Organisation „Ebbinghaus“

Aus Metapedia
(Weitergeleitet von Industrieschutz Oberschlesien)
Wechseln zu: Navigation, Suche
Kattowitz nach der Befreiung am 4. September 1939; schon am ersten Tag des Polenfeldzuges hatten die Ebbinghäuser 174 Gefallene und 133 Verwundete zu beklagen.

Die Organisation „Ebbinghaus“ (auch: Bataillon, Kampfverband, Gruppe oder Freikorps „Ebbinghaus“) war der Sammelname für geheime paramilitärische Selbstschutz-Verbände des Deutschen Reiches, die im von Polen besetzten Teil Oberschlesiens (insbesondere Ost-Oberschlesien) im Vorfeld des Polenfeldzuges im September 1939 deutsche Interessen vertraten, die deutsche Bevölkerung beschützte und Kommandoaktionen für den Fall einer militärischen Lösung zur Befreiung des deutschen Landes am Tag X vorbereitete. In der Nachkriegsliteratur wird die Organisation von selbsternannten Militärhistorikern meist als „Fünfte Kolonne Hitlers“ bezeichnet.

Die „Ebbinghauser“, die für die Freiheit Ost-Oberschlesiens kämpften, standen unter der direkten Führung des Amtes Ausland/Abwehr (Abteilung II) im Oberkommando der Wehrmacht (Generaloberst Wilhelm Keitel) und waren Vorbild sowie Fundament der Elitetruppe der deutschen Abwehr, der „Brandenburger“.

Entstehung und Auftrag

Verlustliste des Grenzschutz-Abschnitts-Kommandos 3 und dessen unterstellten Verbände; die Organisation „Ebbinghaus“ hatte vom 1. bis 4. September 1939 182 Gefallene und 135 Verwundete zu beklagen, die meisten am 1. September 1939 beim Kampf um die Mine „Max“ (Maxgrube) unter Wilhelm Pisarski, dann Karl Mania sowie bei den Kämpfen um die Stadt Königshütte.

Die Organisation entstand nach der Reaktivierung des „Industrieschutzes Oberschlesien“, welches schon 1919/20 in den Wirren nach dem Ersten Weltkrieg aktiv war. Diese aus der oberschlesischen Selbstschutzbewegung entstandene bewaffnete Formation polnisch sprechender Deutscher hatte den Schutz der Industrie- und Verkehrsanlagen in dem von Polen beanspruchten oberschlesischen Gebiet zur Aufgabe und wurde mehrfach eingesetzt.

Im Zuge der Neustrukturierung der Wehrverfassung 1935 wurde der „Industrieschutz Oberschlesien“ reaktiviert und der Abwehrstelle in Oskar Schindlers Generalkommando VIII./Amt Canaris in Breslau unterstellt. Im Vorfeld des Polenfeldzuges, kurz vor Beginn der eigentlichen Kampfhandlungen, wurden Angehörige der Organisation „Ebbinghaus“ und der vom Industrieschutz aufgestellten Deutschen Kompanie im Auftrag der Abwehr zur Besetzung verschiedener Punkte im polnischen Grenzraum eingesetzt. Siegfried Grabert, Pfeiffer, Wojcikowsky, Sgainsky, Schmittainsky und andere (Quellen sprechen von 100 bis 400 Mann, aufgeteilt in einem größeren Gebiet) besetzten den Verkehrskontenpunkt Kattowitz, um die Bahngleise für die Wehrmacht zu beschützen. Sie besetzten u. a. den Verladebahnhof und wurden seit 2 Uhr morgens am 1. September 1939 erbittert von polnischen Soldaten angegriffen. Im Warenhaus war ein K-Trupp Graberts in der Falle, starke polnische Truppen kamen von allen Seiten. Nach Stunden des Feuergefechtes befahl Grabert ein paar Männern seiner Kompanie, bei einer naheliegenden und leicht bewachten Brücke Schüsse abzugeben. Dadurch hatte er ein wenig Luft bekommen. Er und Schmittainsky konnten mit Waffengewalt das Führerhaus eines polnischen Truppenzuges im Handstreich nehmen und die beiden Bewacher in ihre Gewalt bekommen. Beide sprachen fließend Polnisch, Schmittainsky konnte den Zug fahren. Sie fuhren an, während beide den polnischen Soldaten um Hilfe zuriefen. Der Offizier, der den Angriff auf das Warenhaus führte, eilte herbei. Grabert erzählte ihm, von der Brücke würden Schüsse hallen, die Deutschen wären da und würden sie erobern. Der Offizier handelte schnell, ließ eine kleine Truppe mit schweren MGs vor dem Warenhaus und befahl sein Bataillon in den Truppentransporter. Grabert fuhr Richtung Westen an und hielt auch nicht an der Brücke. Erst als er eine Kolonne deutscher Kampffahrzeuge auf der parallelverlaufenden Straße aus Richtung Gleiwitz kommen sah, ließ er anhalten, stieg aus, bat um Vorsprache beim deutschen Befehlshaber und berichtete dem erstaunten Offizier, er würde ihm nun einen Zug voller polnischer Soldaten übergegen. Die ca. 800 Polen kapitulierten und der Verkehrsknotenpunkt Kattowitz wurde unzerstört übergeben.

