Honecker, Erich

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Erich Honecker (1912–1994)

Erich Honecker (Lebensrune.png 25. August 1912 in Neunkirchen (Saar); Todesrune.png 29. Mai 1994 in Santiago de Chile) war Vorsitzender der FDJ, Staatschef des Besatzungskonstrukts DDR (1971/1976–1989) und Generalsekretär des Zentralkomitees der SED. Er leitete die Planungen des Mauerbaus.

Werdegang

Erich Honecker wurde 1912 in Neunkirchen/Saar als Sohn eines Bergmanns geboren und wuchs im „roten“ Wiebelskirchen in einer achtköpfigen Familie auf. Sein Vater, ein engagierter „roter“ Sozialist, gehörte zuerst der SPD, dann der USPD und schließlich ab 1919 der KPD an. Honecker selbst war von 1922 bis 1926 Mitglied der kommunistischen Kinderorganisation „Jung-Spartakus-Bund“, bevor er 1926 in den Kommunistischen Jugendverband Deutschlands (KJVD) eintrat. Da der Wunschberuf Lokführer einem Arbeiterkind verwehrt war, entschloß sich Honecker nach der Volksschule eher halbherzig zu einer Dachdeckerlehre, die er jedoch abbrach. 1929 wurde er in die KPD aufgenommen. 1930 besuchte er die Schule der Jugendinternationale in Moskau.[1]

Wirken

1930 bzw. 1931 wurde Erich Honecker Mitglied des Roten Frontkämpferbundes (RFB) und der Roten Hilfe Deutschlands (RHD). Wieder in Deutschland, wurde er 1931 hauptamtlicher KJVD-Funktionär und Agitprop-Leiter des Bezirks Saar. Nach 1933 arbeitete er illegal im Auftrag des Zentralkomitees (ZK) des KJVD, dem er seit 1934 auch selbst angehörte. Unter Decknamen bereiste er benachbarte Staaten und nahm u. a. an der Internationalen Antifaschistischen Jugendkonferenz 1933 in Paris teil. Er organisierte Jugendarbeit im Westen und Süden Deutschlands und war schließlich unter dem Decknamen „Martin Tjaden“ Leiter der illegalen Arbeit des KJVD in Berlin.

Erich Honecker im Gefängnis Berlin-Moabit (1935)

Im sogenannten kommunistischen Saarkampf stellte er sich vehement gegen den Wiederanschluß des Saargebietes, das französisch besetzt war, an das Deutsche Reich. Der Rückkehr stimmten dann 90 % der Bewohner in einer Volksabstimmung zu. Nach kurzer Inhaftierung wegen kommunistischer Umtriebe im Jahre 1934 wurde er dann wieder entlassen, setzte seine kommunistische Wühltätigkeit jedoch unbekümmert fort – bis er am 4. Dezember 1935 der Gestapo in die Hände fiel. 1937 wurde er wegen Vorbereitung zum Hochverrat zu 10 Jahren Zuchthaus verurteilt, die er in der Haftanstalt Brandenburg-Görden bis 1945 verbüßte. Am 6. März 1945 floh er beim Einsatz eines Außenkommandos im zerbombten Berlin und tauchte kurze Zeit unter, kehrte aber freiwillig zu seinem Arbeitskommando zurück. Am 27. April 1945 wurde er in Brandenburg von der Roten Armee befreit. Am 4. Mai 1945 stieß Honecker zu der aus der UdSSR zurückkehrenden „Gruppe Ulbricht“.

Nach dem Zusammenbruch 1945 wurde Honecker in der SBZ Jugendsekretär beim ZK der KPD und baute die „Antifaschistischen Jugendausschüsse“ auf, aus denen am 26. Februar 1946 die „Freie Deutsche Jugend“ (FDJ) entstand. Von 1946 bis 1955 war er dann FDJ-Vorsitzender, ferner von 1949 bis 1955 Mitglied des Exekutivkomitees des kommunistisch orientierten Weltbundes der Demokratischen Jugend. Damals gab es noch Kontakte mit westdeutschen Jugendverbänden. Honecker besetzte in der Folge alle Schlüsselpositionen in der FDJ mit linientreuen Genossen. Seit 1946 Mitglied des ZK der KPD, wurde Honecker nach Zwangsvereinigung von KPD und SPD zur SED (1946) auch in den SED-Parteivorstand gewählt und war seitdem Mitglied im ZK der SED. Ab 1950 stieg Honecker als farblos geltende Kandidat in das SED-Politbüro auf.

