Wagner, Josef

Aus Metapedia
Wechseln zu: Navigation, Suche
Der katholische Gauleiter und Preußischer Staatsrat Dr. rer. pol. Dr. h. c. Josef Wagner (1899–1945); Gauleiter Josef Wagner erläßt am 11. Juli 1934 folgende eindringliche Warnung:

„Nationalsozialisten! Ich habe festgestellt, daß dunkle Elemente im gesamten Gaugebiet unverantwortliche Parolen verbreiten. Gewisse Cliquen glauben, durch die Ausbreitung von Verdächtigungen, Verleumdungen und trüben Redereien Verwirrung stiften zu können. An der Planmäßigkeit des Treibens bestehen keinerlei Zweifel. Ich erwarte von jedem Parteigenossen, daß er allerorts in entschiedenster Weise den Gerüchtemachern entgegentritt und diese sofort der Polizei übergibt. Außerdem hat unmittelbar Meldung unter genauester Angabe des Sachverhaltes an die Gauleitung zu erfolgen. Parteigenossen, zugegriffen! Wer sich unserem Marsch in die Zukunft entgegenstellen will, wird hinweggefegt.“
Unterschrift- Josef Wagner.jpg

Josef Wagner (zuweilen auch Joseph; Lebensrune.png 12. Januar 1899 in Algringen, Kreis Diedenhofen in Reichsland Elsaß-Lothringen; Todesrune.png ermordet 2. Mai 1945 in Berlin oder im KL Sachsenhausen) war ein deutscher Lehrer und Politikwissenschaftler, seit 1928 NSDAP-Gauleiter des Gaues Westfalen-Süd und ab Januar 1935 auch des Gaues Schlesien sowie Staatssekretär, Mitglied des Reichstages, Oberpräsident Reichskommissar für die Preisbildung und Reichsverteidigungskommissar für Schlesien im Zweiten Weltkrieg.

Leben

Dr. Albert Vögler, Adolf Hitler, Dr. Walter Borbet sowie Begleitarzt Dr. Karl Brandt am Rande einer Veranstaltung mit Gauleiter Josef Wagner, 1935
Josef Wagner, Gauleiter des Gaus Westfalen-Süd, beim Kreistag der NSDAP in Bochum vom 4. bis 6. Juni 1937.
Reichspreiskommissar Dr. Josef Wagner
Adolf Hitler und Gauleiter Josef Wagner
„Der Kampf um die Macht im Staate“
„Hochschule für Politik der N.S.D.A.P. – Ein Leitfaden“
„Nationalsozialistische Deutsche Zeitenwende“

