Solf, Wilhelm

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Wirklicher Geheimer Rat Dr. phil. Dr. h. c. mult. Wilhelm Heinrich Solf, Kaiserlicher Staatssekretär des Reichskolonialamtes und des Auswärtigen Amtes a.D. sowie Botschafter im Ruhestand (i. R.) im Jahre 1932.

Wilhelm Heinrich Solf (Lebensrune.png 5. Oktober 1862 in Berlin; Todesrune.png 6. Februar 1936 ebenda) war ein deutscher Indologe, Orientalist, Jurist, Politiker, Staatsmann und Diplomat, seit dem 4. November 1911 Kolonialminister. Er war ab 1900 Gouverneur der deutschen Kolonie Deutsch-Samoa. Unter der Kanzlerschaft Max von Badens war er 1918 Staatssekretär des Auswärtigen und damit letzter kaiserlicher Außenminister. Im Dezember 1918 trat er zurück. Von 1920-1928 war er deutscher Botschafter in Japan. Er darf nicht mit dem Kolonialbeamten Hermann Solf (1860–1926),[1] Leiter der Kajenverwaltung in Tsingtau, verwechselt werden.

Leben

Wilhelm Solf 1904 als Gouverneur von Deutsch-Samoa; Nachdem er zuletzt Bezirksrichter in Deutsch-Ostafrika gewesen war, kam er nach West-Samoa, wo er Präsident des Munizipalrates von Apia und nach kurzer Zeit Gouverneur wurde. In dieser Stellung verblieb er bis zum Jahre 1911. Als dann im November 1911 der Staatssekretär des Reichskolonialamts Wilhelm Friedrich „Fritz“ Ferdinand Olof von Lindequist im Zusammenhang mit dem deutsch-französischen Kongovertrag zurücktrat, wurde Dr. Solf sein Nachfolger. Auch während des Ersten Krieges behielt er dieses Amt bei. Im Herbst 1914 begründete er „zur Pflege des Geistes vom 4. August“ die „Deutsche Gesellschaft 1914“.

Erzählungen über den Fernen Osten und im Besonderen über den indischen Subkontinent fesselten Wilhelm Solf. Er entschloß sich daher, Indologie zu studieren und schrieb sich an den Universitäten Berlin, Kiel, Halle und Göttingen ein. Er studierte orientalische Sprache und Rechtswissenschaften und trat 1888 in den Dienst des Auswärtigen Amts ein. Zuerst als Bezirksrichter in Deutsch-Ostafrika tätig, ging er anschließend als Gouverneur nach Samoa. In einem Brief formulierte Solf den Kern seiner Politik:

Alle Radikalmittel sind von Übel, Zeit und Güte und Gerechtigkeit sind die besten Regierungsmittel in Samoa. (Brief an Ernst Schmidt-Dargitz, 25.11.1901)

Deutsches Kolonial-Lexikon

Marta Richter (Mitte), Kammerjungfer der Botschafter-Gemahlin (1920 bis 1926), mit Otto Isao Solf und Hauspersonal in Japan um das Jahr 1926.
Bilder I
Bilder II
Dr. Solf auf der 1 Dollar Münze Samoas, 1980
„Solf, Wilhelm, Dr. phil., Staatssekretär des Reichs-Kolonialamts, geb. am 5. Okt. 1862 in Berlin, studierte Philologie, insbesondere Sanskrit. Trat nach 1885 bestandenem Doktorexamen in die Konsulatslaufbahn ein und war dem Generalkonsulat in Kalkutta zwei Jahre lang zugeteilt. 1890 schied er aus dem Konsulatsdienst aus, studierte Jura, war in Weimar Referendar und wurde 1896 Gerichtsassessor. Im gleichen Jahr in die Kolonialabteilung des Auswärtigen Amts einberufen, wurde S. Anfang 1898 nach Deutsch-Ostafrika entsandt, wo er als Bezirksrichter tätig war. Anfang 1899 übernahm er die Stellung des Präsidenten des Munizipalrats in Apia und wurde 1900 bei Übergang Samoas in deutschen Besitz zum Gouverneur dieses Schutzgebiets ernannt. In dieser Stellung verblieb S. bis 1911. Am 20. Dez.1911 wurde er zum Staatssekretär des Reichs-Kolonialamts unter Verleihung des Charakters als Wirklicher Geheimer Rat ernannt. Er bereiste 1912 Deutsch-Südwestafrika und Deutsch-Ostafrika, sowie die benachbarten englischen Kolonien, 1913 Kamerun, Togo und Nigerien.“[2]

