Schnur, Wolfgang

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Wolfgang Schnur, 1990
Wolfgang Schnur, 2013

Wolfgang Schnur (Lebensrune.png 8. Juni 1944 in Stettin; Todesrune.png 16. Januar 2016 im Wiener Wilhelminen-Spital) war ein jüdischer Jurist. Er war in der DDR als Rechtsanwalt, u. a. im Umfeld der evangelischen Kirche, sowie von 1965 bis 1989 als Inoffizieller Mitarbeiter des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) tätig. In der Wendezeit 1989 war Schnur als Politiker aktiv. Er war Mitbegründer und einige Monate Vorsitzender der Partei Demokratischer Aufbruch (DA).

Werdegang

Wolfgang Schnur wurde am 8. Juni 1944 in Stettin geboren. Er wuchs als Vollwaise auf; die Mutter, eine Jüdin,[1] floh während des Zweiten Weltkrieges in den Westen, der Vater soll vorher umgekommen sein. 1946 wurde Wolfgang Schnur von Pflegeeltern, die Landarbeiter waren, aufgenommen. Seine leibliche Mutter traf er erst 1961 wieder.[2] Schnur wuchs in Rostock auf. Er erlernte den Maurerberuf. Nachdem Schnur auf der Abendschule das Abitur nachgeholt hatte, studierte er per Fernstudium Rechtswissenschaften an der Berliner Humboldt-Universität. Er schloß das Studium 1973 als Diplom-Jurist ab.

Wirken

Nach seinem Examen war er zunächst als Rechtsanwalt in Binz auf Rügen tätig. Später kam er nach Rostock, wo er 1978 das in der DDR äußerst seltene Privileg genoß, die Zulassung für eine eigene Kanzlei zu erhalten. Erst 1990 sollte bekannt werden, daß Wolfgang Schnur seine Traumkarriere als Jurist und Anwalt in der DDR wesentlich seiner engen Zusammenarbeit mit dem Ministerium für Staatssicherheit (MfS) verdankte, für das er von 1965 bis 1989 als Inoffizieller Mitarbeiter (IM) mit den Decknamen „Torsten“ und „Dr. Ralf Schirmer“ Mandanten und kirchliche Gruppen bespitzelte und über sie – oft mehrmals pro Woche – geheime Berichte lieferte. „Bruder Schnur“ lieferte Geheimberichte auch noch, als das rote Regime bereits in letzten Zügen lag.[1]

Evangelische Kirche

Wolfgang Schnur war von früh an in der Kirche aktiv, war Mitglied der Synode der Evangelischen Kirche in Mecklenburg, zeitweise Vizepräses der Synode der Evangelischen Kirche der Union (EKU) und Synodale des Bundes der Evangelischen Kirchen in der DDR. Er wurde bald einer der engagiertesten Vertrauensanwälte der evangelischen Kirchen in der DDR und erwarb sich dort ein nahezu unbeschränktes Vertrauen. Beruflich insbesondere in Strafsachen politischen Hintergrundes engagiert, verteidigte Wolfgang Schnur Dissidenten, Wehrdienstverweigerer und Bürgerrechtler. 1988 wurde der im Laufe der Zeit vom MfS für seine konspirativen Zubringerdienste mit diversen Orden bedachte „Kirchenanwalt“ über die Grenzen der DDR hinaus bekannt, als er Teilnehmern der Liebknecht/Luxemburg-Demonstration beistand, die am Rande der offiziellen SED-Kundgebung auf die wahren Ziele (Sozialismus auch als „Freiheit der Andersdenkenden“) der 1919 liquidierten Revolutionäre verwiesen hatten und verhaftet worden waren.[3]

Schnur hatte stets enge Arbeitskontakte zu Horst Kasner, dem Vater Angela Merkels, der in Templin langjährig als Leiter des Pastoralkollegs der Evangelischen Kirche in Berlin-Brandenburg tätig war. Kasner galt als ein wichtiger Mittelsmann zwischen Kirche und Staat in zentraler Kirchenfunktion. Kasner war Mitglied im Weißenseer Arbeitskreis und war aus Sicht der Staatsführung einer der „progressiven“ kirchenpolitischen Kräfte innerhalb der Kirche. Ein ständiger Gesprächspartner Schnurs und Kasners in Sachen SED-Kirchenpolitik war der als Stasi-Mitarbeiter geführte Clemens de Maizière, der Vater des späteren DDR-Ministerpräsidenten Lothar de Maizière. Clement de Maizière war ebenfalls Rechtsanwalt in der DDR. Er war daneben Synodaler der Berlin-Brandenburgischen Kirche und führendes Mitglied der CDU in der DDR. Der Verhandlungspartner Clement de Maizières, Wolfgang Schnurs und Horst Kasners in der DDR-Regierung war von 1979 bis 1988 der damalige Staatssekretär für Kirchenfragen Klaus Gysi.

