Abendroth, Wolfgang

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Wolfgang Walter Arnulf Abendroth (* 2. Mai 1906 in Elberfeld; † 15. September 1985 in Frankfurt am Main) war ein deutscher linker Politik- und Rechtswissenschaftler.

Werdegang

Wolfgang Abendroth stammte aus Wuppertal (Elberfeld) und war Sohn eines Mittelschullehrers. Schon sein Großvater, ein Drechslermeister, wurde auf Grund des Sozialistengesetzes verhaftet. Nach dem Besuch des Realgymnasiums in Frankfurt am Main studierte Wolfgang Abendroth trotz starker naturwissenschaftlicher Neigungen Rechts- und Staatswissenschaften an den Universitäten Frankfurt, Tübingen, Münster und Bern. Politisch engagierte er sich in der KPD,[1] aus der er allerdings zusammen mit einer größeren Gruppe, der „KP-Opposition“, 1928 ausgeschlossen wurde. Diese hatte nachdrücklich für ein gemeinsames Vorgehen der beiden Arbeiterparteien gegen die Nationalsozialisten plädiert. Wolfgang Abendroth selbst hatte den „ultralinken Kurs“ und die „Sozialfaschismustheorie“ der KPD kritisiert, sich im Streben nach einer linken Einheitsfront gegen Faschismus und Kriegsgefahr, aber auch gegen die Anpassungs- und Tolerierungspolitik der SPD gewandt. 1934 trat er der Gruppe „Neu Beginnen“ bei. 1933 wurde er als Marxist aus dem Gerichtsdienst entlassen. Er ging in die Schweiz, betätigte sich in der „Roten Hilfe“ und promovierte 1935 in Bern zum Dr. jur.[2]

Wirken

Geraume Zeit nach seiner Promotion kehrte Wolfgang Abendroth ins Deutsche Reich zurück, war im Untergrund tätig, wurde schließlich verhaftet und 1937 wegen Vorbereitung des Hochverrats zu vier Jahren Zuchthaus verurteilt. Nach Verbüßung dieser Strafe kam er im Krieg zum Strafbataillon 999 nach Griechenland, von wo er desertierte. Wolfgang Abendroth schloß sich der griechischen „ELAS“-Gruppierung an, mit der er auch zuvor schon verdeckt zusammengearbeitet hatte, geriet als griechischer Partisan in englische Kriegsgefangenschaft und erlebte das Kriegsende schließlich als Gefangener der Briten in Ägypten.[3]

Nach seiner Entlassung aus der Kriegsgefangenschaft (1946) ging er in die Ostzone.[4] Ab 1947 war Wolfgang Abendroth Regierungsrat im Brandenburgischen Justizministerium in Potsdam, anschließend Oberjustizrat bei der Deutschen Justizverwaltung für die Sowjetische Besatzungszone (SBZ), unter der berüchtigten Hilde Benjamin tätig. 1947 habilitierte er sich als Dozent an der Universität Halle, von wo er als außerordentlicher Professor nach Leipzig und 1948 als ordentlicher Professor nach Jena ging.

Im Dezember 1948 floh Abendroth, seit 1946 Mitglied der SPD (1961 ausgeschlossen) und mit dem Aufgehen der SPD in der SED nicht einverstanden, in die Britische Besatzungszone und leitete zunächst als kommissarischer Rektor, dann als Rektor die Hochschule Wilhelmshaven-Rüstersiel, an der er auch eine Professur für Öffentliches Recht und Politik bekleidete.[5] Danach folgte er 1950 einem Ruf als Ordinarius für wissenschaftliche Politik an die Universität Marburg, wo er bis zu seiner Emeritierung 1972 gelehrt hat. Dort widmete er sich vor allem der Geschichte der SPD und der Gewerkschaften wie auch der europäischen Arbeiterbewegung. Auch im Westen agitierte Wolfgang Abendroth als Marxist und Umerzieher. Er bewirkte wesentlich, daß Marburg eine der ganz >roten Universitäten< Westdeutschlands wurde.[4] Abendroth war ferner Mitglied der Staatsgerichtshöfe Bremen (seit dessen Gründung 1950) und Hessen (seit 1960). Anfang Dezember 1951 wurde er vom Bundesinnenminister als Mitglied in die Kommission für Geschichte des Parlamentarismus berufen. Ferner gehörte er der Vereinigung der deutschen Staatsrechtslehrer und der Deutschen Gesellschaft für Völkerrecht an.

