Staudte, Wolfgang

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Wolfgang Staudte (1906–1984)

Wolfgang Georg Friedrich Staudte (Lebensrune.png 9. Oktober 1906 in Saarbrücken; Todesrune.png 19. Januar 1984 bei Dreharbeiten in Zigarski, Slowenien) war ein deutscher Filmregisseur, Theaterschauspieler und Synchronsprecher.

Leben

Ausbildung

Wolfgang Staudte wurde am 9. Oktober 1906 in Saarbrücken als Sohn des Schauspielerehepaars Fritz Staudte und Mathilde Firmans geboren. 1912 zog die Familie nach Berlin und Staudte besuchte dann die Oberrealschule Steglitz und begann nach der Mittleren Reife und kurzer Tätigkeit als Autoschlosser sowie als Motorradrennfahrer 1923 ein Ingenieurstudium in Oldenburg. Zwei Jahre später absolvierte er ein Praktikum bei Mercedes in Berlin, dann in den Hansa Werken in Varel.

Theateraufbahn

Nach Auftritten am Theater in Schneidemühl 1926 bekam er eine Anstellung an der Volksbühne Berlin und hatte Auftritte in Inszenierungen von Max Reinhard und Erwin Piscator und der linken Theatertruppe des Vaters. Ab 1931 hatte Staudte auch Auftritte im Film, u.a. mit Ernst Busch als Bänkelsänger in „Gassenhauer“. 1933 wurde ihm die Bühnenschauspiel-Erlaubnis entzogen und Staudte drehte Kurzfilme und arbeitete ab 1934 als Synchronsprecher bei der Berliner Firma Rhythmoton. Ab 1935 war er Rundfunksprecher im Kinder- und Werbeprogramm.

Für die Firma Werbeschall Uhlich & Schroeter (später: Sigma-Film) realisierte er in den Jahren 1935 bis 1939 ca. 100 kurze Werbefilme und 1936/37 zwei abendfüllende Kompilationsfilme über Autorennsport.

Filmlaufbahn

1941 drehte er für die Tobis einen ersten kurzen Studiofilm („Ins Grab kann man nichts mitnehmen“; nach einer Satire von Arkadij Averčenko), vier weitere folgen. 1942 akzeptierte die Tobis ein Drehbuch Staudtes für den Clown Charlie Rivel. „Akrobat Schö-ö-ö-n“ war seine erste Spielfilmregie. 1944 wurden seine Bürokratengroteske „Der Mann, dem man den Namen stahl“ um „Die tollen Abenteuer des Fridolin Biedermann“ verboten, seine UK-Stellung aufgehoben. Vor dem Kriegseinsatz bewahrte ihn der Wunsch Heinrich Georges, ihn mit der Regie von „Frau über Bord“ zu betrauen.

Nachkriegszeit

Im Winter 1945/46 drehte Staudte in Berlin Dokumentaraufnahmen für Friedrich Wolfs und Slatan Dudows Filmprojekt „Kolonne Strupp“. Im Sommer 1946 realisierte er, nachdem westliche Filmoffiziere sich an seinem Drehbuch desinteressiert zeigen, bei der DEFA den ersten deutschen Nachkriegsfilm. „Die Mörder sind unter uns“ lieferte zugleich den ersten Propagandafilm der Nachkriegszeit.

1951 entstand mit die Heinrich-Mann-Adaption „Der Untertan“, sein – durch „expressionistische“ Kameraführung, artistische Montage und den Esprit der Inszenierung - überzeugendstes Werk, das als historische Satire die fatale Kontinuität des beherrschten wie herrschenden Spießbürgertums in der deutschen Geschichte sinnfällig macht. In der BRD wurde der Film erst 1957 aufgeführt. Zudem drehte er die ebenso phantasievollen wie pädagogisch geglückten Kinderfilme „Die Geschichte vom kleinen Muck“ und (in den Niederlanden) „Ciske – de rat“.

Flucht in die BRD

Sein letztes DEFA-Projekt, die Verfilmung von „Mutter Courage und ihre Kinder“ mit Helene Weigel und Simone Signoret wurde 1955 nach Divergenzen mit Bertolt Brecht abgebrochen. Staudte, der schon zuvor im Westen tätig gewesen war – angefeindet von der rechten Presse und 1951 anläßlich einer Bürgschaft für „Gift im Zoo“ seitens der Bundesbehörden politischem Druck ausgesetzt – setzte seine Arbeit in der Bundesrepublik fort.

Es gelang ihm zunächst nicht, seine engagierte Perspektive und den künstlerischen Standard gegen seine Produzenten zu behaupten, weder mit der in die Gegenwart transponierten Hauptmann-Verfilmung „Rose Bernd“ (1956), dem antikolonialistischen Melodram „Madeleine und der Legionär“ (1957), noch mit der pazifistischen Groteske „Kanonen-Serenade“ (1958). Sie bezeugen, „wie schwer es ist, die Welt verbessern zu wollen mit dem Gelde von Leuten, die die Welt in Ordnung finden“ (Staudte).