Ende der 1980er Jahre war Wolfgang Schnur als Rechtsvertreter fast aller namhaften Oppositionellen in der DDR tätig, unter ihnen Stephan Krawczyk, Freya Klier, Bärbel Bohley und Vera Wollenberger. Wie Anwalt Wolfgang Vogel und der einflußreiche Konsistorialpräsident und spätere brandenburgische Ministerpräsident Manfred Stolpe, fungierte er als deren „Draht zur Außenwelt“ – und drängte einige von ihnen, wie später bekannt wurde, im Auftrag des MfS zur Ausreise ins westliche Ausland. In jener Zeit verlegte Wolfgang Schnur Wohnsitz und Anwaltspraxis auf Wunsch des MfS nach Ost-Berlin, wo er in idyllischer Lage an der Müggelspree im Stadtteil Köpenick eine Villa bezog. Daß der Ortswechsel im Rahmen dubioser Geschäfte mit Grundstücken und Häusern von „Ausreisewilligen“ vollzogen worden war, wurde erst nach Jahren publik.[4]

Demokratischer Aufbruch

Wolfgang Schnur beim Gründungsparteitag des Demokratischen Aufbruchs am 16. Dezember 1989 in Leipzig
Wolfgang Schnur – IM „Torsten“ (1989)

Auf dem Höhepunkt der Oppositionsbewegung in der DDR im Herbst 1989 hatte Wolfgang Schnur den Gipfel seines Einflusses und seiner Popularität – auch in den westdeutschen Medien – erreicht. Während er noch immer geheime Dossiers für den Staatssicherheitsdienst verfaßte, gründete er gemeinsam mit den Pfarrern Rainer Eppelmann (Ost-Berlin) und Friedrich Schorlemmer (Wittenberg) Ende Oktober 1989 die Bürgerbewegung „Demokratischer Aufbruch“ (DA), in der er schon bald mit fast missionarischem Eifer die politische Orientierung hin zur CDU in der Bundesrepublik betrieb, was aber Kritik in den eigenen Reihen auslöste. Auf dem Leipziger Gründungsparteitag am 17. Dezember 1989 konnte sich Wolfgang Schnur als DA-Vorsitzender noch gegen Sonja Schröter durchsetzen, die vorerst verhinderte Spaltung war jedoch auf Dauer unvermeidbar. Der linke Flügel verweigerte sich dem Schwenk zur CDU und hatte, allen voran Friedrich Schorlemmer, den DA verlassen, bevor es zur Gründung des konservativen Wahlbündnisses „Allianz für Deutschland“ kam,[5] mit dem die Bonner CDU, die CDU der DDR, DA sowie die von der bayerischen CSU unterstützte „Deutsche Soziale Union“ (DSU) gemeinsam für die Volkskammerwahlen am 18. März 1990 rüsteten. Wolfgang Schnur avancierte zum unbestrittenen Hoffnungsträger des Bundeskanzlers und CDU-Vorsitzenden Helmut Kohl,[6] und der ehrgeizige Anwalt stellte sich seinen potenziellen Wählern selbst als „der künftige Ministerpräsident der DDR“ vor.[3]

Ende 1989 stellte er Angela Merkel zum 1. Februar 1990 als hauptamtliche Mitarbeiterin beim DA ein und machte sie noch im selben Monat zu seiner Pressesprecherin.

