Lutherstadt Wittenberg

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Lutherstadt Wittenberg

Wappen
Staat: Deutsches Reich
Gau: Magdeburg-Anhalt
Landkreis: Wittenberg
Einwohner (31. Dez. 2019): 45.752
Bevölkerungsdichte: 190 Ew. p. km²
Fläche: 240,34 km²
Höhe: 75 m ü. NN
Postleitzahl: 06886, 06888, 06889
Telefon-Vorwahl: 03491, 034920, 034928, 034929
Kfz-Kennzeichen: WB, GHC, JE
Koordinaten: 51° 52′ N, 12° 39′ O
Lutherstadt Wittenberg befindet sich seit 1945 entweder unter Fremdherrschaft oder wird durch die BRD oder BRÖ staatsähnlich verwaltet.
Bundesland: Sachsen-Anhalt

Lutherstadt Wittenberg ist eine deutsche Residenzstadt im Kreis Wittenberg in Sachsen-Anhalt.

Geographie

Lage

Wittenberg liegt an der Elbe zwischen Dessau-Roßlau im Westen, dem Fläming im Norden, der Dübener Heide im Süden und der Elbe-Elster-Region im Osten, knapp 100 Kilometer südwestlich von Berlin und etwa 70 Kilometer nordöstlich von Leipzig.

Gliederung

Zur Lutherstadt Wittenberg gehören folgende Ortsteile:

Geschichte

Ältere Zeit

Luthers Standbild in Wittenberg. Auf dem Marktplatz der Stadt, an deren Universität der deutsche Reformator lange Zeit wirkte, wurde 1821 dieses beeindruckende Monument nach einem Entwurf von Schadow enthüllt.[1]

Ausgrabungsfunde aus verschiedenen prähistorischen Epochen auf dem Territorium Wittenbergs lassen bereits eine frühzeitliche Besiedlung des Stadtgebietes vor zirka 10.000 Jahren erkennen. In einer Urkunde vom 12. April 965 (bei der es sich jedoch vermutlich um eine Fälschung aus dem Jahre 1000 handelt) ist überliefert, daß die Gegend, in der sich die heutige Lutherstadt Wittenberg befindet, als der Gau Nizizi bezeichnet wurde. Dieser erstreckte sich entlang der Elbe von der Mündung der Schwarzen Elster im Osten bis zur Mündung der Mulde im Westen.

Die Entwicklung der Stadt ist eng verbunden mit der Politik der Askanier. Nachdem Bernhard von Sachsen 1180 die Herzogswürde von Sachsen erhielt, erbte sein Sohn Albrecht I. das Gebiet um Wittenberg und die Herzogswürde Sachsens. Nach einer Urkunde vom 11. September 1227 errichtete seine Gemahlin ein Franziskanerkloster, was auf eine bevorzugte Stellung der Gemarkung bei den Askaniern hinweist. Sein Sohn Albrecht II., der gemeinsam mit seinem Bruder Johann I. von Sachsen-Lauenburg regierte, hatte durch dessen Abdankung von seinem Schwiegervater Rudolf von Habsburg die Kurwürde erhalten.

Da Albrecht II. sich ständig in Wittenberg aufhielt, wurde der Ort zu seiner Residenz von Sachsen-Wittenberg, und es entbrannte eine Auseinandersetzung mit der sachsen-lauenburgischen Linie. Wittenberg selbst hatte sich von einer Gemarkung mit Bauern, Handwerken und Kaufmannsleuten, begünstigt durch die verkehrsgünstige Lage, zu einem Ort mit einem bestehenden Gemeinwesen entwickelt. Um sich die Treue seiner Untertanen zu sichern, verlieh Albrecht II. am 27. Juni 1293 Wittenberg das Stadtrecht. Damit entstanden die Voraussetzungen, daß sich in Wittenberg ein Bürgertum entwickeln konnte.

