Patzschke, Ursula

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Ursula Patzschke, die erste Fernsehansagerin weltweit

Ursula Patzschke (verheiratete Beutel; Lebensrune.png ca. 1912) war die erste Programmsprecherin des deutschen Fernsehens und somit die erste Fernsehansagerin der Welt.[1] Sie wird zuweilen mit Else Elster verwechselt.

Werdegang

Ursula Patzschke (links) und Annemarie Beck, die seit 1935 beim Fernsehsender tätig war.

Fernsehansagerin

Die ausgebildete Schauspielerin und pro forma „Postfacharbeiterin“ Ursula Patzschke[2] war das Gesicht des Fernsehsenders „Paul Nipkow“, dem weltweit ersten Fernsehsender. Als erste Ansagerin der Fernsehgeschichte kündigte Patzschke die Beiträge des ausgestrahlten Programms an und überbrückte die Pausen zwischen den 15- bis 20minütigen Beiträgen mit Gedichten oder kleinen Monologen. Ansagen stellten das verbindende Element in einer Art Nummernprogramm aus jeweils relativ kurzen Film-, Fernsehspiel- und Musikbeiträgen dar.

„Reichssendeleiter Eugen Hadamovsky tönte: ‚Nun ist die Stunde gekommen, in der wir beginnen wollen, mit dem nationalistischen Fernsehrundfunk Ihr Bild, mein Führer, tief und unverlöschlich in alle deutschen Herzen zu pflanzen ... Wir werden dieses Ziel erreichen, im Dienste unseres unvergleichlichen Führers, im Dienste an unserer stolzen deutschen Volksgemeinschaft.‘ Die 22jährige Berlinerin Ursula Patzschke war die erste deutsche Fernsehansagerin. ‚Für ihre Auftritte vor der Kamera waren damals enorme Anstrengungen vonnöten‘, schreibt Autor Zeutschner: ‚Die Lippen der Dame wurden tiefschwarz geschminkt, weil die Fernsehtechnik bei roter Farbe streikte, die Lider bekamen einen grünen Anstrich, und die Haare wurden mit Goldpuder bestäubt ... Auch die Kleiderordnung war rigoros, starke Kontraste verboten. Als Frau Patzschke eines Tages mit schwarzem Kostüm und strahlend weißer Bluse zur Arbeit erschien, spritzten die Techniker alles, was vorher weiß war, in schmutzig-grau um.‘ Der Arbeitsplatz war ein ‚Schwitzkasten‘, gerade mal anderthalb Quadratmeter groß, schalldicht und stockdunkel. ‚Bewegen konnte ich mich kaum‘, erinnert sich Ursula Patzschke, ‚denn die Zelle war eng. Und nach wenigen Minuten wurde es drückend heiß.‘“[3]

Beim damals von der Reichspost betriebenen Versuchsstudio in der Berliner Rognitzstraße (nahe dem heutigen rbb-Funkhaus an der Masurenallee) begrüßte sie am 23. März 1935 die wenigen staunenden Berliner Fernsehzuschauer in den öffentlichen „Fernsehstuben“. Nur dort war anfangs der „Fernsehsender Paul Nipkow“ zu empfangen. Der Film „Das Auge der Welt“ aus dem Jahr 1935 über das neue Medium Fernsehen rückt Ursula Patzschke ins Bild, die mit einem „Achtung, Achtung, hier ist der Ultrakurzwellensender Berlin-Witzleben. Das Reichspostzentralamt überträgt Versuchssendungen aus dem Fernsehlaboratorium der Reichpost […]“ das Programm ankündigt.[4]

Nachkriegszeit

1960, anläßlich des 25. Jubiläums ihrer ersten Ansage, stellte sie sich in einer Erinnerungssendung des „Senders Freies Berlin“ (SFB), indirekter Nachfolger des Reichssenders Berlin, noch einmal den Zuschauern im Fernsehen vor.

Eine 1912 geborene „Ursula Beutel“ war später Lehrerin in Frankfurt am Main und war 1976/77 Bundesvorsitzende des Verbandes alleinerziehender Mütter und Väter e. V. (VAMV). Ob es sich um ein und dieselbe Person handelt, ist unbestätigt. Gesichert ist nur, daß Ursula Patzschke-Beutel noch 1993 Englischunterricht von Kenneth Marion Johnson, einem ehemaligen Besatzersoldaten in Deutschland und Dozent für Englisch an der Universität Frankfurt, erhielt. Noch 1995 gab sie dem „Spiegel“ ein Interview.

Fußnoten

  1. Irene Koss war seit November 1950 die erste Fernsehansagerin der BRD.
  2. Die 22jährige Schauspielerin und Tänzerin Ursula Patzschke wurde am 1. November 1934 als Fernsehsprecherin engagiert. Eingestellt wurde sie als „Postfachverkäuferin“.
  3. TV total – Schwarze Lippen, grüne Lider, Der Spiegel, 1. August 1995
  4. Das Lächeln der Nation, Deutsche Gesellschaft für Post- und Telekommunikationsgeschichte e. V. (archiviert)