Es war auch Aufgabe der Kampfgruppe „Ebbinghaus“, die Zerstörung der Berg- und Hüttenwerke in Ostoberschlesien durch die sich zurückziehenden polnischen Truppen zu verhindern.

Der Blutzoll der Selbstschutz-Verbände war hoch, viele, die den Ersten Weltkrieg überlebt hatten, starben im Kampf um die Freiheit der Heimat.

Noch im Sommer 1939 stellte die Abwehrabteilung II unter dem Kommando des Linzers Oberstleutnant i. G. Erwin von Lahousen (einschließlich der Abwehrgruppen der Wehrkreise VIII und XVII), also der deutsche Militärgeheimdienst, mehrere „K-Trupps“ (K = Kampf) auf, die aus polnisch sprechenden Schlesiern und Volksdeutschen bestanden. Deren Aufgabe war es, wichtige Schlüsselpositionen zu besetzen und bis zum Eintreffen regulärer Wehrmachtsverbände zu halten. Der Befehl zur Besetzung der Objekte sollte durch ein Stichwort, das im Rundfunkprogramm eines deutschen Senders unverfänglich genannt werden würde, gegeben werden. Den Abwehragenten gelang es, Teile des oberschlesischen Industriegebietes zu besetzen, was eine wirkungsvolle Zerstörung der Anlagen durch polnische Truppen verhinderte, so daß sie nahezu intakt den deutschen Truppen in die Hände fielen.

Ähnlich wie Hauptmann Theodor von Hippel hatten damals auch Hauptmann Fleck von der Abwehrstelle Oppeln (seine Erfahrungen setzte er später im Frankreichfeldzug mit dem Infanterie-Bataillon z. b. V. 100 um) und der Referent im OKW, Seeliger (später Ausbildungsleiter der Abwehrkampfschule „Quenzgut“), einen Verband von Sudetendeutschen aufgestellt, der im Ernstfalle teils für Sicherungsunternehmen und Sabotageakte, teils für andere Aufgaben eingesetzt werden sollte.

Kampfverband „Ebbinghaus“

Auftrag dieses etwa – je nach Quelle – 500 bis 1.200 Mann starken,[1] aber in kleinen Trupps operierenden Verbandes unter dem Kommando eines Hauptmanns „Ernst Ebbinghaus“ war es, in Polnisch-Oberschlesien liegende Industrie- und Verkehrsanlagen in den ersten Stunden des Krieges im Tarneinsatz vor der Zerstörung zu sichern. Die Männer, die meist fließend polnisch sprachen, sickerten tief (auch durch Fallschirmeinsätze) – soweit sie nicht überhaupt dort ansässig waren – in Zivil im August 1939 vor Ausbruch der Feindseligkeiten in ihr Einsatzgebiet ein und konnten die zu schützenden Objekte zum großen Teil intakt den nachrückenden deutschen Truppen übergeben.[2]

Berühmt wurde der K-Trupp „Herzner“ des Leutnants Hans-Albrecht Herzner, der den Grenzbahnhof Mosty vor dem operativ wichtigen Tunnel am Jablunka-Paß am 26. August 1939 einnahm,[3], aber auch die Freikorps-Kämpfer, die in der Nacht des 31. August 1939 das Gebäude der Polnischen Post (einschließlich Fernmeldewesen) am Heveliusplatz in Danzig umzingelten, um dann am 1. September um 4.17 Uhr (noch vor der SMS „Schleswig-Holstein“) anzugreifen.