Enthüllung der Stasi-Mitarbeit und Prozeß

Die krummen Machenschaften

Anfang März 1990, mitten im Wahlkampf, schlugen die vom SPIEGEL verbreiteten, durch den Rostocker Ausschuß für die Überwachung der Auflösung des MfS danach bestätigten Enthüllungen über Schnurs langjährige und bis in Wendezeiten reichende Spitzeltätigkeit für den Staatssicherheitsdienst wie eine Bombe ein. Zunächst noch von CDU und DSU unterstützt, wies Schnur am 8. März 1990 die Vorwürfe als Verleumdungen zurück. Auch Pfarrer Rainer Eppelmann, späterer CDU-Bundestagsabgeordneter und als Vorsitzender der 1992 eigens hierfür eingesetzten Enquetekommission intensiv um die „Aufarbeitung der Geschichte und Folgen der SED-Diktatur“ bemüht, hielt damals bis zuletzt zu ihm. Doch war die Zahl der allein in Rostock aufgefundenen Aktenordner mit Berichten des zur Abteilung XX des MfS gehörenden IM „Torsten“, zuständig für die Bespitzelung und Zersetzung kirchlicher und oppositioneller Gruppen, bald auf 33 angewachsen. Schnur, der einen Nervenzusammenbruch erlitten hatte, sandte schließlich eine vertrauliche Mitteilung an Kohl, trat am 14. März 1990 als Spitzenkandidat der „Allianz“ zurück und verschwand, wenig später aus dem „Demokratischen Aufbruch“ ausgeschlossen,[7] aus der Öffentlichkeit, während seine Partei mit noch nicht einmal einem Prozent der Wählerstimmen eine katastrophale Wahlschlappe zu verschmerzen hatte. Erst Monate nach seinem abgrundtiefen Sturz, am 5. Juni 1990, stellte sich Schnur einem ZDF-Interview und beschwor, „nie jemand verraten oder ans Messer geliefert“ zu haben. Seine Rolle würde überbewertet, zumal seine Kontakte zum MfS sich aufgrund des politischen Charakters der ihm in der gesamten DDR anvertrauten Fälle geradezu zwangsläufig ergeben hätten. Auch sei er, ließ Schnur das Fernsehpublikum wissen, der Ansicht gewesen, seit 1987 ein gewisses Umdenken innerhalb des Machtapparats des MfS bewirkt zu haben.[1][8]

Große Empörung vor allem in Berufskollegenkreisen und bei früheren Opfern der politischen Justiz der DDR löste Anfang 1991 die Nachricht aus, daß Schnur – als Mitglied der Berliner Anwaltskammer – wieder eine Anwaltspraxis eröffnen wolle. „Auch für Unverfrorenheit muß es Grenzen geben“, forderte etwa der Schriftsteller Lutz Rathenow, der seine persönlichen Erfahrungen mit Schnur als Denunziant beschrieb. Schnurs „vermeintliche Kühnheit beschränkte sich immer darauf, anderen Angst einzujagen“, schrieb Rathenow.[9] Die Berliner Justizsenatorin Jutta Limbach (SPD) sah sich im Sommer 1991 jedoch außer Stande, den anhaltenden Protesten zu folgen und Schnur die Zulassung als Rechtsanwalt abzuerkennen. Er konnte sich auf den deutsch-deutschen Einigungsvertrag (BRD/DDR) berufen, der seine MfS-Tätigkeit als standesrechtliche Verfehlung nach einem Jahr hatte verjähren lassen. Erst nachdem 1992 ein neues Gesetz zur Prüfung von Rechtsanwaltszulassungen in Kraft getreten und der Widerruf einer Zulassung möglich geworden war, machte die Berliner Justizverwaltung mit Zustimmung der Rechtsanwaltskammer im Juli 1993 ihre Entscheidung rückgängig. Schnur wurde, durch eine besondere Anordnung mit sofortiger Wirkung, die Anwaltszulassung wegen Mandatsverrats und „Unwürdigkeit“ entzogen, wobei man sich sogar auf das DDR-Strafgesetzbuch berufen konnte, das die „Verletzung von Berufsgeheimnissen“ unter Strafe gestellt hatte.[10] Im Juli 1994 wies der Bundesgerichtshof (BGH) Schnurs Beschwerde gegen diese Maßnahme zurück und bestätigte den Entzug der Zulassung als Rechtsanwalt.[3]