Kurzchronologie

  • Lehrerseminar in Wittlich, ab 1913
  • Kriegsdienst im Heer (Einberufung), 1917–1918
    • als Regiments-Adjutant lernte er den Kompanieführer Leutnant der Reserve (Honorarprofessor für Betriebswirtschaftslehre Dr. phil., zuletzt Major der Wehrmacht) Emil Louis Gerstner (1887–1944) kennen, mit dem er später eng befreundet war. Im Dezember 1944 erlag Gerstner im Heimatlazarett einer schweren Kriegsverwundung.
  • Schwere Kriegsverwundung, Mai 1918
  • Französische Kriegsgefangenschaft (fünf Fluchtversuche)
  • Nach dem sechsten geglückten Fluchtversuch nach Deutschland zurückgekehrt, August 1919
  • Nach Abschluß der Lehrerausbildung wegen fehlender beruflicher Chancen Finanzbeamter in Fulda, ab Oktober 1920
  • Beim „Bochumer Verein“ tätig, ab März 1921
  • NSDAP-Mitglied (Mitgliedsnummer 16.951) und Funktionär im Ruhrgebiet, 1922
  • Gründer und Leiter der Bochumer NSDAP-Ortsgruppe, 1923
  • NSDAP-Bezirksleiter in Bochum, 1927
  • Lehrer an der Volksschule Horst/Emscher, ab April 1927
    • November 1927 aus politischen Gründen entlassen
  • Mitglied des Reichstages, Mai 1928 bis 10. Dezember 1941
    • 4. bis 11. Wahlperiode, Reichswahlvorschlag bzw. Wahlkreis 18 Westfalen Süd, 10. Dezember 1941 Niederlegung des Mandats
  • Gauleiter im Gau Ruhr, 1929 bis Dezember 1930
  • Gauleiter in Westfalen-Süd, Januar 1931 bis 9. November 1941
    • 1930 Gründer der nationalsozialistischen Wochenzeitung „Westfalenwacht“
    • 1931 Gründer der Tageszeitung „Rote Erde“ (Groß-Bochumer Nachrichten)
    • 1932 Gründung der Hochschule für Politik der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei Westfalen-Süd in Bochum
      • Wagner wurde der erste politische Leiter; wissenschaftlicher Leiter der Hochschule war Dr. Friedrich Alfred Beck, Ministerialrat im Preußischen Ministerium für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung.
  • Mitglied des Westfälischen Provinziallandtags (Wahlkreis Bochum), 1933
    • 1934 bis 1942 Mitglied des Westfälischen Provinzialrats (1940 amtsenthoben, 1942 ausgeschlossen)
  • Preußischer Staatsrat und Vizepräsident des Preußischen Staatsrates, 1933
  • Dr. jur. h. c. der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster für seinen „Beitrag zur politischen und kulturellen Rettung Deutschlands“, 20. April 1933[1][2]
  • Promotion zum Dr. rer. pol. an der Universität München, 1934
  • Gauleiter in Schlesien, Dezember 1934 / Januar 1935 bis Januar 1941 (in Personalunion gleichzeitig Gauleiter Westfalen-Süd)
    • Sein Stellvertreter in Schlesien, Fritz Bracht, sowie der dortige Höhere SS- und Polizeiführer, Udo von Woyrsch, intrigierten gegen ihn und bereiteten ab 1939 seinen Sturz vor.
  • Kommissarisch mit der Verwaltung der Stelle des Oberpräsidenten der Provinz Niederschlesien in Breslau beauftragt, zugleich mit der Wahrnehmung der Geschäfte des Oberpräsidenten der Provinz Oberschlesien in Oppeln beauftragt, Dezember 1934
  • Oberpräsident der Provinzen Nieder- und Oberschlesien, 12. Juni 1935 bis März 1938 (am 1. April 1938 in Provinz Schlesien umbenannt)
    • Der schlesische Gauleiter und Oberpräsident Helmuth Brückner wurde wegen „parteischädigenden Verhaltens“ abberufen, eine späte Nachwirkung des „Röhmputsches“. Nachfolger in beiden Ämtern wurde Dr. Wagner (Westfalen-Süd).
  • Reichskommissar für die Preisbildung beim „Beauftragten des Führers für den Vierjahresplan“ (als SA-Gruppenführer), 29. Oktober 1936 bis 10. Dezember 1941
  • SA-Obergruppenführer, 9. November 1937
  • Oberpräsident der Provinz Schlesien, 1. April 1938 bis 27. Januar 1941
  • Reichsverteidigungskommissar des Wehrkreises VII (Schlesien), September 1939 bis Januar 1941
  • Staatssekretär, 15. Januar 1941
  • Befreiung von der Mitgliedschaft in der Reichsschrifttumskammer (Befreiungsschein), 17. April 1941
  • Ausschluß aus der NSDAP durch Adolf Hitler trotz eines anders lautenden Urteils des Obersten Parteigerichts, 12. Oktober 1942
    • Hitler wollte Wagner mit ungekürzten Ansprüchen in Pension schicken, ihn aber ­jedenfalls aus der ­Partei ausgeschlossen haben. Weder der oberste Parteirichter Walter Buch noch die beisitzenden Gauleiter hielten einen Parteiausschluß jedoch für rechtens. Hitler weigerte sich, den Gerichtsspruch anzuerkennen und setzte Wagners Ausschluß durch. Hitler zu Reichsschatzmeister Schwarz:
„Leiten Sie die Pensionierung Wagners in die Wege. Ich wünsche nicht, daß Wagner seine Dienste für die Partei umsonst geleistet hat, sie soll [Anm.: die Pension] nach dem Ableben Wagners auch seiner Frau als Witwe zugutekommen.“

Familie und Erster Weltkrieg

Josef Wagner war trotz seines lothringischen Geburtsortes kein Lothringer. Sein Vater Nikolaus Wagner war rheinischer Bergmann und kam erst später in den lothringischen Bergbau, und seine Mutter stammte aus Hessen. Josef Wagner, der am 12. Januar 1899 in Algringen geboren wurde, war auch nicht mit den Gauleiter Adolf Wagner verwandt. Diese Vermutung wird immer wieder aufgestellt, da beide Gauleiter in der gleichen Stadt geboren wurden. Josef Wagner wollte Lehrer werden.