Neue Deutsche Biographie

„Nach dem Besuch des Gymnasiums in Anklam (Pommern) und der Reifeprüfung 1881 in Mannheim studierte S. an verschiedenen Universitäten oriental. Sprachen (1885 Examen in ind. Philologie, Sanskrit u. Philos. in Halle). 1888 erfolgte der Eintritt in den Staatsdienst als Sekretär, zunächst am ksl. Generalkonsulat Kalkutta. Anschließend studierte S. Jura in Jena (1892 1. iur. Staatsexamen, Referendardienst in Weimar, Eisenach u. Jena, anschließend Assessor). 1896 trat er wieder in die Kolonialabteilung des Auswärtigen Amtes ein. Erfahrungen im|Auslandsdienst sammelte er 1898/99 als Bezirksrichter in Daressalam (Dt.-Ostafrika, heute Tansania) und 1899/1900 als Präsident der Munizipalität in Apia (Samoa). 1900–11 war er erster Gouverneur der Samoa-Inseln. Als Vertreter des aufgeklärten Kolonialismus betrieb er eine für die damalige Zeit gemäßigte und möglichst gewaltfreie Politik gegenüber der indigenen Bevölkerung. Er versuchte, die europ. Kultur und Staatsorganisation mit traditionellen Wert- und Glaubensvorstellungen zu verbinden, förderte eine begrenzte Selbstverwaltung der Samoaner, schützte ihre Sprache und wandte sich gegen die rücksichtslose Ausbeutung der Kolonie, blieb jedoch auf der Grundlage der strikten Rassentrennung. S. galt und gilt „unter allen dt. Kolonialbeamten unumstritten als der beste und intimste Kenner einheimischer Kulturen“ (Hiery). 1911–18 erhielt er als Nachfolger Friedrich v. Lindequists (1862–1945) die Leitung des Reichskolonialamtes. Als einziger Staatssekretär des RKA bereiste er alle vier Afrikakolonien (1912/13), um sich selbst ein Bild der Zustände vor Ort zu machen. Aufgrund seiner Erfahrungen aus Samoa verbot er die Mischehen und ordnete die Kinder aus solchen Ehen rechtlich den Müttern zu. Als Staatssekretär des Auswärtigen Amtes (Okt.-Dez. 1918) war S. 1918 maßgeblich an den Waffenstillstandsverhandlungen beteiligt. 1920–28 war S., seit 1919 Mitglied der DDP, dt. Botschafter in Tokio, wo er sich durch seine erfolgreichen Bemühungen um die Förderung der kulturellen Beziehungen mit Japan großes Ansehen erwarb.“[3]

Kabinett Max von Baden

Im Kabinett des Prinzen Max von Baden übernahm er nach dem Ersten Weltkrieg gegen Deutschland dann das Staatssekretariat des Äußern und behielt es bis zur Novemberrevolte auch bei. Die Solfiche Begabung zur Verständigung und zum internationalen Ausgleich hatte sich jedoch in den letzten Kriegswochen, als er zum letzten Außenminister der Monarchie im Kabinett Prinz Max von Badens ernannt worden war, so wenig entfalten können, wie die Friedensbemühungen des Reichskanzlers. Er übersandte am 10. November 1918 eine Note über den VS-amerikanischen Staatssekretär Lansingan an den VS-amerikanischen Präsidenten Woodrow Wilson über den Verrat an Deutschland mit folgendem Inhalt:

