Waldgänger

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Waldgänger – erhabener Freigeist und Edelmann auf der einsamen Suche (Waldeinsamkeit) nach Seelenadel, Hochsinn und Heil.

Ein Waldgänger ist ein Mensch, der sich gedanklich unabhängig von der umgebenden Gesellschaft hält und, wie im Deutschen Freiheitskampf vorgemacht, zum Widerstand[1] fähig ist, falls die Gesellschaft an Dekadenz und seelischer Verkommenheit erkrankt und der jeweilige Staat ein verbrecherischer ist oder wird. Der Begriff wurde von Ernst Jünger in seinem Werk „Der Waldgang“ geprägt. Der Waldgänger gilt als Pendant des von Friedrich Nietzsche beschriebenen Hyperboreers.

Erläuterung

Der „Wald“ markiert dabei nicht immer einen konkreten äußeren Ort, sondern ist vorwiegend ein metaphysisches Bild für die einsame „Begegnung mit dem eigenen Ich“. Es geht also nicht darum, sich als Eremit der Welt abzuwenden, sondern in sich selbst die Gesetze des eigenen Handelns aufzusuchen:

„Menschliche Größe muß immer wieder erkämpft werden. Sie siegt, indem sie den Angriff des Gemeinen in der eigenen Brust bezwingt. Hier ruht die wahre historische Substanz, in der Begegnung des Menschen mit sich selbst, das heißt: mit seiner göttlichen Macht.“[2]

Jünger war 1951 nicht bereit, den Sieg der Alliierten als einen „Sieg der Freiheit“ aufzufassen. In seinem Text zielt er auf die Tendenz des ganzen Zeitalters, den Einzelnen zu unterjochen. Dieser versklavte Mensch müsse sich von den an ihn herangetragenen Zumutungen befreien. Die durchgehende Überwachung und Drangsalierung lasse nur ausweichende Wege zu, die in den „Wald“ führten und den Blicken entzogen seien.[3] Dennoch gilt dabei für Jünger:

„Der Widerstand des Waldgängers ist absolut, er kennt keine Neutralität, keinen Pardon, keine Festungshaft. Er erwartet nicht, daß der Feind Argumente gelten läßt, geschweige denn ritterlich verfährt.“

Der „Waldgänger“ ist weder Quietist (völlige Aufgabe des eigenen Ichs) noch Fatalist (an die unabänderliche Vorsehung glaubend); so erfindungsreich er ist, den kollektiven Mächten auszuweichen, so aktiv ist er doch, ihnen Abbruch zu tun. Man hat ihn zuweilen einen geistigen Partisanen genannt, der seinen Krieg gegen den Kollektivismus auf eigene Faust, Gefahr und Verantwortung führe. Er will vor keinen Tatsachen kapitulieren, er ist der Aufständische, der Rebell in Permanenz. Er ist der europäische Intellektuelle, der seine letzte Zuflucht nur noch in der Verwegenheit findet, sich in jedem Augenblick aufs Spiel zu setzen. Indem er dies tut, ist er Mann des Widerstandes. Als Mann des Widerstandes ist er der Beschirmer des Wesentlichen und Eigentlichen, der ewigen Werte, der unvergänglichen Substanz, des Urgrundes, dem das Echte und Belebende entsteigt. Die kollektive Macht ist demgegenüber die Verfolgerin und Verderberin aller Schätze menschlicher Tiefe; sie verflacht den Menschen zu einem verödeten Schablonen-, Normen- und Maschinenwesen. In der „Einsamkeit des Waldes“ rettet der Waldgänger nicht nur diese hohen menschlichen Güter; er verteidigt sie, und im Bewußtsein seiner Sendung verlernt er die Angst vor dem Leviathan (Seeungeheuer der jüdisch-christlichen Mythologie), der erbarmungslos alles zertreten möchte, was nonkonformistisch ist. [4]

Die große Frage, die an den Waldgänger gerichtet werden muß, ist die, ob er eine politische Alternative darstellt oder lediglich den Rückzug kultiviert.[3] Dieser innere Konflikt wird am besten von dem französischen Waldgänger und Märtyrer Dominique Venner in seinem Abschiedsbrief verdeutlicht:

„Wir kommen in eine Zeit, in der die Worte durch Taten beglaubigt werden müssen.“

Zitate

  • „Waldgänger ist also jener, der ein ursprüngliches Verhältnis zur Freiheit besitzt, das sich, zeitlich gesehen, darin äußert, daß er dem Automatismus sich zu widersetzen und dessen ethische Konsequenz, den Fatalismus, nicht zu ziehen gedenkt."Ernst Jünger: Der Waldgang, 1951
  • „Der Wald allein läßt uns Kulturmenschen noch den Traum einer von der Polizeiaufsicht unberührten persönlichen Freiheit genießen.“Wilhelm Heinrich von Riehl, Verfechter der „germanischen Waldfreiheit“

Siehe auch

Literatur

Jünger-Ausgaben
  • Der Waldgang, Klostermann, Frankfurt a. M. 1951
  • Der Waldgang, in: Sämtliche Werke. Band 7. Essays I, S. 281–375 Klett-Cotta, Stuttgart 1980, ISBN 3-608-93477-4
  • Der Waldgang, Hörbuch (ungekürzt), Edition Apollon 2011, ISBN 978-3-941940-08-6
Sekundärliteratur
  • Helmuth Kiesel: Ernst Jünger. Die Biographie, Siedler, München (2007), ISBN 3-886-80852-1
  • Steffen Martus: Ernst Jünger. Stuttgart, Weimar (2001), ISBN 3-476-10333-1
  • Heinz Ludwig Arnold: Krieger, Waldgänger, Anarch. Versuch über Ernst Jünger, Wallstein Verlag GmbH (1990), ISBN 978-3892440154

Fußnoten

  1. Ein „Nein“ an einer Hauswand kann als Provokation oder Aufruf bereits reichen. Oder ein bloßes „W“ für Waldgänger oder Widerstand. Wenn Gewalt nötig wird, führt er einen Partisanenkrieg mit Anschlägen und Sabotagen. „Er kann selbst Heere lähmen, wie man es an der Napoleonischen Armee in Spanien gesehen hat“ (Der Waldgang, S. 353)
  2. Vgl. Der Waldgang, S. 55
  3. 3,0 3,1 IfS – Berliner Termine: Europadebatte und Waldganglektüre
  4. Der Waldgang von Ernst Niekisch, aus: Sezession (Zeitschrift) 22, Februar 2008