Schaefer, Hans (1906)

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Prof. Dr. med. Dr. med. h. c. Hans Schaefer

Hans Schaefer (zuweilen auch fälschlicherweise Schäfer; Lebensrune.png 13. August 1906 in Düsseldorf; Todesrune.png 23. November 2000 in Heidelberg) war ein deutscher Physiologe, Sozialmediziner und Hochschullehrer sowie Sanitätsoffizier in der Sanitäts-SA und der Wehrmacht. Er war u. a. Gründer der Deutschen Gesellschaft für Sozialmedizin und Prävention.

Werdegang

Forschungsschwerpunkte der Deutschen Gesellschaft für Kreislaufforschung für die Luftwaffe im Zweiten Weltkrieg
Heinrich Schipperges, Hans-Georg Gadamer, Hans Schaefer und Wilhelm Doerr auf der 4. Heidelberger „Brückentagung“ 1990

Chronologie

  • Der Dienst verlangte vom Vater Schaefers mehrmals, die Wohnorte zu wechseln, bis die Familie sich endlich in Velbert niederließ. Dementsprechend verlief auch seine Schulbildung an mehreren Schulen: Vom 6. bis 8. Lebensjahr in der Volksschule in Monschau, dann ein Jahr Volksschule in Ürdingen, dann im Realprogymnasium ebenda und schließlich, ab 1916, im Realgymnasium zu Velbert (Rheinland), das Schaefer Ostern 1925 abschloß.
  • Mai 1925 bis Mai 1930 Studium der Medizin an den Universitäten München (SS 1925, WS 1925/26 und WS 1927/28, SS 1928), Bonn (SS 1926, WS 1926/27 und SS 1929, WS 1929/30), Königsberg (SS 1927) und Düsseldorf (WS 1928/29)[1]
    • Seine Studienjahre verbrachte Schaefer an mehreren Hochschulen, am wichtigsten erschienen die Semester in Bonn, wo er seine Vorprüfung, die Hauptprüfung und auch seine Promotion ablegte. Sein Doktorvater war der Physiologe Ulrich Ebbecke (1883–1960), ein Meister der Sinnesphysiologie. Nach Prof. Dr. Ebbeckes Urteil zeichnete sich die Dissertation Schaefers sowohl durch experimentellen Fleiß wie durch physiologisches Verständnis aus und wurde mit der Note „sehr gut“ bewertet.
  • 1. Juli 1931 Promotion zum Dr. med. an der Universität Bonn
    • Dissertation: „Über rhythmische optische Erscheinungen und ihre individuellen Eigentümlichkeiten“
  • 1931 bis 1939 Assistent am Physiologischen Institut der Universität Bonn
  • Mai 1933 Eintritt in die NSDAP (Nr. 3.144.220)
  • Dezember 1933 Habilitation: „Untersuchungen über Nervenaktionsstrom“
  • 1935 Antrittsvorlesung: „Die Wahrnehmung von Raum und Zeit“
  • 1937 Schaefer machte zusammen mit seinem Schüler Herbert Göpfert (1909-1991), der eine physikalische Ausbildung hatte, die, so Schaefer, wichtigste Entdeckung seines Lebens, das sog. Endplattenpotential beim Übergang vom Nerv zum Muskel. Das war damals eine Pionierleistung der Physiologie.
  • 1939 Sommersemester (SS): Stellvertretender Professor für Physiologie an der Universität Gießen
  • Januar 1940 bis Dezember 1950 Vorstand der Abteilung für Pathologie und Therapie des Kerckhoff-Instituts in Bad Nauheim (mit Unterbrechung 1945 bis 1947)
