Breivik, Anders Behring

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Anders Behring Breivik
Freimaurer Anders Breivik
Breivik beim Prozeßbeginn. Insbesondere englische Medien behaupteten, Breivik zeige hier einen „rechtsextremen Gruß“, [1] oder gar einen „Nazi-Gruß“ obwohl die gehobene Faust in der Neuzeit ausschließlich von marxistischen, sozialistischen oder kommunistischen, also „linken“, Bewegungen und Personen benutzt wurde.[2]

Anders Behring Breivik (['andəʂ 'beːʀiŋ 'bʀeɪviːk]; Lebensrune.png 13. Februar 1979 in Oslo)[3] ist ein Attentäter, der am 22. Juli 2011 als Tatverdächtiger im Zusammenhang mit den Anschlägen in Norwegen 2011 festgenommen wurde. Breivik gestand die Taten am nächsten Tag und äußerte sich auch später mehrfach ausführlich zu seinen Motiven.[4][5] Er warf seiner Mutter vor, seine Handlungen nicht genügend zu bewundern[6] und zeigt ausgeprägt einzelgängerische Merkmale und Symptome einer schweren narzißtischen Störung.

Herkunft und Werdegang

Anders Behring Breivik entstammt einer zerbrochenen Familie. Sein Vater war der hochrangige Diplomat Jens Breivik (Lebensrune.png 1935), seine Mutter die Krankenschwester Wenche Behring Breivik (1946-2013). Sein Vater hat sich von Anders Breiviks Mutter kurz nach der Geburt des Sohnes getrennt und ist nach Brasilien ausgewandert. Ein Kontakt mit dem Sohn soll seit dessen Jugendalter nicht mehr stattgefunden haben. Bereits als Kind wurde bei Breivik von zuständigen Stellen, an die sich die alleinerziehende Mutter gewandt hatte, eine schwere psychische Vernachlässigung diagnostiziert. Breivik war auch kurz in eine Pflegefamilie übergeben worden. Die umfangreichen Unterlagen der Familienfürsorge gehen erkennbar nicht auf ein sozialstaatliches Übertherapieren zurück, sondern auf massive Defizite in der seelischen Entwicklung Breiviks. Die Verhältnisse, in denen er aufwuchs, müssen als gehoben mittelständisch bezeichnet werden, bei ernsten Vernachlässigungserscheinungen beim jungen Breivik durch die desinteressierte Mutter und den abgewiesenen Vater (der, wie ausgeführt, ein Karrierediplomat war).

Nach dem Abitur hat Anders Breivik nach eigenen Angaben durch einen Handel mit Computersoftware auskömmlich verdienen können. Mitgliedschaften in eher rechten Vereinigungen, erfolgreiche Freimaurer-Mitgliedschaft (er brachte es bis zum Großmeister einer Loge) und eine mehrjährige Zugehörigkeit zu einem Schießclub sowie eine Bevorzugung von Computer-Killerspielen und Lust an brutalen Filmen bestimmten – ebenfalls nach eigenen Angaben – das Freizeitverhalten des jungen Mannes. Von Ausbildungen, Studien und weiteren Zertifikaten wurde in den Medien wenig berichtet. Seine Mitgliedschaft im Freimaurerbund und seine erklärtermaßen pro-zionistische Ausrichtung wurde und wird in den Medien totgeschwiegen.

Breivik stand in Kontakt mit der zionistisch ausgerichteten English Defence League in Großbritannien.[7]

Das Manifest: „2083. Eine Europäische Unabhängigkeitserklärung“

In seiner 1.500 Seiten umfassenden Proklamation „2083. Eine Europäische Unabhängigkeitserklärung“ (→ „2083 – A European Declaration Of Independence“) hat Breivik zahlreiche Quellen eingearbeitet. Angesichts des vermeintlich christlichen Bekenntnisses Breiviks fällt jedoch auf, daß weder die Person Jesus Christus, noch die Bibel als Text, in seinem Denken als eine spürbare Größe erscheint. Christliche Glaubensvorstellungen im engeren Sinne werden im Manifest eigentlich gar nicht erwähnt. Der genuin freimaurerische Impuls dagegen – nämlich religiöse Differenzen, und überhaupt die Substanz religiöser Alleinstellungsmerkmale von Glaubensgemeinschaften, für nachrangig (oder gar für belanglos) hinzustellen –, hat ihn offenbar stärker geprägt. Seiner Darlegung, einer europaweiten Templergemeinschaft anzugehören, wurde vom Gericht kategorisch widersprochen.

