Vaterland (Roman)

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Titelbild einer deutschen Ausgabe.

Vaterland (Originaltitel Fatherland) ist ein alternativhistorischer Kriminalroman von Robert Harris aus dem Jahre 1992 und spielt im Jahre 1964 in einem nationalsozialistischen Europa, das von Deutschland beherrscht wird. Ort der Handlung ist die Reichshauptstadt Berlin.

Der Roman basiert auf antideutscher Propaganda über angebliche nationalsozialistische Pläne des deutschen Vaterlandes zur Umstrukturierung Europas und einer damit verbundenen Germanisierung großer Teile Osteuropas.

Situation

Europa 1964 in Harris Roman: Ein bis zum Ural reichendes „Großdeutsches Reich“ dominiert Europa.

Im Gegensatz zur richtigen Geschichte verlief in dem Roman ab 1942 die Geschichte anders. Deutschland ging im Zweiten Weltkrieg als Sieger hervor. Frankreich ist besetzt, in Großbritannien besteht eine NS-freundliche Regierung, die Sowjetunion ist ein Restreich jenseits des Urals zusammengeschrumpft und der deutsche Machtbereich reicht bis weit nach Osteuropa. Mit der Entwicklung der V3-Interkontinentalrakate ist es dem Großdeutschen Reich möglich, anglo-amerikanische Städte bei Bedarf zu bombardieren, die Vereinigten Staaten hingegen haben die Atombombe, was zu einem Kalten Krieg zwischen den zwei verbliebenen Supermächten geführt hat, der 1964 immer noch anhält. Der angekündigte Besuch des VS-Präsidenten Joseph Kennedy zum Führertag verspricht jedoch eine politische Verbesserung.

Berlin, in welchem der Roman spielt, entspricht in seiner Gestaltung dem Gesamtbauplan für die Reichshauptstadt. Der (in der Realität) in den 1960er Jahren aufgekommene Propagandabegriff „Welthauptstadt Germania“ wird von Harris nicht verwendet, im gesamten Roman über wird von Berlin gesprochen.

Teile des Nachkriegs-Europas sind in Form einer Union aus zwölf Einzelstaaten organisiert, das Europäische Parlament hat seinen Sitz in Berlin.

Die Schweiz ist nicht Bestandteil des nationalsozialistischen Machtbereiches.

Handlung

Der Kripo-Sturmbannführer Xavier März soll einen Mord aufklären. In der Havel wird die Leiche eines Parteibonzen gefunden, der auch zu den Gründungsmitgliedern der NSDAP gehört. Sehr schnell schaltet sich jedoch die Gestapo ein, die die Unterlagen zu dem Fall übernimmt, was März verdächtig vorkommt. Bei seinen weiteren Ermittlungen stößt er zusammen mit der VS-amerikanischen Journalistin Charlie Maguire, die ebenso an dem Fall interessiert ist, darauf, daß der Mord nur einer in einer ganzen Reihe ist und jemand gezielt versucht, Personen zu beseitigen, die 1942 an der Wannsee-Konferenz beteiligt waren. Sie finden heraus, daß die europäischen Juden nicht wie behauptet umgesiedelt, sondern in Vernichtungslagern im Osten vergast und eingeäschert wurden. März beschließt daraufhin, die Dokumente in das Ausland zu schaffen, um der Welt dieses Verbrechen publik zu machen. Da sie aber verfolgt werden, trennen sie sich: Charlie soll versuchen, verkleidet einen Flug in die Schweiz zu bekommen und von dort aus die Unterlagen in die VSA bringen. März hingegen soll die Verfolger auf seine Spur führen, er fährt in das Gebiet des ehemaligen Polens und sucht dort nach Überresten der Vernichtungslager, welche er auch findet. Somit hat er Gewißheit, daß er keiner Fälschung aufgesessen ist, sondern wirklich Millionen Menschen während des Krieges vernichtet wurden. Kurz darauf wird März von seinen Verfolgern gestellt. Man ruft ihm zu, daß er stehen bleiben soll, doch stattdessen zieht März seine Pistole. Der Roman läßt offen, ob es Charlie gelungen ist, die Dokumente in die Schweiz zu schaffen.