    • April 1939 Schaefer erhielt ein Angebot, im 1931 gegründeten, von der William G. Kerckhoff-Stiftung getragenen Kerckhoff-Herzforschungsinstitut die experimentelle Abteilung zu übernehmen. Da er bereits erkannt hatte, daß seine Berufung auf einen Lehrstuhl kaum wahrscheinlich sei, folgte er diesem Angebot. Damit verschob sich der Schwerpunkt seiner Forschungen ins Gebiet der Herz- und Kreislauffunktionen.
  • 1940 Schaefer hat von der Sanitätsinspektion der Luftwaffe im RLM unter Erich Hippke den Auftrag erhalten, die elektrischen Begleiterscheinungen der Anoxämie und der Hyperventilation zu erforschen.
  • Januar 1942 bis April 1951 Direktor des Kerckhoff-Instituts (mit Unterbrechung 1945 bis 1947)
  • Anfang 1943 von der Wehrmacht freigestellt und anschließend „unabkömmlich“ gestellt
  • Mitte 1943 bekam er von Prof. Dr. Hermann Rein von der Göttinger Außenstelle des Luftfahrtmedizinisches Forschungsinstitut in Berlin den strikten Auftrag, seine seit 1940 angestrengten militärischen Forschungsaufträgen (Untersuchungen über die elektrischen Begleiterscheinungen der Anoxämie und der Hyperventilation) fortzuführen. Die Deutsche Gesellschaft für Kreislaufforschung (DGK), deren Mitglied Schaefer war, war entscheidend für die Luftwaffenforschung des RLM, aber auch für den Luftschutz angesichts des Bombenterrors des Feindes.
  • Oktober 1943 von der Heeressanitätsinspektion nach Bad Nauheim versetzt
    • seine Fliegeruntersuchungsstelle in Bad Nauheim verfügte im April 1944 sechs wissenschaftliche und drei technische Assistenten. Leiter der U-Stelle war Stabsarzt Goebel, der im Juli 1944 bei einem Terrorfliegerangriff getötet wurde.
  • November/Dezember 1943 zum Regierungs-Medizinalrat ernannt
  • 8. Dezember 1943 Dr. Schaefer bot dem Oberkommando der Kriegsmarine schriftlich an, die Ionenkonzentration innerhalb von U-Booten zu untersuchen. In einer „Klimakammer“ mußten Parallel Versuche gemacht werden, um die Ionenvergiftung von U-Boot-Besatzungen zu verringern.
  • 21. Februar 1944 In Bad Nauheim schrieb er der NSDAP-Ortgruppe und dem SA-Sanitätssturm, daß er nun ihnen wieder zur Mitarbeit zur Verfügung stehe. Anfang 1944 war er Sanitäts-SA-Oberscharführer.
  • Juli 1944 zum beratenden Physiologe beim Oberkommando der Kriegsmarine ernannt
  • 1945 bis 1947 wegen seiner NSDAP-Mitgliedschaft nicht am Kerckhoff-Institut, auch seine Lehrtätigkeit in Gießen ruhte.
    • Nach der Kapitulation der Wehrmacht wurde Schaefer als Parteimitglied freigestellt. Da seine Wohnung sich im Institut befand, hatte er seinen Mitarbeitern nötige Hinweise ständig geben können.
  • Mai 1946 bis August 1948 Entnazifizierungsverfahren
    • 13. Mai 1946 Entlassung als Institutsdirektor