Nach achtjährigem Volksschulbesuch und nach drei Jahren Präparandenanstalt blieb er 1913 ein Jahr auf dem Lehrerseminar zu Wittlich. Dann – man schrieb das Kriegsjahr 1917 – wurde der Achtzehnjährige Soldat und kam an die Westfront zum Reserve-Infanterie-Regiment 65. Am 14. Mai 1918 wurde er schwer verwundet und von den Franzosen gefangengenommen. Er unternahm fünf Fluchtversuche und beim sechsten Mal endlich, im August 1919, glückte der Versuch über die Schweiz nach Deutschland.

Weimarer Republik

Zunächst versuchte Wagner dort wieder anzuknüpfen, wo er aufgehört hatte. Er ging auf das Lehrerseminar zu Fulda und legte im Herbst 1920 dort die erste Lehrerprüfung ab. Aber es wurden vorläufig keine Lehrer gebraucht. Und so mußte er Aushilfsbeschäftigungen am Finanzamt und in kaufmännischen Betrieben annehmen. Er ging schließlich ins Ruhrgebiet und wurde Hilfsarbeiter in Bochum. Eine große Industriefirma stellte ihn als Büroangestellten ein. Er erlebte den Einmarsch der Franzosen ins Ruhrgebiet und beteiligte sich, soweit er es konnte, an der Abwehr.

1923 gründete er bereits die erste Ortsgruppe der NSDAP in Bochum. Nach dem Verbot der NSDAP im Anschluß an den Marsch auf die Feldherrnhalle vom November 1923 war Wagner Bezirksleiter des Völkisch-Sozialen Blockes in Westfalen und dem Ruhrgebiet, um nach der Wiederzulassung und Neuorganisation der NSDAP ab 1925, als die Partei nach mehr als einjährigem Verbot neugegründet worden war, erneut mit einer kleinen Schar von Mitkämpfern für die Partei zur Verfügung zu stehen. Unter dem Namen Wagner-Bochum, zum Unterschied von den anderen Wagners der Partei, wurde er ihr bester Werber im Industriegebiet. In jeder freien Stunde war er unterwegs, war er Trommler und Organisator.

1927 wurde ihm zwar eine Stellung im Schuldienst übertragen, aber schon ein halbes Jahr später entließ man ihn als politischen „Fanatiker“. Adolf Hitler ernannte ihn zum Gauleiter von Westfalen und genau so, wie er in Bochum stadtbekannt war, ob seines scharfen Kampfes, wie er dort dem Marxismus eine empfindliche Schlappe beibrachte und dem Nationalsozialismus eine Festung eroberte, so wurde er allmählich in ganz Westfalen als der Statthalter des Führers bekannt, beliebt bei den Freunden, gefürchtet bei den Gegnern. Es verging kein Monat ohne Saalschlacht, kein Monat ohne Straßenkämpfe und Überfälle, und Ströme von Blut färbten das Pflaster der Straßen des westfälischen Industriegebiets, in dem der Marxismus den Nationalsozialismus nunmehr mit allen Gewalten des Terrors zu unterdrücken versuchte.

1928 war Josef Wagner einer von den zwölf Nationalsozialisten, die nun in den Deutschen Reichstag als eine kleine Gruppe einzogen und 1930 konnte er sich mit Stolz zu den 107 Braunhemden rechnen, die nun einen wichtigen Sektor des Reichstages besetzten und den Kampf auch in den Wallot-Bau trugen, in dem bisher die Parteien des Systems unter sich zu sein glaubten. Nach der Wahl von 1930 mußte schließlich der Gau Westfalen – den Wahlkreisen entsprechend – in zwei Gaue geteilt werden, in Westfalen-Nord und Westfalen-Süd, da die Partei in diesem Gebiet bereits für einen Gau zu groß geworden war. Josef Wagner behielt den Gau Westfalen-Süd, blieb in seiner Burg Bochum, die die Keimzelle dieses Gaues war.

Er gründete 1930 die nationalsozialistische Wochenzeitung „Westfalenwacht“, 1931 die Tageszeitung „Rote Erde“ und gründete 1932 die Hochschule für Politik der NSDAP Westfalen-Süd in Bochum, deren erster Leiter er wurde.