Darstellung

Das Buch folgt der staatlich festgesetzten Geschichte, nach der die angebliche Pläne der Nationalsozialisten zur Germanisierung Osteuropas sowie der vollständigen physischen Auslöschung der Juden („Holocaust“) in Europa umgesetzt wurden. Dem Inhalt nach ist der Massenmord am jüdischen Volke jedoch in Deutschland kaum bekannt, das Volk glaubt, daß man diese Menschen lediglich umsiedelte, nur einige wenige Leute wissen die wahren Begebenheiten. Ob es möglich wäre, ein Verbrechen in diesem Ausmaß zu vertuschen, ist an sich unklar und eher unwahrscheinlich. Daß es zu einer Germanisierung Osteuropas gekommen wäre, ist ebenso unwahrscheinlich, da dieser Vorstellung vielmehr auf deutschfeindlicher Propaganda über angebliche deutsche Annexionsbestrebungen, die bereits seit dem Ersten Weltkriege verbreitet wurden, basiert.

Genre

Harris' Roman ist als Kriminalroman konzipiert, besitzt jedoch auch deutlich Dystopie-Züge, so lassen sich etwa Vergleiche mit George Orwells Roman „1984“ ziehen. In beiden System ist die Hauptfigur ein Funktionär im bestehenden System, welchem Zweifel am System kommen. Beide werden am Ende vom System gebrochen.

Fehler

An einer Stelle im Roman wird die Oder als die natürliche Grenze zwischen Deutschland und dem (inzwischen nicht mehr existierenden) Polen bezeichnet:

The Oder: Germany's natural frontier with Poland. Except there was no longer any frontier; there was no Poland.

Dies ist historisch betrachtet vollkommen falsch, da die Oder erst durch die Vertreibung nach dem zweiten Weltkrieg die deutsch-polnische Siedlungsgrenze wurde. Diese ist auch nicht natürlich, sondern durch Gewalt entstanden. Es ist unklar, aus welchem Grund Harris dies schrieb. An geschichtlicher Unkenntnis kann es nicht liegen, läßt sich März doch in einer Stelle im Roman genau die Teilung Polens 1939 und die Germanisierung des Warthegaus beschreiben.

Veröffentlichung in Deutschland

Die Originalausgabe erschien 1992 bei Hutchinson in London. In der Bundesrepublik Deutschland lehnten viele Verlagshäuser den im englischsprachigen Raum bereits erfolgreichen Roman ab. Schließlich veröffentlichte der Schweizer Haffmans Verlag das Buch 1992 in deutscher Sprache; die Übersetzung ist von Hanswilhelm Haefs. 1996 wurde der Roman vom Heyne-Verlag auch in der BRD veröffentlicht und wurde auch dort ein Verkaufsschlager.

Kritiken

  • „Harris versteht, gut und spannend zu schreiben. Es kommt alles vor: Verbrechen, Verschwörungen, Vertuschung, Irreführung, Gewalt und Liebe. Harris kann den Historiker nicht verleugnen - so würzt er seine Geschichte mit historischen Dokumenten.“ (Die Zeit)

Verfilmung

Der Roman wurde im Jahr 1994 unter der Regie von Christopher Menaul und mit Rutger Hauer in der Hauptrolle unter dem gleichen Titel verfilmt, wich dabei jedoch – besonders am Ende – von Harris’ Romanvorlage ab. Während im Roman die Holocaust-Unterlagen ins Ausland geschafft werden und der Roman somit offen bleibt, werden die Unterlagen dem VS-Präsidenten während eines Besuches in Berlin übergeben, woraufhin dieser sich zur sofortigen Abreise entschließt. Im Film wird in der Schlußszene auch gesagt, daß nach dem Publikwerden des Holocausts eine Allianz zwischen den VSA und dem Großdeutschen Reich verhindert wurde, womit letzteres schließlich zusammenbrach. Man sieht am Ende auch März an Folge seinen Verletzungen sterben.

Sonstiges

  • In der Originalfassung trägt März den Nachnamen March, da dieser aber englisch und nicht deutsch ist, was unpassend erschien, deutschte man den Nachnamen des Protagonisten für die deutsche Ausgabe ein. Aufgrund der Tatsache, daß es seltsam erscheinen mag, daß ein britischer Autor einen englischen Namen für eine deutsche Figur vergibt, ist anzunehmen, daß March nicht als englischer Name für Marz gedacht war, sondern mit Marsch zu übersetzen ist, womit vom Autor ein klassisches antideutsches Klischee bedient worden wäre.

Titelgestaltung

Englischsprachige Ausgaben

Deutsche Ausgaben

Siehe auch: