Bethmann Hollweg, Theobald von

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Wirklicher Geheimer Rat Dr. h. c. mult. Theobald von Bethmann Hollweg; Was den Privatmenschen anbelangt, so ist die Quellenlage jedoch als geradezu katastrophal zu bezeichnen. Der Privatnachlaß der Familie wurde am Ende des Zweiten Weltkrieges durch den Bombenterror völlig zerstört. so daß der Kanzler lediglich über eine im Archiv des Auswertigen Amtes erhaltene Korrespondenz von wenigen Privatbriefen, gerichtet an seinem Freund Karl Eisendecher, direkt faßbar ist.

Theobald Theodor Friedrich Alfred von Bethmann Hollweg (fälschlicherweise auch Bethmann-Hollweg, zuweilen auch Bethmann von Hollweg; Lebensrune.png 29. November 1856 in Hohenfinow, Provinz Brandenburg; Todesrune.png 2. Januar 1921 ebenda) war ein deutscher Jurist, Verwaltungsbeamter, Politiker und von 1909 bis 1917 Reichskanzler sowie zuletzt mit dem Charakter als Generalleutnant des Deutschen Heeres. Als Kanzler suchte er trotz der angespannten Weltlage immer wieder Möglichkeiten einer deutsch-britischen Verständigung, zu seinen größten Widersachern gehörte Staatssekretär Admiral Alfred von Tirpitz, der einen Ausbau der Kaiserlichen Marine wünschte, was die Engländer, deren Royal Navy unangefochten die Weltmeere beherrschen sollten, mit Kriegsdrohungen versuchten zu verhindern.[1]

Leben

Kurzbiographie des Reichskanzlers;[2] Im Juli 1889 heiratete er Martha Elisa von Pfuel (1865–1914), die Tochter des Direktors der Hauptritterschaft Gustav von Pfuel auf Schloß Wilkendorf (bei Strausberg) und Nichte des preußischen Ministerpräsidenten Ernst von Pfuel. Sein ältester Sohn August Friedrich (Lebensrune.png 4. Juni 1890) war als Offizier am 9. Dezember 1914 an der Ostfront gefallen. Die Tochter Isabella „Isa“ (1894–1967) heiratete am 5. Juli 1915 den Grafen und Diplomaten Julius von Zech-Burkersroda. Erbe wurde sein Sohn August Felix von Bethmann-Hollweg (1898–1972), verheiratet mit Marie-Luise, Tochter des Kammerherrn und Mitglieds des Preußischen Herrenhauses Theodor Graf von Reventlow (1870–1938), Herr auf Altenhof bei Eckernförde.
Reichskanzler von Bethmann Hollweg in Uniform
Reichskanzler Generalleutnant von Bethmann Hollweg in Paradeuniform mit Adjutanten auf dem Wege zur Eröffnung der Königlichen Bibliothek und ihres Kuppellesesaales am 22. März 1914.
Generalleutnant von Bethmann Hollweg als Ritter des Eisernen Kreuzes beider Klassen
Bethmann Hollweg, Theobald von II.JPG
Bethmann Hollweg, Theobald von III.jpg

Abstammung

Theobald war der Sohn des preußischen Landrats Felix Karl Moritz von Bethmann Hollweg (1824–1900), einem Gutsherr, Mitglied des Reichstages (Freikonservative Partei) und des Preußischen Herrenhauses, und dessen Frau Isabella, geb. von Rougemont (1833–1908). Er hatte sechs Geschwister, der ältere Bruder Max und fünf Schwestern. Sein Großvater war der Politiker Prof. Dr. Moritz August von Bethmann-Hollweg, der 1840 in den erblichen preußischen Adelstand erhoben wurde. Sein Urgroßvater war einer der reichsten Männer des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation, der Bankier Johann Jakob Hollweg (seit 1780 Bethmann-Hollweg; 1748–1808) aus Frankfurt am Main.

