Vatikanstadt

Aus Metapedia
(Weitergeleitet von Vatikanstaat)
Wechseln zu: Navigation, Suche
Staat Vatikanstadt
Basisdaten
Vatikan Flagge.png
Flagge
Vatikan Wappen.png
Wappen
Staatsform: Absolute Wahlmonarchie
Hauptstadt: Vatikanstadt
Fläche: 0,44 km²
Einwohner: 829 Ew.
(Juli 2010)
Politik
Staatsoberhaupt:
Regierungschef:
  • Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin (seit 2013)

Der Staat Vatikanstadt ist der kleinste anerkannte Staat. Sein Staatsgebiet befindet sich seit den Lateranverträgen von 1929 im Westen Roms um den Vatikan und beträgt 440.000 Quadratmeter. Der römisch-katholische Vatikan ist politisch eine absolute Wahlmonarchie, die vom Papst vertreten wird, der von Kardinälen gewählt wird.

Petersplatz

Der Fall Emanuela Orlandi

Ein spektakuläres Verbrechen, das sich innerhalb des Vatikanstaats ereignete, ist das Verschwinden des Mädchens Emanuela Orlandi 1983. Ihr Vater Ercole Orlandi arbeitete als Bediensteter der Präfektur des Päpstlichen Hauses (Hofdiener des Papstes). Sie kehrte am Abend des 22. Juni 1983 nicht nach Hause zurück und blieb bis heute verschwunden, trotz großer massenmedialer Suchaktionen sogleich nach ihrem Verschwinden (in die auch Papst Johannes Paul II. eingriff). Die auf Ermittlungen beruhenden Theorien über den Fall, reichen von einem einfachen Ausreißerinnenfall – sie habe als Avon-Verkäuferin arbeiten wollen und sei deshalb entwichen –, über die Annahme, sie sei entführt worden, um gegen den Papst-Attentäter Mehmet Ali Ağca ausgetauscht zu werden, bis hin zu Hinweisen darauf, daß sie Opfer pädosexueller organisierter Banden geworden sei, die Verbindungen zu hohen Vatikankreisen hätten. Da der Vatikan eine Monarchie nach eigenem Gesetz ist, sind die Ermittlungsbehörden auf „leaks“ angewiesen, also auf Dokumente, die Vatikanbedienstete an die Öffentlichkeit tragen. Mehrere dieser Dokumente haben verstörende Fakten ans Licht gebracht, die jedoch den Fall nicht lösen konnten.[1]

Verschwörung und Fall Williamson

Der Vatikan vermutet eine Verschwörung gegen sich und Richard Williamson. Ein Interview im schwedischen Fernsehen brachte die Aufsehen um Richard Williamson ins Rollen – und den Vatikan ins Wanken. War es ein unglücklicher Zufall, daß die Aufhebung der Exkommunikation Williamsons so unglücklich mit der Ausstrahlung des Interviews zusammenfiel? Von einer Verschwörung gegen den Vatikan wird in Rom gemunkelt. Die mutmaßlichen Drahtzieher sollen zwei lesbische, kirchenfeindliche, französische Journalistinnen sein. Der „Spiegel“- Redakteur Peter Wensierski veröffentlichte die entscheidenden Sätze des Bischof Williamson aus dem Interview mit dem schwedischen Fernsehen bereits am 19. Januar 2009 – also ehe das Interview im schwedischen Fernsehen gesendet wurde und einen weltweiten Protest-Sturm auslöste. „‚Der Spiegel‘ lag eine Woche mit dem Bericht vorne,“ so Wensierski. „Die katholische Nachrichtenagentur hat unseren Bericht aufgenommen, Radio Vatikan hat über unseren Bericht geschrieben und auch gesendet, und die Regensburger Staatsanwaltschaft hatte Vorermittlungen aufgenommen. All das war bekannt.“

Ein französisch-lesbisch-freimaurerisches Komplott

Die Aufhebung der Exkommunikation Williamsons wäre noch zu stoppen gewesen. Statt dessen zirkulierte nach der Katastrophe im Vatikan eine interne Dokumentation, die suggeriert, das Interview mit Williamson sei von zwei lesbischen französischen, den Freimaurern zugeneigten Journalistinnen eingefädelt worden: Caroline Fourest und ihrer Freundin Fiammetta Venner. „Der Vatikan hat die Quelle aller seiner Probleme gefunden: ein französisch-lesbisch-freimaurerisches Komplott“, sagt die Journalistin Caroline Fourest.

