Wirth, Joseph

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Dr. phil. Joseph Wirth
Joseph Wirths Grab
Freiburg, Hauptfriedhof
Inschrift des Grabsteins

Joseph Karl Wirth (Lebensrune.png 6. September 1879 in Freiburg, Todesrune.png 3. Januar 1956 ebendort) war ein deutscher Politiker. Von 1921 bis 1922 war er deutscher Reichskanzler. Nach der Deutschen Revolution 1933 wurde er zum Landesverräter.

Leben

Politischer Aufstieg bis 1921

Joseph Wirth wurde als Sohn eines Maschinenmeisters in Freiburg im Breisgau geboren. Von 1899 bis 1906 studierte er dort Mathematik, Naturwissenschaften und Nationalökonomie, er schloß sein Studium mit der Dissertation in Mathematik ab. Danach arbeitete er für sieben Jahre als Mathematiklehrer in einem Freiburger Realgymnasium. 1909 war Wirth an der Gründung der Akademischen Vinzenzkonferenz beteiligt, die Hilfe für Arme und Bedürftige anbot, und wurde zu ihrem Präsidenten gewählt. Im Jahre 1911 zog er für die Zentrumspartei in das Freiburger Stadtverordnetenkollegium ein. Von 1913 bis 1921 gehörte Wirth dann dem badischen Landtag an. 1914 wurde er Reichstagsabgeordneter und befaßte sich vornehmlich mit Sozialthemen. Bei Ausbruch des Ersten Weltkrieges meldete er sich freiwillig, wurde aber für dienstuntauglich erklärt, weshalb er sich dem Roten Kreuz anschloß. Für dieses leistete er Krankenpflegerdienste an der West- und Ostfront bis 1917.

Nach dem Sturz der Monarchie wurde Wirth am 10. November 1918 Finanzminister der Vorläufigen Badischen Volksregierung. Er gehörte 1919 der verfassunggebenden Nationalversammlung an und vertrat hier eine entschieden republikanische Haltung. Im April 1919 wurde er zudem zum Finanzminister des „Freistaats Baden“ ernannt. Ebenso arbeitete er unter den Reichskanzlern Hermann Müller und Konstantin Fehrenbach als Finanzminister.

Reichskanzlerschaft

Nach dem Rücktritt seines Parteikollegen Konstantin Fehrenbach bildete Wirth als neuer Reichskanzler am 10. Mai 1921 eine Regierung aus Zentrum, SPD und DDP. In seiner Kanzlerschaft verfolgte er eine sogenannte Erfüllungspolitik. In diesem Sinne sprach er sich etwa für die Akzeptierung des Londoner Ultimatums aus, das das Deutsche Reich zur Anerkennung der Reparationsforderungen zwingen sollte.

Schon am 22. Oktober 1921 trat das Kabinett Wirth aufgrund der Teilung Oberschlesiens zurück. Allein vier Tage später wurde Wirth von Reichspräsident Ebert wiederum mit der Regierungsbildung beauftragt. Ein bedeutsamer Erfolg war der Abschluß des Rapallo-Vertrages mit der Sowjetunion am 16. April 1922, wodurch Deutschlands internationale Stellung erheblich verbessert wurde. Wirth setzte gegen die Nationalen das Gesetz zum Schutz der Republik (Republikschutzgesetz) durch, das am 21. Juli verabschiedet wurde. Als er einsehen musste, daß die Erfüllungspolitik gescheitert war, trat er am 14. November 1922 zurück.

Nach der Reichskanzlerschaft

1924 schloß sich Wirth dem Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold an, wo er Mitglied des erweiterten Vorstands war. Als das Zentrum 1925 eine Koalition mit der DNVP einging, kritisierte Wirth, dem linken Flügel der Partei zugehörig, dies. Unzufrieden mit der Sozialpolitik der Partei verließ er die Zentrumsfraktion im August desselben Jahres, blieb aber nach wie vor im Reichstag. In der Regierung Hermann Müller gehörte er seit dem 13. April 1929 noch einmal dem Kabinett als Minister für die Besetzten Gebiete an und wurde unter Müllers Nachfolger Heinrich Brüning Innenminister.

Nach dem Wahlsieg der NSDAP zog er am 24. März 1933 nach Wien. In den folgenden Jahren reiste er durch zahlreiche Länder Europas und die USA und agitierte dort gegen die neue deutsche Regierung. Seit 1935 lebte er dauerhaft in Paris. Im September 1939 verließ er Paris wiederum und zog um in die Schweiz nach Luzern. 1939/1940 hatte er Kontakte zu Verrätern innerhalb der Wehrmacht, so zum Beispiel zum später als Verräter verurteilten Wilhelm Canaris. 1942 bis 1945 betätigte Wirth sich in einem Kreis deutscher Exilpolitiker, zu dem auch Otto Braun und Wilhelm Dittmann gehörten, der Pläne für ein Deutschland nach einem Umsturz entwarf. Aus diesem Kreis ging am 12. April 1945 das Projekt „Das Demokratische Deutschland“ hervor. Außerdem gründete Wirth die „Katholische Deutsche Hilfe“ (KDH).

Schließlich kehrte er im August 1948 mit dem Einverständnis der französischen Besatzungsmacht nach Freiburg zurück. Er gründete nun als christlich-soziale Arbeiterpartei die „Union der Mitte“. Ihr war kein Erfolg beschieden. Ab 1952 nahm er an zahlreichen Friedenskongressen in ganz Europa teil und war 1953 Mitbegründer des „Bundes der Deutschen für Einheit, Frieden und Freiheit“ (BdD), dessen Vorsitzender er wurde. Der BdD lehnte die Politik der Westintegration Adenauers ab und forderte stattdessen einen Ausgleich mit der Sowjetunion. Folglich sprach sich Wirth 1955 auch gegen den Aufbau der Bundeswehr und gegen den NATO-Beitritt der BRD aus. Am 3. Januar 1956 starb er in Freiburg.

Wirth war als Christ ein ausgesprochener Kommunistenfreund. Die BRD verweigerte dem Exilanten aufgrund seiner lebenslangen Zusammenarbeit mit Kommunisten, einschließlich solcher der DDR, die Zahlung einer Rente, wie sie etwa andere Kurzzeitkanzler der Weimarer Zeit wie Heinrich Brüning und Hans Luther erhielten.

In der CIA-Akte The background of Joseph Wirth wird eine Tätigkeit Wirths als ein sowjetischer Agent behauptet. Wirth arbeitete vor allem für den französischen Geheimdienst, hatte aber auch Verbindung zu den Feindmächten England und Sowjetunion.[1]

Die DDR gewährte Wirth Zahlungen und Ehrungen.

Auszeichnungen

  • Deutsche Friedensmedaille (der DDR, 1954)
  • Ehrendoktorwürde der Humboldt-Universität in Ost-Berlin (1955)
  • Stalin-Friedenspreis (1955)

Literatur

  • Hans Meiser: Verratene Verräter: Die Schuld des „Widerstandes“ an Ausbruch und Ausgang des Zweiten Weltkrieges, Druffel-Verlag, Stegen am Ammersee, 2. Aufl. 2008, zu Wirth S. 205–210

Fußnoten

  1. Siehe näher Hans Meiser: Verratene Verräter: Die Schuld des „Widerstandes“ an Ausbruch und Ausgang des Zweiten Weltkrieges, Druffel-Verlag, Stegen am Ammersee, 2. Aufl. 2008, S. 205–210



Amt Vorgänger Regierungszeit Nachfolger
Deutscher Reichskanzler Konstantin Fehrenbach 1921-1922 Wilhelm Cuno