Heinlein, Walter

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Walter Heinlein (Lebensrune.png 21. September 1919 in Bamberg; Todesrune.png 4. Mai 2014 ebenda) war ein deutscher Offizier der Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg und Architekt.

Leben

Walter Heinlein machte Abitur und absolvierte dann den Reichsarbeitsdienst, bevor er mit dem Berufsziel „Offizier“ in die Wehrmacht eintrat.

„Die Zeit meiner Kindheit war geprägt vom politischen Machtwechsel in Deutschland. Und damit gab es auch in meinem jungen Leben wesentliche Veränderungen. Vom Mitglied beim evangelischen Bibelkreis ging es nahtlos ins Jungvolk über und dann in die Hitlerjugend. Schon beim Bibelkreis hatten wir Geländeübungen und Feldlager durchgeführt. Wir waren Kinder unserer Zeit und wurden systematisch nationalsozialistisch erzogen. Wir hatten alle den Traum, die „Schande von Versailles“ auszubügeln. Deshalb wollte ich auch Berufsoffizier werden. Mir hat es immer Spaß gemacht, Verantwortung zu übernehmen und Menschen zu führen. Ich war in der Flieger-HJ und machte sogar Reisen ins Ausland, bis nach Bulgarien kamen wir einmal. Ursprünglich wollte ich Pilot bei der Luftwaffe werden. Doch dann bekam ich eine Brille, und damit gab es keine Chance mehr, Flieger zu werden.“

Zweiter Weltkrieg

Walter Heinlein rückte am 15. September 1939 als Fahnenjunker in das Panzer-Artillerie-Regiment 74 der 2. Panzer-Division ein und nahm 1940 am Frankreichfeldzug teil. 1941 wurde er zum Leutnant befördert und koordinierte als Vorgeschobener Beobachter (VB) die Feuerleitung seiner Batterie im Balkan- und Griechenlandfeldzug.

Im Rußlandfeldzug gehörte er zur zweiten Welle und wurde zunächst auch hier als VB und Adjutant eingesetzt. 1943 wurde er Oberleutnant und Chef einer Batterie Panzerhaubitzen „Wespe“ (Sonder-Kfz 124) in Rußland. Er bewährte sich mit ihr in der Panzerschlacht von Kursk und den Rückzugskämpfen bis ins Jahr 1944 hinein. Im Juni 1944 erfolgte die vorzeitige Beförderung zum Hauptmann.

„Als wir kurz vor der Invasion 1944 in Frankreich lagen, meldete sich eine Französin bei mir und beschwerte sich, daß ihr einer meiner Männer ein Huhn gestohlen hätte. Ich bestrafte den Mann und bezahlte das Huhn. Zu diesem Zeitpunkt konnte man in Frankreich noch fast alles kaufen. Selbst Hummer und Austern waren kein Problem.“

Als Führer der II. Abteilung nahm Heinlein mit seinem Regiment an der Ardennenoffensive teil und geriet am 30. Dezember 1944 zunächst in britische und dann in VS-amerikanische Kriegsgefangenschaft, aus der er am 20. September 1945 entlassen wurde.

