Trivialmythos

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Die säkulare Kultur Europas (und der außereuropäischen, westlich geprägten Welt) hat in jüngerer Zeit den Trivialmythos hervorgebracht. Trivialmythen sind legendäre, sagenhafte, biographische oder künstlerische Stoffe, die teils wie Mythen funktionieren, die auch wie Mythen wahrgenommen werden, selber aber eher gerüchteförmigen, erfundenen oder banalen Ursprungs sind.

Erläuterung

Der Trivialmythos rückt in der anonymen Massenzivilisation an die Stelle des klassischen Mythos, wie ihn die traditionelle Gesellschaft kannte, ohne jedoch dessen Funktionen paßgenau ausfüllen zu können. Trivialmythen werden vor allem durch die westlichen Massenmedien (Hollywood u. a.) erschaffen bzw. geprägt, so daß ihnen – im Gegensatz zum eigentlichen Mythos – keine aus direkt Erlebtem und Gefühltem gewonnene Anschauungen zugrundeliegen, sondern statt dessen die – meist egalitär ausgerichteten – Ideologien und Dogmen der sogenannten westlichen Wertegemeinschaft.

Entstehung

Trivialmythen entstehen, weil die klassische Heldenlegende (und mit ihr das initiatorische Heldenlegendenschema)[1] zwar nicht ihre Form verloren hat, wie etliche Filmklassiker – und das ihnen zugrundeliegende Figurenschema – erkennen lassen, aber die initiatorische Funktion klassischer Heldenmythen inflationiert und dadurch verblaßt worden ist.

Die Erzählkultur des Industriezeitalters ist von den Medien der Film- und Fernsehproduktion sowie den neuen Medien des Comics und des Zeichentrickfilms bestimmt. Eine alltäglich zu beobachtende Inflationierung der Stoffe und der Erzählsituationen rückt die Identifikation mit dem Trivialmythos in eine irreale, utopische Sphäre. Während der klassische Mythos der Lebensbewältigung diente, können Trivialmythen dagegen durchaus Träger der Lebensuntauglichkeit, der Lebensfremdheit und einer anerzogenen Untätigkeit sein.

Beispiele

  • Der edle Indianer Nordamerikas, der, im Einklang mit der Natur lebend, im wesentlichen aufgrund seiner hochstehenden Sittlichkeit der weißen Einwanderung gegenüber erlegen ist
  • Der heldenhafte Cowboy, der den Wilden Westen erschließt, welcher in der Realität jedoch ein frauenloser Alkoholiker war
  • Kapitän Nemo, der auf der „Nautilus“ 20.000 unter See zurücklegt und sich aus dem Meer versorgt
  • Die Schauspielerin Marilyn Monroe, von der gesagt wird, daß sie mit der Kamera flirtete
  • Der mutige VS-amerikanische Astronaut, von dem alle glauben, daß er den ersten Schritt auf dem Mond absolviert hat
  • Der „naturweise“ Ureinwohner Australiens (Australneger, Aborigines), welcher – aufgrund einer ihm unterstellten tieferen Schau der Dinge – der weißen Bevölkerung Australiens wenigstens in moralischer Hinsicht deutlich überlegen ist

Literatur

  • Joseph Campbell: Der Heros in tausend Gestalten. Insel Verlag, Frankfurt am Main 1999, ISBN 978-3-45834-256-4
  • Leszek Kołakowski: Die Gegenwärtigkeit des Mythos. Aus dem Polnischen von Peter Lachmann; Serie Piper 49, R. Piper & Co. Verlag, München 1973, ISBN 3-49200-349-4

Fußnoten

  1. Vgl. Joseph Campbell: Der Heros in tausend Gestalten (VS-amerikanisches Original: The Hero with a Thousand Faces, 1949)