1955/1956 besuchte Honecker die Parteihochschule des ZK der KPdSU in Moskau. Nach Rückkehr erhielt er die Leitung des Militär- und Sicherheitsreferats im ZK-Apparat. Im Juli 1958 wurde er Vollmitglied des Politbüros und Sekretär des ZK für Sicherheitsfragen. Honecker hielt die Verdammungsrede gegen die Gruppe Schirdewan, Oelssner und Wollweber auf der Sitzung des ZK am 3. Februar 1958 und übernahm danach Schirdewans Kader-(Personal-)Abteilung. In der Folgezeit baute er sich systematisch eine Hausmacht auf, indem er Mitarbeiter aus seiner FDJ-Zeit in wichtige frei werdende Partei- und Staatsämter brachte. Er plante und überwachte den Bau der Berliner Mauer am 13. August 1961, die er bis an sein Lebensende als notwendigen „antifaschistischen Schutzwall“ verteidigte.[2]

Nachdem Honecker jahrelang die vorsichtige Erneuerungspolitik seines Gönners Ulbricht hintertrieben und in einem von der Mehrheit des Politbüros unterzeichneten Brief an Breschnew die Ablösung des Ersten ZK-Sekretärs gefordert hatte, musste dieser am 3. Mai 1971 sein Amt an Honecker abgeben, blieb aber noch bis zu seinem Tode (1973) Staatsratsvorsitzender. Im Juni 1971 löste Honecker Ulbricht auch an der Spitze des Nationalen Verteidigungsrates ab. Er begrüßte zwar das Berliner Viermächteabkommen, dem nach zähen Verhandlungen am 17. Dezember 1971 das Transitabkommen Bundesrepublik – Berlin und am 20. Dezember die Vereinbarungen zwischen dem Berliner Senat und der DDR folgten, machte aber die durch das Abkommen geförderte Deutschlandpolitik der sozialliberalen Koalition nur zögernd mit. Dies zeigten die harten Verhandlungen um den Grundlagenvertrag (in Kraft seit 21. Juni 1973) mit den Anschlussabkommen oder um die Einrichtung der Ständigen Vertretungen. Am 7. Oktober 1974 wurde aus Anlass des 25. Gründungstages der DDR der Begriff „deutsche Nation“ aus der DDR-Verfassung getilgt und damit die nun hartnäckig verfolgte „Politik der Abgrenzung“ betont.

Anfang der 1970er Jahre lenkte er Investitionsmittel aus der Wirtschaft in den Konsum um, um durch eine verbesserte Versorgungslage die Zustimmung zur Politik der SED in der Bevölkerung Mitteldeutschlands zu erhöhen. Die zur Aufrechterhaltung des Konsums aufgenommenen Kredite schränkten den Spielraum der SED jedoch immer mehr ein und führten letztlich zum kompletten Zusammenbruch des Wirtschaftssystems der DDR.

Erich Honecker (links) empfängt 1972 Angela Davis

Nach den Volkskammerwahlen 1976 wählte das höchste staatliche Machtorgan am 29. Oktober Honecker als Nachfolger von Willi Stoph zum Staatsratsvorsitzenden, wodurch die Personalunion von Partei- und Staatsspitze wiederhergestellt wurde. In seiner Antrittsrede versprach Honecker eine klassenlose Gesellschaft, in der sich jeder unabhängig von Alter, Geschlecht, Weltanschauung und religiösem Bekenntnis frei entfalten könne, und proklamierte die „Einheit von Wirtschafts- und Sozialpolitik“. Indem er in den folgenden Jahren ein gigantisches Wohnungsbauprogramm startete und Konsumwünschen gewissen Raum gab, bemühte er sich um eine Aussöhnung der Bevölkerung mit dem SED-Regime. Der Zwang, unter dem Eindruck der KSZE-Konferenz in Helsinki die Ausreisepraxis für DDR-Bürger etwas großzügiger zu handhaben, und die Entstehung von Bürgerrechtsbewegungen zogen allerdings immer weitergehende Wünsche nach Freizügigkeit nach sich. Eine Flut von Ausreiseanträgen war die Folge. Zahlreiche Intellektuelle äußerten immer lauter Kritik an den herrschenden Zuständen im Staat. Die DDR-Führung reagierte zunächst mit einer Verschärfung des politischen Klimas, die sich u. a. in Maßnahmen gegen kritische Schriftsteller und andersdenkende Intellektuelle zeigte. Es folgte eine Welle von Ausweisungen namhafter Schriftsteller und Künstler. Mitte Oktober 1980 erreichten die deutsch-deutschen Beziehungen einen Tiefpunkt, als Honecker in einer Rede in Gera Fortschritte in den innerdeutschen Beziehungen u. a. von einer Anerkennung der DDR-Staatsbürgerschaft abhängig machte. Der Abgrenzung diente auch eine drastische Erhöhung des Zwangsumtauschsatzes bei Reisen in die DDR und dessen Ausdehnung auf Rentner und Jugendliche.