Obwohl mit dem Erwerb von Gerechtsamen der Einfluß der Askanier in der Stadt sank, spielten diese in der Reichspolitik eine immer größere Rolle. Vor allem Rudolf I. führte Sachsen-Wittenberg mit einer geschickten Territorialpolitik 1356 vom Herzogtum zum bestätigten Kurfürstentum. Damit erlangte Wittenberg den Status einer kursächsischen Hauptstadt. Lange sollte aber diese Phase nicht anhalten. Mit dem Tod Albrechts III. im Jahre 1422 verloren die Askanier die sächsische Kurwürde an die Wettiner. Damit schwand auch der Status einer kurfürstlichen Residenz. Von Friedrich dem Streitbaren wurden Wittenberg zwar alle bis dahin erworbenen Rechte bestätigt und 1444 um die höhere Gerichtsbarkeit erweitert, dennoch entwickelte sich Wittenberg zunächst als Stadt ohne besondere Bedeutung weiter.

Durch die 1485 herbeigeführte Leipziger Teilung spalteten sich die Wettiner in eine ernestinische und eine albertinische Linie. 1486 übernahm der Ernestiner Friedrich der Weise die Kurwürde. Fortan wurde Wittenberg wieder zur kurfürstlichen Residenz. 1487 errichtete man eine neue Elbbrücke, und 1490 begann der Kurfürst anstelle des alten Askanierschlosses sein neues Residenzschloß und die neue Stiftskirche Allerheiligen zu errichten sowie Wittenbergs Festungsanlagen weiter auszubauen.

Am Anfang des 16. Jahrhunderts hatte sich Wittenberg zu einer starken Festung an der mittleren Elbe entwickelt. Dennoch war es eine bescheidene Mittelstadt mit ca. 2.000 Einwohnern geblieben. 1502 entschied sich Friedrich der Weise, in seiner neu errichteten Residenz die Universität Wittenberg zu errichten. Diese Universität war die erste von einem Landesherren und nicht von der Kirche gegründete Universität im Reich.

1508 wurde Martin Luther von der sich entwickelnden Stadt angezogen. Als Geburtsort der Reformation erlangte Wittenberg nach der Abkehr Luthers von der römisch-katholischen Kirche mit der widerrechtlichen Verbrennung der päpstlichen „Kanonischen Rechte“ und der Bannandrohungsbulle Exsurge Domine des Papstes Leo X. vor dem Elstertor weitere Bedeutung durch die Ereignisse der Wittenberger Bewegung.

Jüngere Zeit

Infolge der Reformationswirren entstanden Auseinandersetzungen, die im Schmalkaldischen Krieg gipfelten. Dadurch kam es zur Wittenberger Kapitulation, wodurch Wittenberg als Zentrum des Kurkreises an die albertinische Linie der Wettiner überging. Da sich während der Reformationszeit ein Konsistorium und davor ein Hofgericht herausgebildet hatte, behielt Wittenberg auch für die Albertiner weiterhin Bedeutung. So entwickelten sich im Kurfürstentum Sachsen sowie in den anderen evangelischen Ländern zunehmend konfessionelle Auseinandersetzungen, wobei sich vor allem die Gnesiolutheraner durchsetzten und Wittenberg als Zentrum der lutherischen Orthodoxie etablierten.

Hatten zum Anfang des 17. Jahrhunderts Namen wie Daniel Sennert, Friedrich Taubmann oder August Buchner bedeutende Studenten in die Stadt gezogen, änderte sich dies mit dem Beginn des Dreißigjährigen Krieges. Um den Anforderungen einer militärischen Auseinandersetzung gewappnet zu sein, verstärkte man 1626 die Festungsmauern und das Festungspersonal durch kampffähige Bürger. Obwohl Wittenberg in dieser Zeit glimpflich davonkam, hatten vor allem die kleineren Orte der Umgebung unter Brandschatzungen zu leiden. Deren Bevölkerung suchte in den schützenden Mauern der Stadt Zuflucht. Nahrungsmangel, der mit der häufig in der Stadt grassierenden Pest einherging, dezimierte die Bevölkerung, so daß zusätzliche Sterbebücher angelegt werden mußten. Dennoch konnte die Stadt sich 1637 der Angriffe des schwedischen Feldherrn Johan Banér erwehren. Als dieser sein Ziel nicht erreichte, brannte er am 17. Januar die hölzerne Elbbrücke Friedrichs des Weisen nieder.