    • 21. April 1947 Einstufung durch die Spruchkammer als „Mitläufer“, anschließend durfte er seinen Posten des Institutsdirektors offiziell wieder antreten
    • 30. August 1948 Einstufung durch die Berufungskammer Gießen als „Entlasteter“
  • Februar 1948 wurde die Max-Planck-Gesellschaft (MPG) zur Förderung der Wissenschaften gegründet, die an Stelle der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft trat. Schaefer, als Direktor des Kerckhoff-Instituts, das zum Anschluß an die neue Gesellschaft eingeladen war, unterschrieb, mit insgesamt 49 Teilnehmern, das Gründungsprotokoll. Nun hätte Schaefer Mitglied der MPG werden können. Diesen Weg ging er jedoch nicht. Er hatte bereits eine Professorenstelle in Gießen und einen Ruf für das Ordinariat für Physiologie in Heidelberg. Er mußte wählen.
  • November 1949 Ernennung zum ordentlichen Professor für Physiologie an der Akademie für Medizinische Forschung und Fortbildung in Gießen (die an Stelle der Medizinischen Fakultät getreten war)
  • Dezember 1950 bis September 1974 ordentlicher Professor der Physiologie und Direktor des Physiologischen Instituts (ab 1967 in 1. Physiologisches Institut umbenannt)
  • Frühjahr 1951 die Familie Schaefer siedelte endgültig nach Heidelberg um. Prof. Dr. Schaefer, der nach langem Zögern und intensiven Verhandlungen Ende 1950 den Ruf für das Ordinariat für Physiologie angenommen hatte, konnte auch seine wichtigsten Mitarbeiter aus Bad Nauheim mitbringen. Allerdings nahm er noch bis zum Frühjahr 1951 seine Dienstgeschäfte wahr, da sein Nachfolger in Gießen und zugleich in Bad Nauheim erst im April antreten konnte.
    • ordentlicher Professor und Leiter des Physiologischen Universitätsinstituts sowie der physiologisch-experimentellen Abteilung des Universitätsinstituts für Sozial- und Arbeitsmedizin in Heidelberg
  • 1953 Nach seiner 3 Monate langen Studienreise in den USA, die er zusammen mit dem Internisten Rudolf Schoen (1892-1979) machte, wurde ihnen die Notwendigkeit einer Reform des Medizinstudiums in Deutschland klar.
  • 1954 bis 1956 Vorsitzender der Deutschen Physiologischen Gesellschaft
  • August 1954 bis August 1955 Dekan der Medizinischen Fakultät
  • 1962 zum Mitdirektor des Instituts für Sozial- und Arbeitsmedizin der Universität Heidelberg ernannt
    • schon im Oktober 1961 gab der Landtag in Stuttgart Prof. Dr. Schaefer den Auftrag, Vorschläge für die Schaffung eines Fachs Sozialmedizin zu unterbreiten.
  • April 1963 Gründung der Deutschen Gesellschaft für Sozialmedizin (später in Deutsche Gesellschaft für Sozialmedizin und Prävention e. V. umbenannt) mit Schaefer als Präsident
  • 1973 bis 1981 Sprecher des Bundesgesundheitsrats
  • Oktober 1974 Emeritierung
  • 1986 Autobiographie: „Erkenntnisse und Bekenntnisse eines Wissenschaftlers“

