Welserkolonie

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Zug der Welser nach Venezuela

Die Welserkolonie (auch: Welserland oder Klein-Venedig) war in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts eine deutsche Kolonie auf dem Gebiet im heutigen Venezuela, das von Kaiser Karl V. den Welsern übereignet wurde. 1529 kam Ambrosius Ehinger mit 281 Kolonisten nach Neu-Augsburg (Coro), der damaligen Provinzhauptstadt Venezuelas. Noch im gleichen Jahr wurde Neu-Nürnberg (Maracaibo) gegründet. 1546 fiel das Gebiet wieder unter die Oberhoheit Spaniens. 1577 kam das Land endgültig unter spanische Verwaltung.

Geschichte

Im Oktober 1528 erreichte eine von Ambrosius Ehinger (auch Dalfinger, Alfinger, Thalfinger) geführte Flotte die Insel Hispaniola. Mit 281 Kolonisten segelte Dalfinger weiter nach Venezuela. Im August 1529 machte er von Neu-Augsburg aus seine erste Expedition nach Westen zum Maracaibo-See. Dort kam es zu blutigen Schlachten mit den Eingeborenen, den Coquibacoa. Nach einem Sieg gründete er am 8. September 1529 Neu-Nürnberg. Fieberkrank kam Ambrosius Ehinger wieder in Neu-Augsburg an. Bevor er nach Hispaniola ging, um die Malaria-Krankheit auszukurieren, übergab er am 30. Juli 1530 seinem Stellvertreter die Vollmacht über Venezuela.

Der römisch-deutsche Kaiser Karl V., seit 1516 auch König von Spanien, konnte sich nur Mithilfe äußerst großzügiger Kredite der Augsburger Bankiers Fugger und Welser über Wasser halten. Beim Abstottern beschritt auch er teilweise unkonventionelle Wege. Er verfügte zwar über kein Bargeld, aber bekanntlich über ein Reich, in dem die Sonne niemals unterging. Also überschrieb er am 27. März 1528 durch einen Asiento (Kronvertrag) kurz entschlossen Venezuela ans Welser'sche Bankhaus, um sich so der Ratenzahlungen zu entledigen.

Über die Schätze, dem präkolumbischen Gold, welches schon zu dieser Zeit durch die Spanier in das Heilige Römische Reich gelangte, schrieb Albrecht Dürer, ursprünglich ein ausgebildeter Goldschmied, 1520 in Brüssel:[1]

„Ich sah die Dinge, die dem König aus dem neuen Goldland gebracht worden waren: Eine Sonne ganz aus Gold, einen ganzen Klafter breit. Ebenso einen Mond ganz aus Silber und genau so groß. Desgleichen allerlei Kuriositäten von ihren Waffen, Rüstungen und Geschossen, alles schöner anzusehen als manche Wunder. Diese Dinger waren so kostbar, daß man ihren Wert auf 100.000 Gulden schätzte. Ich habe in meinen ganzen Leben nichts gesehen, was mein Herz so erfreute wie diese Dinge. Denn ich sah dabei erstaunliche künstlerische Gegenstände und ich wunderte mich über die feine Erfindungsgabe der Menschen in diesen entfernten Ländern. Ja ich kann nicht genug Lobendes über die Dinge sagen, die ich vor mir hatte.“

Venezuela war damals ein noch weitgehend unerschlossenes Land der Neuen Welt, aber man hoffte, dort genau so viele Reichtümer wie im Norden durch die Spanier entdecken zu können. Deshalb wußten die Welser Kaufmänner und Bergbaufachleute nicht wirklich, auf was sie sich da eingelassen hatten. In der dünnen Luft der Hochebenen und dem höllischen Brodem der tropischen Urwälder sowie durch die ständigen Angriffe feindlicher Indios starben viele Deutsche. Den Eingeborenen fielen viele illustre Männer zum Opfer.

Im Jahre 1546 beanspruchte Karl V. dann das Gebiet plötzlich für Spanien, dessen schwankende Treue er wiederherstellen wollte, und gab die Ermordung von Philipp von Hutten und Bartholomäus Welser dem Jüngeren in Auftrag, da diese das Land bei ihrer vorherigen Erkundung auf der Suche nach dem „El Dorado“ rechtmäßig in deutschen Besitz genommen hatten.

Die spätere Lüge von einer angeblich nur zeitlich begrenzten Verpfändung des Gebietes[2] ebenso wie die üblichen Vorwürfe angeblicher deutscher Greueltaten[3] halten einer Überprüfung nicht stand und stellen sich allesamt als spätere spanische Fälschungen heraus.[4] Verschiedene Prozesse von Bartholomäus Welser dem Älteren gegen Karl V. konnten ihm dennoch nicht zu seinem Recht verhelfen so daß Deutschland wieder einmal der Verlierer vor der Geschichte blieb. Die ehemals reiche Kaufmannsfamilie der Welser verarmte, die deutsche Kolonie ging verloren. Spanien hatte sich auf Kosten Deutschlands saniert.

Mit der Ermordung von Huttens durch spanische Befehlshaber war die deutsche Herrschaft praktisch beendet. 1556 werden den Welsern in Venezuela dort alle Konzessionsrechte entzogen.