Gerichtsverhandlung und Urteil

In dem (seit April 2012 geführten) Prozeß zeigten Staatsanwaltschaft und Gericht ein deutliches Bemühen, die Verhandlung in tadelloser Weise auf einer Ebene der strikten Sachlichkeit zu halten. Ohne es zu wollen, folgten sie damit aber Breiviks eigener Dramaturgie, der ja selbst – wie klassische Amokläufer überhaupt – völlig ruhig, konzentriert und planvoll auf Utøya vorgegangen war. Anders Breivik hatte, sogar noch vor den allerletzten Tötungshandlungen, schon Telefonkontakt zu Polizeibehörden gesucht. Verurteilt wurde er im August 2012 als schuldfähig zu 21 Jahren Haft mit anschließender Schutzhaft. Auch diese psychiatrische Klassifizierung der vollen Zurechnungsfähigkeit folgte dem ausgesprochenen Wunsch Breiviks.

Prozeßbeobachter haben moniert, daß allein die Präsentation seines Bekenner-Videos im Gerichtssaal bei Breivik eine spürbare Reaktion hervorgerufen habe. Seine unverstellte Rührung erschien allgemein als besonders klares Zeichen von Egozentrik, von verquerer Sentimentalität und von hartnäckiger Mißachtung der Leiden der Opfer und der Leiden der Opferfamilien. Bei dieser Einschätzung dürfte es sich jedoch um einen klaren Fall von Hobbypsychologie handeln: Nach Feststellung des Gerichts, das einen sehr exakten Zeitplan der jahrelangen Vorbereitungen Breiviks erarbeitete, fällt die Erstellung seines Bekenner-Videos in die Frühzeit der Planungen. Weitaus wahrscheinlicher ist es daher, daß Breivik durch das erneute Anschauen des Videos an die Zeit seiner parteiförmig-öffentlichen politischen Aktivität erinnert worden ist und die Möglichkeit vor Augen hatte, daß er damals noch verschiedene Wege hätte gehen können (und vielleicht gehen wollen).

Indem Presse und Gericht – wie auch alle Gutachter und Ankläger – der für die Mentalität des norwegischen Volks typischen Maxime äußerster Gefühlskontrolle folgten,[8] setzten sie in bizarrer Weise die gehemmte Gefühlssprache der angeklagten Tatserie als öffentliche Akteure fort. Der Angeklagte Anders Behring Breivik wird darin eine heimliche Bestätigung seiner Auffassung gesehen haben, daß die – durch schockartige Überfremdung hergestellte – Ausnahmesituation des öffentlichen Lebens in seiner Heimat tatsächlich in keiner sozial akzeptierten Sprache verhandelt werden kann (und deshalb – als eine Art Subtext – unausgesprochen, unbearbeitet und uneingestanden das sichtbare Geschehen, die Gerichtsverhandlung nämlich, ironisiert).

Soweit Zeithistoriker dies bezeugen, gibt es keine Foto-, keine Film- und keine Tondokumentation der Verteidigungsrede Breiviks vor dem Gericht in Oslo vom 17. April 2012. Das heißt, daß nicht allein die kommerziellen Radio- und Fernsehsender für die Zeit der Verteidigungsrede aus dem Gerichtssaal ausgesperrt wurden, sondern daß überhaupt gar keine technische Dokumentation (auch gerichtsseitig nicht) von der Verteidigungsrede angefertigt oder überhaupt zugelassen wurde. Dies bezeugt die klare Erwartung der Gerichtsbeteiligten, daß eine freie, öffentlich zugängliche Dokumentation der Replik Breiviks seine gegenwärtige soziale Isolation als Delinquent aufzubrechen imstande wäre. In dieser – folglich nur stenographisch überlieferten – Verteidigungsrede wiederholte Breivik bekannte Denkfiguren der islamkritischen, und gegen den Kulturmarxismus gerichteten, Weltnetz-Szene (innerhalb der sogenannten Blogosphäre). Formell strukturierte Breivik seine Verteidungungsrede um folgende politische Fragen herum, die er selber so formulierte:

