Seydlitz-Kurzbach, Walther von

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Walther von Seydlitz-Kurzbach

Walther Kurt von Seydlitz-Kurzbach (Lebensrune.png 22. August 1888 in Hamburg-Eppendorf; Todesrune.png 28. April 1976 in Bremen) war ein deutscher Offizier der Preußischen Armee, der Freikorps (Grenzschutz Ost, Führer der Freiwilligen-Batterie Danzig), der Reichswehr und der Wehrmacht, er war zuletzt General der Artillerie, Eichenlaubträger und Hochverräter. Das ihm zuvor verliehene Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes mit Eichenlaub wurde ihm wieder aberkannt, allerdings wurde die Aberkennung 1956 durch ein Gerichtsurteil aufgehoben. Hans-Heinrich Sixt von Armin war einer der schärfsten Gegner des „Verrätergenerals von Seydlitz“ in der Kriegsgefangenschaft. Der standhafte Generalleutnant fand 1952 hinter Stacheldraht den gewaltsamen Tod. Von Seydlitz hingegen ließ sich nach über einem Jahrzehnt Gefangenschaft im „Sowjetparadies“ nicht etwa in die SBZ/​DDR, sondern nach Westdeutschland entlassen und starb verlassen in Bremen.

Werdegang

Seydlitz-Kurzbach
Eichenlaubverleihungszeremonie
Wetzlarer Anzeiger 10.1.1942.jpg
Seydlitz-Kurzbach, Walther von (russische Kriegsgefangenschaft).jpg

Von Seydlitz-Kurzbach trat am 18. September 1908 als Fahnenjunker in das Feldartillerie-Regiment Nr. 36 in Danzig in die Armee ein und wurde am 27. Januar 1910 Leutnant mit Patent vom 29. Januar 1908. 1914 nahm er mit seinem Regiment am Ersten Weltkrieg teil und wurde viermal verwundet (dreimal 1914, ein weiteres Mal 1915).

Zwischenkriegszeit

Nach dem Krieg war er Regimentsadjutant, später Batteriechef im Artillerie-Regiment Nr. 2 in Schwerin. Am 1. April 1930 wurde er dann als Major und Adjutant des Chefs in das Heereswaffenamt versetzt. Später führte er die Reitende Abteilung des 6. Art.-Regiments in Verden und war danach Oberst und Kommandeur des Artillerie-Regiments Nr. 22.

Zweiter Weltkrieg

Als Generalmajor übernahm er vor Ausbruch des Zweiten Weltkrieges das Kommando über die 12. Inf.-Division und nahm mit dieser am Westfeldzug 1940 teil und erhielt am 15. August 1940 das Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes. Seine Division blieb bis 1941 als Besatzungstruppe in Frankreich und nahm im Juni 1941 am Präventivschlag gegen die Sowjetunion im Rahmen der 16. Armee teil. Am 1. Dezember 1941 wurde er zum Generalleutnant befördert und am 31. Dezember für die Leistungen seiner Division im Vormarsch bis auf die Waldai-Höhen mit dem Eichenlaub zum Ritterkreuz ausgezeichnet.

1942 gab er sein Kommando über die 12. Infanterie-Division ab und wurde im März 1942 Führer der Gruppe „Seydlitz“. Er erhielt den Auftrag, den Kessel von Demjansk, in dem nahezu 100.000 Mann festsaßen, von außen aufzubrechen. Anfang April gelang es, die Landverbindung mit den Eingekesselten wiederherzustellen. Dieser Erfolg trug Seydlitz-Kurzbach die Beförderung zum General der Artillerie am 1. Juni 1942 und die Ernennung zum Kommandierenden General des LI. Armeekorps ein.