„Herr Staatssekretär. Überzeugt von der Gemeinsamkeit der demokratischen Ziele und Ideale hat sich die deutsche Regierung an den Herrn Präsidenten der Vereinigten Staaten mit der Bitte gewandt, den Frieden wiederherzustellen. Dieser Friede sollte den Grundsätzen entsprechen, zu denen Präsident Wilson sich stets bekannt hat. Er sollte eine gerechte Lösung aller strittigen Fragen und eine dauernde Versöhnung der Völker zum Zwecke haben. Der Präsident hat ferner erklärt, daß er nicht mit dem deutschen Volke Krieg führen und es in seiner friedlichen Entwicklung nicht behindern wolle. Die deutsche Regierung hat die Bedingungen für den Waffenstillstand erhalten. Nach einer Blockade von 50 Monaten würden diese Bedingungen, insbesondere die Abgabe der Verkehrsmittel und die Unterhaltung der Besatzungstruppen bei gleichzeitiger Fortdauer der Blockade, die Ernährungslage Deutschlands zu einer Verzweifelten gestalten und den Hungertod von Millionen Männern, Frauen und Kindern bedeuten. Wir mußten die Bedingungen annehmen. Wir machen aber den Präsidenten Wilson feierlich und ernst darauf aufmerksam, daß die Durchführung der Bedingungen im deutschen Volke das Gegenteil der Gesinnung erzeugen muß, die eine Voraussetzung für den Neuaufbau der Völkergemeinschaft bilden und einen dauerhaften Rechtsfrieden verbürgt. Das deutsche Volk wendet sich daher in letzter Stunde nochmals an den Präsidenten mit der Bitte, auf eine Milderung der vernichtenden Bedingungen bei den alliierten Mächten hinzuwirken.“[4]

Botschafter in Japan

Wilhelm Solf wurde von Reichspräsident Ebert zum Geschäftsträger in Tokio bestellt und nach Ankunft im August des Jahres ab Dezember 1920 zum Botschafter ernannt. Nachdem Deutschland seiner überseeischen Besitzungen beraubt worden war, gab es keine unmittelbaren Interessengegensätze mit Japan mehr. Deutsche Politik wurde in London, Paris und Washington gemacht. Durch den japanischen Vorstoß nach China und das Auftreten der Sowjetunion als Nachfolger auch der asiatischen Politik der russischen Kaiser, entwickelte sich Tokyo aber allmählich zu einer „Wetterwarte^ der internationalen Politik, zu deren Beobachtung sowohl Solfs politische Grundsätze wie auch seine humanistischen Ideale und sein Verständnis für fremde Kulturen entscheidende Voraussetzungen darstellten. Die politische Lage, die Solf in Tokio vorfand, schien zunächst kaum Aussicht auf raschen Erfolg des ersten deutschen Nachkriegsbotschafters zu bieten. Am 7. Februar 1921 berichtet er nach Berlin:

„Nach allem, was ich von älteren Residenten Tokyos höre, hat das Leben und Treiben im hiesigen diplomatischen Corps sich gegen die Vorkriegszeit zu Ungunsten der gesellschaftlichen Beziehungen seiner einzelnen Mitglieder untereinander verändert. Die Gründe sind verschiedener Art: Einmal verbieten die Teurungs-Verhältnisse den Aufwand, der mit der Veranstaltung von Diners, Bällen und den hier üblichen Gartenfesten verbunden ist. Die Valuta fast aller hier akkreditierten Staaten ist schlechter als die japanische. In der Hauptsache hat aber der Krieg das Zusammenleben der diplomatischen Vertretungen beeinträchtigt und noch mehr der Friedensvertrag! Es herrscht eine Atmosphäre des Mißtrauens, die trennend wirkt und harmloser Geselligkeit und freiem Gedankenaustausch eiserne Riegel vorschiebt. Die Engländer verkehren unter sich, ebenso die Amerikaner und zwischen ihnen bestehen keine herzlichen Beziehungen. Der Franzose lebt ganz zurückgezogen. Der Italiener, kaum angekommen und plötzlich wieder abberufen, hat überhaupt keine eigene Wohnung bezogen. Die Vertreter der kleineren Staaten blicken nach den mächtigeren Kollegen und richten sich mit ihren Sympathien und Antipathien nach ihnen. So habe ich selbst und die übrigen Mitglieder der Botschaft wenig Verkehr im diplomatischen Corps. Einmal war ich beim englischen Botschafter eingeladen und er bei mir. Einigen Umgang haben wir mit dem holländischen Gesandten. Auch der Schweizer Gesandte besucht mich ab und zu. Wenn ich die einzelnen Mitglieder des diplomatischen Corps unter vier Augen treffe, sind sie freundlich bis zur Liebenswürdigkeit. Bei den wenigen offiziellen Funktionen aber bei Hofe sind sie äußerst korrekt und halten sich von mir fern. Der russische Botschafter kommt öfter zum Tee zu meiner Frau und ist als Doyen entgegenkommend und manchmal auch mitteilsam. Der spielt aber gar keine Rolle, ist auch persönlich nicht besonders geachtet und kommt wohl mehr aus Langeweile zu mir.“