  • „Haltet ihr es nicht für undemokratisch, daß das norwegische Volk nie durch ein Referendum befragt worden ist, ob seine Heimat zu einem multikulturellen Staat umgestaltet werden soll?“
  • „Ist es demokratisch, so etwas einfach zu machen, ohne dazu die Menschen zu fragen?“
  • „Haltet ihr es nicht für undemokratisch, daß das norwegische Volk nie durch ein Referendum gefragt worden ist, ob es damit einverstanden ist, daß Norwegen so viele afrikanische und asiatische Einwanderer aufnimmt, daß die Norweger selbst Gefahr laufen, zu einer Minderheit in ihrer eigenen Heimat zu werden?“
  • „Glaubt ihr, daß freie Wahlen genug sind, und daß Politik und Presse nicht auch die Verpflichtung haben, die Öffentlichkeit über die Konsequenzen dieser Maßnahmen aufzuklären und den Anliegen des angestammten Volkes eine Plattform zu geben?“
  • „Kann man Norwegen als Demokratie betrachten, wenn 100 % der Nachrichtenagenturen den Multikulturalismus unterstützen und systematisch alle Personen zensieren, die ethnischen und kulturellen Protektionismus vertreten?“

Breivik als Objekt eines dramatischen „Reenactments“

„Breiviks Statement“ von Milo Rau

Der „kulturSPIEGEL“ meldete im Herbst 2012, daß der Theaterregisseur Milo Rau die Rede, die Anders Behring Breivik am 17. August 2012 vor Gericht hielt, auf die Bühne bringen möchte.[9] Aufführungen der als „politisches Theaterformat“ rubrizierten Arbeit sollen in Weimar (19. Oktober 2012) und Berlin (27. Oktober 2012) unter dem Titel „Breiviks Statement“ uraufgeführt werden. Bekanntermaßen war die gerichtliche Anhörung für die breite Öffentlichkeit gesperrt. Der zur Aufführung gelangende Text geht auf die Stenographie-Mitschrift einer Gerichtsreporterin zurück. Als Darstellerin hat Milo Rau eine deutsch-türkische Schauspielerin verpflichten können. Er gab bekannt, daß ihn die Figur Breivik eigentlich nicht interessiere, eine wirkliche Inszenierung oder Dramatisierung des Stoffes sei auch nicht angestrebt.[10] Rau faßt sein „Reenactment“ der Breivik-Deklamation als, wie er sagt, „nüchterne Analyse“ eines „anschlußfähigen“ und „allgemein anerkannten rechtsnationalen Diskurses“ auf. Damit schlägt er der offiziösen Deutung des Vorfalles in Politik und Medien schnöde ins Gesicht. Mutmaßlich ist dies auch sein eigentlicher Beweggrund für das Theaterprojekt.

Definition des „Reenactments“

Als „reenactment“ (dt.: Wiederaufführung, Nachstellung) bezeichnet man die Neuinszenierung konkreter geschichtlicher Ereignisse in möglichst authentischer Weise.[11] Diese Form der Darbietung war ursprünglich bei Geschichtsbegeisterten zu Hause. Über den Weg der historischen Wiedererlebbarkeit soll Geschichte verständlich und erlebbar gemacht werden. Die Nachstellung von historischen oder sagenhaften Ereignissen – ohne dramaturgische Neubewertung oder Neuschöpfung – geht allerdings bis in die Antike zurück.

Da Rau eine eigene künstlerische Gestaltung schon programmatisch ablehnt, da er auch keine aufklärerische Absicht kundtut, und da er ferner – wie erwähnt – an der zentralen Figur kein psychologisches Interesse entwickelt, wirft dies die Frage auf, was seine Aufführungen eigentlich von gewöhnlichen Propagierungsveranstaltungen unterscheidet. Die politische Verortung des Regisseurs läßt nur einen Schluß zu: Mit seiner Darbietung von „Breiviks Statement“ beweist Rau ein weiteres mal die künstlerische Impotenz des mittels Steuergeldern hoch subventionierten Regietheaters.