Im Verlaufe des Jahres 1981 lockerten sich die Fronten wieder vorübergehend, und nach Breschnews Besuch in Bonn (November 1981) kam das lang erwartete Gipfeltreffen zwischen Honecker und Bundeskanzler Helmut Schmidt überraschend schnell zu Stande. Die Begegnung am Werbellinsee Mitte Dezember 1981 und sein Besuch im abgeriegelten Güstrow brachten jedoch keine Ergebnisse.

In der Außenpolitik bemühte sich Honecker mit wachsendem Erfolg um weltweite diplomatische Anerkennung der DDR. Nach verschiedenen Besuchen in den sozialistischen „Bruderstaaten“ unternahm er Ende der 1970er Jahre Auslandsreisen mit Freundschaftsbesuchen in Vietnam, Nordkorea, auf den Philippinen, im Südjemen und auf Kuba. Im November 1980 folgte in Wien der erste Staatsbesuch Honeckers in einem westlichen Land. Als diplomatischer Erfolg der DDR wurde auch der Staatsbesuch in Japan (Mai 1981) gewertet sowie die Besuche westlicher Regierungschefs in Ost-Berlin.

Auf der Leipziger Messe im März 1982 ließ Honecker zwar deutliches Interesse an einem Besuch der BRD erkennen, doch kam es lange nicht dazu. Ein 1983 einsetzender Besucherreigen westdeutscher Politiker bei Honecker bestätigte dann aber doch das beiderseitige Interesse an engeren Kontakten, so etwa im Juli 1983 der Besuch des bayerischen Ministerpräsidenten Franz Josef Strauß, der einen von der Bundesregierung verbürgten Milliardenkredit an die DDR vermittelt hatte. Auf die Stationierung amerikanischer Mittelstreckenraketen reagierte Honecker mit dem Wunsch nach „Schadensbegrenzung“. Im Juli 1984 übernahm die Bundesregierung die Bürgschaft für einen Kredit von mehr als 900 Mio. DM.

Der XI. SED-Parteitag im April 1986 – Gorbatschow nahm als Gast teil – war beherrscht von ideologischer Stagnation und Erstarrung und dem ängstlichen Vermeiden einer Diskussion über vorhandene gesellschaftliche und wirtschaftliche Defizite. Die Wahlen zur Volkskammer am 8. Juni 1986 nutzte der SED-Chef noch einmal zur Demonstration seiner unumstrittenen Machtposition. Nach dem Besuch des sowjetischen Außenministers Eduard Schewardnadse in Ost-Berlin im Februar 1987 markierte Honecker in einer Grundsatzrede Distanz zu Gorbatschows Reformkonzept und verwies auf die ökonomische und soziale Situation in der DDR, die seiner Meinung nach Reformen nach dem von Gorbatschow vorgeschlagenen Muster nicht erforderlich mache.

Als Höhepunkt seiner Karriere kam dann vom 7.–11. September 1987 der mehrfach verschobene Besuch Honeckers in der BRD zu Stande. Der SED-Chef wurde mit allen militärischen und protokollarischen Ehren empfangen, u. a. durch Bundespräsident von Weizsäcker. Die Gespräche waren bei allen Gegensätzen vom Bemühen geprägt, die andere Seite nicht in Schwierigkeiten zu bringen. Während von Weizsäcker und Kohl deutschlandpolitische Fragen direkt ansprachen, vermied es Honecker, in seinen offiziellen Erklärungen darauf einzugehen, und beschränkte sich mit Worthülsen auf Appelle zu Frieden und Abrüstung.