Mit Geduld, Festigkeit, Liebenswürdigkeit und der Bereitschaft zuzuhören gelang es Dr. Solf jedoch, die abgebrochenen Brücken zwischen Deutschen und den Vertretern der Entente-Mächte in Tokioo wieder aufzubauen. Eine wesentliche Rolle hierbei spielten seine schnell gewonnenen japanischen Freunde, die, wie er bereits am 26. November 1920 berichtete, „den Mitgliedern der Botschaft ihre Gastfreundschaft in einem Maße bezeigen, wie das nach Angabe der älteren Mitglieder der Botschaft vor dem Krieg nicht der Fall gewesen ist.“

Solf hatte vor seinem Jurastudium Sanskrit studiert und mit einer Arbeit über altindische Liebeslyrik promoviert. Er betrachtete die japanische Kulturgeschichte mit den Augen des Indologen und entdeckte Zusammenhänge, die dem Wissenschaftler verborgen blieben, der sich ausschließlich mit der Geistesgeschichte des ostasiatischen Raumes befaßt hatte. In den bildnerischen Erzeugnissen des japanischen Buddhismus erkannte er das gesamte Pantheon des Hinduismus wieder und verfolgte den Weg vieler ritueller Bräuche von ihrem Ursprung in Indien bis nach Japan. In einem Vortrag über „Mahayana. The spiritual tie of the Far East“, den er im Frühjahr 1925 vor der „Asiatic Society Tokyo“ hielt, versuchte er, die Universalität des Mahayana-Buddhismus mit der Universalität des Christentums in Beziehung zu setzen und in den beiden Religionen zugrundeliegenden ethischen Werten ein Bindeglied zwischen Ost und West herzustellen.

Den politischen Aspekt seiner Arbeit in Tokio sah Solf darin, Vertrauen in das neue Deutschland zu erwecken und auf diesem Vertrauen in enger Zusammenarbeit mit den angelsächsischen Mächten eine Politik der Mitte aufzubauen, in der er nach und nach auch der Sowjetunion eine Rolle zuzubilligen neigte, er blieb jedoch glühender Antikommunist. 1927, gegen Schluß seiner Dienstzeit in Tokio, als britisch-russische Spannungen in Asien den Abbruch diplomatischer Beziehungen zwischen diesen Staaten veranlaßt hatten, hatten sich Solfs politische Vorstellungen von dem Weg der Mitte dahingehend modifiziert, daß er trotz seiner anglophilen Haltung sich von der britischen Politik distanzierte und Gustav Stresemann davor warnte, eine Politik zu verfolgen, die Deutschland vor die folgenschwere Entscheidung stellen müßte, zwischen England und Rußland zu wählen.

Wegen Erreichen der Altersgrenze schien die Abberufung Solfs zum 1. Februar 1928 festzustehen. Doch die japanische Regierung bat, Solf noch bis Ende 1928 als Botschafter zu belassen. Bei den Krönungsfeierlichkeiten Hirohitos sollte er als Doyen (dienstältester Diplomat) dem Kaiser die Glückwünsche des diplomatischen Corps aussprechen. Einem derart ehrenvollen Ansuchen konnten weder Reichspräsident Paul von Hindenburg noch Seine Exzellenz Dr. Solf selbst ihre Zustimmung verweigern. Bei seinem Abschied aus Japan widmeten ihm sämtliche japanischen Zeitungen und beide Häuser des Parlaments Worte der Sympathie und Anerkennung. Die „Japan Times" gab sogar eine eigene Solf-Nummer heraus, in der besonders der tiefe Eindruck betont wurde, den dieser in den Herzen der Japaner hinterlassen habe. Am 17. Dezember 1928 schiffte sich Botschafter Solf nach Europa ein.

Lebensabend

1929 wurde er Präsident des Japaninstituts Berlin. In seiner Amtszeit pflegte das Institut vor allem den Schwerpunkt Buddhismusforschung, aber Solf förderte auch die Erforschung der Geschichte Japans und stellte moderne japanische Literatur vor. 1930 verlieh ihm die theologische Fakultät der Universität Göttingen den Doktorgrad. In dieser Zeit gelang es ihm auch, eine umfangreiche „Ausstellung von Werken lebender japanischer Maler“ zu organisieren, die Anfang 1931 in der Preußischen Akademie der Künste zu Berlin stattfand.