Während der Schlacht von Stalingrad kam Seydlitz-Kurzbach zu der Überzeugung, daß mit Entsatz von draußen nicht zu rechnen sei. Vergeblich drängte er aber seinen Oberbefehlshaber, den Generalobersten Friedrich Paulus, einen eigenmächtigen Ausbruch entgegen ausdrücklichem Haltebefehl durchzuführen. Anschließend handelte Seydlitz-Kurzbach dann einfach eigenmächtig. Alle weiter westlich befindlichen Truppen mußten sich in Richtung Stalingrad absetzen, und die Soldaten des LI. Armeekorps des Generals von Seydlitz-Kurzbach räumten ihre bestens ausgebauten Bunker am Nordriegel, um sie gegen Schneelöcher in offener Steppe einzutauschen. Er ließ gut ausgebaute Stellungen an der von ihm gehaltenen Nordfront des Kessels räumen, trotz verzweifelter Proteste der beteiligten Divisionskommandeure. Prompt trat dann auch ein, was sie vorhergesagt hatten.

Die unerwartet schnell nachsetzenden Sowjet-Bolschewisten holten die Deutschen ein. Wer überlebte, mußte sich auf freiem Feld im Schnee eingraben. In den Unterständen saß nun der Gegner. Der Chef des Generalstabes der 6. Armee, Generalmajor Arthur Schmidt, verlangte vergeblich seine Ablösung und ein Kriegsgerichtsverfahren gegen ihn. Da im entfernten Führerhauptquartier von der, so die Meinung mancher, Verräterorganisation Fremde Heere Ost ständig Falschmeldungen eingingen und der Führer dem zuständigen Generalfeldmarschall Paulus deshalb mittlerweile mißtraute, wurde Seydlitz-Kurzbach von Adolf Hitler das Vertrauen ausgesprochen, was dazu führte, daß dieser sein hochverräterisches Treiben unerkannt weiter fortsetzen konnte.

Offiziere in der Gefangenensammelstelle der Roten Armee in Stalingrad; ganz links Generalmajor Dr. Otto Korfes, 3. und 4. von links General der Artillerie Max Pfeffer und General der Artillerie Walter von Seydlitz.

Kriegsgefangenschaft

Nach der auch deshalb verlorenen Schlacht von Stalingrad geriet Seydlitz-Kurzbach am 31. Januar 1943 auf seinem Gefechtsstand in sowjet-bolschewistische Gefangenschaft und gründete den „Bund Deutscher Offiziere“ (BDO).

Immer stärker konzentrierten sich die Sowjets auf die Person des Generals Walther von Seydlitz-Kurzbach. In ihm glaubten sie den geeigneten Mann gefunden zu haben, mit dem sie in die geschlossene Front der deutschen Kriegsgefangenen einbrechen konnten. Sie irrten sich nicht. Jesco von Puttkamer: „So fiel dann die Entscheidung, und die Russen brachten kurzerhand die Generale von Seydlitz, von Daniels, Schlömer, Lattmann und Korfes aus dem Generalslager nach Lunowo. Hier begann um diese Personen, und besonders um Seydlitz, ein zähes Ringen. Nächte hindurch dauerten die Aussprachen, und oft ging mit Seydlitz das Temperament durch. Als er erfährt, daß der Sekretär des Nationalkomitees, der Gefreite Zippel, früher Mitglied des kommunistischen Jugendverbandes, ein Überläufer war, da schlägt seine Faust donnernd auf den Tisch, und seine Kommandostimme schallt durch die verschlossene Tür auf den Korridor: ‚Mit Deserteuren setze ich mich nicht an einen Tisch.‘ Aber er setzte sich dann doch.“ Graf Einsiedel hält in seinem Tagebuch unter dem 7. September 1943 fest: „Heute morgen bin ich fast aus dem Bett gefallen, weil Seydlitz im gegenüberliegenden Zimmer plötzlich losbrüllte und mit der Faust auf den Tisch schlug, daß die Fensterscheiben klirrten: ‚Solange die Fälle Zippel und Gold existieren, kommt eine Teilnahme für mich nicht in Frage.‘“ Zippel, der als Kommunist schon im Juni 1941 übergelaufen war, ist inzwischen Sekretär des Nationalkomitees geworden. Gold, ebenfalls ein kommunistischer Überläufer, hat sich an einem Versuch der Russen beteiligt, in deutscher Uniform den Bunker des Befehlshabers in Welikije Luki auszuheben. Er wurde dafür mit einem sowjetischen Orden ausgezeichnet. Die Sowjets hatten diese Auszeichnung auch noch großartig in der Gefangenenzeitung bekanntgegeben.[1]

Elf der 22 Stalingrader Generale (darunter auch Generalfeldmarschall Paulus) traten dem BDO bei im Vertrauen auf das Versprechen Stalins, Deutschland nur vom Nationalsozialismus „befreien“ zu wollen. Der BDO wurde kurz darauf dem kommunistischen „Nationalkomitee Freies Deutschland“ angeschlossen.