Nachruf

Am 23. November 2000 verstarb Prof. Dr. Dr. h. c. Hans Schaefer, Physiologe und Initiator der Sozialmedizin in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg, Gründer der Deutschen Gesellschaft für Sozialmedizin (DGSMP), im Alter von 94 Jahren in Heidelberg. Damit endete das Leben eines außergewöhnlichen Wissenschaftlers und Arztes. In einer Festveranstaltung der Heidelberger Akademie der Wissenschaften am 12.10.1996 anlässlich des 90. Geburtstages von Hans Schaefer hatte der Heidelberger Medizinhistoriker, Weggefährte in der Medizinischen Fakultät und Freund, H. Schipperges, wie durch ein Prisma die thematische Partitur dieses wissenschaftlichen Lebens mit drei Titeln belegt: Hans Schaefer, der Physiologe, der Wissende um Gesundheit, der Wissensbildner; Hans Schaefer, der Gesellschaftsforscher und dann auch Gesellschaftskritiker und Hans Schaefer, der theologisch Suchende. Hans Schaefer wurde am 13. August 1906 in Düsseldorf geboren, analog zu J. W. von Goethe „vom Vater hab ich..., vom Mütterchen ...” schrieb er in seiner 1986 erschienenen Selbstbiografie „Erkenntnisse und Bekenntnisse eines Wissenschaftlers”: „... von meinem Vater habe ich vor allem die Lust an der Mathematik und am „Schmökern” gelernt, von meiner Mutter habe ich die Neigung und Begabung empfangen, und vor allem die Fähigkeit, zu Lieben.” Die Kindheit verlief „ohne Abstriche glücklich”. Er war Einzelkind und über die Mutter schrieb er: „Ich bin ihre Lebensleistung.” Die behütete Kindheit im stillen Elternhaus, der Vater war Inhaber einer Leinengroßhandlung im kleinen Ort Grafrath bei Krefeld mit ungeteilter Zuwendung und wohl auch hoher Erwartung an den Einzigen haben ihn offenbar fürs Leben geprägt. Der Realismus der Mutter war es, die sich energisch gegen den Wunsch des Sohnes aussprach, Literatur zu studieren und zur Bühne zugehen. Die Großmutter postulierte für den hoffnungsvollen in freier Rede begabten Enkelin ihrem Teil der familiären Erwartungsrituale einen Reichstagsabgeordneten. Hans Schaefer studierte Medizin in München, Bonn, Königsberg und Düsseldorf und absolvierte das Staatsexamen 1930 an der Universität Bonn. Die Weiterbildung, ob klinische Medizin oder ein theoretisches Fach, war nicht primär durch Neigung festgelegt. Als Medizinalassistent an der Medizinischen Poliklinik war er auch „Armenarzt”. „Was ich sah, war namenloses Elend, Kranke und Sterbende in Buden, in denen kaum Möbelstanden. Hilflose Menschen, denen mein Rat nicht weiterhalf, wobei es der Rat eines im praktischen Leben völlig Unerfahrenen war.” Die Berufswahl entschied sich offenbar an dem Angebot einer bezahlten Planstelle im Institut für Physiologie. Dort promovierte Hans Schaefer 1931,habilitierte 1933 und war bis 1939 als Assistent tätig. 1932 hatte er, die große Chance der neuen Methode erkennend, die Kathodenstrahl-Oszillografie in die physiologische Forschung eingeführt. Als Ergebnis dieser neuen Forschungsrichtung schrieb er 1940-42 das Handbuch (2 Bände) der Elektrophysiologie. 1939 übernahm Hans Schaefer die Vertretung desphysiologischen Lehrstuhls in Gießen, 1940 wurde er Abteilungsleiter und 1941 Direktor des Kerckhoff-Instituts in Bad Nauheim und Professor für Physiologie in Gießen. Hans Schaefer hat während der Zeit des Nationalsozialismus in Deutschland seine wissenschaftliche Karriere gemacht, war Mitglied der Partei (NSDAP) und galt während des Krieges als Forscher u. k. (unabkömmlich), was später viele Fragen aufgeworfen hat. […] In den Jahren 1948-50 entwickelte Hans Schaefer eine neue Theorie des Elektrokardiogramms. 1948 war er Mitbegründer der Max-Planck-Gesellschaft und 1950 nahm er den Ruf an die Universität Heidelberg als Direktor des Physiologischen Instituts an. Der Lehrstuhl für Physiologie in Heidelbergbot ihm eine sichere Basis, von der aus er sich neuen Themen und Aufgaben zuwenden konnte. Seine Vorlesungen waren bei den Studenten sehr beliebt, u. a. wegen seiner Formulierungs- und Vortragskunst. Es scheint, als sei die neue Position für ihn der Ersatz der Bühne, des Theaters als moralischer Anstalt, wie er es sich wohl in seiner Jugend vorgestellt hatte. Die Forschung auf dem Gebiet der Physiologie stand von da ab offensichtlich nicht mehr im Mittelpunkt. Erst nach seiner Emeritierung 1974 wurde er 1974-93 als Physiologe