Im März 1996 verurteilte das Berliner Landgericht Schnur wegen „politischer Verdächtigung“ zum Nachteil seiner damaligen Mandanten Stephan Krawczyk und Freya Klier zu einer Freiheitsstrafe von einem Jahr auf Bewährung.[11] Schnur hob dagegen wiederholt hervor, daß er sich auf die Zusage seines Führungsoffiziers beim MfS verlassen habe, daß den von ihm Denunzierten keine politischen Strafverfahren aufgrund seiner Berichte drohten.[12] Er wies darauf hin, daß er immer versucht habe, die Freilassung seiner Mandanten zu erreichen und daß ihm das in vielen Fällen gelungen sei. Eine „moralische Schuld“ gestand er allerdings ein.[13] Im November des Jahres verwarf der Bundesgerichtshof (BGH) Schnurs Revision, womit das Urteil rechtskräftig war.[14] Im April 1999 berichteten die Medien, daß Schnur, zusammen mit einem weiteren Mann, wegen des Verdachts des Betruges festgenommen wurde. Die Polizei teilte mit, daß er versucht habe, bei einer Privatbank in Berlin mit wahrscheinlich gefälschten Wertpapieren im Wert von rund 11,8 Mio. DM einen Millionenkredit aufzunehmen. Schnur verteidigte sich, er habe die Papiere nur auf ihre Echtheit prüfen lassen wollen.[3]

Spätere Aktivitäten und angebliches Verschwinden

Seinen Lebensunterhalt bestritt der hoch verschuldete Schnur in den 1990er Jahren mit der juristischen Beratung ehemaliger Landwirtschaftlicher Produktionsgenossenschaften (LPGs), später als freier Rechtsberater sowie als Investitions- und Projektberater. Eine Rückkehr in die Politik schloß er nicht aus.

1999 gab es erneut Schlagzeilen um Schnur, nachdem er mit einem Israeli und einem Schwarzafrikaner bei einer Berliner Bank versucht hatte, dubiose Wertpapiere im Nennwert von 26 Millionen D-Mark zu versilbern.[1] Später besaß Schnur eine Baufirma in Aschersleben (Sachsen-Anhalt) und soll aufgrund dubioser Geschäfte 1,5 Millionen Euro Schulden gemacht haben. Zuletzt (bis 2010) war er Geschäftsführer einer Verwaltungs-GmbH am Kurfürstendamm in Berlin.

Ende 2010 verschwand Wolfgang Schnur angeblich spurlos. Sein langjähriger und ebenso stasibelasteter Freund und Anwalt Peter Michael Distel gab eine Vermißtenanzeige auf:

„Wo ist Schnur? ‚Ich habe auf Bitten des Freundeskreises und von Geschäftsleuten einen Nachforschungsantrag beim Auswärtigen Amt gestellt‘, so Diestel. Das Amt bestätigte am Mittwoch, daß es mit dem Fall befasst ist. Allerdings: Wäre Schnur im Ausland etwas zugestoßen, hätten dies die Diplomaten möglicherweise schon gewusst. Denn üblicherweise wird dann der deutsche Botschafter des jeweiligen Landes von den dortigen Behörden informiert. Doch Diestel sagte: ‚Da muss wohl etwas Schlimmes passiert sein.‘ Die Schnur-Spur, so wurde von manchem vermutet, führt nach Afrika, nach Ghana. Von Geschäften mit Goldstaub war die Rede. Doch am Donnerstag stellt sich heraus: An der Sache ist nichts dran. Schnur lebt seit einigen Jahren mit seiner 35-jährigen Frau und der Familie in einem großen Haus im Dorf Groß Köris, im südlichen Berliner Umland. Schnur zeigt sich überrascht über die Fahndung seines Freundes. Noch am Mittwoch soll er sich in Diestels Büro gemeldet, jedoch nicht persönlich mit dem Anwalt gesprochen haben.“[15]

Familie

Aus seiner ersten Ehe hatte Wolfgang Schnur vier Kinder. Aus einer langjährigen Beziehung hatte er ein weiteres Kind. Er lebte bis zu seinem Tod mit seiner letzten Ehefrau Anja R. (Lebensrune.png 1974) in Groß Köris bei Berlin.[16] Seine Frau hatte er über ihren Vater kennengelernt. Heinz-Jürgen R. war sein Psychiater in seinem Stasi-Prozeß. Anja R. hatte in der Familienvilla (in Groß Köris) eine Naturheilpraxis mit ihrem Bruder.[17]