„In Stalingrad geriet der damalige Oberleutnant Humbert als persönlicher Adjutant des Generals von Seydlitz in Gefangenschaft. In Stalingrad begann die von Hitler unterbrochene deutsch-russische Kollaboration aufs neue, deren Früchte das ‚National-Komitee Freies Deutschland‘ und die SED der Ostzone sind und die zu verstehen sich wahrscheinlich verlohnt. Ohne Prophetie läßt sich heute schon sagen, daß Deutschland und damit West-Europa um die ideelle und biologische Auseinandersetzung mit dem Osten nicht herumkommen werden, gleichgültig ob eine militärische Auseinandersetzung vermieden werden kann oder nicht. Russisch-deutsche Kollaboration wird in den verschiedensten Spielarten immer ein Teil dieser Auseinandersetzungen sein, die eingebildetermaßen mit Yorck in Tauroggen begann, die angeblich von Bismarck, dem Reichswehrgeneral Seeckt und Hitler weitergeführt wurde, die aber in Wahrheit erst anfing mit dem Schritt des Generals Walther von Seydlitz. Humbert hat nicht nur die Katastrophe von Stalingrad im Brennpunkt miterlebt, er hat auch den ‚anderen Seydlitz‘ aus nächster Nähe beobachten können, bevor er auf merkwürdigen Umwegen nach Deutschland zurückkam. Wer sich darüber wundert, wie deutsche Generale zu Männern des National-Komitees wurden, wer sich dafür interessiert, wie man in aussichtsloser Lage als russischer Strafgefangener Leben, Freiheit und Ehre behalten konnte, für den hat Gerhard Philipp Humbert seinen Bericht geschrieben, den ‚DER SPIEGEL‘ in mehreren Fortsetzungen erstmalig veröffentlicht. Eine für die nächsten Jahre nicht ganz unwichtige Nutzanwendung dürfte sein, daß es manchmal gar nicht so nutzlos ist, vorzutreten und zu sagen: ‚Ich bitte erschossen zu werden.‘“[2]

In zwei Memoranden vom 22. September 1943 und vom 4. Februar 1944 ersuchte von Seydlitz-Kurzbach die sowjet-bolschewistische Führung, die Aufstellung eines Korps aus deutschen Kriegsgefangenen zu ermöglichen, um die Waffe gegen das eigene Volk und die deutsche Regierung zu erheben. Er strebte aber zugleich die Erhaltung Deutschlands in den Grenzen von 1937 an. In Deutschland wurde er derweil wegen Hochverrats durch das Reichskriegsgericht zum Tode verurteilt, und sämtliche Ehren wurden ihm für immer aberkannt. Mit dem gescheiterten Putschversuch am 20. Juli 1944 war Stalin zu der Überzeugung gelangt, daß ein Umsturz in Deutschland wohl nicht zu erwarten war, und so wurden mühsam aufgebaute, „antifaschistische“ Generale wie von Seydlitz-Kurzbach zum Muster ohne Wert.

In sowjet-bolschewistischer Gefangenschaft war er bald so verhaßt, daß sein ehemaliger Adjutant, Oberleutnant Gerhard Philipp Humbert, den er in der Gefangenschaft zu sich holen ließ, Seydlitz’ ausgestreckte Hand übersah und sich mit folgenden Worten von ihm abwandte:

„Ich kannte einmal einen General von Seydlitz.“[3]

Nach Kriegsende wurde er von den Bolschewisten wegen angeblicher Morde an der Zivilbevölkerung und gefangenen Rotarmisten angeklagt und am 8. Juli 1950 von einem sowjetischen Militärtribunal zum Tode verurteilt. Später wurde das Urteil in 25 Jahre Gulag umgewandelt.