Dem Geist der Pius-Bruderschaft und anderer traditionalistischer Kirchenströmungen geht Caroline Fourest seit Jahren auf den Grund. Die Soziologie-Professorin hat sich dafür in den französischen Medien einen Namen gemacht. Ihre Bücher analysieren Gemeinsamkeiten fundamentalistischen Denkens in der christlichen, jüdischen und mohammedanischen Religion.

Unter Kennern bekannt

Papst Franz

„Die Aufhebung der Exkommunikation dieser vier Bischöfe, die jahrelangen Konzessionen gegenüber fundamentalistischen Strömungen und die Reaktion Benedikt VI. auf die jetzige Affäre zeigen eine volle Regression“, so Fourest. „Es geht nicht auf Vatikan III zu, sondern auf Vatikan minus eins. Da liegt der Kern des Problems.“ Caroline Fourest beschreibt den Widerstand der Pius-Bruderschaft gegen die Reformen des Zweiten Vatikanischen Konzils seit ihrer Gründung durch den später exkommunizierten Erzbischof Marcel Lefebvre. Die Exkommunikation seines Nachfolgers Bernard Fellay wurde jetzt vom Papst aufgehoben. „Man hätte auch Monsignore Fellay interviewen können, der Vatikan II für das Konzil des Teufels und seine Reformen für das AIDS der Kirche hält“, so Fourest.

Die Pariser Kirche Saint-Nicolas-du Chardonnet war jahrelang eine Bastion der Pius-Bruderschaft. Hier gab es Priester, die mit dem Nationalisten Le Pen sympathisierten oder von der „Diktatur der Juden in Frankreich“ redeten. All das berichten Caroline Fourest und Fiametta Venner in ihrem neuen Buch, das im September 2008 erschien. Damals begann das schwedische Fernsehen, eine Dokumentation über die Pius-Bruderschaft zu drehen, und bat die Autorinnen um ein Interview. „Sie kamen im November, und da ich im Ausland war, gab Fiametta das Interview“, sagt Fourest. „Als der Journalist sie fragte, welchen katholischen Traditionalisten von der Pius-Bruderschaft er als Beispiel interviewen könne, nannte Fiammetta Venner ihm mehrere Namen und bestätigte ihm in der Tat, daß Monsignore Williamson zumindest unter Kennern der Materie für seine Äußerungen über die Shoa bekannt sei.“

Sünde an Unbescheidenheit

Und so kam es, daß Richard Williamson vom schwedischen Fernsehen interviewt wurde. Als Sendedatum war der 21. Januar 2009 vorgesehen. Daß im Vatikan genau an diesem Tag Kardinal Battista Re die Exkommunikation Williamsons aufheben würde, konnte damals niemand wissen. „Ehrlich, ich wäre stolz, Ihnen zu verkünden, daß ich nicht nur das geistige Profil der vier Bischöfe besser kannte als der Papst, sondern sogar seinen Terminkalender“, sagt Fourest. „Diese Sünde an Unbescheidenheit würde ich gern vor Ihnen begehen.“ Caroline Fourest glaubt, daß sie und ihre Freundin nun als Sündenböcke herhalten sollen. Zumal die beiden im Vatikan wenig Freunde haben dürften.

Beide arbeiten für die satirische Zeitschrift „Charlie Hebdo“, die neulich auf ihrem Titelblatt die Angst des Teufels und des lieben Gotts vor Skribenten karikierte und die wenig Rücksicht auf religiöse Gefühle nimmt. „Das Verletzen religiöser Gefühle hat die Welt vorangebracht“, so Fourest. „Sie wurden Privatsache, und die Trennung von Staat befreit die Religion von politischer Instrumentalisierung.“ Trotz solcher Ansichten hätte der Vatikan die Kritik der beiden Frauen an der Pius-Bruderschaft ernst nehmen sollen, um sich ein Desaster zu ersparen. „Grundsätzlich hat die katholische Kirche ein Problem damit, wenn Medien kritisch über sie berichten“, so Peter Wensierski. „Da ist zunächst einmal Abwehr, statt hinzugehen und zu sagen: Müssen wir darauf reagieren? Müssen wir was anders machen?“ Eine Antwort könnte sein: Zum Beispiel kein Komplott gegen den Vatikan zu vermuten, wenn zwei Frauen die Kirche gern von der Pius-Bruderschaft befreit sähen.[2]

Zitat

  • Zwei Dinge sind im Vatikan schwer zu bekommen: Ehrlichkeit und eine Tasse Kaffee“ — Papst Johannes Paul I. (1978).

Literatur

Verweise

Fußnoten