Drittes Reich

1935 wurde Wagner – seit September 1933 Preußischer Staatsrat – von Hitler zusätzlich zum Gauleiter in Schlesien ernannt. Er löste dort Helmuth Brückner ab. In Schlesien wurden ihm auch die entsprechenden staatlichen Ämter übertragen: Er wurde 1935 zum Oberpräsidenten für die preußische Provinz Niederschlesien in Breslau ernannt und nahm die Geschäfte des Oberpräsidenten für die Provinz Oberschlesien wahr. Nebenher promovierte ihn die Universität München 1934 mit einem staatswissenschaftlichen Thema („Die Reichsindexziffer der Lebenshaltungskosten“). Wagner wurde am 29. Oktober 1936 zum „Reichskommissar für die Preisbildung“ ernannt. Nach der Zusammenlegung der beiden schlesischen Provinzen war Wagner ab 1938 Oberpräsident der Provinz Schlesien in Breslau bis zu deren erneuter Teilung im Januar 1941. Seit Kriegsbeginn am 1. September 1939 war er Reichsverteidigungskommissar für Schlesien (Wehrkreis VIII).

Auf einer fachlichen Arbeitstagung am 9. November 1941, die das Führerkorps, die Reichsleiter und die Gauleiter im Führerbau am Königsplatz in München abhielten, verwies Adolf Hitler Josef Wagner des Raumes und setzte ihn als Gauleiter des Gaues Westfalen-Süd ab. Grund ist ein Brief von Frau Wagner an ihre Tochter, in dem sie sich gegen die Absicht ihrer Tochter ausspricht, einen Angehörigen der Leibstandarte zu heiraten, nicht zuletzt, weil dieser kein Mitglied der Kirche war. Dieser Brief war von dem derart Abgewiesenen über Himmler und Martin Bormann zu Adolf Hitler gelangt. Adolf Hitler beantragte am selben Tag ein ordentliches Parteigerichtsverfahren gegen Josef Wagner mit dem Ziel des Ausschlusses aus der Partei.

Am 6. Februar 1942 tagte unter Leitung des Obersten Parteirichters, Reichsleiter Walter Buch, das Oberste Parteigericht in München. Als Beisitzer fungierten die Gauleiter Carl Rover, Robert Wagner, Dr. Hellmuth und Rudolf Jordan. Das Parteigericht kam einstimmig zu dem Schluß, daß für den von Adolf Hitler geforderten Ausschluß aus der NSDAP keine hinreichende Begründung vorliege, und forderte lediglich die Aberkennung der Ämterfähigkeit. Entgegen dem Urteil des Parteigerichts schloß Adolf Hitler Josef Wagner dennoch aus der Partei aus.[3]

Während die Reichs- und Gauleiter noch im Führerbau zusammensaßen, erhielt Parteirichter Buch von Hitler den Auftrag, ein Parteiausschlußverfahren gegen Josef Wagner einzuleiten. Dieses fand im Februar 1942 im Dienstgebäude des Obersten Parteigerichts im München statt. Zu Beisitzern wurden unter anderem die Gauleiter Röver (Weser-Ems), Robert Wagner (Baden), Dr. Hellmuth (Mainfranken) und Jordan (Magdeburg-Anhalt) sowie der stellvertretende Gauleiter der Saarpfalz Ernst Ludwig Leyser bestellt. Wagner erschien in Zivil und war ganz in Gedanken versunken. Rudolf Jordan hatte vor Verhandlungsbeginn Gelegenheit, mit dem Delinquenten einige kurze Worte zu wechseln; Jordan: „Ich trat zu ihm hin und gab ihm die Hand. Noch war er nur angeklagt, noch war er nicht verurteilt. Das sollte ihm dieser stumme Handschlag sagen.“ Auch sein Oldenburger Gauleiterkollege Carl Röver drückte Wagner kameradschaftlich die Hand. Wagner wurde in der Verhandlung vorgeworfen, er habe seine Kinder auf eine Breslauer Klosterschule geschickt, während sie beim HJ-Dienst kaum zu sehen gewesen wären. Wagners Ehefrau habe überdies an den Papst geschrieben und vor diesem im Vatikan einen Kniefall vollführt. Josef Wagner verteidigte sich vor dem Parteigericht sehr geschickt mit dem Hinweis auf das im Parteiprogramm beschworene „positive Christentum“ der NSDAP. Von dem Brief seiner Frau habe er nichts gewußt. ­Weder Parteirichter Buch, noch die beisitzenden Gauleiter hielten einen Parteiausschluß für rechtens, lediglich die Aberkennung der Ämterfähigkeit wurde beschlossen. Hitler aber weigerte sich, den Gerichtsspruch anzuerkennen und setzte Wagners Ausschluß durch. Es ist bemerkenswert, daß Hitler gerade im Fall Wagner eine derart ungewöhnliche Härte walten ließ, konnte er sich doch sonst nur nach monatelangen Überlegungen dazu entschließen, einen verantwortlichen Mann von seinem Amt abzuberufen, zumal dann, wenn es sich um einen verdienten „alten Kämpfer“ seiner Bewegung handelte. Die Vorgänge um Helmuth Brückner, oder um die ebenfalls abgesetzten Gauleiter Karpenstein und Kube zeigen dies deutlich. Auch im Falle Ernst Röhm war es nicht anders gewesen. Und der Korruptionsvorwurf gegen den rabiaten Herausgeber des antisemitischen Stürmer und Gauleiter des Frankenlandes, Julius Streicher, war an Schwere viel bedeutender. Auch hatte Wagner den Führer zu keiner Zeit persönlich angegriffen oder herausgefordert. Es stellt sich also die Frage, ob er bei Josef Wagner nur aus einer Laune heraus nicht zu einem Kompromiß geneigt war oder er hier ein Exempel statuieren wollte.­[4]