„So geht nach kaum 27 Jahren die erste deutsche überseeische Kolonie elend zu Grunde. Der günstige Augenblick, in Amerika festen Fuß zu fassen, war unwiederbringlich verloren.“

Gouverneure

Städte, Siedlungen und Orte der Welser-Kolonie

Die Gouverneure waren:

  • Ambrosius Ehinger als Statthalter und Generalkapitän/Feldhauptmann 1528–1530
    • anschließend versuchte Georg/Jörg Ehinger die Macht an sich zu reißen, wurde aber abgesetzt.
  • Johannes „Hans“ Seissenhofer von Key 1530 als Generalkapitän/Feldhauptmann und stellvertretender Gouverneur.
  • Bartholomeus Sayler als stellvertretender Gouverneur 1531–1533
  • Ambrosius Ehinger erneut 1533 (im selben Jahr im Kampf gefallen)
  • Nikolaus Federmann als Vizegouverneur mit der Vollmacht über das Welserland 1533–1535
  • Georg Hohermuth von Speyer als Statthalter und Generalkapitän/Feldhauptmann 1535–1540
  • Heinrich Remboldt (Bürgermeister von Neu-Augsburg) als stellvertretender Gouverneur 1540–1543
  • Philipp von Hutten (von 1540 bis 1546 Generalkapitän/Feldhauptmann der Provinz) Vizegouverneur mit der Vollmacht über das Welserland 1543–1544
  • Melchior Grübel (stellvertretender Bürgermeister von Neu-Augsburg) 1546 und 1557 (strittig)

Geschichtsforschung

Grundlegend für die Geschichte des Venezuela-Unternehmens ist die Arbeit von Konrad Haebler, der die Welser als „Pioniere deutscher kolonisatorischer Pläne“ wertete. Im Programmheft der Feierlichkeiten zum „Tag der Deutschen Kunst“ vom 8. bis 10. Juli 1938 in München war zu lesen:

„Kaum war die Welt in all ihren Weiten erkundet, da blühte schon der überseeische Handel. Die Welser zählten mit zu den ersten, die unserer Heimat die Schätze fremdländischer Erde erschlossen. Sie liehen dem Kaiser das Gold, rüsteten Schiffe für ihn und empfingen dafür Venezuela als Pfand. Sie lebten im Wohlstand wie Prinzen, hielten sich farbige Diener, seltene exotische Tiere und reiste in eigenen Kutschen und Sänften.“

Arnold Federmann schreibt 1938 in seinem Werk:

„Und wenn man den Zug Bolívars würdig eines Livius genannt hat, so verdiente erst recht der Zug Federmanns der Vergessenheit entrissen zu werden, der als erster das Innere Venezuelas durchzog und der – hätte man ihm mehr vertraut und mehr geholfen – wohl auch schon damals den Grund gelegt hätte zu einer Vereinigung von Venezuela und Columbien, dem Traum Bolívars.“

Literatur

  • Carl Klunzinger: Antheil der Deutschen an der Entdeckung von Südamerika, oder Abenteuer des A. Dalfinger und des N. Federmann, beider von Ulm, des G. Hohemut von Speier und des fränkischen Ritters P. von Hutten unter der Herrschaft der Welser von Augsburg in Venezuela (1857) (PDF-Datei)
  • Konrad Haebler: Kolonial-Unternehmungen der Fugger, Ehinger und Welser im 16. Jahrhundert, in: Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde 1892 (PDF-Datei)
  • Wilhelm Wintzer: Der Kampf um das Deutschtum – Die Deutschen im tropischen Amerika, Lebmann, München 1900
  • Die Welserzüge in Venezuela. Das erste deutsche überseeische Kolonial-Unternehmen im 16. Jahrhundert. in: „Beiträge zur Kolonialpolitik und Kolonialwirtschaft“ (1902), S. 297ff. (PDF-Datei)
  • Heinz Schaumwecker: Auf der Suche nach dem Goldland Eldorado. Ulmer Bürger und die Welserkolonie Venezuela, 1925
  • Erich Reimers: Die Welser landen in Venezuela – Das erste deutsche Kolonialunternehmen, W. Goldmann, Leipzig 1938
  • Arnold Federmann: Deutsche Konquistadoren in Südamerika, R. Hobbing, Berlin 1938
  • Gustav Faber: Deutsches Blut in fremder Erde. Lebensbilder großer Deutscher auf fünf Erdteilen, Junge Generation Verlag, Berlin 1939

Fußnoten

  1. Dort eröffnete Kaiser Karl V. gerade die erste Kunstausstellung noch während der Eroberung des Aztekenreiches durch Hernan Cortés.
  2. Die im übrigen bis heute Bestand hätte, da Spanien seitdem die damals gewährten Kredite bis heute (2015) nicht zurückgezahlt hat
  3. So sollen die Handvoll deutscher Kolonisatoren angeblich 4-5 Millionen (jedoch nicht 6 Millionen) Indianer ermordet haben
  4. vgl. hierzu: Die Welserzüge in Venezuela. Das erste deutsche überseeische Kolonial-Unternehmen im 16. Jahrhundert