Am 4. Oktober 1955, nach beinahe 13 Jahren, wurde er als einer der letzten deutschen Kriegsgefangenen in die West-BRD entlassen. Als der Spätheimkehrer im Zug den Offizierswagen betreten wollte, wurde ihm der Zutritt mit den Worten verwehrt, daß für Verräter kein Platz in diesem Wagen sei. Auch im Aufnahmelager Friedland, wo er am 6. Oktober 1955 ankam, wurde er von anderen Rußland-Heimkehrern gemieden.

Seine Frau Ingeborg von Seydlitz mußte ihn bei seiner Ankunft vor Übergriffen der anderen Kriegsgefangenen abschirmen – Bilder, die in der damaligen BRD nicht gezeigt wurden. In der folgenden Zeit „protestierte“ er dann noch gegen die bolschewistischen Grundbesitzenteignungen in der SBZ Mitteldeutschlands.

Reichskriegsgericht 1944 und Urteilsaufhebung 1956

Am 26. April 1944 wurde von Seydlitz-Kurzbach vom Reichskriegsgericht in Dresden, nachdem er versucht hatte, mit Flugblättern zwei Armee-Korps zu Fahnenflucht anzustacheln, in Abwesenheit zum Tode verurteilt. Er verlor Rang, Orden, Wehrwürdigkeit, Vermögen und die bürgerlichen Ehrenrechte. Das Todesurteil wie auch die Aberkennung von Rang und Orden wurden in der Nachkriegszeit vom Landgericht Verden (2. Strafkammer) annulliert, wenn auch die Rechtsstaatlichkeit strittig ist, da die BRD sich völkerrechtlich nicht als Nachfolger des Deutschen Reiches versteht.

Tod und Rehabilitierung

Von Seydlitz-Kurzbach verstarb 1976 in Bremen, die Bundeswehr verweigerte die militärischen Ehren. Am 23. April 1996 wurde seine Verurteilung als Kriegsverbrecher in Rußland durch die Generalstaatsanwaltschaft Moskau aufgehoben.

Familie

Walther war der Sohn des Generalleutnants und Kommandanten der Festung Danzig Alexander von Seydlitz-Kurzbach|Karl Leonhard Alexander von Seydlitz-Kurzbach (1847–1935) und dessen Gemahlin Helene Marianne, geb. von Günther (1856–1933). Er hatte sieben Geschwister.

Ehe

Hauptmann Walther Kurt von Seydlitz-Kurzbach heiratete 1922 seine Verlobte Ingeborg Barth (1903–1987) aus Untergreißlau bei Weißenfels, Tochter von Prof. Dr. Arthur Barth, der in Dresden eine Berühmtheit war. Die Ehe wurde, als seine Frau von seinen Machenschaften erfuhr, 1944 geschieden (angeblich, so die Nachkriegsversion, vom OKW erzwungen). 1956, nach seiner Rückkehr, heirateten sie erneut. Aus der Ehe sind vier Töchter entsprossen: Mechthild (1925–1959), Dietlind (Lebensrune.png 1927), Ingrid (Lebensrune.png 1934) und Ute (Lebensrune.png 1936).

Auszeichnungen (Auszug)

Beförderungen

Fußnoten

  1. 96-book.png PDF Erich Kern: Verrat an Deutschland, Spione und Saboteure gegen das eigene Vaterland
  2. Ich bitte erschossen zu werden, Der Spiegel, 29. Januar 1949
  3. zitiert in: Erwin Peter / Alexander E. Epifanow: Stalins Kriegsgefangene. Ihr Schicksal in Erinnerungen und nach russischen Archiven, Leopold Stocker-Verlag, 1997, S. 247
  4. 4,0 4,1 4,2 4,3 Rangliste des Deutschen Reichsheeres, Mittler & Sohn Verlag, Berlin, S. 129
  5. Veit Scherzer: Die Ritterkreuzträger 1939–1945, Scherzers Militaer-Verlag, Ranis/Jena 2007, S. 703, ISBN 978-3-938845-17-2