Ein dänisches „Reenactment“: „Manifest 2083“ von Christian Lollike

Das Manifest „2083. A European Declaration of Independence“ (2011) mit seinen gut 1.500 Druckseiten hat nun ebenfalls eine Theatergruppe zu einem „entdramatisierten“ „Reenactment“ veranlaßt. In der Kopenhagener Kellerbühne „Cafeteatret“ fand – wie das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ meldet – die Uraufführung von „Manifest 2083“ statt. Der dänische Theaterautor und Regisseur Christian Lollike hat den als „hünenhaft“ bezeichneten Schauspieler Olaf Højgaard verpflichten können für ein Monodrama, das – so „Der Spiegel“ – den Attentäter „entdämonisiert“ und ihn „als scheußlich mittelmäßige Existenz“ präsentiert.[12]

Um Scheußlichkeit und Mittelmaß sichtbar zu machen und künstlerisch zu verdichten, kann unzweifelhaft jede beliebige Alltagserfahrung in einer egalisierten Massenzivilisation herangezogen werden. Die Auskünfte der an diesem „Reenactment“ beteiligten Künstler und der Journalisten vermögen deshalb nicht sonderlich zu überzeugen. Es drängt sich eher der Verdacht auf, daß eine gewisse protestantische Kunstfrömmigkeit, wie sie in Deutschland und den skandinavischen Länden beheimatet ist, ihre Chance der Versiegelung gesellschaftlicher Realität, der letztgültigen Abdichtung und Bannung, hier gesehen und sogleich ergriffen hat. Denn um die sonst so gerne floskelhaft herbeibemühte sogenannte „Auseinandersetzung“ soll es ja ausdrücklich beim „Reenactment“ gerade nicht gehen. Da wird ein Ereignis vielmehr statuarisch auf die Bühne gehoben, es wird kunstsakral ausgeleuchtet und sodann schweigend im Regietheater-Archiv als „Höhepunkt“ – oder eben auch als „Skandal“ – abgestellt. Sicher ist sicher. Ob das Publikum auch in diesem Fall die erwünschte fromme Kunstandacht und blutleere „Betroffenheit“ entbieten wird, muß sich zeigen.

Breivik – zionistischer Terrorist und Massenmörder? Die Lügenpresse schweigt beharrlich

Der Terrorist Breivik gehörte der Osloer Freimaurerloge „St. Olaus der drei Säulen" an. Dies bestätigte die Dachorganisation der Freimaurerlogen in Norwegen, der Norwegische Freimaurerorden, durch die Mitteilung ihres Großmeisters, Breivik sei sofort nach der Tat ausgeschlossen worden. Durch die Lügenpresse in der Bundesrepublik Deutschland wurde Breivik das Etikett des „rechtsextremen Fanatikers“ umgehängt, ohne daß die gravierenden Fehlmerkmale eines „Rechtsextremen“ den umerzogenen Deutschen aufgefallen wäre.

Die Klassifikation „Rechts“ geht üblicherweise einher mit der hohen Identifikation zum eigenen Volk, zum Heimatboden und zur Nation. Breivik allerdings tötete wahllos nahezu 77 weit überwiegend Jugendliche und machte dabei keinerlei Unterschied zwischen Landsleuten und Ausländern und scheidet damit völlig aus dem Spektrum rechtsmotivierter Täter aus (vgl. dazu auch den Abschnitt „Identifizierte Todesopfer Breviks in Photoportraits und Reportagen“ in den Verweisen). Dies allerdings geschah unbemerkt von den gehirngewaschenen BR-Deutschen. Viel eher ist die Tat Breivks nachvollziehbar als Reaktion auf Ausführungen von Eskil Pedersen, dem ehemaligen Vorsitzenden der Sozialistischen Jugend Norwegens. Zwei Tage vor dem Massaker sprach Pedersen mit der in Oslo erscheinenden Boulevard-Zeitung „Dagbladet“ und gab dort seine Gedanken über die israelische Politik preis.

