Thule-Gesellschaft

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Signet der Thule-Gesellschaft mit Sonnenrad, Schwert und Eichenlaub

Die Thule-Gesellschaft war ein logenartiger Bund, der 1918 aus dem Germanenorden in München hervorgegangen war. Sie war keine Freimaurerloge und verneinte die Lehren der Freimaurerei. Sie wurde kurz vor dem Ende des Ersten Weltkriegs im August 1918 in München von Rudolf von Sebottendorf gegründet und hatte in ihrer stärksten Phase im Winter 1918/19 rund 1.500 Mitglieder.

Geschichte

Die Thule-Gesellschaft wurde nach der in der griechischen Mythologie erwähnten Insel Thule benannt. Ziel war es, den Germanenorden als vorerst tragende Struktur zu verhehlen und in der Zeit der Münchener Räterepublik weniger Angriffsfläche zu bieten. „Als Decknamen schlug Neuhaus den Namen Thule vor. Das wurde von Sebottendorf angenommen, denn der Name klang geheimnisvoll genug, er sagte aber dem Wissenden sofort, worum es sich handelte.“[1] Ihr Hauptziel bestand in der Bekämpfung der Revolution von 1918, der neuen bayerischen Regierung unter Kurt Eisner sowie der wenige Wochen nach dessen Ermordung folgenden Räterepublik. Die Thule-Gesellschaft entwickelte sich dabei in München als Kristallisationspunkt des völkischen und nationalen Widerstandes gegen die Revolution.[2] Im Zuge des Mordes an Kurt Eisner und dem gescheiterten Palmsonntagsputsch vom 13. April 1919 wurde Sebottendorf durch die reguläre Bayerische Regierung und dem Landessoldatenrat am 19. April die Genehmigung erteilt, das Freikorps Oberland aufzustellen. Dies und andere Aktivitäten (u. a. Anwerbungen von Freiwilligen in München) blieb der geheimen Militärpolizei der Räterepublik nicht verborgen, so daß am 26. April 1919 Durchsuchungen und Verhaftungen erfolgten. Infolge des zunehmenden Terrors der Kommunisten in der Endphase der Räterepublik (u. a. wurden von Gefangenen durch gewaltsame Vernehmungen Geständnisse dergestalt erpresst, daß die Gegner der roten Regierung in München einen „Erschießungsbefehl“ erteilt hätten) wurden Geiseln im Münchener Luitpoldgymnasium erschossen, unter denen sich sieben Mitglieder der Thule-Gesellschaft befanden. Diese wurden später als die Blutzeugen der Thule-Gesellschaft bezeichnet (siehe weiter unten). Personell gab es Querverbindungen zur Deutschen Arbeiterpartei sowie zur Frühphase der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP). War die Gesellschaft nach 1919 überwiegend an Vorträgen, Lesungen und Musikveranstaltungen orientiert, so führte das Verbot der NSDAP im Jahr 1923 noch einmal zu einer besonderen politischen Bedeutung. Prominente Mitglieder wie Rudolf Heß, Hans Frank und Fiehler waren Mitglied der Thule-Gesellschaft. Adolf Hitler, Dietrich Eckart und Alfred Rosenberg wurden als Gäste der Gesellschaft geführt. Allerdings erscheinen die Angaben in der Literatur dahingehend, daß Hitler maßgeblich von der Thule-Gesellschaft beeinflußt worden sei, widersprüchlich, und es gibt Anhaltspunkte, daß sich Hitler sogar von den Einflüssen der Gesellschaft distanzierte. Zumindest im Arbeitsausschuß der Deutschen Arbeiterpartei (DAP), der er seit September 1919 angehörte, trug er laut Quellen dazu bei, Karl Harrer, seines Zeichens ein „Thule-Mann“, in der DAP im Rahmen eines Machtkampfes zum Austritt zu bewegen.

In Jahr 1925 wurde die Thule-Gesellschaft aufgrund zahlreicher Mitgliederaustritte und mangelnder Unterstützung aufgelöst. Da von Sebottendorf aus den o. g. personellen Verknüpfungen einen gewissen Einfluß auf die NSDAP meinte ableiten zu können und dies in seinem Buch Bevor Hitler kam auch so andeutete, wurde das Buch 1933 verboten, die Neuauflage von 1934 beschlagnahmt und von Sebottendorf selbst am 24. Februar 1934 über die Schweiz in die Türkei abgeschoben.

Blutzeugen

Die sieben beim Münchener Geiselmord während der Rätediktatur in München am 30. April 1919 durch Bolschewisten erschossenen Anhänger der Thule-Gesellschaft gelten – inoffiziell – als die „ersten“ Blutzeugen.

Bildergalerie

Siehe auch

Literatur

  • Detlev Rose: Die Thule-Gesellschaft. Legende – Mythos – Wirklichkeit [= Veröffentlichungen des Instituts für deutsche Nachkriegsgeschichte, Bd. XXI]. Grabert-Verlag, Tübingen ³2008, ISBN 978-3-87847-242-1
  • Detlev Rose: Die Thule-Gesellschaft – das „magische Zentrum“ des Nationalsozialismus?, in: Rolf Kosiek / Olaf Rose (Hg.): Der Große Wendig, Grabert Verlag, Tübingen, Band 3, 3. Aufl. 2010, S. 134–141
  • Rudolf von Sebottendorff: Bevor Hitler kam – Urkundliches aus der Frühzeit der Nationalsozialistischen Bewegung. Deukula-Verlag, München 1933

Verweise

Englischsprachig
  • William Grimstad: The “Occult” Nonsense About National Socialist Germany – A review of The Occult Roots of Nazism, by Nicholas Goodrick-Clarke, National Vanguard, 17. September 2021; Erstveröffentlichung in: Journal of Historical Review, 1991
  1. Rudolf von Sebottendorf, Bevor Hitler kam. Urkundliches aus der Frühzeit der nationalsozialisttischen Bewegung, München 1933, S. 52
  2. Detlev Rose, Die Thule Gesellschaft, Legende, Mythos, Wirklichkeit Grabert Verlag, Tübingen, 1994