wissenschaftlicher Berater der Berufsgenossenschaft Feinmechanik und Elektrotechnik in Köln, was ihm eine „relative Freizügigkeit” und den Kontakt zu den allgemein-gesellschaftlichen Fragen der Gegenwart aufrechterhielt. Später gestand er: „Da ich, seitdem ich die Max-Planck-Gesellschaft verließ, weiß, dass Wissenschaft für mich kein beherrschender Wert sein kann, sind es gerade in meinem Alter wieder die allgemeinen Fragen unserer Existenz geworden, die mich bedrängen”. Von den zahlreichen offenbarselbstgewählten Themen und nationalen wie internationalen Betätigungen kann nur ein Teilaufgeführt werden: 1953-59 Gründung einer Kommission zur Reform des Medizinstudiums und Vorsitz in der „Spitzenkommission” und der „Vorklinischen Kommission”. 1956-59 Mitglied des Ausschusses „Ärztliche Ausbildung” der Bundesärztekammer. 1958 Gründung der Paulus-Gesellschaft, von 1968-74 deren letzter Präsident, als Nachfolge 1981 Gründung des Gesprächskreises Kirche - Wissenschaft und dessen Vorsitzender bis 1990. 1960 Gründung des Instituts für Sozial- und Arbeitsmedizin der Universität Heidelberg im Auftrag des Landtages Baden-Württemberg und von 1960-74 dessen Geschäftsführender Direktor, ehrenamtlich und als Direktor des Physiologischen Instituts. 1962 Gründung der Deutschen Gesellschaft für Sozialmedizin, später wurde der Begriff Prävention zugefügt (DGSMP), dessen Präsident er von 1962-74 war. Schaefer orientierte sich dabei nicht an der Tradition einer sozialen Medizin/Sozialmedizin des 19. und des ersten Drittels des 20. Jahrhunderts. Er entwickelte vielmehr eine auf Physiologie gestützte Theorie der Sozialmedizin, eine Soziophysiologie und befasste sich mit der Gesellschaft als äthiologischem Krankheitsfaktor. Besondere Beachtung schenkte er dem Konzept der Psychosomatik und die Überwindung des „Zerfalls der Medizin in eine psychische und eine somatische Grundhaltung” („Plädoyer für eine neue Medizin”). Er schlug die Brücke zur Soziologie. Die Medizinsoziologie sah er als Teil der Sozialmedizin. 1970-74 Vorsitz der Kommission Epidemiologie und Sozialmedizin der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG). 1970 Mitglied des Bundesgesundheitsrates, 1973-77 dessen Sprecher. 1974-92 Vorsitz der ärztlichen Kommission für elektrische Unfälle, Internationale Vereinigung für soziale Sicherheit. Aus der Tätigkeit als wissenschaftlicher Berater der Berufsgenossenschaft Feinmechanik und Elektrotechnik (1974-92) entstand die Schrift „Schwache Wirkungen als pathogenetisches Prinzip” (Heidelberger Akademie der Wissenschaften 1996). 1977-84 Präsident der Deutschen Liga für das Kind in Familie und Gesellschaft, Ehrenpräsident 1984. Hans Schaefer war bis an sein Lebensende der Suchende nach Antworten auf die allgemeinen Fragen unserer Existenz. Dazu zählt immer wieder die Frage nach einer Medizin zu vertretbaren Preisen und der sozialen Gerechtigkeit bei solidarischen Lösungsansätzen unserer Sozialversicherung. 1996 erschien die Schrift „Süssmilchs göttliche Ordnung der Natur - oder wie lange lebt der Mensch?”, 1997 „Die Entstehung von Krankheiten”, 2000 „Herzinfarkt-Report 2000” und schließlich hinterlässt er das Manuskript „Vom Nutzen des Salutogenese-Konzeptes”. In Schriften und Vorträgen der letzten Jahre suchte er immer wieder den Dialog zwischen Naturwissenschaften und Theologie zu vertiefen. Auf dem Europäischen Forum Alpbach 1999 vertrat er in einer Diskussion mit dem Moraltheologen Prof. W. Beinert seine Schrift „Inkarnation: Sechs Thesen eines Humanphysiologen”. Im Verlag Styria (Graz, 2000) erschien sein letztes Buch „Gott im Kosmos und im Menschen”. Für Hans Schaefer endete ein reiches Leben nach verhältnismäßig kurzer Krankheit in Übereinstimmung mit sich, seiner Umgebung und seinem Glauben. Er selbst resümiert: „Es sind die Dinge, die wir nicht mehr achten: Pflichterfüllung, Anspruchslosigkeit und wohl auch das Gefühl, irgendwo geborgen zu sein, was uns glücklich macht.” Hans Schaefer spürte offenbar bis zuletzt einen inneren Drang, sein umfassendes Wissen und den Schatz seiner Gedanken weiterzureichen. Er wusste, wer gibt, statt zu nehmen, ist besonders glücklich: „Denn Mitleid ist, um es mit Shakespeare zu sagen, gleich dem sanften Regen, der vom Himmel fällt. Es segnet zweimal: es segnet den, der nimmt, und den, der gibt.”[2]