Angesichts einer stetig steigenden und relativ großzügig gehandhabten Ausreisepraxis appellierte Honecker an die FDJ, auf alle Jugendlichen zuzugehen, aber offensichtlich ohne Erfolg. Da die Kirchen wachsendem Unmut der Bevölkerung ihren Freiraum boten, gab es zwar Gespräche zwischen Honecker und Kirchenführern (z. B. Bischof Leich im März 1988, Teilnahme an der Einweihung des Greifswalder Doms im Juni 1989), aber auch Warnungen, schwere Übergriffe und Einschüchterungen. Noch bei einer Reise in die Sowjetunion (im Juni 1989) verteidigte Honecker die trennende Mauer, die bei Fortbestehen der Gründe noch „in 50 oder 100 Jahren“ bestehen werde. Peinlich wirkten im Juni 1989 auch die Glückwünsche an Peking aus Anlass der blutigen Niederwerfung der Demokratiebewegung und der Schulterschluss mit Nicolae Ceaușescu.

Angesichts der politischen Veränderungen in Polen und Ungarn und des Massenexodus v. a. junger Menschen über die trotz Widerspruchs seitens der DDR geöffnete ungarische Grenze blieb die SED zunächst rat- und führerlos. Gleichzeitig kam es – ausgehend von den Montagstreffen in Leipzig – zu Demonstrationen der Bevölkerung, die von Übergriffen der Sicherheitskräfte begleitet waren. Ohne echte Beteiligung der Bevölkerung zelebrierte die SED am 7. Oktober 1989 noch pompöse Feiern zum 40-jährigen Bestehen der DDR in Berlin, bei denen Gorbatschow echte Reformen empfahl („Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben“).

Nach den Massenfluchten aus der DDR aufgrund der sich stetig verschlechternden wirtschaftlichen Lage, zuerst in westliche Botschaften und später auch über die deutsch-ungarische Grenze nach Österreich, wurde Honecker am 18. Oktober 1989 zunächst als Vorsitzender des Politbüros aus vorgeblichen „gesundheitlichen Gründen“ abgewählt.

„Mit seinem stoischen Festhalten am orthodoxen Kommunismus, dessen Ritualen und Lügen, vor allem aber mit seiner Ignoranz des Volkswillens, trug Erich Honecker [...] maßgeblich zum eigenen Sturz bei. In einer dramatischen Sitzung des Politbüros am 17. Oktober 1989 zwang ihn seine Führungselite zum Rücktritt.“[3]

In seiner daraufhin erfolgten Abschiedsrede am 18. Oktober 1989 sagte er:[4]

„Liebe Genossinnen und Genossen!
Nach reiflichem Überlegen und im Ergebnis der gestrigen Beratung im Politbüro bin ich zu folgendem Entschluß gekommen: Infolge meiner Erkrankung und nach überstandener Operation erlaubt mir mein Gesundheitszustand nicht mehr den Einsatz an Kraft und Energie, den die Geschicke unserer Partei und des Volkes heute und künftig verlangen. Deshalb bitte ich das Zentralkomitee, mich von der Funktion des Generalsekretärs des ZK der SED, vom Amt des Vorsitzenden des Staatsrates der DDR und von der Funktion des Vorsitzenden des Nationalen Verteidigungsrates der DDR zu entbinden. Dem Zentralkomitee und der Volkskammer sollte Genosse Egon Krenz vorgeschlagen werden, der fähig und entschlossen ist, der Verantwortung und dem Ausmaß der Arbeit so zu entsprechen, wie es die Lage, die Interessen der Partei und des Volkes und die alle Bereiche der Gesellschaft umfassenden Vorbereitungen des XII. Parteitages erfordern.
Liebe Genossen!
Mein ganzes bewußtes Leben habe ich in unverrückbarer Treue zur revolutionären Sache der Arbeiterklasse und zu unserer marxistisch-leninistischen Weltanschauung der Errichtung des Sozialismus auf deutschem Boden gewidmet. Die Gründung und die erfolgreiche Entwicklung der sozialistischen Deutschen Demokratischen Republik, deren Bilanz wir am 40. Jahrestag gemeinsam gezogen haben, betrachte ich als die Krönung des Kampfes unserer Partei und meines eigenen Werkes als Kommunist.
Dem Politbüro, dem Zentralkomitee, meinen Kampfgefährten in der schweren Zeit des antifaschistischen Widerstandes, den Mitgliedern der Partei und allen Bürgern unseres Landes danke ich für jahrzehntelanges gemeinschaftliches und fruchtbares Handeln zum Wohle meines Volkes.
Meiner Partei werde ich auch in Zukunft mit meinen Erfahrungen und mit meinem Rat zur Verfügung stehen.
Ich wünsche unserer Partei und ihrer Führung auch weiterhin die Festigung ihrer Einheit und Geschlossenheit und dem Zentralkomitee weiteren Erfolg.“
Zum Anhören:

