Wrede, Carl Philipp von

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Carl Philipp Joseph Fürst von Wrede.jpg

Carl Philipp Joseph von Wrede, seit 1810 Graf von Wrede,[1] seit 1814 Fürst von Wrede, (Lebensrune.png 29. April 1767 in Heidelberg; Todesrune.png 12. Dezember 1838 in Ellingen) war ein deutscher Offizier der Rheinpfalz, zuletzt Generalfeldmarschall der Bayerischen Armee und Diplomat. Mit der Eröffnung der Ständekammer im selben Jahr wurde er zum ersten Präsidenten der Kammer der Reichsräte ernannt und behielt diese Stelle bis zu seinem Tode. Der Militärhistoriker Eduard Freiherr von Völderndorff und Waradein, selbst Generalmajor der Bayerischen Armee, schrieb über ihn:

„Er zählt nicht zu den großen Feldherren, aber er war ein umsichtiger und tapferer General, der vollkommene General, wie ihn der schöpferische Feldherr zur Ausführung seiner Pläne braucht; das Lob, daß er mit den zu Gebote stehenden Mitteln fast immer das Mögliche geleistet habe, kann ihm nicht versagt werden.“

Leben

Carl Philipp Fürst von Wrede, Lithographie von Franz Hanfstaengl, 1828.jpg

Wrede wurde als der Sohn von Ferdinand Joseph Wrede und dessen Gattin Katharina, geborene Freiin von Jünger, geboren. Er war das jüngste von dreizehn Kindern. Sein Vater war kurpfälzischer Regierungsrat und Landschreiber des Oberamtes Heidelberg; er wurde 1790 während des Reichsvikariats von seinem Dienstherrn, Kurfürst Karl Theodor in den erblichen Adels- und Reichsfreiherrnstand des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation erhoben, damals wurde der Familienname in „Wrede“ verkürzt.

Dienst als pfälzischer Forstmeister

Nach Abschluß seines Studiums trat Carl Philipp Wrede(n) 1787 die Stelle eines Hofgerichtsrates und Assessors beim Oberamt Heidelberg an. Bereits 1785 trat er als Forstmeister in Lindenfels in Erscheinung, wo er dem Wirtsehepaar des Gasthauses „Zum römischen Kaiser“ in Schlierbach einen Türsturz und zwei in der Glashütte in Seidenbuch hergestellte und geschliffene Henkelgläser mit derben Ausdrücken und den ältesten Darstellungen Odenwälder Tracht verehrte.

Dienst während der Koalitionskriege 1792–1815

Der Jurist in kurpfälzischen Diensten nahm an allen Koalitionskriegen teil, ab dem 18. Juni 1794 als „wirklicher Oberst“ im Generalstab gegen den Tyrannen Napoleon, dann aber ab 1805 als Vasall Napoleons, da das Königreich Bayern (das Staatsgebiet umfaßte das Kurfürstentum Bayern, die Rheinpfalz sowie weite Teile Frankens und Schwabens) nun zum „Verbündeten wider Willen“ wurde, ab 1806 Mitglied des Rheinbundes. Am 1. Januar 1811 erfolgte die Ernennung zum General der Kavallerie.

Von Wrede diente im Sechsten Koalitionskrieg, nach dem Vertrag von Ried im Oktober 1813, bei der Deutschen Erhebung unter dem Befehl des Oberbefehlshabers Karl Philipp zu Schwarzenberg (Böhmische Armee), wobei er dessen „Schwerfälligkeit der Operationen“ oft kritisierte. Er verlor die Schlacht bei Hanau (30. bis 31. Oktober 1813) gegen die „Große Armee“, konnte aber die Stadt Hanau am 31. Oktober wieder befreien, wobei er durch eine Flintenkugel schwer verwundet wurde. Aus dem Lazarett entlassen traf er unverzüglich am 13. Dezember 1813 wieder bei seinem Armeekorps bei Emmendingen ein und führte es gegen Frankreich. Nachdem er sich bei den Gefechten bei Brienne und Rosnay-l'Hospital (1. und 2. Februar 1814), bei Bar-sur-Aube (27. Februar 1814) und Arcis-sur-Aube (20. und 21. März 1814) wiederum besonders ausgezeichnet hatte, wurde er mit Armeebefehl vom 7. März 1814 zum Feldmarschall erhoben. Zudem wurde ihm am 9. Juni 1814 der Fürstentitel verliehen und die fürstliche Herrschaft Ellingen überlassen.