Im Laufe des Gespräches äußerte Pedersen, er glaube, die Zeit für drastische Mittel gegen Israel sei gekommen. Er plädierte für einen Wirtschaftsboykott gegen Israel und forderte den norwegischen Außenminister Jonas Gahr Störe, Mitglied der „Arbeiderpartiet“ (somit praktisch Parteigenosse) auf, diesen Boykott zu unterstützen. Pedersen kritisierte das gewalttätige Verhalten Israels im immerwährenden Friedenprozeß für den Nahen Osten (diplomatisch seit Jahrzehnten „peacemaking process“ genannt) und kritisierte Israel für das permanente Brechen internationaler Vereinbarungen. Pedersen erklärte:

„Wir in der Arbeiterjugend treten für ein unilaterales Wirtschaftsembargo von Seiten Norwegens gegen Israel ein.“

Der Artikel erschien am 20. Juni 2011 und war mit „Der Dialog führt zu nichts, Jonas / AUF-Chef Eskil Pedersen glaubt, es ist Zeit für strengere Maßnahmen gegen Israel“ überschrieben. Danach folgte die Ankündigung:

„Diese Woche werden sich etwa tausend Mitglieder der Arbeiterjugend (AUF) auf Utöya versammeln, um über Politik zu sprechen. Am Donnerstag kommt Jonas Gahr Störe nach Utöya, um über den Nahen Ostern zu diskutieren. Der Außenminister glaubt an den Dialog in dem Konflikt zwischen Israel und Palästina, doch der Vorsitzende der AUF, Eskil Pedersen, hat eine klare Botschaft an den Minister.“

Petersen: „Wir reden gerne, aber wir haben gesehen, daß es Israel nicht interessiert […]. Wir in der Arbeiterjugend wollen ein einseitiges Embargo gegen Israel von norwegischer Seite“. Der jüdische Jazz-Musiker und Buchautor Gilad Atzmon las diese Ausführungen im Israel online Journal und veröffentlichte schlicht die Frage: „War das Massaker in Norwegen eine Reaktion auf BDS (Boykott, Deinvestition, Sanktionen gegen Israel)?“ Zwei Tage später ging der angeblich „rechte“ Massenmörder Breivik auf der Insel Utöya auf Angehörige seines Volkes, zahlreiche Mitglieder der Arbeiterjugend, los.[13]

Kehrtwende in der Haft

Jedes Detail der Haftbedingungen Breiviks – seine Bildungsinitiativen, seine Beschwerden und Stimmungsschwankungen –, fand zunächst Eingang in die Presseberichterstattung. Nach einer kurzen Frist jedoch ging die, als lasch und permissiv verschriene, norwegische Strafjustiz über zu einer strikten Nachrichtensperre, wie sie bei agitierenden Straftätern auch sonst gepflegt wird.

In diesem Zusammenhang wird gegenwärtig ein als authentisch klassifizierter Brief Breiviks erörtert, der mit vielmonatiger Verspätung an die Öffentlichkeit geriet und in welchem Breivik darlegt, er habe in Wahrheit die pro-israelische Spielart der Neuen Rechten mit seinen Taten desavouieren wollen. Als seinen eigentlichen Bezugspunkt nennt er nun die nordisch-radikale Bewegung. Der bekannte norwegische White-Supremacist Varg Vikernes reagierte auf diese unerbetene Umarmung durch Breivik mit schroffen Zurückweisungen.[14] Es ist auch weiterhin nicht erkennbar, daß Breivik im Kontext einer Gruppe agiert hätte, und auch weiterhin vermögen seine nachträglichen Erklärungen die völlige Fruchtlosigkeit seiner Aktionen nicht wegzuerklären.

2015 wurde bekannt, daß Breivik in Norwegen zum Studium der Politikwissenschaften zugelassen wurde.[15]

Historische Einordnung

Gianluca Casseri und die CasaPound Italia (CPI)

Im Dezember desselben Jahres beging ein bekennender Faschist in Florenz einen Amoklauf. Am 13. Dezember 2011 verübte Gianluca Casseri (1961–2011) bei der Piazza Dalmazia zwei Morde an afrikanischen Straßenhändlern in Florenz. Senegalesische Händler hatten Handtaschen, Feuerzeuge und Hemden auf dem Boden ausgebreitet. Casseri schoß nach kurzer Deklamation auf sie, tötete zwei und verletzte einen schwer. In der Nähe des Florentiner Doms schoß er später auf zwei weitere Senegalesen. Er flüchtet daraufhin in eine Tiefgarage und schoß sich selbst in den Hals, als die Polizei ihn eingekreist hatte.