Zu Honeckers politischem Ende heißt es:

„Wenn man sich vorstellt, daß es niemand geringeres war, als Offiziere des Ministeriums für Staatssicherheit, die im November 1989 ein Ermittlungsverfahren gegen den vor wenigen Tagen gestürzten Generalsekretär der SED eröffneten, ahnt man die Dimension dieses gnadenlosen Opportunismus der eigenen Genossen. [...] Hier funktionierten wieder einmal Mechanismen, die Machiavelli bereits im 16. Jahrhundert in ‚Der Fürst‘ beschrieb. Wenn der Fürst gestürzt ist, sind die Höflinge, die Paladine von einst, an nichts so sehr interessiert, wie an ihrer eigenen Reinwaschung sowie daran, das Andenken an den einst Gehuldigten vergessen zu machen.“[3]

Nach Ausschluß aus der SED trat Honecker wieder der neugegründeten KPD bei. Kurzzeitig in Untersuchungshaft, floh er am 13. März 1991 nach Moskau. Nach dem Ausweisungsbeschluß der russischen Regierung kam er in der Groß-BRD erneut in Untersuchungshaft und wurde wegen der Opfer, welche an der Mauer und innerdeutschen Grenze zu Tode kamen, angeklagt. 1993 wurde das Verfahren gegen ihn aus Gesundheits- und Altersgründen eingestellt. Er übersiedelte daraufhin nach Chile und verstarb dort ein Jahr später.

„Erich Honecker unterschied sich in der Hauptsache nicht von einem Castro oder einem Ceaucescu, da alle kommunistischen Führer die gleiche politisch-doktrinäre Linie vertraten, totalitär ausgerichteten Staaten vorstanden und diese mit allen Machtmitteln, die einer Diktatur zur Verfügung stehen, regierten. [...] Erich Honecker liebte die Macht einzig und allein um der Macht Willen. [...] Die sogenannte ‚Einheit von Wirtschafts- und Sozialpolitik“ war – abgesehen davon, daß sie nicht funktionierte – nichts anderes als ein Mittel zum Machterhalt. [...] Honecker und die SED hatten in erster Linie nicht irgendeine Rechtsordnung gebrochen, sondern ein kriminelles Rechtswesen geschaffen, das als solches selbst vor Gericht gehört hätte.“[3]

Wegen der Operation eines Nierentumors (10. Januar 1990) war Honecker zunächst von Haft verschont geblieben. Am 29. Januar wurde er aus dem Krankenhaus entlassen und in Untersuchungshaft genommen, wegen des anhaltend schlechten Gesundheitszustandes aber bereits am 30. Januar wieder freigelassen. Mangels geeigneter Unterkunft nahm das kirchliche Pflegeheim „Hoffnungstal“ in Lobetal nahe Berlin das Ehepaar Honecker auf. Ab April fand Honecker im sowjetischen Militärhospital Beelitz (Kreis Potsdam) eine neue Bleibe.