Verweise

Zum Dokumentarfilm u. a. über Schnur von Günther Bernd Ginzel „Die Verstrickung – Für Gott und die Stasi“ (3sat, 2008):

Fußnoten

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 David Korn: Wer ist wer im Judentum?, FZ-Verlag, ISBN 3-924309-63-9
  2. Internationales Biographisches Archiv 26/2002
  3. 3,0 3,1 3,2 3,3 Munzinger-Archiv GmbH, 2002
  4. vgl. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 25. Juli 1992
  5. Schnur war von 1989 bis 1990 Teilnehmer am Zentralen Runden Tisch und 1990 Mitbegründer der „Allianz für Deutschland“, bestehend aus Demokratischer Aufbruch (DA), Deutsche Soziale Union (DSU) und CDU.
  6. David Korn, Wer ist wer im Judentum?: Er wurde von Helmut Kohl an die Spitze des Wahlbündnisses „Allianz für Deutschland“ gehievt. Kanzler und Bruder Schnur wirkten „wie ein Herz und eine Seele“.
  7. Die gezielte Offenlegung seiner Stasi-Akte im März 1990, direkt vor der ersten freien Volkskammerwahl, beendete seine politische Karriere: Um nicht als IM erkannt zu werden, aber auch um das Vertrauen anderer Gruppenmitglieder zu erringen, waren es oft Mitarbeiter des MfS, die auf eine Verstärkung der demokratischen Aktivitäten drangen. Schnur trat vom Vorsitz des DA zurück und wurde aus der Partei ausgeschlossen. Nachdem im Wahlkampf 1990 sein Stasi-Verrat ruchbar geworden war, erlitt Schnur einen Nervenzusammenbruch und trat als DA-Chef zurück. Der CDU-Politiker Wolfgang Schäuble besuchte ihn im Krankenhaus.
  8. Schnurs Tätigkeit für die Staatssicherheit erfolgte in der Zeit von 1965 bis in die Zeit der Friedlichen Revolution stets verdeckt. Allgemein bekannt war aber, daß er als Kirchenanwalt über ständige gute Arbeitskontakte zur SED verfügte. Auch in seiner Zeit als DA-Vorsitzender pflegte Schnur einen engen Kontakt zu Mitarbeitern des MfS.
  9. Nürnberger Zeitung, 28. Januar 1991
  10. vgl. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 26. Juli 1993
  11. Das Landgericht Berlin verurteilte Schnur 1996 wegen politischer Verdächtigung (§ 241a StGB) in zwei Fällen zu einer Gesamtfreiheitsstrafe von einem Jahr, deren Vollstreckung zur Bewährung ausgesetzt wurde. Schnur hatte seine ehemaligen Mandanten Stephan Krawczyk und Freya Klier gegenüber dem Ministerium für Staatssicherheit dem Verdacht ausgesetzt, daß diese Verbindung zum Westfernsehen unterhielten und Freya Klier ein Manuskript mit deutlicher Kritik an den Verhältnissen in der DDR auf dem Dachboden ihres Hauses versteckt habe.
  12. vgl. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 9. März 1996
  13. vgl. Frankfurter Rundschau, 9. März 1996
  14. David Korn, Wer ist wer im Judentum?: Nach der Friedlichen Revolution, 1991, eröffnete er in Berlin eine Rechtsanwaltskanzlei. Es dauerte bis 1993, daß ihm die Anwaltszulassung wegen „Mandantenverrats und Unwürdigkeit“ entzogen wurde und sogar bis 1996, daß das Berliner Landgericht ihn zu lediglich einem Jahr auf Bewährung verurteilte. Mit Hinweisen auf seine jüdische Abstammung und Vorwürfen an das Gericht („Sie setzen eine Judenverfolgung fort!“) hatte er während des Prozesses das ihm drohende Strafmaß zu mildern getrachtet.
  15. Ex-DDR-Politiker Schnur: Verschollen daheim, Der Spiegel, 30. Dezember 2010
  16. Wolfgang Schnur per Haftbefehl gesucht, Bild, 30. Dezember 2010
  17. Rätsel um Wolfgang Schnur – Welche Rolle spielt Diestel?, Berliner Kurier, 30. Dezember 2010