Wagner lebte zunächst zurückgezogen wiederholt in Bochum. Nach dem Anschlag vom 20. Juli 1944 wurde er unter dem Verdacht der Mittäterschaft bei der „Aktion Gitter“ am 22. August 1944 verhaftet und in das Hausgefängnis der Gestapo-Zentrale in der Prinz-Albrecht-Straße in Berlin verbracht.

Am 12. Oktober 1942 wurde der Parteiausschluß Josef Wagners rechtskräftig, und bereits am 21. November verfügte Hitler kategorisch, das Oberste Parteigericht habe sich künftig nicht mehr „nach formalrechtlichen Anschauungen, sondern nach der politischen Notwendigkeit der Bewegung zu richten“. Inzwischen hatte sich Wagner in eine bescheidene Wohnung nach Berlin zurückgezogen. Botschafter von Hassel hat berichtet, Wagner habe auch nach seiner Entlassung den Kontakt zu dem preußischen Finanzminister Popitz und Generaloberst Beck aufrechterhalten und auch die enge Verbindung zu Männern wie Eugen Gerstenmaier und Adam von Trott zu Solz gesucht. Nach dem 20. Juli 1944 soll Wagners Name sowie der des Gauleiters Bürckel in den Listen von Admiral Canaris aufgetaucht sein, in der die Personen aufgelistet waren, die nach einem erfolgreichen Putsch hohe zivile Ämter in der neuen Regierung hätten übernehmen sollen. ­Die Berichte über Wagners Leben nach seiner Absetzung sowie die Umstände seines Todes könnten widersprüchlicher kaum sein. Angeblich soll Hermann Göring Wagner mit einer Tätigkeit im Siedlungswerk der Skoda-Werke im Reichsprotektorat Böhmen und Mähren betraut haben. Ab Oktober 1943 wurde Wagner auf persönliche Veranlassung Himmlers von der Gestapo überwacht und nach dem Attentatsversuch auf Hitler am 20. Juli 1944 verhaftet und in das Berliner Gestapogefängnis verbracht. Möglicherweise hing dies mit Wagners Kontakten zu seinem ehemaligen Referenten während seiner Tätigkeit als Reichspreiskommissar zusammen. Es handelte sich hierbei um Peter Yorck von Wartenburg, einem Mitbeteiligten am Komplott gegen Hitler. Angeblich soll Wagners Ehefrau ihren Mann unter einer großen Anzahl Erschossener im Reichssicherheitshauptamt identifiziert haben. Der ehemalige Reichsbankpräsident Hjalmar Schacht hat bezeugt, daß er noch im Februar 1945 mit Wagner im Potsdamer Gefängnis gesprochen habe. Danach ist er vermutlich in das Konzentrationslager Sachsenhausen eingeliefert worden. Der stellvertretende Gauleiter der Saarpfalz, Leyser, sagte aus, Wagner sei wahrscheinlich am 22. April 1945 dort umgebracht worden. Zu vermuten ist jedoch eher, daß er von der Roten Armee liquidiert wurde. Wagners Gauleiterkollege Hartmann Lauterbacher verbreitete noch eine andere Version der Dinge: „Wagner wurde nicht, wie die Legende behauptet, hingerichtet oder in ein Konzentrationslager gesperrt, sondern nach Mecklenburg in einen kleinen Ort verbannt.“ Und Hans Speidel schließlich, einst Rommels Generalstabschef während der Invasionsschlacht und zeitweilig zusammen mit Wagner inhaftiert, berichtete: „Am 13. Februar [1945, W. B.] wurden meine Mithäftlinge … und ich nach Wittenberg zurücktransportiert. Nur Gauleiter Josef Wagner blieb zurück. Wir werden nie seinen Gesichtsausdruck vergessen, wie ihn dieser Schlag, die sichere Aussicht auf ein furchtbares Los, traf. Kurz darauf wurde er gehängt, ein Mann, der aus seiner religiösen Überzeugung heraus Unrecht nicht hingenommen hatte.“ Es ist heute so gut wie unmöglich, die ganze Wahrheit über das Schicksal Josef Wagners zu erfahren; zu verworren waren die Geschehnisse in der Endphase des Dritten Reiches. Die Erinnerung an Josef Wagner aber wurde innerhalb der NSDAP schnell ausgelöscht, wie zuvor bereits in den Fällen Röhm und Heß. Wagners Name wurde aus allen Büchern getilgt und verschwand von allen Straßenschildern im Deutschen Reich.

