Vernichtungslager Aussig-Lerchenfeld (13. November 1945)

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Das Viertel Lerchenfeld weist zu Beginn des 21.Jahrhunderts vornehmlich als ehemalige Mietskasernen einzustufende Bauten auf. Spuren eines Lagers lassen sich nicht mehr auffinden.

Zu den Folterungen und Morden am 13. November 1945 im Vernichtungslager Aussig-Lerchenfeld liegen zwei Augenzeugenberichte vor, einer vom Überlebenden Ernst Schober und einer von einem weiteren Lagerinsassen, Heinrich Michel.

Vernichtungslager Aussig-Lerchenfeld

Prügeleien am 13. November 1945

Heinrich Michel berichtete, wie anläßlich des Entweichens zweier Kameraden Block 8 um halb acht morgens anzutreten hatte, um bis 11 Uhr ununterbrochen Kniebeuge und Liegestütze zu machen. Dabei wurden die zum größten Teil älteren Männer mit Zaunlatten geschlagen, u. a. vom Lagerkommandanten Vrša. Durch den Lagerarzt Dr. Tauber wurde ihm später mitgeteilt, neun Personen seien dieser Turnveranstaltung zum Opfer gefallen. Es habe zudem fast 20 Verletzte gegeben.

Ernst Schober gab zu Protokoll, daß die geflüchteten Deutschen Insassen von Block 5 und Block 13 waren. Beide Mannschaften hatten anzutreten und wurden in kleineren Gruppen ununterbrochen gejagt.

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Ich erinnere mich noch, daß eine hysterische Tschechin mit einer Flinte bewaffnet auf die Männer sprang, die sich hinlegen mußten. Sie stampfte mit ihren Stiefeln auf die Köpfe und stand auf einem Deutsche so lange, bis er in einem tiefen Pfütze ertrunken war. Im Laufe dieses Tages kamen noch vier weitere Deutsche um..

– Emil Franzl, Die Vertreibung, Seite 243

Die Zahl der Lagerinsassen

Aus dem Augenzeugenbericht Schobers geht zudem hervor, daß bei einer Hinrichtung eines Sudetendeutschen aus Nollendorf, entweder im späten Sommer oder im gerade angefangenen Herbst, etwa 2.000 Männer und 1.000 Frauen zuzuschauen hatten. Die Zahl der Lagerinsassen läßt sich deswegen zu dieser Zeit auf mindestens 3.000 ansetzen, unter ihnen befand sich mindestens ein Drittel Frauen. Diese Zahlen sollten mit Gegebenheiten aus dem Buch Karl Dürrschmidts verglichen werden, ermöglicht doch dieser ehemalige egerländische Napolaschüler seinem Leserpublikum einen Einblick in die derzeitigen Verhältnisse im Konzentrationslager Tschemoschna. Dort wurde er im Herbst 1945 in das Barackenbau-Kommando einbezogen und war als 15jähriger mitbeteiligt an der Fertigstellung dieser Unterkünfte. Er vermittelt Einzelheiten zu den Baracken, der Zahl und Größe der Buden und deren zahlenmäßigen Belegung.

In diesem Zusammenhang könnte die Mitteilung des Lagerinsassen Schobers aus Aussig, daß die Blöcke 5 und 13 am 13. November 1945 bestraft wurden, auf die Existenz von dreizehn oder eben mehr Baracken im Lager Lerchenfeld hindeuten. Wären die Baracken in Aussig und in Tschemoschna zahlenmäßig gleichermaßen belegt, dann könnte dieser Umstand nicht nur behilflich sein, die genaue Anzahl der Aussiger Lagerinsassen zu bestimmen, es wäre dies zudem ein neuer Hinweis auf eine einheitliche, also geplante Vertreibung bzw. Vernichtung der Sudetendeutschen seitens gewisser Ebenen der tschechischen Verwaltung zu Anfang deren zweiter Annektierung des Sudetenlandes[1].

Wechselsärge

Zum Schluß seiner Aussagen beschreibt der Zeuge Ernst Schober den Hunger im Lager Lerchenfeld im ausgehenden Jahr 1945, und weist er das Verwenden von sogenannten Wechselsärgen nach.

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In den folgenden Wochen hielt der Hunger im Lager furchtbare Ernte. Die Toten konnten nicht mehr einzeln begraben werden. Sie wurden in Särge gelegt, die dann auf dem Friedhof entleert und wieder ins Lager zurückgebracht wurden..

– Emil Franzl, Die Vertreibung, Seite 243

Problematisch bei der Spurensuche nach eventuellen Massengräbern ist der Umstand, daß im neuesten Jahrhundert das zwischen der Schwenkestraße und Schäferbergstraße geliegene Aussiger Friedhofsgelände bebaut worden ist. Zu vergleichen gilt es in diesem Bereich der auf einer Karte von Aussig aus dem Jahr 1936 im Abschnitt G 5-6 gezeigte Zustand mit der auf einem zu Beginn des 21. Jahrhunderts verfaßten tschechischsprachigen Stadtplan im Abschnitt E 7 vorgeführten Lage. Dabei verunglimpft letztere Karte eines deutschen Verlages vollständig die ursprünglichen sprachlichen Verhältnissen, und somit die angestammten Einwohner dieser Stadt. Daß dagegen seitens der zur Zeit in Berlin amtierenden Regierung nicht eingeschritten wird, ist als weiterer Beleg der geistigen Gesinnung, und damit verknüpften Selbstdarstellung, dieser von der Westalliierten installierten BRD-Angestelltenschaft und ihrer durchschnittlichen Untertanen anzusehen.

Kartenverzeichnis

  • Freytag und Berndt, Stadtplan „Ústí nad Labem, Okolí Ústí nad Labem“, Maßstab 1:15.000 und 1:100.000, ISBN 978-80-7224-054-8

Literatur

  • Emil Franzl, „Die Vertreibung, Sudetenland 1945–1946“, Aufstieg Verlag, Landshut 1967, ISBN 3-7612-0149-4

Verweise

Fußnoten

  1. Im Bericht des Überlebenden Heinrich Michel ist von 3.500 Insassen im Oktober 1945 die Rede. Dabei wurden zur Zeit Lagerinsassen aus Lerchenfeld in das KZ Schöbritz überstellt, in dem sie selber ihre Baracken zu errichten hatten. Es gilt auch hier, den vorliegenden Augenzeugenbericht mit den Aussagen Karl Dürrschmidts zu vergleichen, wird doch in seiner besagten Autobiographie von Lagerinsassen aus Neudek und Elbogen geredet, die im Oktober 1945 in das KZ Tschemoschna umgelagert wurden und dort für den Bau der zum Teil eigenen Baracken verantwörtlich waren. Der geneigte Leser könnte den Eindruck bekommen, genannte Überstellungen seien fast gleichzeitig durchgeführt worden und mögen einem Gesamtüberstellungsplan tschechischer Behörden zugehört haben. Solche weiteren Hinweise auf einem planmäßigen, strukturierten Verlauf der sudetendeutschen Vertreibung sind jedoch weiterhin zu untersuchen und mit Belegen zu versehen.