Der Fall hat außerhalb Italiens seinerzeit nur geringe Anteilnahme erregt, machte eine europäische Öffentlichkeit jedoch auf die CasaPound Italia (CPI) aufmerksam, der Gianluca Casseri unleugbar nahestand. Casseri hatte für die von Casa Pound (wie sie kurz genannt wird) betriebene Seite Ideodromo Artikel verfaßt. CasaPound Italia ist eine erklärtermaßen neo-faschistische Bewegung und Partei aus Italien, die sich nationalistisch und sozial positioniert. Sie gibt an, 4.000 Mitglieder zu haben.[16] CasaPound Italia ist nach dem Schriftsteller Ezra Pound (1885–1972) benannt (einem Amerikaner, der in London, Paris und Venedig lebte – sowie als Privatsekretär von William Butler Yeats in Irland – und als verurteilter Landesverräter von 1945 bis 1958 in einer Heilanstalt in Washington untergebracht war).

Casa Pound Italia wurde 2003 in einem besetzen Haus in Rom gegründet – in einem leerstehenden sechsstöckigen Mietshaus in der „Via Napoleone III“ im römischen Überfremdungsquartier Esquilino in der Nähe des Bahnhofs Roma Termini. Klarerweise distanzierte sich Casa Pound Italia in jeder Form von Gianluca Casseri. Es gibt jedoch eine über Politik und Temperament hinausgehende habituelle Gleichsinnigkeit, nämlich – bei auch noch so loser Verbindung – eine explizite Nähe beider zur Popkultur von Kino, Comics, Romanen und Animes (mit dem Motiv des letzten Kämpfers, des einsamen Wolfes usw.).

In der politischen Propaganda von Systemmedien und Antifa sind bürgerliche PEGIDA-Abendspaziergänger (ab Oktober 2014) nichts anderes als Zeitbomben und Gesinnungsgenossen der Amokläufer Breivik und Casseri. So abwegig diese Propaganda auch hetzt, so verfängt ihr Schema dennoch bei einer gewaltigen Zahl politisch gleichgültiger, desinteressierter oder wenig informierter Wahlbürger. Der eruptive Haß, den bürgerlich-konservative Parteiveranstaltungen der AfD stets erzeugen – wie auch die hysterischen Abwehrreflexe, die das harmlose Wort „rechts“ auszulösen vermag –, stehen in enger kausaler Abhängigkeit von der Kontinuität jener Systemhetze.

Einzelfall? Einzeltäter?

Die Anschlagserie, die Breivik zugeschrieben wird, klassifizierte das Strafgericht im August 2012 als Handlung eines isolierten Einzeltäters. Nach den spektakulären Snowden-Enthüllungen über den tatsächlichen Charakter des Weltnetz-Datenverkehrs und der staatlichen Rolle darin – seit Sommer 2013 –, muß es jedoch als äußerst fraglich gelten, daß Breivik über einen Zeitraum von sieben Jahren (nach eigenen Angaben: neun Jahren) Uniformteile kaufte, Waffen kaufte, Munition kaufte, ein radikales Manifest auf seinem Rechner erstellte, Sprengmittel-Komponenten kaufte und engen Kontakt zu Islamgegnern hielt, ohne daß Behörden angeblich davon wußten.

Es bleibt somit – bei aller privaten Willkür des scheinbar isolierten Handelns Breiviks – eine offene Frage, ob Breivik nicht doch geführt wurde, ob Teile der norwegischen Dienste ihn vielleicht doch gewähren ließen oder ob sogar freimaurerisch-amerikanische Zuarbeit aus den amerikanischen Diensten heraus geleistet wurde, um den Bürgerkriegsmodus der amerikanischen Außenpolitik auch in West-Europa zu etablieren.