Er kämpfte gemeinsam mit Gebhard Leberecht von Blücher (Schlesische Armee) und August Neidhardt von Gneisenau, die ihn beide schätzen. Wie in Rußland gegenüber den französischen Marschällen (zuletzt als Oberbefehlshaber der Reste des bayerischen Kontingents), erlaubte er sich während des Feldzuges in Frankreich gegenüber dem Fürsten von Schwarzenberg nicht selten ein eigenmächtiges Vorgehen, das mit den Pflichten eines untergeordneten Generals nicht vereinbar war. Er unterhielt regen Briefwechsel mit von Blücher. Auf eigene Faust rückte er auf der Straße von Brienne vor; sein rechtzeitiges Eingreifen in die von Blücher angenommene Schlacht (1. Februar 1814) entschied den glänzenden Sieg der Verbündeten; von Blücher und von Gneisenau wurde der bedeutsame Anteil der Bayern dankbar anerkannt. Auch bei Bar und Arcis an der Aube fand Wrede Gelegenheit, sich auszuzeichnen.

Insbesondere von Blücher wußte zu schätzen, daß er an von Wrede einen mit seiner eigenen Auffassung der politischen und militärischen Lage völlig einverstandenen Bundesgenossen hatte, dessen Beistand wiederholt den Sieg über die politischen Bedenken Kaiser Alexanders und die Verzagtheit Schwarzenbergs erringen ließ. Insbesondere durch sein beharrliches Festhalten an der Idee des direkten Vormarsches gegen Paris erwarb sich Wrede ein wichtiges Verdienst, das vom bayerischen Kronprinzen Ludwig in einer Ode gefeiert wurde.

Nach den Befreiungskriegen hatte er den Auftrag, die Verhältnisse in den vom Königreich Bayern erworbenen Gebiete um Würzburg und Aschaffenburg zu regeln. Im September 1814 reiste Feldmarschall von Wrede zum Kongreß in Wien, um dort die Interessen Bayerns zu vertreten.

Sommerfeldzug von 1815

Nach der Flucht Napoleons von Elba (Herrschaft der Hundert Tage) führte von Wrede 1815 im Siebten Koalitionskrieg als Oberkommandierender die Bayerische Armee Richtung Frankreich, wartete aber am Rhein noch auf Verstärkung durch ein russisches Armeekorps. Wrede wurde mit der Deckung des linken Flügels der Armee Feldmarschall von Blüchers beauftragt. Marschall Vorwärts schrieb ihm:

„Da ich sie auf meinen linken Flügel weiß, so bin ich um meine Flanke unbesorgt, Ihren siegreichen Degen wird der Feind wohl wieder Empfinden.“

Die Baiern fanden jedoch keine Gelegenheit, an entscheidenden Kämpfen teilzunehmen. Erst am 23. Juni, also nachdem die Entscheidung bei Belle Alliance bereits gefallen war, rückten die Bayern weiter vor und vertrieben bei Saargemünd die französischen Grenzsicherungseinheiten. Auch zum Einmarsch in Paris kamen Wredes Truppen drei Tage zu spät.

Am 28. November 1815 wurde er zum Generalinspekteur der Armee und der Festungen ernannt.

Wrede in der Zeit nach 1815

Bayerische Innenpolitik

Von Wrede profilierte sich nach 1815 politisch als Vertreter einer konservativen, konstituellen Monarchie. Nach dem von ihm mitbetriebenen Sturz des Grafen Montgelas arbeitete er als Minister ohne Portefeuille (Geschäftsbereich) an der Verfassung von 1818 wesentlich mit.

Oberkommando über die Bayerische Armee

Am 26. September 1822 wurde Wrede die oberste Leitung der Armeeangelegenheiten übertragen. Zuvor hatte der König persönlich das Oberkommando über die Armee ausgeübt. Wredes Behörde, die bis 1829 bestand, nannte sich „Armee-Kommando“.[2]

„Wrede – seit 1814 Fürst – wurden immer mehr auch diplomatische Aufgaben übertragen. 1814/15 fungierte Wrede als bayerischer Bevollmächtigter auf dem Wiener Kongress. Seit 1817 war er Staatsrat und Minister ohne Geschäftsbereich, aber mit weit reichendem Einfluß. Im gleichen Jahr gelang es dem ehrgeizigen Wrede zusammen mit Kronprinz Ludwig in einer Intrige, den leitenden Minister Montgelas zu stürzen. Montgelas, der 21 Jahre in schwierigsten Zeiten die Geschicke Bayerns geleitet hatte, wurde von König Max I. Joseph entlassen, ohne daß er Stellung zu den erhobenen Vorwürfen nehmen konnte. Wrede wurde 1822 zum Oberbefehlshaber der bayerischen Armee ernannt. Ab 1835 stand er an der Spitze des Kronrats.“[3]

Am 19. Oktober 1822 erfolgte von Wredes Ernennung zum Großkanzler des Militär-Max-Joseph-Ordens. Die großen Manöver bei Ingolstadt 1823 und bei Nürnberg 1824 leitete Wrede persönlich und ließ die Erkenntnisse in Vorschriften einfließen. Am 29. April 1831 wurde er Inhaber des 9. Linien-Infanterie-Regiments mit der Maßgabe, daß das Regiment künftig den Ehrennamen „Wrede“ zu führen habe. Nach den Unruhen infolge des Hambacher Festes von 1832 rückte Carl Philipp von Wrede als Oberbefehlshaber eines 8.000 Mann starken Armeekorps in den bayerischen Rheinkreis ein.