Das Ansehen, das Solf sich in in Ostasien erworben hatte, wirkte noch lange nach. Sieben Jahre nachdem der Botschafter Japan verlassen hatte, im Jahre 1935, richtete die chinesische Regierung ein Memorandum an Berlin, in dem Wang Ching-wei, damals noch Mitarbeiter Chiang Kai-sheks und chinesischer Ministerpräsident, die Möglichkeit einer Kooperation zwischen Deutschland, Japan and China unter wirtschaftlichen und politischen Aspekten sondierte und Berlin um Vermittlung im japanisch-chinesischen Konflikt bat. Wang Ching-wei bat, den ehemaligen deutschen Botschafter in Tokyo, Solf, mit dieser Aufgabe zu betrauen. Reichskanzler Adolf Hitler entschied zwar, den Vorschlag der chinesischen Regierung grundsätzlich anzunehmen, ließ jedoch Wang Ching-wei mitteilen, daß Solf nicht dafür in frage komme, da sein Alter du seine Gesundheit dies nicht mehr zuließ.

Tod

Am 6. Februar 1936 entschlief sanft Dr. Solf. Er wurde in aller Stille eingeäschert und am 3. März 1936 auf dem Invalidenfriedhof in Berlin beigesetzt. Zu den vielen Trauergästen gehörte auch Reichsaußenminister Konstantin Freiherr von Neurath. Die Trauerrede hielt Pfarrer Eberhard Röhricht, der den Verstorbenen als einen „Weltmann deutscher Prägung“ rühmte.

Familie

Mit Wilhelm Solfs Vater Hermann begann der soziale Aufstieg der Familie. Dieser war zur Ausbildung in einer kaufmännischen Handlung in Stettin tätig gewesen. 1856 heiratete er Augusta Peters, Cousine Jacob Wackernagels. Mit dem Abklingen der Gründerkrise gelang es Hermann Solf, sein Vermögen geschickt zu vermehren. So konnte er in den 1880er Jahren in Altenburg mehrere Braunkohle-Bergwerke erwerben und allen seinen sechs Söhnen eine akademische Ausbildung bieten. Zugleich schaffte er es, in Berlin Fuß zu fassen, was sich in seinem langjährigen Stadtverordnetenmandat für die Deutsche Freisinnige Partei widerspiegelt. Zudem war er Mitglied verschiedener Freimaurerlogen. Er erzog, obwohl selbst Katholik, seine Kinder im protestantischen Glauben seiner Frau.

Wilhelm Solf heiratete am 7. September 1908 seine Verlobte Johanna „Hanna“ Susanne Elisabeth Dotti (1887–1954), dritte Tochter des brandenburgischen Gutsbesitzers und Amtsvorstehers Georg Leopold Dotti. Dem Asienforscher Sven Hedin stellte Solf sie später vor: „Ja, die sollten sie sehen. Die schießt Löwen!“ Aus der Ehe sind vier Kinder entsprossen:

  • So'oa'emalelagi „Lagi“, gespr. Langi (1909–1955), in Vailima bei Apia auf der deutsch-samoanischen Insel Upolu geboren; So'oa'emalelagi = „die vom Himmel Gekommene“
    • ∞ 1932 Wolfgang Mohr, Diplom-Ingenieur in Schanghai
    • ∞ 25. November 1940 Hubertus „Hubert“ Wolfgang Bernhard Ludwig Carl Graf von Ballestrem (1910–1995), Sohn des schlesischen Fabrikanten Valentin Wolfgang Gustav Alexander Joseph Christian Graf von Ballestrem (1860–1920)
  • Hans-Heinrich (1910–1987), Dr. jur., u. a. Berater beim Europarat
    • ∞ 1940 Sabine Maria Amalie Nellie Sibille Freiin von Adelebsen (1916–1969)
    • ∞ Sabine Wolff-Metternich
  • Wilhelm Hermann (1915–1983), Dr. jur.; im Zweiten Weltkrieg in Australien interniert,[5] am 5. April 1945 Ausschiffung zwecks Verlegung nach Großbritannien
    • ∞ Marjorie Rowes
  • Otto Isao (1921–1989), in Tokio geboren (deshalb der zweite Vorname Isao), u. a. Referatsleiter in der Generaldirektion VIII „Überseeische Entwicklungsfragen“ der EWG, später auch Mitglied des Internationalen Vorbereitungs-Komitees (IVK) zur Vorbereitung der vom 9. bis 13. Oktober 1979 in Berchtesgaden durchgeführte 4. Europäische Sportkonferenz (ESK); in Marbella verstorben.
    • ∞ 12. August 1955 Alice Marianne Michel (1933–1979), drei Kinder