Im Zusammenhang mit den Todesschüssen an Mauer und Grenze wurde am 30. November 1990 gegen Honecker in seiner Eigenschaft als früherer Vorsitzender des Nationalen Verteidigungsrates der DDR ein neuer Haftbefehl wegen des Tatverdachts des gemeinschaftlichen Totschlags erlassen. Am 13. März 1991 entzog sich Honecker mit seiner Frau durch heimliche Flucht über einen sowjetischen Militärflughafen nach Moskau zunächst der weiteren strafrechtlichen Verfolgung. Der Vorfall löste diplomatische Verstimmung aus, und die Bundesregierung forderte beharrlich die Rückführung. Nach dem Ausweisungsbeschluß der russischen Regierung (16. November) erhielten die Honeckers Asyl in der chilenischen Botschaft, deren Leiter Clodomiro Almeyda unter Pinochet selbst politisches Asyl in der DDR genossen hatte. Inzwischen hatte am 3. Juni 1992 die Berliner Justiz Anklage wegen des Verdachts der Anstiftung zum Totschlag erhoben. Erneut bemühte sich die Bundesregierung monatelang bei Chiles Behörden und dem Präsidenten um die Rückführung Honeckers, der schließlich am 29. Juli an die BRD ausgeliefert und im Berliner Haftkrankenhaus Moabit untergebracht wurde. Seine Frau Margot reiste von Moskau zu ihrer Tochter Sonja nach Chile.

Die Wochen bis zur formellen Eröffnung des Prozesses gegen Honecker und seine Mitangeklagten am 12. November 1992 waren angefüllt mit Diskussionen und Gutachten über die Prozessfähigkeit wegen der Diagnose Leberkrebs. Noch im November wurden die Verfahren gegen Willi Stoph und Erich Mielke eingestellt bzw. abgetrennt und erst am 30. November die Anklage in Kurzform verlesen.

Seit Januar 1993 lebte Honecker, der eine kleine Rente aus der BRD sowie Spenden „internationaler Solidarität“ erhielt, zurückgezogen bei seiner Frau und der Familie seiner Tochter Sonja Yánez Betancourt in Santiago de Chile, wo er am 29. Mai 1994 seinem Krebsleiden erlag. Etwa tausend chilenische Kommunisten und Sozialisten, v. a. ehemalige Exilanten unter Augusto Pinochet, nahmen bei der Einäscherung von Honecker Abschied. In der BRD stieß sein Ableben kaum noch auf breiteres Interesse.

Zitate

  • „Die Mauer wird in 50 und auch in 100 Jahren noch bestehen bleiben, wenn die dazu vorhandenen Gründe noch nicht beseitigt sind.“ — Erich Honecker im Januar 1989

Familie

Nach einer Standesamtsurkunde vom 23. Dezember 1946 heiratete Honecker damals die neun Jahre ältere Witwe und Justizwachtmeisterin Charlotte Schanuel, geb. Drost, der er 1944 als Häftling im Berliner Gefängnis Barnimstraße begegnet war. Nach dieser Ehe, die bis 1947 andauerte, war Honecker (nach amtlichen Angaben der fr. DDR) von 1947 bis 1952, damals Mitglied der Parteiführung und FDJ-Vizechefin, verheiratet. Aus dieser Ehe stammt die Tochter Erika Wildau (geb. 1950), die sich später als Anwältin in Berlin niederließ. Im Dezember 1952 wurde Honeckers Tochter Sonja geboren, deren Mutter Margot Feist er 1953 (amtl. Angaben) bzw. 1955 heiratete. Die 15 Jahre jüngere Margot Honecker war von 1963 bis 1989 Volksbildungsministerin und trieb die Ideologisierung der Schulen maßgeblich voran. Von Januar 1993 bis zu seinem Tod am 29. Mai 1994 lebte Honecker bei der Familie seiner Tochter Sonja in Santiago de Chile.

Erich Honeckers Enkel ist Roberto Yánez Betancourt y Honecker (geb. 1974). Er ist der Sohn von Honeckers Tochter Sonja und eines Chilenen und lebte bis 1990 in Ost-Berlin. Mehrere Jahre wohnte Betancourt y Honecker im Haus seiner Großmutter Margot Honecker (1927–2016) in Santiago de Chile. Heute (2018) lebt er in der Wüste San Pedro de Atacama und arbeitet als Maler.[5]

Verweise

Fußnoten

  1. Honecker „studierte“ an der Internationalen Leninschule in Moskau.
  2. Im Jahre 1961 leitete Honecker den Bau der Mauer, die zusammen mit den übrigen Grenzbefestigungen fast 30 Jahre lang Mitteldeutschland von Westdeutschland weitgehend hermetisch abriegelte.
  3. 3,0 3,1 3,2 „Horch und Guck“: Heft 36/2001
  4. Abschiedsschreiben von Erich Honecker, Berlin 18. Oktober 1989
  5. Matthias Lauerer: „Meine Oma war eine starke Frau“, Der Spiegel, 7. Mai 2016