Werdegang

Theobald von Bethmann Hollweg wurde 1896 Oberpräsident von Brandenburg, 1905 preußischer Innenminister, 1907 Staatssekretär des Reichsamts des Inneren und ab dem 7. Juli 1909 als Nachfolger Bernhard von Bülows Reichskanzler.

„Nach strenger Erziehung, aber ausgezeichneter Ausbildung auf der Landesschule Pforta und als primus omnium bestandener Reifeprüfung (1875), Studium der Rechte in Straßburg, Leipzig, Berlin, Referendarexamen (1879), Eintritt in den Verwaltungsdienst, Regierungsassessor (1884), zehnjährige erfolgreiche Landratstätigkeit als Nachfolger des Vaters im heimatlichen Kreise (1886–1896), kurze Zeit als Mitglied des Reichstages in den Reihen der Reichspartei (1890), Oberpräsidialrat in Potsdam (1896–1899), im Sommer 1899 Regierungspräsident von Bromberg, nach 3 Monaten bereits Oberpräsident der Provinz Brandenburg (1899–1905), im März 1905 als Nachfolger des verstorbenen Hans Freiherr von Hammerstein Preußischer Minister des Innern - die glänzende Laufbahn eines begabten Verwaltungsbeamten. Der Öffentlichkeit stellte er sich 1906 mit einer reformfreudigen Rede anläßlich der Einbringung eines Gesetzentwurfes vor, der der Milderung der Härten des reaktionären Dreiklassenwahlrechts diente, das für ihn im Kriege zur Schicksalsfrage wurde. Sie besserte aber nur überholte Vorschriften des Wahlgesetzes von 1849, obwohl der Minister damals schon erkannte, daß, wenn überhaupt, viel mehr geboten werden mußte. Er hat mit dem Ziel: Verstärkung der Selbstverwaltung, Vereinfachung der Behördenorganisation und Modernisierung des Geschäftsgangs, Entlastung der oberen Instanzen, Belebung des Verantwortungsgefühls eine Reform der preußischen Verwaltung vorbereitet, die im Kronrat vom 18.2.1909 die kaiserliche Billigung erhielt, aber in der eingesetzten Immediatkommission versandete und der gesteigerten Arbeit der Behörden im Kriege nicht mehr zugute kam. Er beschäftigte sich mit der Frage der Möglichkeit eines vom Abgeordnetenhause immer wieder geforderten Ministerverantwortlichkeitsgesetzes und kam zu dem Ergebnis, daß es nur in ein parlamentarisches Regierungssystem paßte.“[3]

Innenpolitisch suchte er den Ausgleich zur Sozialdemokratie und erreichte mit wechselnden Mehrheiten den Ausbau der Sozialpolitik. In seiner Stellung als Reichskanzler erhielt er, wie üblich, den Charakter als Offizier und die Erlaubnis zum Tragen der Uniform des 1. Garde-Dragoner-Regiments „Königin Viktoria von Großbritannien und Irland“.

„Der der linksliberalen Fortschrittlichen Volkspartei (FVP) nahestehende Bethmann Hollweg begann seine Karriere als Verwaltungsbeamter in der brandenburgischen Provinzialregierung, wo er 1886 mit nur 29 Jahren zum Landrat des Landkreises Oberbarnim aufstieg. 1896 erfolgte seine Beförderung zum Oberpräsidialrat im Potsdamer Oberregierungspräsidium, 1899 wurde er zunächst zum Regierungspräsidenten im preußischen Regierungsbezirk Bromberg ernannt. Kurze Zeit später erklomm er im Alter von 43 Jahren als jüngster Oberpräsident Preußens die Spitze der staatlichen Verwaltung in der Provinz Brandenburg. 1905 erfolgte seine Ernennung zum preußischen Minister des Innern – ein Amt, das er bis 1907 ausübte. Anschließend wirkte er als Staatssekretär des Innern und damit gleichzeitig in der Position des Vizepräsidenten des Preußischen Staatsministeriums. Dieser Posten machte ihn zum zweitwichtigsten Politiker des Kaiserreichs nach Kanzler Bülow. Bethmann Hollweg wurde am 7. Juli 1909 durch Kaiser Wilhelm II. zum Reichskanzler berufen.“[4]