Hauptmann a. D. Walter Heinlein beim „Treffen der Generationen“ am 10. April 2010 in Kirchheim
„Bei der Gefangennahme durch englische Fallschirmjäger am 30. Dezember 1944 glaubten wir drei Mann, ein Leutnant, ein Unteroffizier und ich, gut weggekommen zu sein, galten die Engländer doch als unsere humansten Gegner. Weit gefehlt! Man führte uns in einen nahegelegenen Ort. Ein deutschsprechender Offizier riß mir die Orden herunter und zwang mich, mich bis auf die Unterhose auszuziehen. Dann hielt er mir seine Pistole in den Nacken und verlangte von mir, Auskunft über unser Angriffsziel zu geben. Als ich dies verweigerte, schrie er mich an und erklärte, er werde mich von einem Panzer überrollen lassen, falls ich nicht aussagen würde. Immer wieder sagte er mir, daß Soldaten von uns bei Malmedy US-Amerikaner gefangen und erschossen hätten. Dafür würde er uns jetzt bestrafen. Schnee lag auf der Straße, und es war sehr kalt. Ich wurde gezwungen, mich auf die Straße zu legen. Ein Jeep fuhr so nah an mich heran, daß der Reifen mich in den Oberarm zwickte. Ich beantwortete die Fragen trotzdem nicht. Ich durfte mich anziehen. Dann bekamen der Leutnant und ich jeder eine Schaufel in die Hand und man zwang uns nach einem kurzen Fuß marsch, begleitet von einem Trupp bewaffneter Soldaten, jeweils eine Grube in Größe eines Grabes auszuheben. Wir hätten ja beim Arbeitsdienst das Schaufeln gelernt, lachten die Bewacher. Zur Probe mußten wir uns dann in die Gruben legen. Wir wurden wieder nach dem Angriffsziel gefragt. Abermals weigerten wir uns, und wir mußten uns wieder in die Gruben legen. Hinter uns hatten die Engländer ein Maschinengewehr aufgebaut. Ich lag mit dem Gesicht nach unten, man befahl mir, die Brille abzunehmen. Anschließend zerbrach man meine Erkennungsmarke – wie bei einem Gefallenen. In der Ferne hörten wir ein paar Schüsse. Das sei der Unteroffizier gewesen. Es war ganz erstaunlich, daß ich keinerlei Todesangst verspürte, nur mein bisheriges Leben zog blitzartig an mir vorbei. Ich war völlig machtlos und mußte alles über mich ergehen lassen. Noch einmal die Frage. Keine Antwort. Dann schossen sie einen kurzen Feuerstoß über uns hinweg und wir durften wieder aus dem Erdloch heraus. Auch dem Unteroffizier war nichts passiert. Diese Scheinhinrichtung war das schrecklichste für mich, auch wenn es viele andere Situationen gab – von auf mich zufliegenden Granaten, über einen mich verfolgenden T 34 bis hin zu unvermittelt auftauchenden Gegnern, denen ich nur mit einem Quentchen Glück entkam.“

Hauptmann Heinlein wurde sechsmal verwundet und wurde für seinen heldenhaften Einsatz zweimal zur Verleihung des Ritterkreuzes des Eisernen Kreuzes vorgeschlagen, welches ihm aufgrund der Gefangenschaft nicht mehr verliehen werden konnte.

Nachkriegszeit

Walter Heinlein absolvierte zunächst eine Zimmermannslehre und studierte dann Architektur in Stuttgart, danach arbeitete er als freischaffender Architekt.

„Ich war und bin vor allem erschüttert über die Behandlung ehemaliger Offiziere in Deutschland. Wir hatten alles gegeben, in gutem Glauben, und in Bayern ließen sie mich nicht einmal studieren. Ich mußte deshalb zum Studium nach Stuttgart. Als die Bundeswehr gegründet wurde, machte man mir das Angebot, wieder als Offizier zu dienen. Aber ich wollte keine Vorgesetzten mehr. Zu sehr hatte ich mich an meine Selbständigkeit als Architekt gewöhnt.“

Heinlein war in Veteranenverbänden organisiert, u. a. in der Ordensgemeinschaft der Ritterkreuzträger e. V. Er war auch 1985 Gründungsmitglied und später Ehrenvorsitzender des humanitären Vereines „Hilfe in Not e. V.“, ehemals Afghanistan-Komitee Bamberg.

Tod

Hauptmann a. D. Dipl. Ing. Architekt Walter Heinlein, der zuletzt verwitwet war, hatte mehrere Söhne und Enkel. Er starb am 4. Mai 2014 in seinem Heimatort.

Auszeichnungen (Auszug)

Literatur

  • Ingo Möbius: Walter Heinlein – Vom Fahnenjunker zum Abteilungsführer, 2007, ISBN 978-3-00-021151-5

Verweise