Das Post- und Fernmeldeamt war auf Krieg vorbereitet und mit schweren Maschinengewehren bestückt. Die ca. 60 Verteidiger wehrten sich erbittert, die zukünftigen Brandenburger vermochten es nicht, die Barrieren zu überwinden. Erst als im Laufe des Tages Schutzpolizei (Ornungspolizei), SS-Heimwehr „Danzig“ und SS-Wachsturmbann „Eimann“ mit schwerem Gerät erschien, konnte der Widerstand nach 14 Stunden gebrochen werden. Die Polen kapitulierten um ca. 18 Uhr. Im Oktober 1939 erhielten die Angehörige des Sturmtrupps das Kriegsverdienstkreuz II. Klasse mit Schwertern.

Andere zukünftige Brandenburger zerstörten am 1. September 1945 ihre Ziele mit Sprengungen; sie waren als Angestellte im Sommer eingeschleust worden und agierten als „Schläfer“ bis Tag X. Als um 5 Uhr morgens die ersten deutschen Panzertruppenverbände die Weichsel anfuhren, hatten zahlreiche K-Trupps des „Industrieschutzes Oberschlesien“ im Auftrag der Abwehr die Brücken im Handstreich genommen und die Panzer durchgewinkt.

Entwicklung

  • Industrieschutz Oberschlesien, Ende Juli 1939 umbenannt in
  • Deutsche Kompanie, zusammen mit freiwilligen Angehörigen des Sudetendeutschen Freikorps ergaben sie den
  • Kampfverband „Ebbinghaus“

Ernst Ebbinghaus

Ob es einen Hauptmann „Ebbinghaus“ gegeben hat, ist strittig. Manche Quellen vermuten, das Ebbinghaus der Tarnname Theodor von Hippels war. Andere wiederum geben an, es habe sich um einen im Jahre 1899 geborenen Offizier des Ersten Weltkrieges, Absolvent der Bergakademie Berlin, Mitarbeiter des Preußischen Bergamtes in Breslau und Sprengstoffexperte gehandelt, der kurz nach Kriegsbeginn 1939 zum Major befördert wurde und die Spange zum EK II verliehen bekam. Danach verliert sich seine Spur.

Bekannte Angehörige (Auswahl)

  • Siegfried Grabert, Offizier der Brandenburger und Gründer der Deutschen Kompanie z. b. V.
  • Georg Joschke (1900–1983), deutscher Politiker (NSDAP) und Offizier der SA sowie der Wehrmacht
  • Helmut Kostorz (1912–1986), deutscher Politiker (NSDAP/CDU) und schwer verwundeter Wehrmachtssoldat
  • Wilhelm Pisarski (Todesrune.png gefallen 1. September 1939), SA-Obersturmbannführer und Kommandeur der Kampfgruppe „Pisarski“ der Organisation „Ebbinghaus“

Literatur

  • Georg Bartosch: OS wird frei! Tatsachenbericht aus den August- und Septembertagen 1939, Verlag Grenze und Ausland 1940
  • Rudolf Vogel: Grenzerjunge im Blitzkrieg, Union Deutsche Verlagsgesellschaft, Stuttgart 1940
  • Richard Schmidt (Herausgeber im Aufträge des Oberbürgermeisters): Kleines Stadtbuch von Königshütte Oberschlesien, Verlag für Sozialpolitik, Wirtschaft und Statistik, Paul Schmidt, Berlin 1941
    • mit zahlreichen berichten der Kämpfe in Oberschlesien im September 1939

Fußnoten

  1. Julius Mader: Hitlers Spionagegenerale sagen aus, Seite 375
  2. Vgl.: Witzel, Dietrich F. (Militärgeschichtliches Forschungsamt): Kommandoverbände der Abwehr II im Zweiten Weltkrieg.
  3. Als die polnischen Kräfte nachrückten und die Verstärkung ausblieb, entschied sich Herzner, zur slowakischen Grenze zurückzukehren. Abwehroffizier Erwin von Lahousen notierte hierzu, daß der Trupp einen Angriff der Tunnelverteidiger abwehrte und sich auf Befehl der 7. Infanterie-Division in sechseinhalb Stunden zur Grenze zurück durchschlug.