Familie

Hans war das einzige Kind des Katasterdirektors und Vermessungsrates Mathias Anton Adam (1877–1939) aus Köln und der Hauslehrerin Juliane Clara, geb. Busch (1880–1939) aus Grefrath bei Krefeld. 1941 heiratete Schaefer seine Verlobte, die Klavierlehrerin Maria Henriette „Marietta“ Ditgens (1904–1993).

Kinder

Aus der Ehe sind drei Kinder entsprossen:

  • Annette, verh. Himmelsbach (Lebensrune.png 1937)
  • Wolfgang (Lebensrune.png 1939)
  • Anselm (Lebensrune.png 1940)

Mitgliedschaften, Auszeichnungen und Ehrungen (Auszug)

  • Adolf-Fick-Preis, 1944
  • Mitglied der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, 1953
  • Mitgründer des neuen Lions Clubs in Heidelberg, 1954
  • Otto von Bollinger-Plakette, 1955
  • Ehrenmitglied der New York Academy of Sciences auf Lebenszeit, 1956 (ggf. 1957)
  • Mitglied der Akademie der Naturwissenschaften „Leopoldina“, Halle, 1957
  • Mitgliedschaft im Kuratorium der Gesellschaft für Verantwortung in der Wissenschaft
  • Ehrenpräsidentschaft der Berufsgenossenschaft für Feinmechanik und Elektrotechnik
  • Mitgliedschaft im Council der International Physiological Society
  • Mitglied der Studienstiftung des Deutschen Volkes
  • Mitglied der Weltgesundheitsorganisation (WHO)
  • Mitglied im Bundesgesundheitsrat, 1970 bis 2000
  • Ehrenmitglied der Deutschen Gesellschaft für Sozialmedizin, 1974
  • Ehrenmitglied der Deutschen Physiologischen Gesellschaft, 1975
  • Großes Bundesverdienstkreuz, 1975
  • Ehrendoktorwürde (Dr. med. h. c.), Mainz 1975
  • Salomon-Neumann-Medaille der Deutschen Gesellschaft für Sozialmedizin und Prävention, 1986
  • Paracelsus-Medaille der deutschen Ärzteschaft, 1988
  • Albert-Schweitzer-Medaille der Landesärztekammer Baden-Württemberg
  • Ehrenmitglied der Academia Scientiarum es Artium Europaea, 1991
  • Ehrenmitglied der Viktor von Weizsäcker-Gesellschaft, 1996 

Schriften (Auswahl)

Insgesamt gab Prof. Dr. Schaefer 33 Bücher heraus und war Autor von über 1.000 Veröffentlichungen.

