Unternehmen „Rösselsprung“ (1942)

Aus Metapedia
Wechseln zu: Navigation, Suche
Im Altafjord liegen „Tirpitz“, „Admiral Hipper“ und Zerstörer bereit zum Unternehmen „Rösselsprung“

Unternehmen „Rösselsprung“ war der Deckname eines präventivkriegstaktischen Unternehmens der deutschen Kriegsmarine gegen den Nachschubkonvoi PQ 17 im Nordmeer im Juli 1942. PQ-17 war die Bezeichnung eines alliierten Nordmeergeleitzuges, der im Juli 1942 Nachschub für die Rote Armee von Island nach Murmansk durch das Nordmeer transportieren sollte. Wegen einer möglichen Bedrohung durch schwere deutsche Kriegsschiffe, die im Rahmen des Unternehmens „Rösselsprung“ ausgelaufen waren,[1] wurde das Geleit aufgelöst und erlitt in der Folge schwerere Verluste als jeder andere Nordmeergeleitzug.

Ablauf

Der Schwere Kreuzer „Lützow“

Das Auslaufen des feindlichen Konvois wurde der deutschen Seekriegsleitung durch deutsche Agenten der Auslandsabteilung der Abwehr frühzeitig gemeldet, und am 1. Juli wurde der Geleitzug von einem deutschen Fernaufklärer überflogen. Ein deutsches U-Boot entdeckte den Verband dann 60 Seemeilen östlich von Jan Mayen.

Großadmiral Erich Raeder, Oberbefehlshaber der Kriegsmarine, Admiral Otto Schniewind und Vizeadmiral Oskar Kummetz, Sommer 1942, kurz vor dem Unternehmen „Rösselsprung“, während einer Inspektionsreise des Großadmirals auf einem Schlachtschiff vor Norwegen

Auf deutscher Seite wurden zwei Kampfgruppen aufgestellt. Die Kampfgruppe I unter der Leitung von Admiral Otto Schniewind mit der „Tirpitz“, der Admiral Hipper, den Zerstörern „Karl Galster“, „Friedrich Ihn“, „Hans Lody“, „Theodor Riedel“ und den Torpedobooten T 7 sowie T 15 verlegte am 2. Juli 1942 von Trondheim nach Nordnorwegen. Die Kampfgruppe II unter Vizeadmiral Oskar Kummetz mit den Schweren Kreuzern „Lützow“ und Admiral Scheer, den Zerstörern Z 24, Z 27, Z 28, Z 29, Z 30 und „Richard Beitzen“ fuhr am 3. Juli 1942 von Narvik bzw. der Bogenbucht zum Altafjord. Hier trafen beide Kampfgruppen zusammen und vereinigten sich mit den Zerstörern „Friedrich Eckoldt“ und „Erich Steinbrinck“ zu einem Verband. Auf dem Marsch hatten der Schwere Kreuzer Lützow und die Zerstörer Karl Galster, Hans Lody und Theodor Riedel Grundberührungen und fielen aus.

Das Auslaufen der deutschen Schiffe wurde dem Sicherungsverband des Geleitzuges am Morgen des 4. Juli per Funk von der britischen Admiralität mitgeteilt, nachdem die Luftaufnahmen von Aufklärern sie nicht mehr an ihren Ankerplätzen bei Trondheim gezeigt hatten.

Am 5. Juli meldeten sowohl die deutsche Luftaufklärung als auch U-Boote die fluchtartige Auflösung des Konvois PQ 17 und das Ablaufen der britischen Sicherungsschiffe nach Westen. Daraufhin gingen die Tirpitz (Kommandant: Kapitän zur See Karl Topp), die Admiral Hipper (Kommandant: Kapitän zur See Wilhelm Meisel), die Admiral Scheer (Kommandant: Kapitän zur See Wilhelm Meendsen-Bohlken), sieben Zerstörer und zwei Torpedoboote in See. Vor Ingöy versuchte das sowjetische U-Boot K-21 einen erfolglosen Angriff auf die Tirpitz. Ein Catalina-Flugboot der Royal Air Force-Squadron 210 und das britische U-Boot Unshaken sichteten und meldeten den deutschen Flottenverband. Das Oberkommando der Marine entschied den Abbruch des geplanten Angriffs, da man in Übereinstimmung mit einem Befehl Hitlers kein Risiko – insbesondere für die Tirpitz – eingehen wollte. Den direkten Angriff auf den Konvoi PQ 17 sollten U-Boote und Flugzeuge übernehmen. Am Abend des 5. Juli[2] erhielt der deutsche Flottenverband von der Seekriegsleitung den Befehl, von einer weiteren Verfolgung der Schiffe des Konvois abzulassen und sich im Kåfjord zu sammeln. Damit war das Unternehmen „Rösselsprung“ beendet. Keines der deutschen Schiffe, die für das Unternehmen abgestellt worden waren, kam je in Sichtweite des Geleits oder seiner Schiffe, dafür haben deutsche U-Boote und die Luftwaffe ganze Arbeit geleistet.

