Machtan, Lothar
Lothar Machtan ( 4. Oktober 1949 in Gelsenkirchen) ist ein jüdischer[1] Historiker und Professor für Neuere und Neueste Geschichte an der Universität Bremen.
Inhaltsverzeichnis
Wirken
Machtan stammt aus einer jüdischen Familie und beschäftigt sich hauptsächlich mit der deutschen Geschichte im 19. sowie 20. Jahrhundert und behandelt dabei vor allem kulturelle Aspekte der Politik. Von ihm stammt die Aufsehen erregende These der angeblichen Homosexualität Adolf Hitlers. In der 2004 erschienene Dokumentation Hidden Führer: Debating the Enigma of Hitler's Sexuality,[2] die auf dem Buch Hitlers Geheimnis basiert, ist Machtan zu sehen, wie er an verschiedenen Orten aus Hitlers Jugend seine Thesen erläutert.[3]
Machtans These von Hitlers Homosexualität
Stuart Russell äußerte folgendes zu Machtans These:
„Das erstaunliche daran ist lediglich, daß eine solche Behauptung, die die Medien weltweit in eifernde Erregung versetzt hat, von dem Bremer Historiker Prof. Lothar Machtan kommt, der bis zur Veröffentlichung seines Buches [...] eigentlich nur durch eine solide Arbeit über Bismarck bekannt geworden war. Was einen Wissenschaftler vom Range Machtans bewogen haben mag, in ganz und gar unwissenschaftlicher Weise, wie Historikerkollegen ihm zurecht vorhalten, der Regenbogenpresse zuzuarbeiten, bleibt sein Geheimnis. Jedenfalls, wird seine These und werden seine ‚Beweise‘ von keinem seriösen Zeitgeschichtsforscher ernstgenommen.“[4]
Russell weiter:
„...Frau Dr. Hamann[5] bezieht sich hier auf Anton Joachimsthaler, Autor des bereits erwähnten und akribisch recherchierten Buches Hitlers Weg begann in München 1913-1923. Darin zerreißt er die Quelle Machtans, aus der sich dessen abwegige These speist, in der Luft [...] Trotz allem fragt man sich, warum der Universitätshistoriker Machtan einem „Zeugen“ wie Hans Mend so viel Glaubwürdigkeit beimißt.“[4]
Russell schlußfolgert abschließend:
„Könnte es, wie so oft, auch in diesem Fall so sein, daß es weniger um die Suche nach Wahrheit geht als darum, die Aufmerksamkeit der allmächtigen Medien auf sich zu ziehen? Schließlich verkauft sich ein Buch mit einer These wie der von Hitlers Homosexualität viel besser als eines, das mit allen Mitteln akribischer Quellenkritik das Gegenteil beweist.“[4][6]
Bedeutung der Frage
Die These ist insofern von Bedeutung als der Nationalsozialismus, dessen Begründer Hitler war, Homosexualität als widernatürlich angesehen hat. Wenn er insgeheim selbst homosexuell gewesen wäre und Homosexualität öffentlich verurteilt hätte, wäre dies durchaus ein Thema von öffentlichem Interesse. In der jüngsten Vergangenheit hat Michael Kühnen, entgegen diesem Grundsatz, den Nationalsozialismus und Homosexualität für vereinbar miteinander erklärt. Dadurch spaltete er die nationale Bewegung in der BRD, die er ansonsten, wie keiner ihrer Führer nach 1945, wieder hat lebendig werden lassen.[7]
Werke (Auswahl)
- Streiks im frühen deutschen Kaiserreich. Campus, Frankfurt am Main/New York 1983.
- Bismarcks Tod und Deutschlands Tränen. Reportage einer Tragödie. Goldmann, München 1998.
- Bismarck. Deutsche Erinnerungsorte. Hrsg. von Etienne Francois und Hagen Schulze, Bd. II, München 2001, S. 86–104.
- Hitlers Geheimnis. Das Doppelleben eines Diktators. A. Fest Verlag, Berlin 2001, ISBN 978-3-8286-0145-1 (erweiterte Taschenbuchausgabe bei S. Fischer, Frankfurt am Main 2003, ISBN 978-3-596-15927-7.).
- Was Hitlers Homosexualität bedeutet. Anmerkungen zu einer Tabugeschichte. Zeitschrift für Geschichtswissenschaft, 51. Jg., 2003, S. 334–351.
- Der Kaisersohn bei Hitler. Hoffmann & Campe, Hamburg 2006.
- Die Abdankung. Wie Deutschlands gekrönte Häupter aus der Geschichte fielen. Propyläen, Berlin 2008, ISBN 978-3-549-07308-7.
- Deutschlands gekrönter Herrscherstand am Vorabend des Ersten Weltkrieges. Ein Inspektionsbericht zur Funktionstüchtigkeit des deutschen Monarchie-Modells. Zeitschrift für Geschichtswissenschaft, 58. Jg., 2010, S. 222–241.
- Prinz Max von Baden. Der letzte Kanzler des Kaisers. Suhrkamp, Berlin 2013, ISBN 978-3-518-42407-0.
- Autobiografie als geschichtspolitische Waffe. Die Memoiren des letzten kaiserlichen Kanzlers Max von Baden. Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte, Heft 4/2013, S. 481–512.
- Die Abdankung. Wie Deutschlands gekrönte Häupter aus der Geschichte fielen. Neuausgabe DTV, München 2016, ISBN 978-3-423-28085-3.
- Der Endzeitkanzler. Prinz Max von Baden und der Untergang des Kaiserreichs. Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 2018, ISBN 978-3-8062-3660-6.
- Kaisersturz. Vom Scheitern im Herzen der Macht. wbg Theiss, Darmstadt 2018, ISBN 978-3-8062-3760-3.
Verweise
Fußnoten
Theodor Adorno •
Hannah Arendt •
Fritz Bauer •
Yehuda Bauer •
Thomas Blatt •
Artur Brauner •
Henryk Broder •
David Cesarani •
Ilja Ehrenburg •
Peter Eisenman •
Albert Einstein •
Ed Fagan •
Abraham Foxman •
Otto Heinrich Frank •
Saul Friedländer •
Michel Friedman •
Gustave Gilbert •
Martin Gilbert •
Ralph Giordano •
Daniel Goldhagen •
Nahum Goldmann •
Jonathan Greenblatt •
Wassilij Grossmann •
Stephan Hermlin •
Raul Hilberg •
Moshe Kantor •
Serge Klarsfeld •
Robert Kempner •
Imre Kertész •
Eugen Kogon •
Abba Kowner •
Stanley Kramer •
Moshe Landau •
Felicia Langer •
Claude Lanzmann •
Walter Laqueur •
Deborah Lipstadt •
Arno Lustiger •
Filip Müller •
Paul Niederman •
Miklós Nyiszli •
David Olère •
Léon Poliakov •
Joachim Prinz •
Walter H. Rapp •
Emery Reves •
Gerhart Riegner •
Albert Rosenberg •
Herman Rosenblat •
Samuel Rosenman •
Lea Rosh •
Oscar Roth •
Esther Schapira •
Gitta Sereny •
Richard Sonnenfeldt •
Steven Spielberg •
Ilja Trainin •
Simone Veil •
Rudolf Vrba •
Chaim Weizmann •
Elie Wiesel •
Simon Wiesenthal •
Billy Wilder •
Stephen S. Wise •
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Ritchie Boys •
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