Tod

Den meisten Meldung zufolge gehörte Wagner zu den letzten sieben überlebenden Häftlingen des Gestapo-Hausgefängnisses und wurde am Morgen des 2. Mai 1945 zusammen mit den anderen Häftlingen von Soldaten der Roten Armee erschossen. Es gibt aber auch Darstellungen, die angeben, er wäre, nachdem die bolschewistischen Invasoren aus dem Osten ihn identifiziert hatten, im KL Sachsenhausen erschossen wurde:

Hjalmar Schacht, der 1945 im Potsdamer Gefängnis mit Josef Wagner sprechen kann, gibt den letzten gesicherten Hinweis auf Wagners Aufenthalt. Es gibt keinen Beweis, daß Josef Wagner in den letzten Tagen des Krieges, wie verschiedene Quellen melden, durch die Gestapo [bzw. SS] erschossen wurde. Wahrscheinlich wurde Josef Wagner am 2. Mai 1945 bei der ‚Befreiung‘ des Konzentrationslagers Sachsenhausen, in dem er inhaftiert war, durch Soldaten der Roten Armee erschossen.“[5]

Auszeichnungen und Ehrungen (Auszug)

In seinem früheren Gau Westfalen-Süd erhielten die nach ihm benannte Straßen, Plätze und Schulen neue Bezeichnungen, allerdings oftmals erst über ein Jahr nach seiner Absetzung. So wurde z. B. in Castrop-Rauxel noch im April 1943 eine Josef-Wagner-Schule in Richard-Wagner-Schule umbenannt, was jedoch keinesfalls in Pressemeldungen bekanntgegeben werden durfte. In der südwestfälischen Kleinstadt Altena, deren Ehrenbürger Wagner seit 1933 war, erlosch diese Ehrung vor 1945 stillschweigend.

Schriften (Auswahl)

  • Der Kampf um die Macht im Staate, 1930
  • Hochschule für Politik der N.S.D.A.P. – Ein Leitfaden (gemeinsam mit Friedrich Alfred Beck), J. F. Lehmanns Verlag, München 1933
  • Nationalsozialistische Deutsche Zeitenwende, Armanen-Verlag, Leipzig 1934
  • Die Reichsindexziffer der Lebenshaltungskosten. Ein Beitrag zu ihrer Reform (Dissertation 1934), Würzburg 1935
  • Die Preispolitik im Vierjahresplan, Jena 1938
  • Gesunde Preispolitik, Dortmund 1938
  • Kampf und Sieg. Geschichte der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei im Gau Westfalen-Süd von den Anfängen bis zur Machtübernahme, (zusammen mit Friedrich Alfred Beck), Westfalen-Verlag, Dortmund 1938

Literatur

Fußnoten

  1. Günter Brakelmann: Peter Yorck von Wartenburg, C. H. Beck, 2012, S. 75
  2. Helmut Heiber: Die Kapitulation der Hohen Schulen, Band 1: „Das Jahr 1933 und seine Themen“, Walter de Gruyter GmbH & Co KG, 2019, S. 55
  3. vgl.: Karl Höffkes: „HpG. Die Gauleiter des Dritten Reiches“, Grabert-Verlag Tübingen
  4. Werner Bräuninger: Josef Wagner – Der Sturz des katholischen Gauleiters, Neue Ordnung, Jahrgang 2010
  5. Karl Höffkes: „HpG. Die Gauleiter des Dritten Reiches“, Grabert-Verlag Tübingen, 2. Auflage 1997, S. 373