Voigt, Friedrich Wilhelm

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Friedrich Wilhelm Voigt

Friedrich Wilhelm Voigt (Lebensrune.png 13. Februar 1849 in Tilsit; Todesrune.png 3. Januar 1922 in Luxemburg) war ein aus Ostpreußen stammender Schuhmacher und Kleinkrimineller, der als Hauptmann von Köpenick bekannt wurde.

Köpenickiade

Voigt nach seiner Verhaftung
Standbild am Eingang zum Rathaus Köpenick

Schuster Voigt erlangte weltweite Berühmtheit mit seiner spektakulären Besetzung des Rathauses der bis Ende 1919 noch eigenständigen Stadt Cöpenick bei Berlin, in das er am 16. Oktober 1906 als Hauptmann der Preußischen Armee (1. Garde-Regiment zu Fuß im Garde-Korps) verkleidet mit einem Trupp ihm „zwangsunterstellter“ Gardesoldaten (unter Hinweis auf eine nicht existierende Kabinettsorder „auf allerhöchsten Befehl“) eindrang, den Bürgermeister verhaftete und als Hauptmann von Malzahn die Stadtkasse (3.557,45 Goldmark) aus dem Tresor durch „Beschlagnahmung“ raubte.

Voraussetzung

Das preußische Militärgehabe einschließlich Felddienstordnung, perfektes Hackenknallen und Kommandosprache, welches Voraussetzung für die erfolgreiche Köpenickiade[1] war, hatte Voigt in seinen vielen Jahren im Zuchthaus, wo die Ordnung durch Anwendung preußischer Militär-Exerzitien aufrechterhalten wurde, gelernt.

„Daß ein ganzes Gemeinwesen mit allen seinen öffentlichen Funktionen, ja daß eine Abteilung Soldaten selbst auf so überwältigend komische und dabei doch völlig gelungene Art von einem einzigen Menschen düpiert wurde, das hat in unserem Lande der unbegrenzten Uniform-Ehrfurcht ein militärisches Gewand getan, mit dem sich ein altes, krummbeiniges Individuum notdürftig behängt hatte.“Berliner Morgenpost, 17. Oktober 1906

Verhaftung

Zehn Tage später wurde er beim Frühstück verhaftet, nachdem ein ehemaliger Zellengenosse, der von Voigts Plänen wußte, der Polizei in Erwartung der hohen Belohnung einen Hinweis gegeben hatte. Vom Landgericht II in Berlin „wegen unbefugten Tragens einer Uniform, Vergehens gegen die öffentliche Ordnung, Freiheitsberaubung, Betruges und schwerer Urkundenfälschung“ zu vier Jahren Zuchthaus verurteilt.

Begnadigung

Voigt wurde von Kaiser Wilhelm II. schließlich begnadigt und am 16. August 1908 vorzeitig aus der Haftanstalt Tegel entlassen.

„Immer größer wurde die Sehnsucht in mir, als Freier unter Freien zu wandeln. Frei bin ich ja nun wohl geworden, aber ich wünsche […] und bitte Gott möge mich davor bewahren, noch einmal vogelfrei zu werden.“ — Wilhelm Voigt nach seiner Entlassung in einer Grammophonaufnahme

Nachahmer

Es gab zahlreiche Nachahmer, zu den bekanntesten gehört der Zahlmeister-Aspirant August Wolter vom Rheinischen Fußartillerie-Regiment Nr. 8 in Metz, der für den 5. Februar 1913 einen angeblichen Kaiser-Besuch ankündigte und ganz Straßburg strammstehen ließ, was dem Generalgouverneur Wilhelm Freiherr von und zu Egloffstein zeitweilig einen äußerst unangenehmen Ruf bescherte.

Verfilmungen

Die wichtigsten Filme im Überblick:

Autobiographie

  • Wie ich Hauptmann von Köpenick wurde. Mein Lebensbild. Verschiedene Verlage 1909, 1931, 1986, 2006. ISBN 3-935843-66-6 (Text auch hier im Weltnetz veröffentlicht)

Literatur

  • Carl Zuckmayer: Der Hauptmann von Köpenick: Ein deutsches Märchen in drei Akten, Fischer, ISBN 3-596-27002-2

Fußnoten