In der Julikrise 1914 drängte er Wien zu militärischem Vorgehen gegen Serbien, um den Konflikt zu lokalisieren. Sein Wort vom „Unrecht an Belgien“ hat Deutschland laut Hans von Liebig ungeheuren Schaden zugefügt. Dabei wies z. B. Ernst zu Reventlow nach, daß die belgische Neutralität eine durchlässige und ein Durchmarsch durch dieses Land demnach durchaus zulässig ist. Außerdem wäre die belgische Neutralität von England nur deshalb geschaffen worden, um sie gegen Frankreich auszunützen. Seinerzeit galt dieses Land England als die Macht die es in Schach zu halten galt. Nachdem Frankreich sich 1898 während des Faschoda-Konfliktes England unterworfen hatte, setzte England dieses Mittel dann einfach gegen Deutschland ein. Dies war dem Kanzler auch nicht entgangen. Bethmann Hollwegs Wort von der belgischen Neutralität als einem Fetzen Papier sei ihm falsch ausgelegt worden. Gemeint habe er damit, daß die belgische Neutralität für England nur ein Fetzen Papier sei, also nur ein bloßer Vorwand um in den Krieg gegen Deutschland eintreten zu können.

Im Verlauf des Ersten Weltkrieges zog er sich dann ganz auf die Innenpolitik zurück. Aber schon in der Friedenszeit habe er auch dort nur Unheil angerichtet. Die Verfassung für Elsaß-Lothringen ermöglichte es dem Reichsland z. B. im Bundesrat nur gegen Preußen abzustimmen. Die militärische Führung schätze die Lage dermaßen ein, daß sich Deutschland in Elsaß-Lothringen praktisch in Feindesland befinden würde. Von Bethmann Hollweg stärkte die Umsturzparteien, womit er eine Mitverantwortung für die Novemberrevolte trägt.

Zuvor war er aber durchaus in der Lage sich gegen die militärische Führung durchzusetzen. Mit seiner Polenpolitik stellte er diese vor vollendete Tatsachen und machte einen möglichen Separatfrieden mit Rußland zunichte. Es gelang ihm auch die Wiederaufnahme des uneingeschränkten U-Bootkrieges solange hinauszuzögern bis er um einen großen Teil seiner Wirksamkeit beraubt war. Die Schuld an diesen Mißerfolgen wurde später der Obersten Heeresleitung gegeben. Bethmann Hollweg wurde damit entschuldigt, daß er sich gerade nicht gegen die militärische Führung durchgesetzt habe. Damit wurden die Tatsachen aber auf den Kopf gestellt. Laut Hans von Liebig war es genau umgekehrt. Bethmann Hollweg hat sich zu oft durchgesetzt. Er „klebte“ auch an seinem Stuhl und wollte diesen nicht für einen besseren Mann z. B. Alfred von Tirpitz freimachen. Darin habe er ein erstaunliches Beharrungsvermögen gezeigt.

Er galt auf Grund seiner mangelnden Entschlußfähigkeit als politischer Schwächling und Totengräber der Nation. Hans von Liebig teilte letztere Einschätzung Bethmann Hollwegs. Laut Liebig war der Kanzler aber sehr wohl in der Lage sich tatkräftig zu verhalten, wenn es darum ging gegen Mitglieder des Alldeutschen Verbandes und allgemein gegen die nationalen Kreise Deutschlands zuzuschlagen. Bethmann Hollweg war unerbittlich wenn es um Zensurmaßnahmen gegen dieselben ging. Außer Liebig war davon z. B. auch Wolfgang Kapp betroffen. Wenn es gegen Junius Alter ging überschlug sich Bethmann Hollweg im Reichstag geradezu mit seinen Angriffen auf denselben.