Ikonologische Verwertung

Der „Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung“ geht im Jahr 2018 an die norwegische Autorin, Journalistin und bekannte Kriegsberichterstatterin Åsne Seierstad. In ihrem Buch „Einer von uns. Die Geschichte eines Massenmörders“ schildert sie in romanhafter Form (d.h., mittels ständigen Wechsels der Textsorten) den Fall Breivik. Die Preisverleihung ist, als Auftakt der Leipziger Buchmesse, für den 14. März 2018 im Gewandhaus zu Leipzig vorgesehen. Als Laudatorin wird die FAZ-Journalistin und Schriftstellerin Verena Lueken erwartet. Der „Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung“ wird bereits seit 1994 jährlich vergeben und ist mit 20.000 Euro dotiert.

Zitate

Siehe auch

Literatur

Verweise

Identifizierte Todesopfer Breviks in Photoportraits und Reportagen

Fußnoten

  1. Breivik’s Monstrous Dream—and Why It FailedThe Nation, 2. Mai 2012
  2. Sarah Maid of Albion, Deep Roots (Übers.): Der doppelte Maßstab der LinkenAs der Schwerter, 24. April 2012
  3. Sean Rayment: Norway killings: the quiet and modest man who became peacetime Europe’s worst mass killer, The Telegraph, 23. Juli 2011
  4. Verdächtiger legt Geständnis ab, Tagesschau, 24. Juli 2011
  5. Attentäter begründet Bluttat mit krudem Menschenhass, Der Spiegel, 24. Juli 2011
  6. Nach Auskunft der Schriftstellerin und Journalistin Åsne Seierstad, die 2013 den Roman „Einer von uns. Die Geschichte eines Massenmörders“ veröffentlichte. Vgl.: Åsne Seierstad talks about Breivik (English subtitles), YouTube, 18. März 2016
  7. Police probe claim Norwegian gunman marched with English Defence League Daily Mail, 26.07.2011
  8. Für Außenstehende ist nicht erkennbar, ob die auffallende Nüchternheit, die das Land kennzeichnet, vorrangig protestantischer Herkunft ist oder ob sie als ein vorrangig rassebedingter Charakterzug anzusehen ist.
  9. KulturSPIEGEL, 10/2012, S. 52
  10. Milo Rau (Lebensrune.png 1977) ist ein Schweizer Regisseur, Journalist und Essayist. Nach journalistischer Tätigkeit für verschiedene Zeitungen und Zeitschriften und Theaterstationen in Dresden, Berlin und Zürich trat Rau mit den beiden als Reenactments angelegten Stücken „Die letzten Tage der Ceausescus“ und „Hate Radio“ (über den Genozid in Ruanda), sowie mit der in St. Gallen durchgeführten Aktion „City of change“ hervor, bei der die Einführung des Stimmrechts für die ausländische Bevölkerung in der Schweiz thematisiert worden ist.
  11. Es geht beim Reenactment darum, auf Grundlage der überlieferten Quellen ein ganz konkretes historisches Ereignis aus der Vergangenheit möglichst authentisch zu rekonstruieren. Es sollen erneut die Gedanken und Intentionen der ursprünglich handelnden Akteure durchgespielt werden, die sich in den vergangenen Ereignissen ausgedrückt haben. Ein im Grunde wissenschaftlicher Ansatz ist dabei die zentrale Voraussetzung für die Definition des modernen Reenactments. Neben unzähligen Vereinen, die sich in der Freizeit mit der Nachstellung authentischer historischer Ereignisse beschäftigen, haben sich auch kommerzielle Reenactment-Gruppen gebildet, die zu verschiedenen Anlässen vor Publikum auftreten.
  12. Der Spiegel: Vorspiel zum Massenmord, Nr. 43/2012, S. 126
  13. Gilad Atzom: Was the massacre in Norway a reaction to BDS?, gilad.co.uk, 24. Juli 2011
  14. Alexander Benesch: Breiviks Brief aus dem Knast: Terror unter falscher Flagge um Neue Rechte zu belasten, Kommentar auf Recentr.com, 21. Februar 2014
  15. Breivik darf jetzt studieren, Der Spiegel, 17. Juli 2015
  16. Jan-Christoph Kitzler: Italien: Casa Pound – Faschismus für das 3. Jahrtausend? In: Dossier Rechtsextremismus, Bundeszentrale für politische Bildung (2014).