Graue Wölfe und Eismeerbomber greifen an

Am 2. Juli begannen deutsche Sturz- und Torpedobomber des Kampfgeschwaders 30, der I./Kampfgeschwader 26, und der jeweils 1. Staffel der Küstenfliegergruppen 406 und 906, von ihren Basen in Bardufoß und Banak (beide in Norwegen) den Verband anzugreifen. Insgesamt standen 130 Junkers Ju 88, 43 Heinkel He 111 und 29 Heinkel He 115 bereit. Sie setzten ihre Angriffe, wegen des arktischen Sommers nicht durch Dunkelheit unterbrochen, über drei Tage fort. Die Unterseeboote U 251 und U 376 versuchten ebenfalls anzugreifen, wurden aber von den Sicherungsschiffen abgedrängt. Der Zielort des Geleitzuges wurde durch einen Befehl per Funkspruch geändert, es sollte nun Archangelsk (Nordrußland) angelaufen werden.

Das erste Schiff wurde am Morgen des 4. Juli versenkt, nachdem alle vorherigen Luftangriffe abgewehrt worden waren. Der Torpedo eines deutschen Bombers traf das Liberty-Schiff Christopher Newport mittschiffs und beschädigte es so schwer, daß es aufgegeben werden mußte. 25 He 111 griffen gegen Mittag an und beschädigten vier Frachter, von denen zwei aufgegeben wurden.

Schon in den folgenden Tagen sollte jedoch die Glanzstunde der Grauen Wölfe kommen.

Beeindruckende Bilanz der deutschen Abwehrkämpfe

Die U 255 kehrt nach erfolgreicher Feindfahrt gegen den Nordmeer-Geleitzug PQ 17 nach Bergen (11. U-Flottille) zurück. Der Kommandant und spätere Ritterkreuzträger Kapitänleutnant Reinhart Reche (Crew 34) ließ vier Siegeswimpel und die erbeutete Flagge des schweren niederländischen Handelsschiffes „Paulus Potter“ hissen.
Name[3] Typ Flagge Vermessung in BRT Verbleib[4]
Alcoa Ranger Frachter VSA 5116 durch U 255 versenkt
Aldersdale Tanker Großbritannien 8402 durch Flugzeuge des KG 30 beschädigt und durch U 457 versenkt
Aserbaidshan Tanker UdSSR 6114 durch Luftangriffe beschädigt, Archangelsk erreicht
Bellingham Frachter VSA 5345 durch U-Bootangriff beschädigt, Archangelsk erreicht
Ben Harrison Frachter VSA 7200 Archangelsk erreicht
Bolton Castle Frachter Großbritannien 5303 durch Flugzeuge des KG 30 versenkt
Carlton Frachter VSA 5127 durch U 88 versenkt
Christopher Newport Frachter VSA 7197 durch U 457 versenkt
Daniel Morgan Frachter VSA 7200 durch U 88 versenkt
Donbass Tanker UdSSR 7925 Archangelsk erreicht
Earlston Frachter Großbritannien 7195 durch Flugzeuge des KG 30 beschädigt und durch U 334 versenkt
El Capitan Frachter Panama 5216 durch Flugzeuge der II./KG 30 beschädigt und durch U 251 versenkt
Empire Byron Frachter Großbritannien 6645 durch Flugzeuge des KG 30 beschädigt und durch U 703 versenkt
Empire Tide Frachter Großbritannien 6978 Archangelsk erreicht
Exfort Frachter VSA 4969 Kollision mit Eisberg und Rückkehr nach Island
Fairfield City Frachter VSA 5686 durch Flugzeuge des KG 30 versenkt
Hartlebury Frachter Großbritannien 5082 durch U 355 versenkt
Honomu Frachter VSA 6977 durch U 456 versenkt
Hoosier Frachter VSA 5060 durch Flugzeuge der II./KG 30 beschädigt und durch U 376 versenkt
Ironclad Frachter VSA ? Archangelsk erreicht
John Witherspoon Frachter VSA 7199 durch U 255 versenkt
Navarino Frachter Großbritannien 4841 durch Flugzeuge der I./KG 26 versenkt
Ocean Freedom Frachter Großbritannien ? Archangelsk erreicht
Olopana Frachter VSA 6069 durch U 255 versenkt
Pan Atlantic Frachter VSA 5411 durch Flugzeuge des KG 30 versenkt
Pan Kraft Frachter VSA 5644 durch Flugzeuge des KG 30 versenkt
Paulus Potter Frachter Niederlande 7169 durch Flugzeuge des KG 30 beschädigt und durch U 255 versenkt
Peter Kerr Frachter VSA 6476 durch Flugzeuge des KG 30 versenkt
Richard Bland Frachter VSA ? nach Grundberührung Rückkehr nach Island
River Afton Frachter Großbritannien 5479 durch U 703 versenkt
Samuel Chase Frachter VSA ? Archangelsk erreicht
Silver Sword Frachter VSA ? Archangelsk erreicht
Troubadour Frachter Panama 6458 Archangelsk erreicht
Washington Frachter VSA 5564 durch Flugzeuge des KG 30 versenkt
William Hooper Frachter VSA 7177 durch Flugzeuge der I./KG 26 beschädigt und durch U 334 versenkt
Winston Salem Frachter VSA 6223 Archangelsk erreicht