  • Neuere Untersuchungen über den Nervenaktionsstrom, in: „Ergebnisse der Physiologie und experimentellen Pharmakologie“ Nr. 63, 1934, S. 151-248
  • mit Herbert Göpfert (1909-1991): Über den direkt und indirekt erregten Aktionsstrom und die Funktion der motorischen Endplatte, in: „Pflügers Archiv für die gesamte Physiologie“ 239, 1938, S. 597-619
  • mit P. Haass: Über einen lokalen Erregungsstrom an der motorischen Endplatte, in: „Pflügers Archiv für die gesamte Physiologie“ 242, 1939, S. 364-381
  • Elektrophysiologie
    • Band I, 1940
    • Band II, 1942
  • Spezielle Elektrophysiologie, 1942
  • Im Auftrage und mit Unterstützung des Chefs des Sanitätswesens der Luftwaffe und des Reichsforschungsrates:
    • Das Verhalten der Herzsensibilität unter verschiedenen Bedingungen, vor allem unter Sauerstoffmangel und Erstickung, 1944
    • mit Cafer Erk: Die Wirkung der Anoxämie auf den monophasischen Aktionsstrom des Herzens, 1944
  • Festrede zur Feier des 100. Gründungstages des Naturhistorisch-Medizinischen Vereins in Heidelberg, in: „Verhandlungen des Naturhistorisch-Medizinischen Vereins in Heidelberg“, NF, 20, H.3, 1956, S. 1-9
  • The general order of excitation and of recovery, in: „Annals of the New York Academy of Sciences“ Nr. 65, 1957, S. 743-767
  • Die Medizin heute – Theorie, Forschung, Lehre, München : Piper 1963
  • (mit Maria Blohmke): Sozialmedizin : Einführung in die Ergebnisse u. Probleme d. Medizin-Soziologie und Sozialmedizin ; mit Schlüssel zum Gegenstandskatalog, 2. Auflage, Stuttgart : Thieme 1978, ISBN 3-13-473802-3
  • Plädoyer für eine neue Medizin, München, Zürich : Piper 1979, ISBN 3-492-02490-4, 2. Aufl. München : Piper 1981, ISBN 3-492-00525-X, (Serie Piper ; 225)
  • Medizinische Ethik, Heidelberg : Verlag für Medizin Fischer 1983, ISBN 3-88463-026-1.
  • Brückenschläge : zum Verständnis zwischen Schulmedizin und ausserschulischen Methoden, Heidelberg : Verlag für Medizin Fischer 1983, ISBN 3-88463-035-0.
  • Über die Wirkung elektrischer Felder auf den Menschen : vorgetragen in d. Sitzung vom 26. Juni 1982, Berlin ; Heidelberg ; New York ; Tokyo : Springer 1983, ISBN 3-540-12655-4, Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse ; Jg. 1983, Abh. 3
  • Das Prinzip Psychosomatik, Heidelberg : Verlag für Medizin Fischer 1990, ISBN 3-88463-128-4.
  • Gefährden Magnetfelder die Gesundheit? : Mit 19 Tabellen, Berlin ; Heidelberg ; New York ; London ; Paris ; Tokyo ; Hong Kong ; Barcelona ; Budapest : Springer 1991, ISBN 3-540-54284-1, Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse ; Jg. 1991, Abh. 4
  • Modelle in der Medizin : vorgelegt in der Sitzung vom 30.11.1991 / Hans Schaefer. Mit einer historischen Einleitung von Dietrich von Engelhardt, Springer 1992, ISBN 3-540-55153-0, Reihe Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse ; Jg. 1992, Abh. 1
  • Gefährdet Elektrosmog die Gesundheit? : [Gutachten], Mit einer "Stellungnahme der Akademie für Technikfolgenabschätzung in Baden-Württemberg" / Hans Mohr. Herausgegeben von der Akademie für Technikfolgenabschätzung in Baden-Württemberg, 2. Auflage, Stuttgart : Akademie für Technikfolgenabschätzung 1995, ISBN 3-930241-46-3.
  • Gott im Kosmos und im Menschen : Gedanken eines Naturwissenschaftlers, Graz ; Wien ; Köln : Styria 2000, ISBN 3-7867-8360-8, Topos-plus-Taschenbücher ; Bd. 360

Schriftenverzeichnis 1931 bis 1951

Literatur

  • Volker Becker / Heinrich Schipperges: Medizin im Wandel – Wissenschaftliche Festsitzung der Heidelberger Akademie der Wissenschaften zum 90. Geburtstag von Hans Schaefer, Springer-Verlag, 2013
    • Verlagsbeschreibung: „Anläßlich des 90. Geburtstages von Hans Schaefer veranstaltete die Kommission für Theoretische Pathologie der Heidelberger Akademie der Wissenschaften ein Symposium über die Medizin im Wandel, eine Thematik, zu der sich der Jubilar in den letzten Jahrzehnten mit besonderer Emphase geäußert hatte. Seine Schüler, Freunde und Kollegen nahmen die Wissenschaftliche Festsitzung vom 12. Oktober 1996 zum Anlaß, die wichtigsten Schwerpunkte im Lebenswerk von Hans Schaefer - Physiologie, Soziologie und Gesellschaftskritik - zu beleuchten und damit ein außergewöhnliches Gelehrtenleben zu ehren und zu feiern.“
  • Timo Baumann: Die Deutsche Gesellschaft für Kreislaufforschung im Nationalsozialismus 1933–1945, Springer-Verlag, 2017

Fußnoten