Wasser hat Balken

Aus Metapedia
Wechseln zu: Navigation, Suche

DOKUMENTATION

Filmdaten
Originaltitel: Wasser hat Balken
Produktionsland: Deutsches Reich
Erscheinungsjahr: 1933
Laufzeit: 43 Minuten
Sprache: Deutsch
Produktionsfirma: Universum-Film AG
IMDb: deueng
Stab
Regie: Wilhelm Prager
Musik: Clemens Schmalstich
Ton: Heinz Orlich
Kamera: Kurt Stanke
Walter Frentz
Werner Hundhausen
Wilhelm Lehne
Clemens Jansen
Herstellungsleitung: Nicholas Kaufmann
Darsteller: Ernst Fritz Fürbringer
Ursula Herking

Wasser hat Balken ist ein deutscher Kulturfilm von 1933.

Handlung

Quelle
Folgender Text ist eine Quellenwiedergabe. Unter Umständen können Rechtschreibfehler korrigiert oder kleinere inhaltliche Fehler kommentiert worden sein. Der Ursprung des Textes ist als Quellennachweis angegeben.

Haben Sie, verehrter Kinobesucher, der Sie vom bequemen Parkettplatz Ihres Lichtspieltheaters aus so manchen schönen Kulturfilm im Vorprogramm über die Leinwand ziehen sehen, wohl schon einmal bedacht, weiche Unsumme von Kenntnissen und emsiger Arbeit dazu gehört, um die Wunder der Natur, der Technik oder was es sonst an Wissenswertem auf unserem Planeten und um ihn herum geben mag, so auf den Filmstreifen zu bannen, daß an Stelle einer ermüdenden Schau ein unterhaltsames Instrument der Belehrung und Wissensbereicherung entsteht ? Seien wir ehrlich und geben wir zu, daß wir, die wit unsere Eintrittskarte doch zumeist lediglich Risen, um den und den mehr oder weniger spannenden Spielfilm kennenzulernen, zwar die interessante Wochenschau unbedingt vorher zu sehen verlangen, oft aber schon etwas ungeduldig werden, wenn dann noch der Titel eines Kulturfilms aufblendet, der das Wiedersehen mit unseren Filmlieblingen auf 15 bis 20 weitere Minuten verzögert, um uns über ein uns im Augenblick vielleicht gänzlich fernliegendes Wissensgebiet zu unterrichten.

Eben sooft aber haben wir es schon erlebt, daß das, was uns der Kulturfilm auf unterhaltende Weise lehrte, noch in dankbarer Erinnerung haftete, als die Eindrücke, die uns ein mittelmäßiger Spielfilm vermittelte, längst verblaßt waren. Und dann beschäftigte uns wie von selbst die Frage, wie wohl das Wunderwerk eines solchen Kulturfilms entstehen mag. Sehen wir uns einmal einen solchen Kulturfilm an, z. B. den jetzt zur Uraufführung gelangten Ufa-Kultur-Tonfilm „Wasser hat Balken“. Für diesen Film, der dem deutschen Binnenländer erstmalig einen wirklichkeitsgetreuen Einblick in die Wunderwelt einer „Stadt auf Reisen“, wie sie ein moderner Ozeandampfer darstellt, geben will, ist der Hapagdampfer „Hamburg“, auf Fahrt und während seiner jeweils viertägigen Liegezeit im Hamburger Hafen für den größten Teil der Aufnahmen zur Verfügung gestellt worden. Um die gewaltigen Proviantmengen, die ein derartiges Schiff für eine Reise (HamburgNew York und zurück) benötigt, anschaulich zu versinnbildlichen, wurde in langwieriger und mühevoller Kleinarbeit ein oberbayerisches Gebirgsdorf in der Graße einer Ortschaft von dreihundert Seelen modelliert. Das Fassungsvermögen von Haus und Hof dieses ganzen Dorfes entspricht den Vorratsmengen, die von der „Hamburg“ fur eine Reise an Bord genommen werden müssen, um den 1800 Personen auf der Überfahrt als Proviant zu dienen.

Das ließ sich im Film sehr eindrucksvoll durch Trickverfahren verdeutlichen, indem man nach und nach für jedes Dorfgebäude einen seiner Größe entsprechenden Vorratsstapel erscheinen ließ: z. B. hier einen Kistenberg, der 55.000 Kasten Bier birgt, dort einen Riesentank mit 1.400 Tonnen Wasser, hier ein Heer von prallen Kartoffelsäcken (115.000 Pfund), dort mächtige Buttermengen (6.000 Pfund) und so fort, 39.000 Pfund Südfrüchte, 32.500 Pfund Frischgemüse, 22.000 Pfund Gemüsekonserven, 10.000 Pfund Hülsenfrüchte, 40.000 Pfund Mehl, 9.000 Pfund Zucker, 3.500 Pfund Kaffee, 500 Pfund Schokolade, 200 Pfund Tee, Mengen von Wurst, Schinken, Frischfleisch, Fischen, der ausgiebigen Getränkeeindeckung nicht zu vergessen. Die Hauptschwierigkeiten ergaben sich beim Filmen an Bord, wo bei aller Weitläufigkeit der Decke doch jeder Raum genau berechnet und auf Fahrt seiner Bestimmung zugeführt ist, so daß sich eine Vorbereitung der Aufnahmen wie im Atelier durch Umräumen zwecks günstigster Ausnutzung der Lichtverhältnisse und dergleichen als unmöglich erwies.

So mußten sich Kameraleute und Beleuchter eben den gegebenen Verhältnissen anpassen und etwa in den knapp mannshohen Tunnel, der jede der beiden 75 Meter langen Schraubenwellen umgibt, förmlich hineinkriechen, wenn sie die Seele der Schiffsfortbewegung auf den Filmstreifen bannen wollten. Und wenn sie den Maschinenraum mit seien ungezählten aber nur in vollem Betriebe wirksamen technischen Wundern dem Kinobesucher nicht vorenthalten wollten, dann mußten sie eben noch nach anstrengender Tagesarbeit auf der Fahrt von Hamburg nach Cuxhaven von abends sieben bis nach drei Uhr bei einer Temperatur von 42 bis 46 Grad drehen und konnten sich nicht wie die Maschinisten alle vier Stunden ablösen lassen. Und wenn sie die schwindelnde Höhe der Deckaufbauten eindringlich zeigen wollten, dann durften sie sich nicht der Mühe verdrießen lassen, den die Decks verbindenden Schacht in der Höhe eines achtstöckigen Hauses im Laufe eines Tages einige dutzendmal herauf- und herunterzusteigen. Aber die Mühe lohnte sich. Natürlich wurde darauf gesehen, daß aller Komfort, mit dem solch ein stolzes Schiff mit Rücksicht auf die internationale Konkurrenz und das seefahrende Publikum aller Länder notwendigerweise ausgestattet sein muß, und alle technischen Wunder, die es birgt, nicht etwa als tote Schau, sondern in lebendiger, unterhaltender und humorgewürzter Weise vorgeführt werden, so daß je'dem, der den Film sieht, die Illusion einer Reise auf einem so schönen Schiff vermittelt wird.

Quelle: Filmwelt – Das Film- und Foto-Magazin, Nr. 17; 29. April 1934