Der neue deutsche Film

Erst „Rosen für den Staatsanwalt“ (1959), der Nazi-Kontinuitäten in der westdeutschen Justiz zum Gegenstand hat, knüpft thematisch an die frühen Arbeiten an. „Kirmes“ (1960) – produziert von der Freien Film Produktion GmbH, Hamburg, deren Eigentümer Staudte neben Helmut Käutner und Harald Braun seit 1958 war – legt „archäologisch“ verdrängte Vergangenheit frei, „Herrenpartie“ (1963/64) beobachtet eine Reisegruppe, die in Jugoslawien mit „vergessenen“ Kriegsgreueln konfrontiert wird.

Die Filme tragen Staudte, der einen Bundesfilmpreis für „Rosen für den Staatsanwalt“ ablehnte, Diffamierungen als „Nestbeschmutzer“ ein. „Die Dreigroschenoper“ (1962/63) wiederum entschärfte die Vorlage zur Gaunerballade, als die „Ganovenehre“ (1965/66) und „Die Herren mit der weißen Weste“ (1969/70) von vornherein angelegt sind. 1968 gründete Staudte die Cineforum Film- und Fernsehproduktion GmbH, Berlin. Die einzige Kinoproduktion „Heimlichkeiten“, die in der Schilderung eines Kriminalfalls auch die Ost-West-Spannung thematisiert, gerät zum finanziellen Fiasko. Staudte sah sich fortan zu intensiver Auftragsarbeit für das Fernsehen gezwungen. Er drehte, auf handwerkliche Präzision bedacht, Folgen für die ZDF-Reihe „Der Kommissar“, ab 1973 für die „Tatort“-Reihe der ARD, in denen zumeist Hansjörg Felmy als Kommissar Haferkamp agierte.

Unter seiner Regie entstanden die aufwendigen internationalen Jack-London-Verfilmungen „Der Seewolf“ (1971) und „Lockruf des Goldes“ (1974/75), sanft idyllisierte Familienprogramme wie die Rheinschifferserie „MS Franziska“ (1976/77) und die Fallada-Verfilmung „Der Eiserne Gustav“ (1978/79), aber auch der um historische Authentizität des Bergarbeitermilieus bestrebte Mehrteiler „Die Pawlaks“ (1981/82). Auf fremden Stoffen basierend, erinnern Staudtes Arbeiten nur gelegentlich an sein früheres gesellschaftliches Engagement. So behandelte der „Tatort“-Beitrag „Tote brauchen keine Wohnung“ (1973) Phänomene der Bauspekulation, der Beitrag „Freiwild“ (1983) Machenschaften im Pharmageschäft.

Sein letzter Kinofilm „Zwischengleis“ griff 1978 noch einmal die Problematik von Schuld und Verdrängung während der Nachkriegszeit und der Wirtschaftswunderjahre auf. Das Projekt, Rolf Hochhuths Roman „Eine Liebe in Deutschland“ zu verfilmen, wurde 1983 von Andrzej Wajda übernommen. Zuletzt variierte Staudtes Sternheim-Adaption „Der Snob“ (mit Klaus Maria Brandauer, 1983) sein zentrales Thema vom Verhältnis des deutschen „Spießers“ zur Macht.

Staudte synchronisierte 1945/46 für die DEFA Eisensteins „Ivan Grosnyj“ („Iwan der Schreckliche“, 1. Teil), 1972 auf Wunsch Stanley Kubricks „Clockwork Orange“ und 1980 seinen Film „Shining“. Er war ab 1955 korrespondierendes Mitglied der Akademie der Künste der DDR, 1966/67 Lehrbeauftragter an der DFFB.

Staudte war in erster Ehe verheiratet mit Renate Praetorius, von 1958 bis 1964 mit der Schauspielerin Ingmar Zeisberg und von 1967 bis 1977 mit Rita Heidelbach. 1977 heiratete er seine vierte Frau, Angelika.

Wolfgang Staudte, bis zu seinem Tod in Berlin-Steglitz ansässig, starb am 19. Januar 1984 an Herzversagen in Zigarski (Slowenien) bei den Dreharbeiten zu dem fünfteiligen Fernsehfilm „Der eiserne Weg“, dessen Regie Hans-Werner Schmidt übernam.

Am 3. März 1984 wurde die Asche Wolfgang Staudtes der Nordsee übergeben.

Ab der Berlinale 1990 vergeben die Internationalen Filmfestspiele Berlin alljährlich zu seinem Andenken den Wolfgang-Staudte-Preis für einen Film des Internationalen Forums des jungen Films.

Am 9. Oktober 2006 wurde an seinem Geburtshaus in der Mainzer Str. 11 in Saarbrücken eine Gedenktafel mit der Inschrift: „Feigheit macht jede Staatsform zur Diktatur“ enthüllt.