Bereits 1961 wurde er aus der SPD ausgeschlossen, da er weiterhin Mitglied der Fördergesellschaft des SDS blieb, sich von diesem nicht distanzierte und die APO unterstützte. Wolfgang Abendroth stand der mit dem Godesberger Grundsatzprogramm vollzogenen Schwenkung der SPD skeptisch gegenüber. Bei der APO-Gegenfeier zum 150. Geburtstag von Karl Marx hielt Wolfgang Abendroth, den sein Schüler Jürgen Habermas den »Partisanenprofessor im Lande der Mitläufer« nannte, die Festansprache in Trier. Er hatte wesentlichen Einfluß auf die studentische Revolte von 1968, die er wegen des Fehlens einer Strategie gegen »faschistische Tendenzen« auch kritisierte.[4] 1968 war er Mitglied des Kuratoriums der Kampagne für Demokratie und den Abrüstungs-Ostermarsch.[6] Ab 1972 lehrte er auch an der Frankfurter „Akademie der Arbeit“.[7]

Als Herausgeber von Schriftenreihen für politische Wissenschaften und durch zahlreiche Beiträge zu Zeitfragen sowie als Vorstandsmitglied der Deutschen Vereinigung für die Wissenschaft von der Politik hat er auf die Politologie in Westdeutschland entscheidend in marxistischem Sinne eingewirkt. Besonders sein Einfluß auf die Gewerkschaften war erheblich; zahlreiche Gruppen links der SPD förderte er. Seine Stellungnahmen zum Grundgesetz wie seine Kritik an der kapitalistischen Gesellschaft schlugen in die gleiche Kerbe wie die „Frankfurter Schule“.[4]

Familie

Am 15. September 1885 verstarb Wolfgang Abendroth 79jährig in Frankfurt/Main, wo er zuletzt auch gewohnt hatte. Er war seit 1946 mit Dr. phil. Lisa, geb. Hörmeyer, verheiratet und hinterließ zwei Töchter und einen Sohn.

Fußnoten

  1. Wolfgang Abendroth hatte sich schon als 14jähriger dem kommunistischen Jugendverband angeschlossen.
  2. Internationales Biographisches Archiv 38/1995
  3. Der 1985 verstorbene linke Politik- und Rechtswissenschaftler bekundete in einem Leserbrief an die „Frankfurter Rundschau“, veröffentlicht am 19. Dezember 1984, er habe in Griechenland mit den Partisanengruppen EAM und ELAS kollaboriert. Gemäß „Spiegel“ (Nr. 39/85) ist Wolfgang Abendroth später desertiert und geriet in britische Internierung.
  4. 4,0 4,1 4,2 4,3 Rolf Kosiek: Die Frankfurter Schule und ihre zersetzenden Auswirkungen - Grabert/Hohenrain-Verlag 2001 ISBN 978-3891800614
  5. Rolf Kosiek: Nach seinem Übertritt in den Westen im Dezember 1948 erhielt er 1949 von einem CDU-Kultusminister sofort eine Stelle an der Hochschule für Sozialwissenschaften in Wilhelmshaven und wurde deren Rektor.
  6. 1968 war er mit Ernst Bloch, Ossip K. Flechtheim und Erich Kästner Mitglied des Kuratoriums der Kampagne für Demokratie und Abrüstungs-Ostermarsch.
  7. Munzinger-Archiv GmbH, 1995