Schon im August konnte er nach wieder hergestellter Ordnung die Pfalz verlassen. Als König Ludwig 1835 zum Besuche seines Sohnes Otto nach Griechenland reiste, stellte er den Feldmarschall an die Spitze des mit der Leitung der Regierungsgeschäfte betrauten Kronrates.

„Es beruhigt mich, bei meiner Abreise die Obhut über mein Reich in Ihre treuen Hände zu legen!“

In seinen letzten Lebensjahren ließ von Wrede sich mit Vorliebe Forst- und Landwirtschaft angelegen und suchte die seit 1815 ihm gehörige Herrschaft Ellingen in Mittelfranken zu einem Mustergut zu gestalten. Alljährlich besuchte er das Wildbad Gastein mit günstigem Erfolge. Im Sommer 1838 kehrte er krank aus dem Bade zurück; trotzdem wohnte er den Manövern bei Augsburg bei. Mit der Mahnung, an unerbittlicher Strenge im Dienste festzuhalten, nahm er Abschied von Prinz Karl von Baiern, der damals die Übungen zu leiten hatte.

Tod

Am 12. Dezember 1838 verschied Fürst von Wrede, in Heereskreisen aufrichtig betrauert, da er zwar auf stramme Zucht gehalten, aber auch unparteiische Gerechtigkeit geübt und die Interessen von Offizieren und Soldaten aufs wärmste vertreten hatte.

Auszeichnungen und Ehrungen (Auszug)

Bronzestandbild auf Granitpostament des Heerführers Carl Philipp Fürst von Wrede in der Feldherrnhalle; nach Entwürfen von Ludwig Schwanthaler, gegossen von Ferdinand von Miller d. Ä., enthüllt 1844.

Orden und Ehrenzeichen

Adels- und Standeserhebungen

  • 1809: Verleihung des französischen erblichen Grafenstandes (durch Napoleon am 15. August 1809)
  • 1810: Bayerische Bewilligung, die französische Grafenwürde anzunehmen (gemäß Armeebefehl vom 14. Juli 1810)
  • 1814: Verleihung des bayerischen Fürstenstandes und der fürstlichen Herrschaft Ellingen (am 9. Juni 1814)

Sonstige Auszeichnungen und Beförderungen

Familienverhältnisse

Carl Philipp von Wrede war seit 1795 verheiratet mit Sophie Aloysia Agathe Gräfin von Wiser-Siegelsbach (1771–1837), Enkelin des Grafen Franz Joseph von Wiser (1679–1755) und Tochter des Grafen Friedrich Joseph von Wiser-Siegelsbach (1714–1775),[4] mit der er zahlreiche Kinder hatte;[5] sie und ihre Nachkommen bilden das bayerische Adelsgeschlecht Wrede. Die späteren pfälzischen Regierungspräsidenten Karl Theodor von Wrede (1797–1871) und Eugen von Wrede (1806–1845) waren Söhne des Feldmarschalls; Eugen gründete die Stadt Ludwigshafen am Rhein.

Der Neffe des Feldmarschalls (Sohn seiner Schwester Louise Josefa) war der bayerische Generalmajor Wilhelm von Horn (1784–1847), welcher auf dem Alten Friedhof Speyer begraben ist.

Literatur

  • Fr. Bernhard: Blücher, Wrede und Neuestes aus Baden und Ungarn, in: „Der deutsche Soldat – Wahre und schöne Geschichten von ruhmwürdigen Thaten deutscher Krieger aus neuer und neuester Zeit“, Band 4, Verlag von J. Scheible (1850)
  • Alexander Winter: Karl Philipp Fürst von Wrede als Berater des Königs Max Joseph und des Kronprinzen Ludwig von Bayern (1813–1825), München 1968

Fußnoten

  1. Als ihm am 15. August 1809 durch Napoleon der erbliche Grafenstand verliehen wurde, erhielt er mit Armeebefehl vom 14. Juli 1810 die Bewilligung, die Grafenwürde anzunehmen.
  2. Achim Fuchs: Bayerisches Armeekommando in: Historisches Lexikon Bayerns
  3. Wrede, Carl Philipp von
  4. Genealogische Webseite zu Sophie Aloysia Agathe von Wiser
  5. Genealogische Webseite des Paares, mit Kindern