Auszeichnungen und Ehrungen (Auszug)

Schriften (Auswahl)

  • Franz Kielhorn: Grammatik der Sanskrit-Sprache, aus dem Englischen übersetzt von Wilhelm Solf, Berlin 1888
  • Eingeborene und Ansiedler auf Samoa, 1908
  • Nachruf für Gouverneur a. D. Rudolf von Bennigsen, 1912
  • Die deutsche Kolonialpolitik. Beitrag in dem Sammelwerk Deutschland und der Weltkrieg, hrsg. von Otto Hintze, F. Meinecke, H. Oncken, H. Schumacher, Berlin 1916
  • Die Lehren des Weltkriegs für unsere Kolonialpolitik, Stuttgart/Berlin 1916
  • Die Zukunft Afrikas, 1917
  • Kolonialpolitik. Mein politisches Vermächtnis, Berlin 1919 (PDF-Datei)
  • Afrika für Europa – Der koloniale Gedanke des 20. Jahrhunderts, 1920
  • The New International Conscience. Address to the League of Nations Association of Japan 20. Februar 1928 (Sonderdruck Tokyo 1928)
  • Deutschlands politisches Gesicht, in: Europäische Revue, Septemberheft 1930

Verweise

Fußnoten

  1. Solf, Hermann, geboren 1860 in Köln-Dellbrück, schlug die Zahlmeisterlaufbahn des Reichsmarineamtes ein. War u.a. ein Jahr in Daressalam in Deutsch-Ostafrika, war aber dem Klima dort nicht gewachsen. Gleich nach der Besitzergreifung des Kiautschougebietes kam er nach Tsingtau als Leiter der Gouvernementskasse. 1902 wechselt er von der Kasse zur Abteilung ‚Rechnungswesen und Garnisonsverwaltung‘ als Geheimer expedierender Sekretär und Kalkulator. Heiratet in Tsingtau Anna Margarethe Elisabeth Marcks, 32 Jahre alt, die evangel. kirchliche Trauung fand am 14.5.1902 statt, Solf selbst war kathol. Aus dieser Ehe 2 Töchter. 1903 kehrte er nach Deutschland zurück. Als in Tsingtau im Nov. 1908 durch das Gouvernement die Kajenverwaltung eingerichtet wurde, rief man Solf zurück und betreute ihn mit deren Leitung, die er bis Nov. 1914 als Rechnungsrat innehatte. Nach der Besetzung durch die Japaner blieb er als Privatmann noch bis Herbst 1915 in Tsingtau, ging dann zu seiner Familie und verbrachte mit ihnen die Kriegsjahre in Hankou und Shanghai. Im März 1919 mußte er, wie fast alle Shanghaideutschen, mit Familie auf dem Dampfer Nora nach Deutschland zurückkehren. Er lebte im Ruhestand in Köln-Dellbrück, wo er am 21. März 1926 nach kurzer Krankheit an den Folgen eines Schlaganfalls gestorben ist. (Quelle: Ostasiat. Rundschau 1926, S. 75-76; Evangel. KB Tsingtau)
  2. Deutsches Kolonial-Lexikon (1920), Band III, S. 370
  3. Ralph Erbar: Solf, Wilhelm in: Neue Deutsche Biographie 24 (2010), S. 549-550
  4. zitiert auf Stahlgewitter.com
  5. Tausende Kriegsgefangene wurden während des Krieges in Australien interniert. Insgesamt betrug ihre Zahl 25.720 Personen, davon 18.432 Italiener, 5.637 Japaner und 1.651 Deutsche. Diese Gefangene lebten unter widrigsten Umständen in eigens dafür errichteten Lagern. Zusätzlich wurden 16.798 Zivilisten interniert, darunter 8.921 im Land lebende sogenannte „Enemy Aliens“ (vorwiegend Deutsche und Japaner). Die restlichen wurden aus anderen Ländern nach Australien verbracht.