Die militärischen Handlungen und ihre Folgen wirkten sich auch auf das Umfeld der Universität aus. Die Verrohung der Menschen führte des Öfteren zu Zusammenstößen der Studenten mit den in Wittenberg ansässigen Söldnern, die meist blutig endeten. Daher hatten zu jener Zeit die Wittenberger Scharfrichter alle Hände voll zu tun. Hinzu kamen auch die einsetzenden HexenProzeße, wodurch viele Menschen einen qualvollen Tod auf dem Scheiterhaufen oder dem Schafott auf dem Wittenberger Marktplatz fanden. Als sich das akademische Leben ein wenig erholte, unter anderem durch so bedeutende Professoren wie Abraham Calov und Konrad Samuel Schurzfleisch, war in der Folgezeit wieder eine gewisse wirtschaftliche Erholung der Stadt erkennbar.

Die vom nordischen Krieg wiederum heimgesuchte Stadt überwand die Folgen der schwedischen Besatzung schnell. Bekannte Studenten wie Anton Wilhelm Amo und Gotthold Ephraim Lessing zeugen von der Anziehungskraft Wittenbergs. Mit Beginn des Siebenjährigen Krieges war Wittenberg abwechselnden Besatzungen ausgesetzt mit dem Resultat, daß die Preußen am 27. August 1759 wieder in den Besitz der Festungsstadt kamen. Nachdem sie die Vorstädte abgebrannt hatten, um freies Schußfeld zu haben, lehnte der Stadtkommandant 1760 eine Kapitulation der Stadt vor der Reichsarmee ab. Daraufhin wurde Wittenberg von der Reichsarmee am 13. Oktober 1760 derart beschossen, daß das Schloß und dessen Kirche völlig niederbrannten. Die Preußen kapitulierten. Als Folge war ein großer Teil der Häuser zerstört; auch die ursprüngliche Thesentür war ein Opfer der Flammen geworden.

1764 hob die sächsische Regierung für die stark beschädigte Stadt das Festungsrecht auf. Die Aufbauarbeiten in der Stadt zogen sich nur schleppend hin. Erst am 6. August 1770 konnte das Wittenberger Schloß in spätbarocken Formen neu eingeweiht werden. Die Elbbrücke, die im Dreißigjährigen Krieg zerstört worden war, wurde nach nur dreijähriger Bauzeit 1787 dem Verkehr übergeben. Studenten zog es nicht mehr so stark in die zerstörte Stadt. 1795 zählte die Universität nur noch 366 Studenten.

Napoleonische Zeit

Nachdem die vereinigte preußisch–sächsische Armee in der Schlacht bei Jena und Auerstedt am 14. Oktober 1806 von Napoleon besiegt worden war, huldigte und unterwarf sich der sächsische Kurfürst Friedrich August dem Kaiser der Franzosen. Er schloß mit ihm am 11. Dezember 1806 Frieden und trat dem Rheinbund bei. Daraufhin erhob Napoleon Friedrich August zum König von Sachsen. Von nun an war der sächsische König Verbündeter Napoleons und unterstützte den französischen Kaiser militärisch. Nachdem Napoleon am 23. Oktober 1806 Wittenberg besichtigt hatte, wurde die Stadt auf seinen Befehl wieder zur Festung ausgebaut. Die Wittenberger Universität wurde nach Bad Schmiedeberg ausgelagert, und die Wittenberger Bürger mußten für die französischen Truppen Quartiere bereitstellen. In der Folge wurde Wittenberg zu einem französischen Durchgangsquartier, wobei die Wittenberger für die Versorgung aufkommen mußten. Insgesamt zogen 160.000 Franzosen durch die Stadt. 60.000 waren ständig als Besatzung vor Ort.

Während der Befreiungskriege rückte Wittenberg wiederum in den Blickpunkt der Öffentlichkeit. General Lapoype, der am 20. März 1813 die Kommandantur in Wittenberg angetreten hatte, ließ am 6. April die Häuser in den Vorstädten, die Bäume und Zäune, die die Festungsstadt umgaben, auf 900 Schritt niederreißen, um freies Schußfeld zu schaffen. Nach der Schlacht bei Wartenburg verstärkten sich die Angriffe der gegnerischen Verbündeten auf die Festung, so daß es am 25. September zum heftigsten Beschuß der Stadt durch die Preußen kam. Während der französische Kommandant in Torgau kapituliert hatte, lehnte dies Lapoype in Wittenberg ab. In der Stadt selbst herrschte immer mehr Not, die Wasserversorgung war zerstört, und Lapoype mußte die Lebensmittel rationieren. Zerstörung, Not, Elend, Krankheit und Hunger waren in der Stadt durch die Belagerung an der Tagesordnung.

