber“) ist im Altnordischen bzw. in der nordisch-germanischen Mythologie der umfassende Oberbegriff für Formen der Magie insgesamt. Die Fähigkeiten, die in den Quellen Personen mit dieser Bezeichnung zugeschrieben werden, verteilen sich über das gesamte Spektrum magischer Fähigkeiten: Fruchtbarkeits-, Wetter-, Liebes- und Gesundheitszauber sowie Runenmagie. Allein die Fähigkeit der Weissagung wird mit Seiðr nicht in Verbindung gebracht. Aus den Quellen geht hervor, daß es Magier (seiðmaðr) wie auch Magierinnen (seiðkona) gegeben hat. Die Stellung der Seiðr-Kundigen in der Gesellschaft war dabei ambivalent. Man bediente sich ihrer gerne, wo sie nützlich sein konnten. Andererseits waren sie auch gefürchtet und dadurch auch die naheliegendsten Sündenböcke, wenn hinter einem Unheil ein Schadenszauber vermutet wurde.

Germanische Mythologie

In der nordisch-germanischen Mythologie wird Seiðr als Weissagetechnik und Zauberverfahren der Wanen genannt. Nach dem Krieg zwischen Asen und Wanen kommt die Göttin Freyja zu den Asen nach Asgard und lehrt sie Seiðr. Die Zaubermacht Seidr wird vor allem von weisen Frauen beherrscht. Berühmt ist besonders die Seherin Gullweig. Auch die zu den Nornen gehörende Schicksalsgöttin Skuld, auf einem vierbeinigen Schemel, dem Seidhjallr, sitzend, lässt die Menschen an ihrem Zauber Seidr teilhaben.

Seiðr heute

Im neugermanischen Heidentum wird versucht, Seiðr-Praktiken neu zu beleben, bzw. neu zu erfinden. Seiðr wird dabei oft verkürzend missinterpretiert als eine speziell schamanische Form magischer Praxis, die etwas speziell Weibliches an sich habe und eng mit der Praxis der Seherinnen (Völven oder Völvas) zusammenhänge. Diese Form der Magie wird dann von anderen magischen Praktiken abgegrenzt, wie z.B. der Runenmagie oder dem „galdr“, die eher rituellen Charakter aufweisen. So wird Seiðr, das heute als eher aus dem Bauch kommend verstanden wird und vor allem mit Geistreisen und veränderten Bewusstseinszuständen zu tun habe, von magischen Praktiken bei denen es stärker auf Beherrschung genauer Formeln oder strenger Ritualvorgaben ankommt, abgegrenzt. Der ursprünglichen Wortbedeutung nach unmfasst Seiðr aber alle dieser verschiedenen Praktiken.

Das Urteil, Seiðr sei nur etwas Weibliches, wird auf eine Stelle in der Ynglinga Saga, Kap. 7 zurückgeführt:

Odin [bzw. südgermanisch Wodan] praktizierte und beherrschte die Kunst, die am mächtigsten ist, und Magie (»seiðr«) genannt wird, und dadurch kannte er das Schicksal der Menschen und die Gefahren der Zukunft und ebenso, wie man einem Menschen den Tod oder Unglück oder eine Krankheit bringt und wie man die Menschen um Kraft und Verstand bringt und sie jemand anderem gibt. Aber mit dieser Weisheit war so große Schande verbunden, daß die Männer meinten, sie könnten sie nicht ohne Schande ausüben und darum brachte man diese Kunst den Priesterinnen bei.

In Kap. 4 erwähnt Snorri Sturluson weiterhin, daß Freyia, als Lehrerin der Magie, diese erst zu den Asen gebracht hätte, was eine Verbindung zum Weiblichen impliziert.

Seiðr im Kulturvergleich

Heutige Versuche, Magie als Weg zu persönlicher Weiterentwicklung oder Welterkenntnis einzusetzen, unterscheiden sich von den alten Praktiken des Seiðr stark, insofern letztere immer pragmatisch auf einen konkreten Effekt der Einflussnahme auf die Natur setzten. Auch von orientalischer Magie, in der es um Beschwörung und Beherrschung von Geistern und Dämonen geht, unterscheidet sich die alte Form des Seiðr. Diese Magie basierte viel mehr auf quasi naturgesetzlicher Empirik, hier ging es um rein handwerkliche Praktiken, mit denen unsichtbaren Mechanismen beeinflusst werden sollten.

Siehe auch

Literatur

  • Hans Stucken: Das Seidhr Handbuch: Eine Einführung. Verlag Daniel Junker 2006, ISBN 978-3938432044

Verweise