Unter dem Druck von drohenden Streiks und Hungerunruhen war Bethmann Hollweg 1917 zu einem Verständigungsfrieden bereit. Laut Liebig war von Bethmann Hollweg immer schon zu einem solchen bereit. Ein solcher wäre aber einer Unterwerfung unter den Willen von Deutschlands Gegnern gleichgekommen. Bethmann Hollwegs Nachgiebigkeit stärkte demnach den Siegeswillen der Entente. Es entstand ein Bündnis von nationalliberalen und Zentrumspolitikern einerseits, der Obersten Heeresleitung, dem Kronprinzen und den konservativen Parteien, die seine Politik ohnehin scharf ablehnten, andererseits. Liebig macht diesen Kreisen den Vorwurf, daß sie Bethmann Hollweg viel zu lange gewähren haben lassen. Die Friedensresolution des Reichstages habe Bethmann Hollweg nur deshalb befürwortet, weil er sie für ein gutes Mittel gegen die Alldeutschen hielt. Am 13. Juli 1917 trat er zurück.

Zitate

  • „Es war ein Verhängnis, daß unser Volk seinen Daseinskampf[5] ausfechten mußte unter der Reichskanzlerschaft eines philosophierenden Schwächlings. Hätten wir an Stelle eines Bethmann Hollweg einen robusteren Volksmann als Führer besessen, würde das Heldenblut des gemeinen Grenadiers nicht umsonst geflossen sein.“[6]

Beförderungen

  • Sekondeleutnant der Reserve am 16. September 1879
    • zuvor hatte er seinen Dienst als Einjährig Freiwilliger absolviert
    • 1880 bis 1884 in der Reserve des 1. Garde-Dragoner-Regiments „Königin Viktoria von Großbritannien und Irland“
    • 1885 bis 18. Januar 1901 im Garde-Landwehr-Kavallerie-Regiment
      • seit 1890 als Teil des 1. Aufgebots, ab 1891 als Teil des 2. Aufgebots
  • Premierleutnant der Landwehr am 17. Dezember 1892
  • Rittmeister der Landwehr am 18. Januar 1901
    • als solcher an diesem Tage altersbedingt aus dem Landwehrdienst ausgeschieden
  • Charakter als Major am 16. August 1909
  • Charakter als Generalmajor am 22. März 1911
  • Charakter als Generalleutnant am 16. Juni 1913

Auszeichnungen und Ehrungen (Auszug)

Ehrungen

Bildergalerie

Schriften und Reden (Auswahl)

Siehe auch

Literatur

Verweise


Amt Vorgänger Regierungszeit Nachfolger
Preußischer Ministerpräsident Bernhard von Bülow 1909-1917 Georg Michaelis
Deutscher
Reichskanzler
Bernhard von Bülow 1909-1917 Georg Michaelis

Fußnoten

  1. Hans G. Intscher: Bethmann Hollweg and Anglo-German Relations – A study in diplomacy, 1967 (englischsprachig)
  2. Klaus Schwabe: Die Preußischen Oberpräsidenten als Elite 1815–1945, Walter de Gruyter GmbH & Co KG, 2019, S. 308
  3. Auszug aus: „Neue Deutsche Biographie“ 2, 1955
  4. Ehrendoktor für Reichskanzler von Bethmann Hollweg in Gießen, 31. Oktober 1915, in: „Zeitgeschichte in Hessen“ (Stand: 31.10.2020)
  5. Gemeint ist der Erste Weltkrieg.
  6. Adolf Hitler in: Mein Kampf, 22. Auflage 1944, S. 481
  7. Die Theologische Fakultät der Ludwigsuniversität in Gießen ernennt den amtierenden Reichskanzler Theobald von Bethmann Hollweg (1856–1921) am Reformationstag zum Ehrendoktor. Die Begründung der Fakultät nennt von Bethmann Hollweg einen Staatsmann „der dem Kriege ehrlich zu wehren strebte, auf reines Gewissen in deutschem Handeln hält, in erzwungenem Kampf der sittlichen Kraft des Volkes fest vertraut, in starkem Glauben deutscher Zukunft die Wege bahnt“.