19. Jahrhundert

Auf Beschluß des Wiener Kongreßes fielen drei Fünftel des Landes Sachsen, darunter auch Wittenberg, an Preußen. 1817 traf der Preußenkönig Friedrich Wilhelm III. die Entscheidung, die Wittenberger Universität aufzulösen und mit der Halleschen Hochschule zu vereinigen. Als Ersatz bekam Wittenberg ein evangelisches Predigerseminar. 1820 wurde Wittenberg mit dem Einzug des Infanterieregiments 26 zur Garnisonsstadt. Das Wittenberger Schloß wurde als Kaserne umgebaut, und das alte Universitätsgebäude mußte ebenfalls einem Kasernenbau weichen.

Wittenberg erlebte den für die damalige Zeit typischen Wandlungsprozeß als Festungsstadt. Schulen und das Gymnasium entwickelten sich weiter. 1847 wurde eine neue Elbbrücke übergeben. Mit der am 28. August 1841 eröffneten ersten Bahnstrecke der Berlin-Anhaltischen Eisenbahn erhielt Wittenberg eine Anbindung an das deutsche Schienennetz. Auch die Ereignisse der Märzrevolution 1848 gingen nicht spurlos vorüber. Zahlreiche politischer Vereine wurden gegründet, wobei sich der konservative Einfluß durchsetzte. Nachdem der erste Evangelische Kirchentag in der Schloßkirche stattgefunden hatte, wurde auf dem zweiten Evangelischen Kirchentag 1848 von Wichern die Innere Mission gegründet, die ein Vorläufer des heutigen Diakonischen Werkes ist.

Auf Befehl Kaiser Wilhelms I. durch Kabinettsorder vom 30. Mai 1873 wurde unter der Leitung von Fritz Eunike am 11. Juni 1873 begonnen, die Festungsmauern um die Stadt abzureißen. An der Stelle der Festungsanlage entstanden Grünanlagen. 1876 wurde Wittenberg an die Telegraphenlinie zwischen Berlin und Halle angeschlossen, und 1893 erhielt Wittenberg ein neues Postgebäude. Durch die günstige Verkehrslage der Stadt kam es zur schnellen Ansiedlung von Betrieben, so daß sich im heutigen Ortsteil Reinsdorf bereits 1894 die Westfälisch-Anhaltische Sprengstoff-Aktiengesellschaft mit einem Sprengstoffwerk angesiedelt hatte. Ebenfalls fanden während dieser Zeit der Maschinenbau, eine Eisengießerei und ein Gummiwerk in Wittenberg ein Zuhause.

Einwohnerentwicklung

Jahr Einwohner
1885 13.836
1939 35.130
1946 41.304

Bekannte, in Wittenberg geborene Personen

  • Benedikt Carpzov der Jüngere (1595–1666), Strafrechtler und Hexenverfolger, der das römische Recht in Deutschland durchsetzte
  • Hans Cranach (?–1537), Maler und Grafiker, Sohn von Lucas Cranach dem Älteren
  • Fritz Doench (1904–1942), Oberst und Ritterkreuzträger des Zweiten Weltkrieges
  • Werner Kleinschmitt (1908–1945), Oberst und Ritterkreuzträger des Zweiten Weltkrieges
  • Kurt Mosert (1907–1934), SA-Standartenführer
  • Hermann Reinecke (1888–1973), General der Infanterie der Wehrmacht
  • Curt Schulze (1881–1966), Veterinärmediziner
  • Karl von Stumpff (1858–1936), Generalleutnant, Träger des Pour le Mérite (1918)
  • Wilhelm Eduard Weber (1804–1891), Physiker
  • Max Weiß (1874–nach 1944), Major, Politiker und Landrat sowie Forschungsreisender und Topograph
  • Walther Wenck (1900–1982), General und Ritterkreuzträger des Zweiten Weltkrieges
  • Kurt Winkler (1912–1962), Oberstleutnant und Ritterkreuzträger des Zweiten Weltkrieges
  • Johann August Zeune (1778–1853), Pädagoge, Geograph und Germanist

Siehe auch

Fußnoten

  1. Wolfram Mallebrein (Hg.): Deutsche National-Denkmale, DSZ Verlag, München 1995