Tschechischer Korridor

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Der „tschechische Korridor“ als weitere Manifestation der menschenverachtenden Ideologie des Panslawismus
Burgenlandkorridor.gif
Kuffnerkarte mit geforderter Adriaenklave Istrien. Der Zugang sollte über den tschechischen Korridor realisiert werden. Man beachte das „Deutsche Reservat“!

Der tschechische Korridor, auch Burgenland-Korridor genannt, sollte ähnlich dem polnischen Korridor zur Ostsee nach Süden zum Mittelmeer geschaffen werden. Dies wurde nach dem Ersten Weltkrieg von Panslawisten gefordert.

Gründe

Der durch England neugeschaffene aggressive Kunststaat Tschecho-Slowakei sollte sich damit bis zur Adria ausdehnen. Damit sollte, wie schon beim polnischen Korridor zur Ostsee, ein weiterer slawischer Korridor durch deutsch- und ungarischsprachiges Land geschaffen werden. Der Plan tauchte bereits vor 1848 auf und wurde auf dem ersten Panslawischen Kongreß in Prag 1848 wieder gefordert.

Geplant war dies durch den Anschluß des Burgenlandes und westungarischer Gebiete an die sogenannte Tschecho-Slowakei sowie weiterer südwestungarischer Gebiete an Jugo-Slawien. Damit sollte eine vor allem von Kroaten besiedelte „slawische“ Barriere geschaffen werden, die fortan Österreich von Ungarn, aber auch die Deutschen in Zentraleuropa von den Deutschen in Südosteuropa abtrennen sollte. Das geforderte Gebiet war ca. 200 km lang und 60 km breit. Eine weitere Forderung war, speziell die Stadt Gmünd als Eisenbahnknotenpunkt dem „tschechischen Korridor“ zuzuschlagen.

Von Panslawisten wurde diese Forderung sowohl beim sogenannten Vertrag von Trianon als auch beim sogenannten Versailler Vertrag und beim sogenannten Vertrag von St. Germain vehement vertreten. Bereits im April 1915, also noch während des Krieges, legte Tomáš Garrigue Masaryk dem britischen Außenminister Edward Grey ein entsprechendes Memorandum vor. Nach Kriegsende legte Edvard Beneš der Pariser Friedenskonferenz eine Denkschrift vor, in der behauptet wurde, die fragliche Region sei zu 25 bis 30 % von angeblichen „Slawen“ bewohnt. Dadurch sollten Deutsche von Magyaren getrennt werden. Frankreich, das dem Deutschen Reich zuerst den Krieg erklärt hatte, befürwortete den Plan und setzte sich für die Umsetzung ein. Verwirklicht wurde im Endeffekt vorerst jedoch nur der polnische Korridor, der das deutsche Ostpreußen vom Reiche abtrennte. Aufgrund der italienisch-jugoslawischen Rivalitäten mußte der Plan eines zusätzlichen tschechischen Korridors vorerst verworfen werden.

„Die Korridoridee war erstmals bereits vor 1848 von einem der Schöpfer des slowakischen Nationalbewußtseins, nämlich Jan Kollar, geäußert worden, der Prager Slawenkongreß hatte diese Forderung nach Verbindung von West- und Südslawen adaptiert. Um die Jahrhundertwende hatte dann der spätere tschechoslowakische Finanzminister Alois Rasin von der Notwendigkeit einer Verbindung des künftigen tschechischen Staates zur Adria gesprochen, 1910 versuchte der Bürgermeister von Zagreb die westungarischen Kroaten für einen gemeinsamen Staat der Kroaten zu gewinnen. In seinem ‚Entwurf eines Slawischen Reiches‘ hatte 1914 Karel Kramar, später der erste Ministerpräsident der CSR, die Korridoridee in seiner großslawischen Reichsidee untergebracht. Im April 1915 legte dann der spätere tschechoslowakische Staatspräsident Tomas G. Masaryk in einem Memorandum an den britischen Außenminister die Korridoridee konkret dar und fertigte eine Karte an, die das Gebiet zwischen der alten österreichisch-ungarischen Grenze und der Raab bzw. Zala als künftigen Korridor bezeichnete. Masaryk berief sich – in Zusammenarbeit mit dem kroatischen Exilpolitiker Lorkovic – u. a. auf die Anwesenheit von ca. 55.000 Kroaten in diesem Gebiet, allerdings bei einer Gesamtbevölkerung von ca. 350,000 (!). Gegenüber Frankreich wurde der Korridor als ‚slawischer Wall‘ dargestellt, der eine deutsche Expansion nach Osten verhindern sollte. Die Verbreitung der Korridoridee wurde auch in den folgenden Kriegsjahren weiter verfolgt, und tatsächlich traten dann Ministerpräsident Kramar und Außenmi­nister Benes am 6. Februar 1919 vor die Friedenskonferenz und forderten u. a. eine territoriale Verbindung zwischen dem tschechoslowakischen und dem serbisch-kroa­tisch-slowenischen Staat. Frankreich unterstützte diesen Vorschlag, Italien war dagegen. Es wollte Jugoslawien, den Konkurrenten an der Adria, nicht durch eine territoriale Verbindung stärken und Ungarn nicht vom Westen iso­liert sehen. Denn Italien wollte die Rolle der führenden Macht im Donauraum.“[1]

Die tschechische Zeitung „Cesko-nemecké noviny BOHEMIA“ als deutschsprachige Beilage der „Prager Zeitung“ schlagzeilte zum Scheitern des Planes am 29. November 1918:

„Schwere Gegensätze zwischen den Jugoslawen und den Italienern.“

Und am 29. Januar 1919:

„Der tschechische Korridor zur Adria. Italienischer Widerstand gegen den französischen Plan.“

Die Umsetzung scheiterte allein am italienischen Veto, dies allerdings nicht aus Gründen der Vernunft, sondern ausschließlich, weil Italien an der Ostküste der Adria ein zu starkes Gegengewicht fürchtete, da es beabsichtigte, selbst dieses Gebiet zu annektieren.

Die spätere Errichtung des Protektorats Böhmen und Mähren war nicht zuletzt Folge der aggressiven imperialistischen tschechischen Außenpolitik.

Siehe auch

Literatur

  • Erich Zöllner: Geschichte Österreichs, Verlag für Geschichte und Politik (auf google-Bücher)
  • Arnold Suppan: Jugoslawien und Österreich 1918–1938, Verlag für Geschichte und Politik (auf google Bücher)

Verweise

Fußnoten

  1. Arnold Suppan: Jugoslawien und Österreich 1918–1938, S. 563 f.