Erfolgsmeldung

Die Auflösung des Geleitzuges und der Abzug des überwiegenden Teils der Sicherungsschiffe war für die feindlichen Alliierten verheerend: Die nun einzeln fahrenden Handelsschiffe waren nicht mehr durch Eskorten gegen U-Boote beschützt und konnten das Feuer ihrer eigenen Flugabwehrwaffen nicht mehr mit dem des gesamten Geleitzuges auf die angreifenden Flugzeuge vereinen.

Fünf Tage lang wurden die Nachschubdampfer von Flugzeugen der Luftflotte 5 (Gen.-Oberst Hans-Jürgen Stumpff) und U-Booten der Gruppe „Eisteufel“ angegriffen.

Die wenigen leichten Sicherungsschiffe des Geleitzuges, die ebenfalls Archangelsk anlaufen sollten, konnten die großen Distanzen zwischen den Handelsschiffen nicht rechtzeitig überwinden, um die Angriffe abzuwehren und wurden weiterhin durch Funksprüche der Admiralität verwirrt, die den Angriff eines deutschen Flottenverbandes immer nachdrücklicher ankündigten. So funkte die Admiralität am 6. Juli um 1 Uhr morgens an die Sicherungsschiffe:

„Der Angriff der feindlichen Überwasserstreitkräfte erfolgt wahrscheinlich in den allernächsten Stunden. Ihre erste Pflicht ist es, zu vermeiden, daß Ihr Schiff vernichtet wird, damit Sie an den Ort des Angriffs zurückkehren und die Überlebenden aufnehmen können, nachdem der Feind sich zurückgezogen hat“[5]

Die Frachter versuchten auf eigene Faust, meist auf Kurs Nord-Ost, entlang der Packeisgrenze und soweit von den deutschen Luftwaffenbasen entfernt wie möglich, die Küste von Nowaja Semlja zu erreichen, um dann auf Südkurs nach Archangelsk zu gelangen.

Von 35 Handelsschiffen waren zwei schon kurz nach dem Auslaufen, eines durch Maschinenschaden und eines durch Kollisionsschaden mit Eisschollen, zur Umkehr gezwungen worden. Von den verbliebenen 33 Schiffen wurden insgesamt 22 Frachtschiffe (15 amerikanische, sechs britische und ein holländisches) versenkt. Zusätzlich gingen ein Marinetanker und ein Rettungsschiff verloren. Acht Schiffe fielen Luftangriffen zum Opfer, die übrigen wurden von U-Booten versenkt. Mit den Frachtern gingen 210 Flugzeuge, 430 Panzer, 3.350 Lkw und fast 100.000 t Ersatzteile, Munition und Verpflegung verloren. Nur elf Frachtschiffe des PQ 17 erreichten Murmansk und Archangelsk, auch sie allesamt beschädigt und teilweise mit durch Feuer vernichteter Ladung. 153 Seeleute der Handelsmarine kamen ums Leben.

Die deutsche Luftflotte 5 verlor bedauerlicherweise fünf ihrer Flugzeuge,[6] aber die Zerstörung des Nachschubes für den bolschewistischen Feind im Osten war das Opfer wert. Jedes versenkte Schiff bedeutete an der Ostfront gerettetes deutsches Leben im Kampf gegen den sich gefährlich ausbreitenden Stalinismus.

Siehe auch

Fußnoten

  1. Seekrieg im Juli 1942 auf wlb-stuttgart.de, gesichtet am 1. Juni 2012
  2. Brian Betham Schofield: Geleitzugschlachten. Koehlers, Herford 1983
  3. Deutscher Marinekalender 1968 – Deutscher Militärverlag Berlin
  4. Chronik des Seekrieges 1939–1945, Juli 1942, abgerufen am 4. Dezember 2012
  5. Georges Blond: Kurs Murmansk. S. 134
  6. Verluste von PQ-17 auf uboat.net, gesichtet am 1. Juni 2012