Filmographie

Darsteller
Regie
  • 1933: Ein jeder hat mal Glück
  • 1936: Zwischen Sahara und Nürburgring
  • 1941: Ins Grab kann man nichts mitnehmen
  • 1942: Aus eins mach’ vier
  • 1943: Akrobat schö-ö-ö-n
  • 1944: Ich hab’ von Dir geträumt
  • 1945: Der Mann, dem man den Namen stahl
  • 1944/52: Das Mädchen Juanita
  • 1946: Die Mörder sind unter uns
  • 1947–51: 5 Städte – 5 Mädchen
  • 1948: Die seltsamen Abenteuer des Herrn Fridolin B.
  • 1949: Rotation
  • 1949: Schicksal aus zweiter Hand
  • 1951: Gift im Zoo
  • 1951: Der Untertan
  • 1953: Die Geschichte vom kleinen Muck
  • 1954: Leuchtfeuer
  • 1955: Mutter Courage und ihre Kinder
  • 1955: Ciske – ein Kind braucht Liebe
  • 1957: Rose Bernd
  • 1957: Madeleine und der Legionär
  • 1958: Kanonen-Serenade
  • 1958: Der Maulkorb
  • 1959: Rosen für den Staatsanwalt
  • 1960: Der letzte Zeuge
  • 1960: Kirmes
  • 1962: Die glücklichen Jahre der Thorwalds
  • 1962: Die Rebellion
  • 1963: Die Dreigroschenoper
  • 1964: Herrenpartie
  • 1964: Das Lamm
  • 1966: Der Fall Kapitän Behrens. Fremdenlegionäre an Bord
  • 1966: Ganovenehre
  • 1968: Die Klasse
  • 1968: Heimlichkeiten
  • 1969: Die Gartenlaube
  • 1969–72: Der Seewolf (Fernsehserie)
  • 1970: Die Herren mit der weißen Weste
  • 1970: Messer im Rücken
  • 1970: ... wie die Wölfe
  • 1970: Die Person
  • 1971: Besuch bei Alberti
  • 1971: Ende eines Tanzvergnügens
  • 1971: Die Anhalterin
  • 1971: Fluchtweg St. Pauli. Großalarm für die Davidswache
  • 1971: Lisa Bassenges Mörder
  • 1971: Tod eines Ladenbesitzers
  • 1971: Der Seewolf
  • 1971: Ein rätselhafter Mord
  • 1972: Die Tote im Park
  • 1972: Verrat ist kein Gesellschaftsspiel
  • 1972: Marya Sklodowska-Curie. Ein Mädchen, das die Welt veränderte
  • 1973: Das Komplott
  • 1973: Nerze nachts am Straßenrand
  • 1973: Die Nacht, in der Basseck starb
  • 1973: Ein Funken in der Kälte
  • 1973: Tote brauchen keine Wohnung
  • 1974: Schließfach 763
  • 1974: Ein fröhliches Dasein
  • 1975: Lehmanns Erzählungen
  • 1975: Lockruf des Goldes
  • 1976: Zwei Leben
  • 1976: Um zwei Erfahrungen reicher
  • 1976: Prozeß Medusa
  • 1977: Das verschollene Inka-Gold
  • 1977: Spätlese
  • 1978: Feuerwasser
  • 1978: Zwischengleis
  • 1979: Die Kugel im Leib
  • 1979: Der eiserne Gustav
  • 1980: Schussfahrt
  • 1980: Schönes Wochenende
  • 1982: Die Pawlaks. Eine Geschichte aus dem Ruhrgebiet
  • 1983: Satan ist auf Gottes Seite
  • 1983: Nordlichter. Geschichten zwischen Watt und Weltstadt
  • 1983: Der Snob
  • 1983: So ein Theater
  • 1984: Freiwild
  • 1985: Der eiserne Weg
Drehbuch
  • 1933: Ein jeder hat mal Glück
  • 1933: Non Stop nach Afrika
  • 1936: Zwischen Sahara und Nürburgring
  • 1938: Deutsche Siege in drei Erdteilen
  • 1941: Ins Grab kann man nichts mitnehmen
  • 1941: Ins Grab kann man nichts mitnehmen (3. Fassung)
  • 1942: Aus eins mach’ vier
  • 1943: Akrobat schö-ö-ö-n
  • 1945: Der Mann, dem man den Namen stahl
  • 1946: Die Mörder sind unter uns
  • 1948: Die seltsamen Abenteuer des Herrn Fridolin B.
  • 1949: Rotation
  • 1949: Schicksal aus zweiter Hand
  • 1951: Das Beil von Wandsbek
  • 1951: Der Untertan
  • 1953: Die Geschichte vom kleinen Muck
  • 1954: Leuchtfeuer
  • 1955: Mutter Courage und ihre Kinder
  • 1955: Ciske – ein Kind braucht Liebe
  • 1958: Kanonen-Serenade
  • 1960: Kirmes
  • 1962: Die Rebellion
  • 1963: Die Dreigroschenoper
  • 1964: Herrenpartie
  • 1968: Heimlichkeiten
  • 1969: Die Gartenlaube
  • 1975: Lehmanns Erzählungen
  • 1983: Der Snob
Schnitt
  • 1936: Zwischen Sahara und Nürburgring
  • 1938: Deutsche Siege in drei Erdteilen
Produzent
  • 1959: Der Rest ist Schweigen
  • 1960: Kirmes
  • 1962: Die Rebellion
  • 1968: Heimlichkeiten
Sprecher
  • 1933: Unser täglich Brot
Synchronsprecher